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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXV (1980 / Heft 170)

 
1 I.W.H., nVera Effigies S. loannis Nepomucu, Böhmen, 
um 1700 
Anmerkungen 1 -7 
' Frdi. Hinweis VOn Dir. Dr. Karl Dachs 
1 Die Kataloge werden im folgenden nur nach ihren Erschei- 
nungsjahren zitiert Kai. 1971 (München, Passau, Wien), Kai. 
1973 (Corveylweser), Kat. 1979 (Salzburg). Die Ausstellung 1971 
wardle erste umfassende Darstellung des Kultes eines Heiligen 
- Madonnen-Ausstellungen aus enommen, 
' Abgebildet bei J. V. PolcIV. Ryne lSvatY Jan Nepomucky, Florn 
1972, S. 481.; siehe auch Herzogenberg, Zur Geschichte der Ver- 
ehrung das JvN, Kat. 1979, S. 28i. 
' S. Kat. 1971, Matscne, Die Darstellungen des JvN in der ba- 
rocksn Kunst, insbesondere S. 51 H. 
l Wegen der seltenen Darstellung zeigen wir in der Abbildung die 
Ubernahme von Fieilel durch E. H. Asam. 
' Anton Pinsker erwähnt im Ket.1979, S. 51, das in Prag 1664 ver- 
olrentlictite Werk x-Annus JOannis-t, in dem JvN vorkommt unter 
allen Heiligen und seligen dieses Namens 
V siehe Vorsatzpapier in Johannes Neuhardt, Johannes von Napo- 
muk, Graz 1979. (Eigentlich kat. 1979 ohne Nummerntell) 
maligen Theatinerkiosters in München und um- 
faßt 265 Kupferstiche, Radierungen, Schabblatter 
und Holzschnitte, die alle den Johannes von Ne- 
pomuk (weiterhin JvN) zeigen. Wenn auch etwa 
ein Dutzend Doubletten darin enthalten ist, so 
überwältigt das breite Spektrum der Darstellungs- 
möglichkeiten bei diesen kleinen und kleinsten 
Formaten schon bei der ersten Durchsicht. Es be- 
stätigt auch auf diesem Sektor die Fülle der Varia- 
tionen und die reiche künstlerische Erfindung bei 
einem ganz einfachen Thema: die Darstellung ei- 
nes Priesters. In der Ausstellung 1971 kamen zu 
diesem Klebeband noch lose Sammlungen von 
kleinen Bildchen aus der Benediktinerabtei Rohr! 
Niederbayern und der Diözesanbibliothek Rotten- 
burg, insgesamt rund 350 verschiedene Blätter 
und Blättchen. 1979, als das Thema erneut im Zu- 
sammenhang mit der 250. Wiederkehr der Heilig- 
sprechung des JvN wieder aufgegriffen wurde und 
im Salzburger Dommuseum neuerlich eine reiche 
Auswahl von Zeugnissen der Verehrung ausge- 
breitet wurde, hat die Druckgraphik wieder einen 
großen Anteil gehabt, Es ist das Verdienst des 
Saizburger Katalogs, daß dort Adolf Hahnl erst- 
mals für alle Exponate dieser Art knappe Angaben 
bringt? 
Der vorliegende Artikel kann in diese schier un- 
übersehbare und bisher völlig unbearbeitete Mate- 
rie nur eine erste Ordnung zu bringen versuchen. 
Wir wissen über die Veriagstätigkeit im 18. Jahr- 
hundert sehr wenig, fast nichts über Auflagenhö- 
hen, außer gelegentlich bei illustrierten Büchern, 
nichts über Verträge mit den Künstlern, deren 
Werke nachgestochen wurden, wenig über den 
Vertrieb bzw. den Verkauf. Da und dort sind Arbei- 
ten in Angriff genommen worden, doch liegen Er- 
gebnisse noch nicht vor. 
I. Illustrationen 
Schon die ersten Druckwerke, in denen JvN ge- 
nannt wird, bringen sein Bild: es handelt sich um 
zwei Holzschnitte, die 1599 bzw. 1602 den verehr- 
ten Märtyrer darstellen: als Priester vor dem Kreuz 
kniend, im Hintergrund eine Stadt; als Priester, 
der einer Königin die Beichte abnimmt, im Hinter- 
grund eine Kirche und als eingefügte Szenen der 
Brückensturz und das Grab im Veitsdomß. Es gibt 
also 120 Jahre vor einer kirchlichen Bestätigung 
seines Kultes in einer größeren Auflage Illustratio- 
nen aus dem Leben und der Legende des Johan- 
nes, die bereits die wichtigsten Bildthemen ein- 
führen: Kreuzverehrung, Beichte der Königin, 
Brückensturz. Wichtig erscheint auch, daß hier so- 
gleich jedermann über den Ort des Martyriums in 
Kenntnis gesetzt wird. Der FIuB ist die Moldau, die 
Stadt ist Prag, das Grab im Veitsdom. Später, 
nach der Anerkennung des Kultes, wird die Glorie 
des Heiligen und nach der Öffnung seines Grabes 
die Verehrung der unvenrvest gefundenen Zunge 
zum Biidthema. 
