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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIV (1979 / Heft 164)

Varia, Buchbesprechungen 
 
mit Goidschmiedegefäßen beiieferten. Alle diese Werke, 
die sich in den Stiften und im Schwanenstädter Fund 
finden, lassen sich nicht zur Kunstgeschichte Ober- 
österreichs zählen, wenngleich sie einen gewissen Ein- 
fluß ausgeübt haben mögen. 
Zumindest eine heimische Goldschmiedepersoniichkeit 
ist mit Werken faßbar: Gottfried Korber in Linz. Der in 
Florianer wie Kremsmünster Archivalien häufig auf- 
scheinende Meister arbeitete auch für den kaiserlichen 
Hof-V. Mit ziemlicher Sicherheit kann man einen Hum- 
pen (inv. Nr. Go 103) im OÖ. Landesmuseum mit dem 
Künstler in Verbindung bringen. Dieser bisher immer 
nach Augsburg lokalisierte Humpen trägt jedoch den 
Meisterstempel nGKu33. Eindeutig mit Linz in Verbin- 
dung steht dieser Humpen jedoch durch das auf der ln- 
nenseite des Deckels angebrachte Stadtwappen von 
Linz, das die Aufschrift wStatt Lintü 1612er trägt. Der An- 
laß dieses 1931 angekauften Hurnpens dürfte die Kai- 
serkrönung des Kaisers Mathias gewesen sein, für die 
die Stadt Linz offensichtlich einen Memorlalhumpen an- 
fertigen lieB. Der Humpen entspricht weitgehend dem 
des Hieronymus Ledermayr im Schwanenstädter Fund, 
nur daß der Silberhumpen getrieben und nicht graviert 
ist. Die reiche Treibarbeit weist ebenfalls iebensbaumar- 
tige Motive auf, zwischen denen Kavaliere stehen. in der 
Form sind beide Humpen sehr ähnlich, zylindrische, 
nach unten und oben ausschwingende Gefäße mit weit 
geschwungenem Henkel und Deckel. Die Vorbilder sind 
dem Augsburger Kunstkreis entnommen, wie ein eben- 
falls im OÖ. Landesmuseum befindlicher Humpen (lnv. 
Nr. Go 86) des Kaspar Bauch beweist, was wegen der 
regen Handelsbeziehungen zu Augsburg nicht verwun- 
derlich ist. 
Auch Uhrmacher. Hersteller der damals so beliebten 
kostbaren Uhren, finden sich in Oberösterreich in der 
fraglichen Zeit. isaak Ebert in Steyr ist an Hand von Si- 
gnaturen an seinen Uhren faßbar34. im OÖ. Landesmu- 
seum befindet sich eine Kreuzuhr (lnv. Nr. Go 209), eine 
weitere ist in einer Privatsammlung35. Der Typus dieser 
Uhr kommt häufig im süddeutschen Raum vor. im 
Sockel eines Hoizkreuzes mit Metaiitiguren befindet 
sich das Uhrwerk. Verglelchsbeispieie finden sich in 
einer Basler Privatsammiung und im British Museum, 
London35. 
Anschrift des Autors: 
Dr. Brigitte Wied 
Oberösterreichisches Landesmuseum 
Museumstraße 14 
A-402O Linz 
Venedig - Museo d'arte moderna 
Ein bedeutender Landschafter des Ottocento, ippoiito 
Caffi, 1809 in Beiluno geboren, bekam hier eine Ausstei- 
lung. Der Künstler besuchte die Accademia Belle Arti di 
Venezia und begann 1832, im Sterbejahr Goethes, seine 
künstlerische Laufbahn in Rom. Cafli entwickelte einen 
eigenen Stil, infolge seiner starken künstlerischen Ver- 
wandtschaft zu Canaletto führte er somit die veneziani- 
sche Tradition des Settecento weiter. Er unternahm Rei- 
sen in den Orient, 1843, die ihn über Athen und Kon- 
stantinopel führten. Später nach Genf, London, Paris 
und nach Spanien. Er verewigte voll des Patriotismus 
die Seeschlacht bei Lissa, 1866, mit seinem Admirals- 
schitf uRe d'Italia-r. Die Jahre 1848 und 1849 ließen ihn 
jene Unruhe und jenen Aufbruchsgeist, der in der Mitte 
des vorigen Jahrhunderts auch in, Italien seinen Nieder- 
schlag fand, als Dokumente der Zeitgeschichte in seine 
Bilder aufnehmen. 
