Für den Kunstsammler
schon oberösterreichisch zu sein. Wie aus den Kämme
reirechnungen von Kremsmünster sowie der übrigen
oberösterreichischen Stifte hervorgeht, erfolgten zahlrei-
che Ankäufe venezianischer Waren auf dem Linzer
Markt oder direkt bei den ausländischen Händlern. Wan-
dernde Künstler brachten die Ware ins Haus.
Es gibt allerdings einiges, was man mit Oberösterreich
in Verbindung bringen könnte, wenngleich archivallsche
Belege nicht vorhanden sind. Zuerst sei eine Zlmelie der
Glaskunst erwähnt, das einzige signierte und datierte
Werk des Caspar Lehmann, ein Becher für Wolf Sig-
mund von Losenstein von 1605, heute im Kunstgewerbe-
museum in Pragiz. Zwar hat der ehemalige Münchner
und spätere Prager Steinschneider Lehmann mit Ober-
österreich nur am Rande etwas zu tun, ledoch ist dieser
Becher für einen oberösterreichischen Adeligen gefer-
tigt, dessen Hochzeit mit Susanne von Roggendorf 1592
in Linz im Losensteinpalais stattfand.
Bei den übrigen Giasbechern mit Adalswappen. die aus
Oberösterreich stammen, handelt es sich um Werke, die
in Emailmalerei bemalt sind". Die Kremsmünster Kam-
mereirechnungen erwähnen 1516 i-Maister Wolfgang
(Glas) Maler zu Linz hat uns geben zwo große Scheiben
piid weroh 1.4.0. Mer geben zwo klain 0.4.0. idem Mai-
ster Wolfgang hat selber hie gearbeit ain Wochen 1 fi.u,
1572 werden "von Augspurg 5 Geschmeizt Scheiben in
die Zimer khaufftr". Daraus geht hervor, daß die impor-
tierten Butzenscheiben zumindest hier bemalt wurden.
Ob dasselbe auch für die Glasgefäße gilt, ist nicht si-
cher. Es wäre allerdings durchaus möglich, daß die vie-
len importierten venezianischen Gläser erst nach dem
Import an Ort und Stelle bemalt worden sind. Vor allem
erscheint dies plausibel bei Wappengläsern, die sich
doch auf bestimmte heimische Familien beziehen und
deren Bemalung heimischen Künstlern wohl keine gro-
ße Mühe gekostet haben wird. Die bereits im 16. Jahr-
hundert beginnende Reihe der bemalten Gläser, die sich
im Besitz des OÖ. Landesmuseums befinden, enthält
auch einige Gläser, die mit cberösterreichischen Fami-
lien in Zusammenhang zu bringen slndi5. Wir unter-
scheiden zwei Typen, die Scheiben, die als Fensterglas
verwendet wurden, und die Gefäße. In beiden Fällen fin-
den wir häufig religiöse oder Wappenmalereien. Datum
und Identifikation mit einer Familie bedeuten jedoch
noch nicht, daß das Gefäß im Umkreis der Familie ant-
standen ist. In ihren Anfängen sind diese Gefäße offen-
bar in Venedig erzeugt worden. Die Produktion solcher
Gläser dauert in Venedig bis ins 17. Jahrhundert an. Die
Kremsmünsterer Rechnungen erwähnen 1609 den Kauf
von v3 hoche Venedische Gleichweite gieser mit Hülln,
die zway gemosiert und gemallenrrlß.
Es muß sich hier um Stangen handeln, wie sich eine im
Corning Museum of Giass in New York befindet und von
Saldern als deutsch oder bohmlsch bezeichnet wird".
Tatsächlich scheint dieser Typ aber noch aus Venedig
zu stammen, was wegen des Fadenzugdekors auch sehr
wahrscheinlich scheint. Eine genaue Festlegung der
Produktionsstätten für bemaltes Glas außerhalb Vene-
digs ist nicht leicht möglich, jedoch nimmt Saldern eine
breite Streuung an. Schon Walcher von Mclthein hat
darauf hingewiesen. daß ein Zusammenhang besteht
zwischen dem bemalten Steinzeug von Kreussen und
Sachsen und den bemalten Gläsern. wobei der früher
vorkommende Glasdekor auf den Steinzeugdekor ge-
wirkt haben mußis. Daraus folgert, daß man jedenfalls
in Franken und Sachsen mit ziemlicher Sicherheit Pro-
duktionsstätten für bemaltes Glas annehmen kann.
