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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIV (1979 / Heft 164)

Paulo 1963 dar. Osterreich war hier ausschließlich 
mit Wandteppichen vertreten. Die zwanzig Objek- 
te waren sowohl in der Wiener Manufaktur als 
auch von webenden Künstlern hergestellt worden. 
Webende arbeiteten aber auch mit entwerfenden 
Künstlern zusammen9. Die Beteiligung an einer in- 
ternationalen Kunstbiennale ausschließlich mit 
Tapisserien zeigt das Interesse Österreichs an 
diesem für das Land relativ neuen Kunstzweig. 
Das internationale Niveau der österreichischen 
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Textilkunst beweist der Grand Prix, der in diesem 
Jahr in Sao Paulo Fritz Fiiedl zuerkannt wurde. 
Das für die internationale Textilkunst wichtigste 
Ereignis der sechziger Jahre war 1962 die Einrich- 
tung der iiBiennale internationale de la Tapisse- 
rieu in Lausanne, an der Jean Lurcat maßgebli- 
chen Anteil hatte. Von Anfang an ist sie Indikator 
der neuesten Tendenzen innerhalb der Textil- 
kunst. Den Lurcatschen Prinzipien entsprechend 
repräsentiert Österreich bei der ersten Biennale in 
 
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Lausanne ein Entwerler: Herbert Boeckl stellte 
die große (260x 1200 crn) Tapisserie vMensch und 
Weltu aus, die Fritz Riedl und Josef Schulz - 
selbst eigenständiger Textilkünstler - gewebt 
haben"! Bei den nächsten beiden Biennalen - 
1965 und 1967 - ist Österreich durch Maria Plach- 
ky, Edda Seidl-Reiter und Fritz Ftiedl vertreten, 
Künstler, die ihre Entwürfe selbst ins textile Mate- 
rial übertragenlßi. Mit den Biennalen in Lausanne 
ist für die Textilkunst ein Forum geschaffen wor- 
den, in dem sie - gleichberechtigt mit anderen 
Bereichen der bildenden Kunst - als "freie 
Kunstu erscheint. Die iiEmanzipationw äußert sich 
auch in der stilistischen Entwicklung. Ein Teil der 
mit textilen Materialien arbeitenden Künstler löst 
sich von der überlieferten Form - der am Web- 
stuhl entstandenen, zweidimensionalen Wandde- 
koration -, Reliefs und schließlich vollplastische, 
dreidimensionale i-textile Objekteu sind die 
Folge". Die Neuerungen kommen vor allem von 
Künstlerinnen aus Polen, Jugoslawien und den 
USA. Andere Länder nehmen die Anregungen 
rasch auf; auf der letzten Biennale 1977 hat vor al- 
lem Japan vielbeachtete und interessante Lösun- 
gen angeboten. Hand in Hand mit formalen Verän- 
derungen geht der Gebrauch neuer Materialien 
und Techniken: Jute, Hanf, Sisal, synthetische Fa- 
sern, Metallfäden und schließlich auch nichttexti- 
le Materialien werden verwendet. Der Webstuhl 
spielt nicht mehr die Hauptrolle, man entdeckt al- 
te Knüpftechniken wie Makramee neu und strickt 
oder häkelt mit der Hand oder der Maschine. Viele 
Künstler arbeiten in der sogenannten Mischtech- 
nik, ein unpraziser Terminus für informelle, vom 
Künstler spontan erfundene, vfreieu Techniken 
der Faserverbindung. 
Zu den österreichischen Künstlern, die sich der 
neuen Entwicklung in der Textilkunst verbunden 
fühlen, gehören Edda Seidl-Reiter, Beatrix Kaser, 
die junge Atanaska. Sebastian Holzhuber und 
Friedrich Schiehsl. Sie beschäftigen sich vor al- 
lem mit plastischen Formen und verwenden Na- 
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