Vicenza - Centro lnternazionaie di Studi 
di Architettura 
Als fester Begriff in der Geschichte der Architektur ist 
die "Andrea Paiiadiou Vicenza Vereinigung eine Institu- 
tion, die permanent um diesen großen Architekten als 
ein lebendiges Vermächtnis agiert. Auch 1979 gibt es 
unter dem Haupttitel t-Paiiadio: ll Goncetto Deii'Antichi- 
ta Trattato, Disegni den ,Ventunesimo Corso lnternazio- 
nale di Storia deIVArchitetturaNir vorn 1.- 15. 9. 1979. im 
Domus Comestabiiis, der Basiiica Paiiadiana und auf 
der Plazza dei Signori wird sich der Reigen der Veran- 
staltungen abspielen. Eine Reihe namhafter Wissen- 
schafter und Dozenten werden die Träger des dichten 
Programms sein. S BarbIeriIMailand, H. Burnsl 
 
Ehrungen 
Mit Entschließung des Herrn Bundespräsidenten Dr. Ru- 
dolf Kirchschläger wurden zu Professoren ernannt: 
Alois Vogel, Redakteur der Zeitschrift nalte und moder- 
ne kunst-t, und Wladimir Naroutt-Lieven, Leiter der Foto 
abteilung des Österreichischen Museums für angewand- 
te Kunst. Zwei verdiente Persönlichkeiten in ihrem je- 
welligen Kreis, denen diese Ehrung mit vollem Recht ge- 
bührt und zu der wir unsere herzlichsten Glückwünsche 
aussprechen. 
Prof. Alois Vogel hat sich nicht nur als langjähriger Mit- 
arbeiter der nÄMKu viele Verdienste erworben, er hat 
auch im literarischen Leben Österreichs bedeutsame 
Positionen inne, ist stets äußerst aktiv in jedem Sinne 
und in jeder Weise engagiert tätig. 
Prof. Wladimir Narbutt-Lieven, seit Jahrzehnten mit an 
vorderster Steile der österreichischen Fotoszene, hat 
kürzlich die Leitung der Fotoabteiiung des Österreichi- 
schen Museums übernommen, ist entscheidender Akti- 
vator des Bereiches der "Experimentellen Fotografien 
und gibt seine profunden Erfahrungen und Erkenntnisse 
dieses Mediums in Seminaren mit unermüdlichem Eifer 
weiter. I. n. 
[i 
Anfrage 
Der Maler Philipp Karl Peter Stoh r, geb. am 21. 4. 1793 
in GeroizhofenlFranken, studierte 1812113 an der Akade- 
mie der bildenden Künste, Wien. Nach Studienaufent- 
halten in italien 1817- 1820 lebte er von 1821- 1824 in 
Wien. Heiratete hier 1822 Therese Prohaska. Steilte in 
der Jahresausstellung der Akademie 1822 drei Ölbiider 
aus, 2 Porträts und ein Genregemäide. - Es entstehen 
in diesen Wiener Jahren Ölbiider und Lithographien, 
u.a. 1823 eine stehende Madonna mit Kind vor südlicher 
Fiußlandschaft und mittelalterlicher Toraniage mit der 
lfd. Inschrift in den Stickereien des Kleides: -Maria ma- 
ter Dein, samt der Jahreszahl M.D.C.C.C. XXIII und Si- 
gnatur "Stoehr pinu (Nachforschungen danach bisher er- 
folglos) und 3 Lithographien nach Gemälden von Asper, 
Cranach und Dürer, die sich im Biidarchiv der Österrei- 
chischen National-Bibliothek befinden. 