Ebenso konnte Saldern für mehrere andere deutsche
Regionen bemaltes Glas feststellen. Die Tatsache, daß
sich für eine Region Wappengläser erhalten haben, läßt
leider noch nicht den Schluß zu, daß in dieser Gegend
eine Produktionsstätte war. Dies ist der Fall bei Ober-
österreich, wo eine Glasproduktion für einfacheres Glas
1638 durch das Stift Schlägl erfolgt19. Interessant sind
in diesem Zusammenhang die Kammereirechnungen
von Stift Kremsmünster. in denen häufig Einkäufe von
Glas, vorwiegend venezianischem, eingetragen sind.
1602 kaufte das Stift von vainem Glaßtrager auß Behaim
400 durchsichtige scheibenir, 1604 von ndem Merth Gla-
ser im Markht umb Allerlai Glösser in die Apotegkhn,
dan umb 9 Oll Lampen, so Alles im Böhamb Auf der
Giaß Hitten gemacht wordena, 1609 1130 Venedische
Christaline Drinckhgläsl und 2 Weingiaßu, 113 hoche Ve
nedische Gleichweite gleser mit Hülln. die zway gemo-
siert unnd gemalten-r, 1613 von irBIasien Wassei Wei-
schen glaß Trager umb ediich Crlstailinene Trickhglaßtr,
1615 r-Venetigische Drinckglößerw. 1627 1-20 Venedische
Trinkhglöserrr, 1628 von wainen Weischen Glaßtrager für
130 Trinkhglöserlr, 1628 von nainen Weischen Glaßtrager
für 130 Trirlkhgiösen. 1639 von t-Oaspar Freisauf zu
Weiß Venedische Drinckhgkäseru etc. Auch im 16. Jahr-
hundert und in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts exi-
stierten Ankäufe von venezianischem und böhmischem
Glas. Die Situation in den anderen oberüsterreichischen
Stiften ist die gleichem. Ebenso war sie auf dem weltli-
50
chen Sektor, wie aus dem Schwanenstädter Fund her-
vorgeht, der eine Fülle von Importen beinhaltet. Auffal-
lend ist das Überwiegen von venezianischen Gläsern
auf dem Markt, was wiederum beweist, daß die böhmi-
sche Glasproduktion erst in der Barockzeit Bedeutung
erlangt und hauptsächlich geschnittenes Glas hervor-
bringt. Auch für die Erzeugung von bemaltem Glas wird
man durchaus annehmen dürfen, daB Venedig bis Ins
17. Jahrhundert weiter den Markt belieferte. Was die
oberösterreichischen Wappengläser betrifft, bleibt ihre
tatsächliche Herkunft ebenso offen, wie die aller übri-
gen bemalten Gläser. Die Tatsache, daß in der Glashüt-
te Freudenthal in Oberösterreich seit dem 16. Jh. bemal-
tes volkstümliches Glas erzeugt wurde, ist noch nicht
Beweis genug, daß auch die Renaissance und Barock-
giäser dieses Genres cberösterreichisch sind. Jedoch
wäre es, wie bereits oben erwähnt, möglich, daß den im-
portierten Gläsern der Maldekor von heimischen Künst-
lern aufgetragen wurde, was vor allem bei den Wappen-
gläsern plausibel erschiene.
Wie dem auch immer sei, einen Beweis für eine Produk-
tion von künstlerisch hochwertigem Glas in Oberöster-
reich in dieser Zeit gibt es nicht. Datierte Emailgläser
der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts befinden sich einige
im OÖ. Landesmuseum. Sie stammen aus heimischen
Besitz.
Zu erwähnen wäre ein Becher (Inv. Nr. J 172) mit den Ini-
tialen nV.H.ll uW.K.u. datiert 11160011, und den Wappen der
Chuenring und Geumann('?)2'. 1837 wurde der Becher
aus Thürheimschen Besitz dem Museum geschenkt. Das
Wappen des Hieronymus Miedzer, kaiserlichem Pfleger
von Steyr, trägt ein 1616 datierter Deckeibecher (Inv. Nr.
J 174) im OÖ. Landesmuseum. Er ist inschriftlich als
solcher bezeichnet, denn das Wappen der Miedzer fin-
det sich nicht mehr. Aus altern Museaibesltz stammen
auch Wappenscheiben (Inv. Nr. J 248, 247, 249), die für
Fenster Verwendung fanden. Es handelt sich um das
Wappen der Elisabeth Zinzendorf, verehelichte Oed, da-
tlert 1620 (wohl Datum ihrer Hochzeit mit Wolf von Oed),
das Aliianzwappen des Christoph von Zedlitz mit den
Häusern Stalnach, Adlmanshoven und Rohrbach, datiert
1627 (wohl aniäßlich der 3. Vermählung mit einer Rohr-
bach), das Aliianzwappen des Gottiieb von Salburg mit
Sabina Rauchenberg, datiert 1627 (wohl das Jahr der
Vermählung). Alle drei Wappenscheiben sind inschrift-
lich bezeichnet. Eine weitere Wappenscheibe (Inv. Nr.
