mens Vll. gestifteten Ewigen Anbetung im unun-
irochenen Wechsel von Stundengebet und See-
nessen. Dieser kultische Bereich ist selbstver-
ldlich nicht von allem übrigen ablösbar, die
ze Kapelle muß unter dem Aspekt ihrer kulti-
en Bestimmung gesehen werden.
is Endeder Zeit, das typologisch im Patrozinium
Auferstehung angesprochen ist.
verhalten sich diese Formen der Zeitlichkeit zu-
lnder, gibt es auch in diesem ikonologlschen Be-
h Verhältnisse, die analog dem formalen Phä-
wen der Interferenz zu sehen sind?
l zur ersten der eben aufgezählten Erschei-
gsformen der Zeit. Die oben beschriebenen Ver-
ränkungen -moderner- und r-altertiimlicher-t
rißsysteme und ihrer ornamentalen instrumen-
.lng stellen eine historische Synopsis, eine Zu-
lmenschau des mdiceischen Kunstpatronats
leisten Viertel des 15. Jh.s bis zum ersten Viertel
16. Jh.s dar. Dieser Zeitraum erscheint verkürzt
aildewordene geschichtliche Zeit, die nicht zu-
g deckungsgleich mit jener zwischen Beginn
Höhepunkt der Renaissance in Italien ist. Diese
sthistorische Einschätzung ist nicht erst uns
:h den Abstand von über vierhundert Jahren
ilich geworden. sondern war der damaligen Zeit
:haus bewußt, wenngleich sie dieses Wissen in
eren Begriffen als wir und vor allem in Bildern
i Ausdruck brachte. Um 1520, als die Neue Sakri-
eben begonnen wurde, setzte mit dem frühen
lierismus eine Revision der Renaissance über-
pt, ihrer Leistungen und Möglichkeiten ein. in
lr auffallenden Parallele zu dieser allgemeinen
isionsstlmmung wurden eben zur selben Zeit die
llcipäpste durch das Aussterben ihrer Familie zu
lr Revision der Geschichte ihres Hauses ge-
ngen. Leo X. läßt nicht nur den Memorlalbau der
in
6 Michelangelo, Capella Medicea, Entwurf für ein freiste-
hendes Grabmal der Neuen Sakristei der Kirche von San
Lorenzo. London, British Museum.
7 Michelangelo, Cepella Medicea, Entwurl für ein Wand-
grabmai der Neuen Sakristei der Kirche von San Lorenzo.
London, British Museum
Anmerkungen 4. 5
' Verqi. dazu die Aufslltxl von Theodor Hetzer: Vom Plastischen In
der Malerei. und: Über das Verhältnis der Malerei zur Architektur.
Wledarabgedruckt in: "i'll, i-i., Aufsätze und Vorlrlqe. so. li. Leipzig
1957.
' Heinrich Klotz. Die Frühwarke Brunelieschilund die mittelalterliche
rroaiiion. Berlin 1910. S. u.
7
Neuen Sakristei errichten. sondern erteilt gleichzei-
tig, 1520, Niccolo Macchiavelii den Auftrag, eine Ge-
schichte von Florenz zu verfassen. So wie mit dem
Tod Lorenzos und Giulianos als Herzöge von Urbino
und von Nemours die Geschichte der Mediceer auf
dem Höhepunkt ihrer weltlichen Ehren abbricht, so
schließt Macchiavellis Florentiner Geschichte mit
dem Höhepunkt der realpolitischen Macht der Fami-
lie unter Lorenzo dem Prächtigen. Zum Grabmal ge-
"hört das Geschichtswerk; so wie in diesem die Taten
der Medici als Politik dargestellt werden, erscheinen
dort ihre Leistungen als Stilschöpfungen: Die wma-
niere- sind die r-fatti- der Kunst, und beidesind ma-
diceisch geprägt.
in Michelangelos Grabmälern steht die historische
und die vitale Zeit still. Das wird nicht nur unmittel-
bar in der Starre, der Kühle und Härte ieder Form an-
schaulich, sondern auch in der Aussage des Orna-
ments, z.B. in den Widderschädeln und den Mu-
scheln auf den Sarkophagfüßen (Abb. 8). Schon die
Motive sind in seltsamer Ausdrücklichkeit starr und
tot: Es sind Skelette, an denen die Geschichte ihres
Wachstums, die Verzahnung der Knochenplatten,
der Hornringe und Wachstumsschichten bewahrt
ist. Das Lebendige ist hier nur als Vergangenheits-
form gegenwärtig, es erscheint in Reiikten, deren
spröde Stofflichkeit Ausdruck der Lebensferne ist:
in ihrem gemeinsamen kristallinen Kalkweiß werden
Konchen - Muschel - Marmor identisch. Diese
Dinge sind mit einem Äußerstsn an wnaturalisti-
scher-t Objektivität gegeben, sie wirken wie Natur-
abgüsse und sie bewahren die Erinnerung an das
Leben, das sie prägte, aber es ist nicht die Erinne-
rung an den künstlerischen Formungsprozeß, son-
dern an den der vitalen Natur, die gleichsam abge-
flossen ist von den Relikten der Skelette und Gehäu-
se. die sie getragen hatte. Nirgends läBt sich dieser
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