Josefs durch seine Brüder. Auch Füßiis "Allgemei-
nes Künstieriexicom von 1779 lobte von diesen
Fresken "vornehmlich den Eingang der Thiere in
die Archioer.
Schon 1674 beschrieb Titi die Fresken Schors in
Santa Caterina da Siena a Magnanapoli, die neu-
testamentliche Szenen und solche aus dem Leben
der Heiligen schildern. Malereien von Schors
Hand haben sich auch im Ospedale Fatebenefra-
teiii auf der römischen Tiberinsei erhaltenäl. im
Gewölbe eines Krankensaais stellte er das Leben
des Gründers des Benefrateiil-Ordens in sechs
Fresken dar. In Gastei Gandoifo war Schor mit
"Fassadenmalereiu beschäftigtzz. Ein nicht mehr
erhaltenes Fresko in der Villa Borghese aus dem
Jahre 1664 schilderte Johann Georg Keyßler in
seinen Fteiseberichten: nVon kostbaren Gemälden
findet man alihier eine Mascherata mit einem
Triumphwagen von Joh. Paul Scor, einem Deut-
schenzlit Von diesem Fresko wird später noch die
Rede sein. Das einzige in Tirol befindliche Gemal-
de Schors ist das Hochaltarbiid für die Inns-
brucker Wailfahrtskirche Mariahilf, das er in Fiorn
für die 1649 vollendete Kirche malte24: wdas erste
deutlich von der römischen Barockmaierei abhan-
gige Altarblatt Nordtiroisuait.
Sein malerisch bedeutendstes Werk schuf Schor
zweifellos in der Galleria des Paiazzo Colonna,
dem von Antonio dei Grande begonnenen Zubau
des Palastesiä. im Deckengewülbe des selbst für
die Ausmaße römischer Paläste riesigen Saais
sollte als Höhepunkt der Anlage die Verherrli-
chung Marcantonios il. Colonna, des Siegers von
Lepanto, dargestellt werden. Die Ausmalung ging
dabei in zwei Abschnitten vor sich: von 1665 bis
166826 arbeitete Schor zusammen mit seinem
Sohn Philipp und der römischen Malerin Laura
Bernasconi an der Ausschmücku ng der Decke, die
zunächst ihre dekorative Gliederung erhielt
(Abb. 2). Diese bildete das Gerüst für die anschlie-
ßende Ausmalung des Deckengewöibes durch die
Cortona-Schüler Giovanni Coii und Filippo
GherardiZV. in der Galerie, die etwa 70 rn lang und
12 m breit ist, konnte Schor seine ganze dekorati-
ve Phantasie entfaiten und in einem Hymnus an
die Größe der Familie Colonna zum Ausdruck brin-
gen. Er bediente sich dabei eines unerhörten
Reichtums an bedeutungssteigernden Requisiten,
die den Feldern mit der Darstellung der Taten Mar-
cantonios erstaunlich wenig Platz innerhalb des
Deckenfreskos belassen. Die zentralen Tondi wer-
den eingefaßt von gemalten Büsten, die von Vikto-
rien flankiert werden, weiche ihrerseits Stuck-
skuipturen imitieren. Fahnen, Kriegstrophäen, ge-
knechtete Türken wechseln ab mit Kanonen, Tier-
fellen, Standarten und den verschiedensten Beu-
testücken, die Schor vor den prunkvollen Rahmen-
ornamenten verteilte. Diese sind aus Akanthus-
ranken, Muschelornamenten und Girlanden gebil-
det und werden durch Kartuschen und durch Putti
akzentuiert, die Fruchtkörbe halten. Dazwischen
öffnen sich immer wieder von Laub überwachsene
Durchblicke auf den gemalten Himmel. Der Gehalt
des Deckengemaldes knüpft an die Triumphe der
römischen imperatoren an. Das malerische Pro-
gramm der Galleria Colonna ist ein Beispiel fürdie
Kontinuität der Verherrlichung von Macht und
Größe durch das prachtliebende Fiorn, die von der
Antike bis in das 20. Jahrhundert reicht. - Es läßt
sich kaum mehr feststellen, wo Schors Hand von
der seiner Mitarbeiter zu scheiden ist. Die Konzep-
tion der gesamten Anlage geht auf ihn zurück und
zeugt von einer Synthese von Gestaltungsmitteln,
derer sich die beiden stilblidenden Künstler des
barocken Rom, Bernini und Cortona, bedienten.