J 250) mit dem Wappen der Fuchs und den Initialen
iiHtFßl ist 1656 datiert. Ein Becher (Inv. Nr. J 173) trägt
das Jörgersche Wappen, die Initialen nSS-r JYDLVK und
das Datum w16561. Er ist ein Legat von 1846. An Ort und
Stelle haben sich leider keine Wappenscheiben mehr er-
halten. Die Stiftssammlungen von St. Florian besitzen
noch zwei 1605 datierte Wappenscheiben des Friedrich
und der Maria von Poiheim aus der Kirche von Thai-
heim. in der Bourbonschen Schloßkapelle von Puchheim
befanden sich bis vor kurzem zwei 1648 datierte Wao
penscheiben der Salburg.
Zinn
Das Reliefzinn des 16. Jahrhunderts verkörpert in seiner
höfischen Ausformung den Geist des Manierismus am
reinsten. Das Zinn der Barockzeit ist graviert, wenn es
überhaupt dekorativ gestaltet ist. Nur in Nürnberg lebt
das Rellefzinn noch weiter bis ins 18. Jahrhundert. Man
darf durchaus behaupten, daB Wels, Linz und Steyr Zen-
tren der Zinngießerei dieser Zeit waren. Unter allen Gie-
ßernamen, die durch Hintze erfaBt sind, ragt an Quanti-
tät die Figur des Hieronymus Ledermayr in Wels hervor,
der allein in der Sammlung des OÖ. Landesmuseums
mit 28 Stück vertreten ist22.
Das bedeutendste Stück der 1. Hälfte des 17. Jahrhun-
derts, das mit Oberösterreich in Zusammenhang zu brin-
gen ist, ist ein Deckeibecher (Inv. Nr. Z 453) in konischer
Form im OÖ. Landesmuseum. Er trägt die Porträts Wolf
Sigmunds von Losenstein und Philipp Croys Herzog von
Aarschot und ist inschriftlich bezeichnet. Die Entste-
hungszeit des Werkes läBt sich einengen von 1623 bis
1626. 1523 ist das Jahr, in dem Wolf Sigmund die Gra-
fenwürde erhielt, 1626 das Jahr seines Todes. Das Por-
trät Wolf Sigmunds trägt die Initialen 106-123. Beim
zweiten Porträt handelt es sich wohl um Philipp III.
Croy, 3. Herzog von Aarschotzf. Der Anlaß für die Her-
stellung des Bechers dürfte wohl die Erlangung der Gra-
fenwürde 1623 durch Wolf Sigmund gewesen sein.
Steyr ist das Entstehungsgebiet bedeutender Zinnarbei-
ten der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts, wie des
Humpens (Inv. Nr. Z 75) des Vincenz Burel im OÖ. Lan-
desmuseumß. Dieser prachtvolle Humpen zeigt reiche
gravierte allegorische Szenen und ist dekorativ mit Or-
namentik überzogen. Der Typus des heimischen Zinn ist
einfach. Der konische Humpen verbreitet sich in
schwach glockenformiger Form nach oben und unten.
Daneben finden sich noch polygonale Schraubilaschen
und glatte Teller. in Steyr arbeiten in der 1. Hälfte des
17. Jahrhunderts noch Caspar Bach, Martin Schöps, Sig-
mundt Bock und Woltt Schleicher, von denen Werke in
den einzelnen Sammlungen erhalten sindzs.
Besonders ragt in Oberösterreich die Persönlichkeit des
Hieronymus Ledermayr heraus, von dessen überaus
reichhaltigem Werk sich 28 Stück allein im 00. Landes-
museum erhalten haben27. Seine Wirkungsstätte ist
Wels. Unter seinen Auftraggebern finden wir auch das
Stift Kremsmünster sowie den bürgerlichen Besitzer des
Schwanenstädter Fundes. Seine lange Schaffenszeit
von 1627 bis 1675 erkärt die Fülle der erhaltenen Werke.
Jedoch war auch die Qualität seiner Schöpfungen be-
trächtlich, wie zwei Brautgefäße im Schwanenstädter
Fund beweisen. Es handelt sich um eine Brautflasche
(Inv. Nr.2 440), die wie die meisten Schraubflaschen
dieser Zeit sechsseitig istze. Die Wände dieses Pracht-
werks sind rrlit überaus reichen Gravierungen bedeckt,
die das Stück weit über das hinaus heben, was sonst
auf dem Gebiet der oberösterreichischen Zinnkunst ge
leistet wurde. Ähnlich prächtig gestaltet ist der Braut-
humpen (Inv. Nr. Z 437) des Schwanenstädter Fundes.
