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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIV (1979 / Heft 166 und 167)

 
ieispiel ausgehen, wenn man zu einergültigen 
eilung kommen will. Unklar ist man sich immer 
über Ursprung und Ansatzpunkte des künstle- 
zn Stils Peter Parlers. Die vielfältigen Meinun- 
die im Parler-Handbuch zum Ausdruck kom- 
konnten bisher nicht wesentlich zur Klärung 
igen, 
nposante Kopf Ottokars l. wurde einmal cha- 
'isiert als Darstellung mit vtierhafter Urmänn- 
Eltlt", manchmal wiederum wollte man an ihm 
sches erkennen". Es handelt sich sicher um 
der bedeutendsten Grabfiguren spätmittelal- 
ler Bildhauerei. sie trägt viel individuelles und 
ithaftes in sich, aber auch durchdringen sich 
und Form in einer unnachahmlichen Dichte. 
man etwa gleichzeitige Grabplastiken, Jo- 
s des Guten oder Karls V. von Frankreich in 
enislParis". als Vergleiche heranzieht, so wird 
Jei Ottokar ein etwas anderes Bild des Men- 
i feststellen können. Offenbar wird hierdie Un- 
liedlichkeit gleichzeitiger Stile und anderer 
(urigen 5-16 
l Wund m. Korper und Raum in der böhmischen Kunst zur 
arls lV.. Maiser Karl lv-, Katalog der Ausstellung in Mun- 
und Nürnberg, München 1978. S. 371 lt. 
wer. lkon und Portrat, in: Parler-Katalog, Bd. lll. S. 217W, Vgl, 
mmetsberger. r-lndividuumu und ß-Typ- in den Porträts Kaiser 
lV.. irl: Wissenschaftliche zeiisctirili der Friedrich-Schil- 
iiversität Jena. Gesellschalts- und sprachwissenschaftliche 
r_1s.19s7,s.1sri. 
atakova. Maeter Theodorlc. Prague 1951. 
itäibek-J. Pasina. Gotische Malerei in Edhmen, Talelmalerei 
1450. Prag o. 4., s. 21. 
Anmerkung z. s. iss. 
hmldt, Peter Parler und Heinrich tv. Parler als Bildhauer, in 
er Jahrbuch lur Kunstgeschlchte, is1o, xxlli, s. llJB rl. 
 
Landschaften, aber gerade daran wird das andere 
und Neue böhmischer Kunst sichtbar. In diesem Be- 
sonderen scheint sich Theoderichs Vorstellungs- 
welt mit Peter Parlers Gestaltungswillen getroffen 
zu haben. Bereits formal lassen sich Parallelen her- 
ausarbeiten. Zum Beispiel ist der Kopf Ottokars von 
ähnlich mächtiger, kubischer. in die Breite gehen- 
der, in den Raum hinausgreifender und verschränk- 
ter Form wie Theoderichs Köpfe. Auffällt bei Peter 
Parlers Figur. daß sie von erstaunlicher Daseinsfül- 
le, Wachsamkeit. Lebensnähe und Massigkeit ist. sie 
scheint tatsächlich noch am irdischen Leben teilzu- 
nehmen, es zu beobachten". Es drängt sich dabei 
kaum der Gedanke auf. daß es sich um eine Grabfi- 
gur handelt. Zieht man hingegen ein Beispiel einer 
Grabfigur aus der ersten Hälfte des 14. Jh. s, den Bi- 
schof Friedrich von Hohenlohe(T1352)- Bamberg. 
Dom -. zum Vergleich heran". so erkennt man die 
kolossale Wandlung des Grabbildes innerhalb eines 
Vierteljahrhunderts. Bei Peter Parler ist selbst der 
Tote von lebendigem und individuellem Ausdruck. 
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nicht verklärt, sondern lebendig. Peter Parler ist es 
bei diesen Funeral- und Memorialbildnissen um 
Wirklichkeitsnähe und um Porträtabsicht gegan- 
gen, d.h. ein bestimmter Mensch wurde dargestellt, 
nicht ein ldealabbild. In diesem Wollen liegt der An- 
satz zum Bildnis. P. 0. Rave schreibt: "Entschei- 
dend ist demnach die Absicht. einen bestimmten 
Menschen darzustellen. nicht der Grad der erreich- 
ten Ähnlichkeit-k"; (der oft gar nicht nachzuprüfen 
ist). Von irdischer Präsenz zeugt auch die Figur Ot- 
tokars ll., die ebenfalls Peter Parler zuzuschreiben 
ist. Beide Ottokare weisen einen Grad hoher Bild- 
niskraft auf, besitzen individuelle Gesichtszüge, an- 
hand deren sie zu unterscheiden sind. Fast im Ge- 
gensatz dazu steht ein blockhafter Körper, statisch 
durch eine schematisierte Faltengebung, einfach 
ein totes, erstarrtes Gebilde, das am Kopf "hängtrr. 
Der Kopf Spytihnevs ll. weist sich durch ähnlich 
kraftvolle Ausdrucks- und Formgestaltung des Kop- 
fes aus, so daß Peter Parlers eigene Hand hier spür- 
bar wird. zumindest was eben den Kopf betrifft. Man 
" w Plnder,DieKunstdererstenßurgerzellbiszurMlttedes15 Jh.s. 
KDlh 1952, S. 104. 
" Vgl w. Worringer, Die Anlärlge der Talelmalerei. Leipzig 1924. 
" K. Bauch. Das mittelalterliche Grabblld, Berlin-New York 191a, 
Abb. saß-saß. 
" Vgl. K, M. SWODOGS. Peter Parler, Wien 1940, s 31. 
lt w Finder. Die deutsche Plastik des u. Jh.s. Leipzig l925. 
Abb. u-so 
Vgl. F. O. Rave, v-Bildnisu, In: Fleallexlkon Zur Deutschen Kunstge- 
schichte, Ed. ll. S, 639 lf H Keller. Die Entstehung des Bildnisses 
am Ende des Hochmlttelallers, In Romisches Jahrbuch. 1935. 
5 227 ff. 
E. Buschur. Da: Pcirlrat-Bildriiswege und Btldrllsstulen In fuflf 
Jahrtausenden, Murlchen 1950. 
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