Als Urenkeiin des Malers interessiert es mich zu wis- 
sen, ob sich weitere Bilder von ihm in Wien in privatem 
oder öffentlichem Besitz befinden. Für entsprechende 
Angaben wäre ich dankbar: 
Eleonore Stöhr, BRD, 53 Bonn, Rheindorfer Straße 74 
l_i 
Schioß Grafenegg '79 
Aus dem Programm dieser sog. Außenstelle des Öster- 
reichischen Museums für angewandte Kunst: 
nBilder für Bürger- - Kunstreproduktion zwischen 1830 
und 1870. Museum Höxter-Corvey, WestfaienIBRD. 
7. April bis 4. November 1979. 
t-The Bowl- - Wanderausstellung des Worid Crafts 
Council in Europa zum Thema i-Schaieq in verschiede- 
nen Materialien bzw. Folgeaussteilung österreichischer 
Mitglieder ab 19. Mai. Austrian Cralt CounciilOCC. 
7. April bis 2. September 1979. 
wLauter, lauter Nepomukenmn - Vortrag mit Farbdias, 
gehalten von Johanna von Herzogenberg, München, aus 
Anlaß der 250. Wiederkehr der Heiligsprechung von Jo- 
hannes von Nepomuk. 19. Mai, 18 Uhr. 
Weiterhin laufende Ausstellungen des Österreichischen 
Museums für angewandte Kunst: 
wGoid- und Silberschätze in Kopien des Historismus" 
"Metaiiarbeiten des Historismus" i. n. 
Essiingen - Die Künstiergilde e.V. 
Galerie der Stadt Esslingen 
in der Reihe der Ausstellungen zur nEssiinger Begeg- 
nung 1979-1 "Oskar Kokoschka-Grafik und illustrierte Bü- 
chenr (Villa Merkel, 1. 4. -20. 5. 1979), nSeibstbiidnisseit 
- Jahresaussteiiung der Künstiergilde (Altes Rathaus, 
18. 5. - 17. 6. 1979), "Freie Kunstschule Nürtingent -_ 
mit Bildhauersymposion (Schwörhaus, 11. 5. -3. 6. 1979) 
u. a. 
Die Galerie der Stadt Esslingen zeigte vorn 1. 6. - 8. 7. 
1979 Plastiken von Günter Haese (siehe AMK 2 Nr. 164, 
S. 37) und Farbradierungen, Gouachen und Zeichnungen 
von Alfred Finsterer. 
Anton Hofer + 
Aus Bozen erreichte uns die Nachricht vom Tode des 
Malers Anton Hofer. Überraschend abberufen, war er, 
obwohl er schon lange nicht mehr in Wien lebte, mit der 
Stadt seiner Jugend verwurzelt, seit er die Akademie der 
bildenden Künste besuchte. Mit Freude erfüllten ihn 
auch persönliche Kontakte hieher, wie z. B. zu w. Hofrat 
Prof. Dr. Wilhelm Mrazek, Direktor des Österreichischen 
Museums für angewandte Kunst. Der Zufall will es, daß 
unmittelbar nach Hofers Tod in diesem Institut eine 
Ausstellung des nwiederentdecktem Koio Moser lauft, 
der Anton Hofer als Student ausrichtete und künstie 
risch profilierte. Und als Schüler der legendären Wiener 
Kunstgewerbeschuie eignete sich der Verstorbene ne- 
ben seiner malerischen Tätigkeit vieles an, was ihn, sei- 
nem Vorbild gleich, universell tätig werden ließ. Seit 
1912 hatte er eine Professur an der Wiener Kunstgewer- 
beschuie, und zusammen mit seiner Frau May Hofer, 
die in der Glanzzeit der Wiener Werkstätte tätig war, 
entstand eine ideale Kühstlergemeinschaft bis ans Le- 
bensende. Wir vermerkten ihr letztes gemeinsames Auf- 
treten 1976, eine Ausstellung in der Bozener 
Dominikaner-Galerie. Anton Hofer bewies damals die 
bis zuletzt erhaltene Frische und Ungebrochenheit sei- 
ner Künstierschaft. Anton Hofer war und ist auch nach 
seinem Tode ein lebendiges Glied in der unlösbar star- 
ken Kette zwischen altem tiroiischem Stammiand und 
der alten österreichischen Heimat. I. netopil 
Ben Merchant Vorpahi, Frederic Remington 
and the West. With the Eye of the Mind. 
