Die Niederösierreichische Landesaus
Iung 1980 in Stift Melk wOsterreich zur
Kaiser Josephs ll.ii gib! erstmals einen L
blickuüber Leben und Wirken des Monarc
der Osterreich im ausgehenden 18. Jahr
dert grundlegend reformierte. Neben der
son des Kaisers und seiner Familie we
auch die wirtschalilichen, kulturellen
politischen Verhallnisse der 2. Hälfte
18. Jahrhunderts dargestellt.
Von den ständigen Bedrohungen von außen -
Schlesische Kriege, Österreichischer Erbfolge
krieg, Siebeniähriger Krieg - war das gesell-
schaftliche Leben am Wiener Hof während der Fle-
gierungszeit Maria Theresias nicht betroffen. Jo-
seph (Abb. 1,2) stand diesem geselligen Treiben in
seiner glücklichsten Zeit - der Ehe mit Maria Isa-
bella von Parma - ebenfalls nicht ablehnend ge-
genüber. Eine Änderung trat erst mit dem plötzli-
chen Tod Kaiser Franz" l., des Gatten der Monar-
chin ein, als Maria Theresia sich merklich aus dem
gesellschaftlichen Leben zurückzog. Ausnahmen
bildeten nur familiäre Feste, beispielsweise die
Vermählungen ihrer Kinder.
Gleich nach der Übernahme der Mitregentschaft
seitens Josephs ll. 1765 löste der Kaiser die ver-
schiedenen Hofhaltungen seiner Geschwister auf.
Es gab nur noch eine einzige kaiserliche Tafel un-
ter seinem Vorsitz; lediglich seine Mutter Maria
Theresia speiste allein.
Die Zahl der kaiserlichen Pferde und Maultlere
wurde verringert. Die Hofdamen mußten auf das
bis dahin gebräuchliche Sechsgespann verzichten
und mit einem Zweispänner vorliebnehmen.
Zum größten Entsetzen des alten Hofadels, bei
dem das traditionelle spanische Hofzeremoniell
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seit Jahrhunderten unbestritten war und selbst in
Detailfragen als unverrückbar galtl, schaffte Jo-
seph das sogenannte spanische Mantelkleid ab
(Abb. 3). Diese aus dem spanischen Hofzeremo-
niell übernommene Tracht, bestehend aus dem
"Mantel Kleid sammt FederHut, Bänder, Rabat
und Pump Hosenzu wurde bei bestimmten gesell-
schaftlichen Anlässen, wie beispielsweise bei
Botschafteraudienzen und Beiehnungen, getra-
gen. Die neue, von Preußen entscheidend mit be-
einfiußte Geisteshaltung, die der Persönlichkeit
Josephs il. mehr entsprach als die spanische Tra-
dition, gepaart mit der Bewunderung für Kdnig
Friedrich ll. von Preußen, veranlaßten den jungen
Kaiser, das spanische Mantelkleid abzuschaffen
und statt dessen die Uniform hoffähig zu machen
(Abb. 8).
Die 1766 erfolgte Aufhebung der "zu vielen und
überhäuften Galatageu und die gänzliche Ab-
schaffung der Gllickwunschaufzüge an sämtli-
chen Geburts- und Namenstagen von Mitgliedern
der kaiserlichen Familien macht sich bereits au-
ßerhalb der Hofburg bemerkbar. Diese Tatsache
führte zwangsläufig zu einer sehr fühlbaren Ver-
ödung des Straßenbildes, und die Schaulust der
Wiener wurde durch den Fortfall unzähliger An-
1 Franz Anton Maulberisch, vor 1777. wGIorifikaijc
ser Josephs ll.r-. Oi auf Leinwand, 79 x 59 cm. O:
chische Galerie, Barockmuseum, Belvedere,
Inv. Nr. 2478
2 Paul Weidmann, Porträt Kaiser Joseph ll. Feder
nung. Osterreichisches Museum für angevi
Kunst (lnv. Nr. K. l. Nr. 6611)
Anmerkungen 1- 11
' Haupt Herbert, Die Aufhebung des spanischen Mantel
durch Kaiser Joseph__li. - ein Wendepunkt im hbiische
moniell, in: Katalog Osterreich zur Zeit Kaiser Josephs I
man, s. 7a __
1 Haus - Hof - Staatsarchiv, Altere Zeremonial Akien,Ka1
' Hennings Fred, Das iosephiniscne Wien, Wien 19ß6, S.
' Gulkas Karl, Hoher Besuch beim Kaiser. Katalog Osierri
ZBlt Kaiser JOSSPhS ll., S. 162
A Joseph an Leopold, 10. Februar 1781, in: Arneth Alirer
seprr rr. und Leopold von Toscena. ihr Erielwechsel von 1
1790,W1en 11172, Ed. 1, s. 911.
I Joseph an Leopold, 1a. August 17er, Arneth. a. a. o.
S. 39H.
Y Wiener Zeitung, 17. November 1781
' Wiener Zeitung, 14. November 1781
' JOSSph in LSODOIG, 26. November 1781, Arneth, a. 3.0
S. S2
"' Wiener Zeitung, 5. Dezember 1781
" Mlkolelzky Lorenz, Kaiser Joseph ll. Herrscher zwisch
Zeiten, Zürich - Frankfurt 19713. 721i.