(Als Kuriosität sei hier noch angemerkt, daß die
gesamte Deckengestaitung der Galleria Colonna
in den 30er Jahren unseres Jahrhunderts kopiert
wurde: auf dem italienischen Luxusdampter Con-
22
te di Savaia, dessen großer Salon auf diese Weise
durch den Triestiner Architekten Pulitzer gestaltet
wurdeäß.)
Vorn malerischen Werk Schors dokumentiert die
Galleria Colonna seine Begabung zur dekorativen
Gestaltung auch größter Flächen in hervorragen-
der Weise. Daß Schor diesen begehrenswerten
Auftrag erhalten hatte, zeugt von seinem Ruf und
seinen Verbindungen. Am Beginn seiner römi-
scheh Zeit hatte Schor möglicherweise in Athana-
sius Kircher einen Protektor gefunden, der ihm
den Weg zu Auftraggebern ebnete und erste Auf-
träge vermittelte. Der deutsche Jesuitenpater Kir-
cher, der 1634 nach Rom an das Coilegium Roma-
num berufen worden war, lehrte hier Mathematik,
Hebräisch und Syrisch und war vielseitig tatig als
Natur- und Geisteswissenschaftler. in seinem Auf-
trag malte Schor auch in San Eustachio bei Gua-
dagnolo Fresken mit Darstellungen aus dem Le-
ben des heiligen Eustachius. Kircher erwähnt
diese Stiftung in seinen Schriften: vAuf dem Gip-
fel des Berges setzte ich zu Ehren des heiligen Eu-
stachj ain Capell, welches Herrn Johannes Paul
Schor von Yhnsprugg gebürtlg ihro Pabstiich Hei-
iigkcheit Hoffmahier mit Khostiichen Gemähiden
von den Leben gedachten Heiliigens aus Antrieb
der Andacht umbmassen geziehret, dessen
Exempl hernach die umbliegenden Statt und
Marchtfleckchen nachgefoigt und auch andere
Capellen durchmahlet habenzh Schor lieferte Kir-
cher auch Vorlagen zu verschiedenen Stichen für
dessen Werke: so für das Titelblatt und für ein
Bildnis des Erzherzogs Leopold Wilhelm von
Österreich für Kirchners wMusurgia universalisa
(1649)3" und einen "Kampf des Herkules mit der
Hydrau für Kirchers Werk nMundus subterraneusii
(1665)-"". Als Stichfolge erschien auch die Serie der
Tondi, in denen Schor die Legende des heiligen
Thomas von Vilianova dargestellt hatte (vgl. un-
ten). 1672 hatte Schor das Titelblatt zu einer Ko-
mödie zu entwerfen, die die Chigi in Ariccia auf-
führen ließen. Ein Exemplar davon wurde der
Großherzogin von Toskana überreicht, die der Vor-
führung des Stückes beigewohnt hatten. Schor
stellte auch ein Stichwerk zusammen, das bald
vergriffen war: vWovon dan einige in einen gros-
sen Follant in Kupfer ausgegangen, so aber, wei-
len das Werkh wegen Newigkheit der Erfindungen
alsogleich in das ybrige Italien, Hispanien und
Frankhreich ist verführet worden, fast gar nicht
mehr angetroffen wirdu."
Schor war seit dem 20. 9. 1654 Mitglied der Acca-
demia dl San Lucca34. Er war, mit den Worten
Sedimayrs, woffizieil päpstlicher Hofmaier, de fac-
to aber der führende Dekorateur seiner Zeitßä-r.
Sein Werk als solcher ist in der kunsthistorischen
Literatur bisher ungenügend dargestellt worden,
da viele seiner Arbeiten nur mehr in Beschreibun-
gen überliefert, beziehungsweise archivalisch do-
kumentiert sind. Seine dekorativen Arbeiten hat
Johann Ferdinand Schor In den Erinnerungen an
seinen Onkel besonders hervorgehoben: nEr such-
te aiida (in Fiom) sich nicht allein in der Mahlerei
zu qualificiren, sondern weil er auch eine Neigung
zur Architektur, und zwar meistens zu deren Ver-
zierungen getragen, anbei auch gesehen, daß man
dieselben damahis sehr simpel machte, hingegen
aber in der Betrachtung, daß in denen alten Ge-
simsen befindlichen Laubwerkes und Gratesken
dieses Falls besondere Einfälle bekommen, und
dieselbe denen lntaliatorn und anderen Künstlern,
so sie brauchen konnten, absonderlich an denen
Karossen, Taboiaten etc. durch Fiisse und Modelle
auf ihre Arbeiten solcher Gestalten zu apiiciren
wußte, daß sie wegen ihrer Neuigkeit und beson-
dem Bizarlen ein allgemeines Belieben fanden...