Auch hier bedecken wieder überaus reiche gravierte
Darstellungen die Leibung des nach oben und unten
glockenformig ausschwingenden Humpens. In einer
ovalen Kartusche befindet sich ein kosendes Paar. Der
übrige Teil der Leibung ist eingenommen von einem rei-
chen Ftankenwerk, wie man es, getrieben, auch auf Wer-
ken der Goidschmiedekunst dieser Zeit finden kann. Le
dermayr kommt leider als Schöpfer des Losensteinbe
chers nicht in Frage, da dieser schon vor 1626 entstan-
den sein muß. Ein weiterer Weiser Zinngießer, dessen
Werke sich erhalten haben. war Hans Ziegler29.
Außerhalb von Wels und Steyr wäre vor allem noch Linz
als Produktionsstätte zu nennen. Es arbeiten hier im
fraglichen Zeitraum Isaac Widemann, Georg Kaicher,
Hans Heinrich Walter und Georg Hambl39. Es haben
sich aber auch noch Zinngeräte des Meisters M.E. in
Braunau, des Meisters C.P. in Braunau, des Christoph
Pfannenstill Ä. in Enns, des Meisters Z.S. in Gmunden
und des Daniel Hieber in Lambach erhalten-V.
Silber und Preziosen
Die Situation auf dem Gebiet der Goidschmiedekunst
ist insofern der auf dem Gebiet des Zinns ähnlich, als
diese Objekte ebenfalls punziert wurden und daher eine
Lokalisierung und Meisterbestimmung so viel einfacher
Ist, wie in den anderen Sparten des Kunstgewerbes.
Während daber die Zinnproduktion in Oberösterreich ge
radezu führend ist und bedeutende Werke hier geschaf-
fen wurden, sind die Goldschmiedegefäße offensicht-
Iich sehr oft aus Augsburg und auch aus Nürnberg im-
portiert worden.
Aus den Sammlungen und Rechnungen der Stifte
Kremsmünster. St. Florian, Lambach und Schlagl geht
hervor, daß häufig Augsburger Siiberwaren bei Händlern
und am Linzer Markt enuorben wurden. Eine dieser
Händler- und Goldschmiedefamiiien sind die Fesenmayr
aus Augsburg, die Kremsmünster, Schlägt und Lambach
Anmerkungen 12-66
" Erich Meyer-Heisig. Caspar Lahrnann, in: Kunstiahrbuch der Stad
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1' Llpp.
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1 s.
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" Erwin Hintze, Die deutschen Zinngießer und ihre Marken, Band vl
Leipzig 1931 - Brigitte Heinzl. Die zinn- und Goldschmiedesamm
iung der kunsthistorischen Abteilung des o0. Landesmuseums. ir
Jahrbuch des o0. Musealvereins, Band 121, 1976.
ii die Sfichvoriage war wohl ein Porträtstich. bei dem die Porträtiel
ten in einer ovalen Kartusche mit Inschrift dargestellt waren.
" Slsbmachar I, Band 3. 3. Reine. Die Fürsten des Heiligen Rdrrli
schon Reiches, A-L.
1' Hintze Nr. 1330.
t" Hintze Nr l334.1a36.1332.133l.l3as.1340.
" Hintze Nr. 1379. 1350. 1301
" Ubeil r. XXI.
1' Hintze Nr. 1376.
J" Hintze Nr. 1089, 1092, 1094. 1095. 1097.
" Hintze Nr, 730, 731, 77a, 1116, 1065.
" Georg Wachs, Kunst in Linz um isoo, rn- Kunstjahrbuch der stat
Llrlz 1967.
1' Wacha. Kunst in Linz - Das c weist. wie häufig der Fall, keine
Ouurstrich dul.
V Anton Wilhelm (Wllhei Froh. Banrio Ulm).EdlesSiiberkos1bars ur
ran, in: kcialdgc des Oberosterreichischen Landesmuseum
Nr. eo. Linz 1972. s. 49.
" Britterfs oid clocks ahd watcrles, London 1973, s. 357. Eritten cr
wtlrint zwei verschiedene Schreibweisen. die aber beide auf de
gleichen Künstler bezogen werden mussen.
" Ernst von Bassermarlrl-Jordan. uhrdn, Braunschweig 196i
Abb. 124 - Samuel Guye, Henri Michel, Uhren und Messinginstru
mente, Zürich 1971. Abb. 31.