che seines Vorbildes in eine körperliche und zu-
gleich saftig-derbere Form umsetzte. Später hat
Grimschitz sogarzur Diskussion gestelltdaßes sich
um ein Werk aus Hildebrandts wenig bekannter er-
ster Schaffenszeit handeln könnte und- im Hinblick
auf die Sockelzone - damit wohl früher als dessen
Stadtpalast Daun-Kinsky von 1713 entstanden sein
müßte".
Der viergeschossige Baublock mit seinen sieben
Fensterachsen an der Hauptfront und sechs Achsen
an der Seite ist um einen kleinen, schmucklosen Hof
angelegt. In den risalitlosen Fassaden. die ohnetek-
tonische Gliederung aus einer kräftig akzentuierten
Sockelzcne emporsteigen, manifestiert sich ein äl-
teren Vorbildern verpflichteter Zug. Dazu kommt,
daß dieser Sockel kaum ein Zusammenspiel mit der
geordneten Austeilung der Fenster im Fassaden-
spiegel erkennen läßt. Die Diamantquader in der
stark schattend ausgebildeten Nutung nehmen auf
die Wandgliederung kaum Bezug und sind daher
ebenso dekorative Einzelformen wie alle übrigen,
die Fassade bestimmenden Elemente. Allein die
kraftige plastische Dekoration der frei sitzenden
6
in..- .1! m. 67.,.
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Fensterumrahmungen in den beiden Hauptge-
schossen lockert mit ihrem alternierenden Rhyth-
mus die sonst ungegliederte Fassadenfläche. Art ih-
nen kann sich das inszenierendeTalent des Theatrai-
ingenieurs frei entfalten; ihre voll-saftige Ornamen-
tik zeigt, worum es dem Künstler in erster Linie geht.
Gewiß, eine straff durchkomponierte Fassade eines
Fischervon Erlach odereines Hildebrandt blieb zeit-
lebens außerhalb von Beduzzis künstlerischen Mög-
lichkeiten. Dennoch läßt sich in der Ausdeutung der
Wand als einer optischen Fläche und in der plasti-
schen Dekoration, die sich in üppigem Reichtum an
den Fensterrahmen entwickelt. gerade auch die
Nähe zu Hildebrandts untektonischer Auffassung
feststellen. Bei ihm wird allerdings ein raffiniertes
System von in Schichten verflochtenen Bändern
und Lisenen zu einem graphisch durchgestalteten
Gebilde geformt. das gleich einem optischen Netz
der Wand aufgesetzt erscheint. so daß die nackte
Mauer fast vollkommen verschwindet.
Zweifellos war es die von Hildebrandt recht unbe-
kümmert für das Palais Daun übernommene Sok-
kelzone, die beim Palast in der Grünangergasse an
Anmerkungen 10-17 (Anm 1(k13 s Text S. 37)
"' Es sei in diesem Zusammenhang lediglich angemerkt. i
das um m0 entstandene Palais Engelskirchner aul de
anhand noch zu verolfenllichender Unterlagen zu den
Werken Beduzzis zahlt nie DISDDSlllOH der Hauptraumgr
eine orientierung sowohl am Schloß Rackeve als auch ai
Dalais czernin erkennen
" n P.A Heller. Augusta Carollnae virtutis Mcnumenta. w
s 20. nennt einen Beluzzl als Planverlasser der 1718-171
gefuhrten Klrchenerweiterung aui dem Lecpoldsberg, wi
zu vermuten war. daß es sien wohl nicht um den Maler d
mens. sondern um den Theateringenleui Beduzzl hanc
wenn mangels weiterer Beispiele eine Veflflllefurig dii
dachts ausstehen murite
Fuv die Kenntnis dieserzeieiinung ebenso wie iurdie nac
besprochenen Blatteraus derSammlung Grimm in derMi
Galerie, erunn. danke ich Dozent or Zdenek Kudelka h
herzlich
" Nach den Ouartierbucherri des ksl Quartiermeister
P Harrer. wien, seine Hauser. Menschen und kultur. M
im wiener stadi- und Landesarchlv, IV, s 612
" e erimsenitz, Wiener Barockpalaste. wien 1914. s au
senitz. riiidetarandttzii Anm 4). s 204
W zur Baugeschlchte des Palais Questenberg neuerdingsl
Zl. Der wiener Barockbaurrlelster cnrisiian Alexanderi
58m Kiels. seine Bauten. seine Auftraggeber und Seine
len Mll Beitragen zum Werk von Hildebrandt. Prarldl
Steini. lrt. Das Fenster, innSbYuCk 195D (in DIIACK)
l' M Lelthe-Jasper, oas Palais Corbelli-Schoeller, versi
Darstellung seiner Stellung innerhalb der Palaslarchit
wiener Hochbarock und seiner Zusehrelbung an Johz
von Hildebrandt. in Burgen und Schlosser in Cisterrelcl
S. 17
H Passavant, Rossl (zit Anm 7),S.123lf., besonders S 1