Die ausführlichste und gleichzeitig geschlossen- 
ste Darstellung zur Vita des Heiligen sind 31 bzw. 
33 Kupferstiche zum Text des Bohuslav Balbin SJ. 
(1621 - 1688), dessen Lebensbeschreibung des Jo- 
hannes bereits zwei Generationen vor der illu- 
strierten Ausgabe im Sammelwerk Acta Sancto- 
rum, im Band lll, 1680 in Antwerpen erschienen 
war. Der kaiserliche Kupferstecher Johannes An- 
dreas Pfeffel (1674 -1748) hat diese Folge von il- 
lustrationen geschaffen, die für alle Auftrage 
nach 1721 für Maler, Bildhauer, Freskanten, 
Goldschmiede, Bossierer, Kupferstecher und an- 
großen Freskenzyklen des Cosmas Damian Asam, 
in Ettlingen 1732 und 1735 in München, hier er- 
ganzt durch Reliefs in Stuck und Holz von Egid 
Quirin Asam. Aus dem Vergleich wird deutlich, wie 
oft die Vorlage fast wörtlich übernommen und 
gleichzeitig mit neuem Leben erfüllt ist. 
1 JvN in der Glorie mit neun anderen Johannes 
2 Geburt 
3 Errettung aus schwerer Krankheit 
4 Altardiener bei den Zisterziensern 
5 Lehrer an der Universität 
6 Vorbereitung auf den Priesterstand 
7 Prediger in Prag 
8 Erhebung zum Domherrn 
9 König Wenzel bietet kirchliche Würden 
10 Die Beichte der Königin 
11 Johannes als Rechtsbeistand 
12 König Wenzel versucht durch Geschenke den 
Beichtvater 
13 JvN mahnt den König wegen der Folter des 
Kochs 
14 Nach kurzer Einkerkerung wieder beim König 
15 Der König wünscht, das Beichtgeheimnis zu 
erfahren 
16 Folterung des Johannes 
17 Pflege der Wunden des Johannes 
16 Gebet vor dem Kreuz 
19 Predigt und Ankündigung des Todes 
20 JvN als Pilger nach Altbunzlau 
21 Verhaftung des JvN 
22 Brückensturz 
23 Der Leichnam auf der Moldau schwimmend 
24 Die Aufbahrung des JvN 
25 König Wenzel wird vom Thron vertrieben 
26 Wunder am Grab des JvN 
27 Bestrafung von Verleumdern am Grabe 
28 Das Geburtshaus in Nepomuk wird Kirche 
29 JvN als Schutzpatron Böhmens und des Rei- 
ches 
30 Die Päpste Clemens IX. und lnnozenz XIII. ge- 
nehmigen die Verehrung 
31 Auffindung der unverwesten Zunge 
Die Abfolge der Erzählung und die dazugehörigen 
Szenen bei Pfeffel entsprechen dem später doku- 
mentarisch belegten Ablauf von Folter und Erträn- 
ken nicht. Die meisten Künstler haben eine unmit- 
telbare Aufeinanderfolge angenommen - nicht 
wie 14 bis 21 unterbrochen durch die Pflege der 
Wunden und eine nochmalige Freilassung des 
Heiligen5. 
Drei verschiedene Ausfertigungen der Kupfer- 
stichfolge sind uns bekannt. Die reiche lateini- 
sche, wo jede Szene von zwei Heligen, die eben- 
falls den Namen Johannes trugen, begleitet wirdö; 
die einfache deutsche Ausgabe, die nur die Sze- 
nen wiedergibt7, und eine deutsche Ausgabe mit 
je einem weiteren Johannes in einer krönenden 
Kartusche. 
In dem erwähnten Klebeband in München findet 
sich eine bisher nicht in ihrem ganzen Umfang be- 
kannte Serie von mindestens 15 Blatt, die Anton 
Birkhard (1677 - 1748) in Prag gestochen hat. Sie 
ist flächiger und sparsamer und zeichnet sich 
durch die Aufnahme von zwei Wundern aus, die im 
Prozeß der Heiligsprechung eine Rolle spielten: 
die Heilung des Armes der Theresia Veronika 
Krebs aus Brüx und die Rettung des Kindes Rosa- 
Iia Hodank aus der reißenden Wottowa. - Nir- 
gends haben wir die im Album Svatojanske auf 
Blatt 37 erwähnte Reihe nach Zeichnungen von 
Karel Skreta zu der frühen Lebensbeschreibung 
des JvN von Georg Plachy, 1641 unter dem Pseud- 
15
	        
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