Es werden die von ihm gemachte beste Modellen
auch meiner Zeit noch in einigen Paliatien u
einigen Künstlern als eine Flarität gezeig
kam als der erste inventor der jetzt noi
bräuchlichen Zierathen in eine solche Aesti
er nicht allein obgedachten Prinzen Borges
Contestabiie Coilonna und anderen Prinz:
Dekorationen zu ordlniren bekam, sonderr
bei dreien Pabsten als ordentlicher Dekor:
Ingenieur stundußöu Vor allem unter A
der Vll. wurde Schor mit der Ausführung z
cher Aufträge betraut, wobei er immer wie
engsten Mitarbeiterkreis Gianiorenzo B:
aufscheint.
Der ehrenvollste Auftrag, der ihm unter dem
fikat Alexanders Vll. zuteil wurde, betraf die
beit an Berninis Cathedra Petri (Abb. 3). Der
diese Thron des Aposteifürsten, der zwi
1656 und 1665 errichtet wurde, vollendete di
lisierung der hochbarocken Konzeption Be
von St. Peter. Diese Konzeption verschmc
riesenhafteAnlage der statuenbekrönten i
naden auf dem Petersplatz und der Kirche
ihrer prunkvollen Innenausstattung, dem p
hohen Baidachin über dem Grab Petri und d
thedra - zu einer Einheit. Bei der Arbeit z
Cathedra fielen Schor mehrere Aufgabe
Schon der Architekt Carlo Fontana wies 16!
den Anteil Schors an diesem Werk hin: D.
Calhedram Berninius variis ornatibus, ior
que Paulus Scorrus scliatis caelamentis [O1
rarunti". Schor entwarf den dekorativen Sch
für das Piuviaie des heiligen Ambrosius, eini
vier Kirchenvater, über denen sich die Cathei
hebt. Auf seinen Entwurf geht auch die durt
chene, aus Akanthusranken gebildete Piat
der Unterseite des Sitzes zurück, die "zum B
und Feinsten gehört, was zu jener Zeit in R0
dem Gebiete des Ornaments gesct
wurdeßßw. Schließlich hatte Schor die Glas:
ben zu gestalten, die die Bekrönung der Cat
darstellen. Für seinen Entwurf dazu erhielt i
18 Scudi39. Auf dem Qvaifenster war die vor
ten umgebene Heilig-Geist-Taube dargesteil
gemalten Cherubim leiteten zur Skulptur d:
geisglorioie über, die das Fenster wie ein i
umgibt. Die originale Verglasung ist nicht me
halten und wurde unzureichend ersetzt, v
auch der ursprüngliche Eindruck veriorer
Aus alten Stichen ist er iedoch noch zu erai
wDas Licht verband sich ohne Unterbrechun
der Engelsgloriole. Der Eindruck eines Fen:
der heute allzu offensichtlich ist, ging veri
und man hatte den Eindruck von Unendiichkt
im Jahre 1658 fiel Bernini aus Anlaß der l-
sprechung des Thomas von Vilianova die De
tion von St. Peter zu. Schor hatte dabei au
mächtigen Tondi, die in der Kirche angeb
wurden, die Legende des Heiligen darzustelie
ne Zeichnung Schors in Windsor zeigt die De
tion des Petersdoms mit den von ihm angef
ten Flundbiidern in den Arkaden". Diese Sci
rung der Taten des heiligen Thomas von Villa
scheint großen Anklang gefunden zu haben
die von Bernini in Castel Gandoifo erbaute K
San Tommaso da Vilianova ausgestaltet w
kopierte Antonio Raggi 166011661 die Rundt
Schors, die in St. Peter angebracht wc
waren". Es erschien auch die bereits erwä
Stichfolge, die die 14 Tondi zur Vorlage hatte
Die von Bernini so geschätzte Mitarbeit Scho
seinen Aufträgen war außerordentlich we
hend. Schor hatte nach Berninis Skizzen auct
Entwurf für das Relief Pasce oves meas ar
Cathedra auszuführen". Die Ahnlichkeit
Strichführung in vielen Zeichnungen der bs
Künstler wird vor allem in Entwürfen für plas"
auszuführende Werke deutlich. Sie führte r
daß Zeichnungen Schors vielfach Bernini 2
schrieben wurden - ein Entwurf Schors beis;