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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXV (1980 / Heft 169)

Für das Ftepräsentationsbildnis ist es ent: 
dend, daß der Dargestellte in seiner gesellscl 
chen Rolle erkannt wird. Dazu steht das ikon 
phische Instrumentarium von Bildaufbau, S2 
Draperien, auch Landschaft, Kostüm und am 
Attributen sowie Haltung und Gestik zur t 
gung, aus dem sich verbindliche Darstell 
typen verfestigenö. Gerade im Bereich 
Herrscher- und Standesbildnisses kann die G 
keit solcher Bildformeln "Ähnlichkeit" bede 
vorrangig vor einer objektiven Ähnlichkeit der 
vidualität. Das überindividuelle iiZeitgesichtu 
in den verschiedenen historischen Epocher 
der Antike phänotypisch sich herausbildete, 
geprägt durch die Gestalten ihrer politischer 
geistigen Beherrscher, aber auch durch die K 
lerpersönlichkeiten, die diese um ihrer sp 
schen Ausdrucksmittel willen auswählen un 
vorzugen. 
In Wien war am Anfang des 18. Jahrhundert 
Wahl auf Jacob van Schuppen (1670 -1751)g 
len. Als Reorganisator der Akademie (1725) b 
te er das repräsentative französische Bildnis: 
ma nach Wien, das Rigaud und Largilliere 
wickelt hatten. Largilliere, van Schuppens O 
und Lehrmeister, begründete mit seiner Z 
sungsarbeit für die königliche Akademie in F 
"Charles Le Brun vor seiner Staffeleiii (1683- 
das offizielle Künstlerporträt. HWie ein König 
den lnsignien seiner Macht, so ist Le Brun vor 
genständen umgeben, die für seine Kunst unc 
ne Persönlichkeit symbolisch sindM Dieser 
stellungstypus klingt nach in van Schuppens 
nis seines Kollegen Parrocel (wohl um 
Abb. 3)7. Der Bildinhalt bezeichnet genau die 
son: der Maler sitzt mit Pinseln und Palette 
seiner Staffelei. Er malt nicht an dem sein i 
bezeichnenden Schlachtengemälde "von st 
Handu, sondern weist mit ebendieser Hand 
auf. Das Handwerkszeug, der Ledersessel unr 
pittoreske Stofflichkeit des pelzverbrämten s 
blauen Rockes und der Kappe bilden den attril 
ven Standes-Rahmen, aus dem die individi 
Physiognomie würdevoll herausblickt. Mit 
Zeigegestus des Feldherrn herrscht er als M 
über das Getümmel der Fleiterschlacht, die er 
der Leinwand inszeniert. 
Mit weitaus weniger Apparat, dafür mit prezii 
Intensität geschieht das iiVorweisenrr von St 
und Rang im Selbstbildnis des Martin van l 
tens (1695-1700, Abb. 4). "Mit weißgepude 
Locken, offenem Hemdkragen, den lebha 
Blick dem Beschauer zugewendet, das Medail 
bildnis der Kaiserin in der Rechten, steht er 
uns, ganz im Einklang mit den Worten, die 
in einer zeitgenössischen Lebensbeschreib 
charakterisieren: ,ll a une tete tres belle. II , 
porl grand et degage ., ll a l'air affable et toi 
fait prevenantßlir Sich dieser i-liebenswürdig 
einnehmendenrr Wirkung voll bewußt, wird 
Selbstdarstellung des erfolgreichen Malers 
Selbstempfehlung. Seine wohlstudierte M2 
hand hä ingebettet in die Eleganz von Mec 
lonschle e, großzügiger Manschette und Bala 
des kleinen Fingers, die Miniatur derjugendlic 
Maria Theresia. was ebenso die Ergebenheit 
Künstlers an seine Fürstin ausdrückt, wie es 
nen Rang und sein eigentliches Fach, die Mi 
turmalerei, unterstreicht. Dagegen ausgesp 
wird der Medaillonkopf des Schwedenkönigs 
goldener Kette, womit dieser den Maler 1730 
einem Besuch in seinem Geburtsland ehrte; 
zeichnet fortan alle seine Selbstbildnisse aus9 
weiß dieses Bild aus den beiden winzigen Portr 
im Porträt die bedeutende Aura des Hofmal 
zweier Souveräne zu ziehen. 
Die von der Kaiserin an die Bildniskunst gestell 
Erwartungen in Korrespondenz mit der künstl 
schen Physiognomie van Meytens prägten das
	        
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