handeln wird, so wird er doch in mir, ich hoffe es,
einen ehrfurchtsvollen Sohn der Kirche, einen ge-
gen seinen Gast höflichen Hausherrn, endlich ei-
nen guten Katholiken in der vollen Ausdehnung
dieses Wortes, gleichzeitig aber einen Mann fin-
den, der erhaben ist über die Phrasen und etwaige
tragische Szenen, mit denen man ihn zu ködern
gedachte, fest, sicher und unerschütterlich in sei-
nen Grundsätzen, und ohne jede andere Rücksicht
nur das Wohl des Staates anstrebend, über wel-
ches bei ihm keinerlei Zweifel bestehtiäu
Papst Pius Vl. erhielt für sein Projekt keine unge-
teilte Zustimmung der Kardinäle. Man warf ihm
Ruhmgier, Herrschsucht und Eitelkeit vor und be-
fürchtete bereits einen unglücklichen Ausgang
dieses Unternehmens, da man keine nachgiebige
Haltung Josephs erwartete. Pius Vl. (Giovanni An-
gelo Braschi) hatte das 64. Lebensjahr vollendet,
als er die beschwerliche Reise antrat. Wie Miko-
letzky meint, war das Kirchenoberhaupt nkeine
Kampfnatur, eher scnauspielerisch veranlagt, je-
doch eine glänzende Persönlichkeit, ein in allen
Bewegungen berechnend würdiger Mann, der
überall Verehrung genoß, freilich auch der Wir-
kung seines Amtes und Auftretens sicher, beiden
nur allzu oft vertrautellrr
10
Nicht so sehr Joseph ll. als vielmehr der Staats-
kanzler Kaunitz beeinflußte die Verhandlungen
mit dem Papst. Ein Schriftstück, in sieben Punkte
gegliedert, bildete die Verhandlungsbasis zwi-
schen Kirche und Staat. Die einzelnen Themen
waren: Lösung der Verbindung inländischer Or-
den mit ihren auswärtigen Oberen, die Befreiung
von der Gerichtsbarkeit der Bischöfe, in deren
Sprengel sie sich befanden, das Hecht der Ein-
sicht in kirchliche Erlasse und deren Genehmi-
gung (Placet regium), die Aufhebung sämtlicher
beschaulicher Orden sowie aller sittlich oder wirt-
schaftlich schlecht geführten Orden, die enueiter-
te Jurisdiktion der Bischöfe, das Recht der Bi-
schofsernennung sowie die Vergabe der Benefi-
zien in der Lombardei und letztlich das Toleranz-
patent (Abb. 9). Andere kamen später noch hinzu.
Pius Vl. brach am 27. Februar 1782 von Rom aus
nach Wien auf. Joseph ll. sandte dem Papst sei-
nen Vizekanzler und Vertrauten Graf Philipp Co-
benzl entgegen. Gemeinsam mit dem dem Papst
ebenfalls entgegengereisten Wiener Nuntlus Mon-
signore Garampi traf er das kirchliche Oberhaupt
am Abend des 14. März außerhalb von Görz in
Wipach". Pius wurde unter größtem Anteil der Be-
völkerung, jedoch ohne feierliche Empfange,
-.,................., .._
Neustadt reiste Joseph ll. am 22. März in Bc
tung seines Bruders und eines Postillions i
nem einfachen zweispännigen Wagen in Rich
Neunkirchen weiter. Dort wartete er auf das
annahen der päpstlichen Kolonne. Der Kaise
richtete darüber seinem Bruder Leopold: „Um
feierliche Begrüßung zu vermeiden, bin ict
dem großen Wege, nur in Gegenwart der Pos
ne, mit ihm zusammengetroffen. Ich habe ih
fort aussteigen lassen, in meinen Wagen ge
und ihn geradewegs nach Wien in die
geführtliu Es ging jedoch nicht direkt nachl
sondern zuerst nach Wiener Neustadt. Die W
Zeitung berichtete folgendermaßen über dir
kunft: "Freytag, den 22. sind Allerhöchstdie
(Joseph ll.) abermal in Begleitung Sr. könig
heit (Maximilian) von hier gegen Neunkirchc
päbstlichen Heiligkeit entgegen gefahren, ur
11 Uhr mit gedacht Sr. Heiligkeit, welche ir
Reisewagen Sr. Majestät übergetretten war
der in dasiger Akademie (Militärakademie) e
troffenle."
Hieronymus Löschenkohl, der Zeichner um
strator vieler Ereignisse, die uns dadurch i
chen überliefert sind, pries das Blatt, welcr
von diesem welthistorischen Zusammenti
gemacht hatte, wie folgt an: "Die Zusammer
Josephs des Zweyten mit Pius dem Sechster
der Anblick Ihrer ersten Umarmung ist gew
Stoff für Künstler und Kunstliebhaber. Ich
diesen merkwürdigen Auftritt in ein Table.
bringen gesucht, und mir Mühe gegeber
Hauptpersonen sehr ähnlich zu schildern, sr
ich mir schmeichle, den Beyfall des Publi
zu erwerben. Unter oberwähnter Aufschri
also diese hohe Zusammenkunft, nach der
lichkeit vorgestellet, in Kupfer gestc
schwarz für ..... .. 1 fl, illuminiert aber für
30 kr. in meinem bekannten Gewölbe aul
Kohlmarkt zu habenlh (Abb. 10).
In Wiener Neustadt angekommen, fuhr die l
ne nicht zum Dorn, sondern zur Militärakac
wo die hohe Geistlichkeit und die vornehi
Vertreter der Landstände und des Adels das
liche Oberhaupt bereits erwarteten.
Am gleichen Tag erfolgte die Weiterfahrt
Wien, wo man am späten Nachmittag des 22
1782 eintraf. "Gegen zwölf Uhr stiegen soda
Heiligkeit mehrmal in den Fteisewagen zu S
jestät den Kaiser, und traten, unter häufige
laufe des Volkes, die weitere Reise nach Wi
auf diesen Wagen folgten Se. königl. Hohe
durchl. Erzherzog Maximilian, dann der päbs
Reisewagen, in welchem der Herr Patriarcl
cucci, und der Monsig. Contessini, sich befz
darauf kam das übrige päbstliche Reise
gelaki
Papst Pius Vl. wollte während seines Wieni
enthaltes in der Nuntiatur Am Hof Quartie
men. Der Kaiser ordnetejedoch an, daB der
Räume des Leopoldinischen Traktes der l.
Hofburg bewohnen sollte, die ehemals zu d
mächern Maria Theresias gehört hatten. I
für diesen Aufenthalt wurde im Sterbezimrr
Kaiserin ein Altar installiert, der später in V
senheit geraten war und erst bei Renovieru
beiten unter Bundespräsident Dr. Adolf
wiedergefunden wurde.
Auf die Ankunft des Papstes wurde auch
Schriften für und wider ihn, die in der Wien
tung annonciert waren, aufmerksam gem.