Austin-London: University of Texas Press 
1978 
Frederic Remington (1861 - 1909) gilt in weiten Kreisen 
als der Maler des amerikanischen Westens schlecht 'n. 
Zu dieser Einschätzung hat sicherlich seine Tätigkeit 
als Illustrator für vHarpefs Magazinen und andere Perio- 
dika beigetragen, die seinem Werk eine enorme Verbrei- 
tung bescherte. Und zweifellos ist die Wirkung auf das 
amerikanische Bewußtsein bei der Betrachtung Reming- 
tons wichtiger als seine künstlerischen Qualitäten. 
Ben Merchant Vorpahi, Literaturwissenschaftler und 
Remington-Kenner, untersucht im vorliegenden, biogra- 
phisch konzipierten Buch den tatsächlichen Charakter 
der Beziehung Remingtons zum Westen. Und er zeigt, 
daß der Künstler selbst mindestens ebensosehr vom 
Mythos des Westens geprägt wurde, wie er das Bild des 
Westens mitprägte. Jenen Teil Amerikas, der heute so 
fest mit seinem Namen assoziiert wird, sah der Journa- 
listensohn aus der New Yorker Provinz erstmals 1881. 
Nachdem der Vater seiner Braut dem Zwanzigjährigen 
die Hand der Tochter verweigert hatte, exiiierte sich Re 
mington, der seine akademische Ausbildung zum Maler 
in Yaie nie vollendete, in den Westen. Seine Versuche, 
sich als Farmer bzw. Elarbesitzer durchzuschlagen, en- 
deten jeweils in finanziellen Katastrophen. Eine Skizze 
aus dem Westen, die er iwHarpefsrr eingesandt hatte, er- 
schien hingegen 1882 (wenn auch in überarbeiteter Fas- 
sung) und deutete eine mögliche Karriere an. 
Als 1886 der Feldzug gegen die Apachen in Arizona die 
Gemüter der Zeitungsleser beschäftigte, nutzte Reming- 
ton die Gunst der Stunde und vermarktete geschickt die 
Bilder, die er im Jahr zuvor unter Apachen gefertigt hat- 
te. Obwohl seinen Arbeiten so gut wie jeder objektive 
Dokumentationswerk fehlt, sprach die Identifikation des 
Künstlers mit dem Thema die Leser offenbar in solcher 
Weise an, daß er binnen kurzer Zeit zum begehrten illu- 
strator wurde, der die Erwartungen des westwärts 
biickenden Publikums zu erfüllen verstand. 
Aber schon mit dem Massaker, das amerikanische Trup- 
pen 1890 unter den Dakota bei Wounded Knee begin- 
gen, voiizog sich die endgültige Trennung des Mythos 
vorn Westen von den Tatsachen. Auch für Remington, 
der beinahe Augenzeuge des Gemetzels geworden wäre, 
war Wounded Knee das erste einer Serie von Schlüssel- 
eriebnissen (gefolgt vom Einschreiten der Armee gegen 
streikende Puiiman-Arbeiter in Chicago 1894 und seiner 
Teilnahme an der amerikanischen Intervention in Kuba 
1898), die ihn in seinem existentiellen Selbstverständnis 
erschütterten und ihn weiter weg von der Wirklichkeit 
und in den Mythos drängten. 

	        
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