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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXV (1980 / Heft 170)

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liturgischen Geräten, welche die Bruderschaft ge- 
spendet hatte, entsprechend wiederkehrte - bei 
Altarbildern, Figuren, bis zu den kleinformatigen 
Darstellungen etwa auf den Kelchen der Bruder- 
schaft oder auf den Anhängern, welche die Mit- 
glieder trugen". Die Confraternitas in Konstanz 
hat in einem großen Kupferstich die Bruder- 
schaftskapelle bzw. deren silbergeschmückten Al- 
tar mit der Büste des JvN stechen lassen und ver- 
teilt. 
Eine Besonderheit bildet die Reihe der uns be- 
kannten neun Radierungen nach Vorlagen von 
Franz Anton Maulpertsch, die als Neujahrsblätter 
für die Nepomuk-Bruderschaft an der Piaristenkir- 
che Maria Treu in Wien aufgelegt wurden. Zu zwei 
Darstellungen, nämlich der Gefangennahme und 
der Folterung des JvN, kennen wir inzwischen 
auch die kürzlich restaurierten Ölbilder im Besitz 
der Österreichischen Galerie im Belvedere (Kat. 
11, Abb. a9 - 92). 
V. Thesenblatter 
ln der Ausstellung 1971 war das in seinen Aus- 
messungen riesenhafte Thesenblatt von 1724 des 
Johann Baptist Franz Grafen von Thurn zum Ab- 
schluß seines Studiums an der Ettaler Ritter- 
Akademie ein Anziehungspunkt besonderer Art15. 
2,19 x 1,48 Meter (!) miBt die Darstellung des JvN, 
der im Auftrag Christi, unterstützt von der göttli- 
chen Vorsehung, Kaiser Karl VI. und seiner Ge- 
mahlin die Weltherrschaft verleiht, indem er dem 
Paar den Globus reicht. Auch andere Thesenblät- 
ter stellen Johannes von Nepomuk in den Mittel- 
punkt, darunter wohl eines der frühesten, das sich 
auch im Text mit der frommen Verehrung dieses 
damals noch gar nicht Heiliggesprochenen be- 
faßt, nämlich die These des Schlesiers Karl Ullrich 
aus Liebau, die 1699 sicher in einer Prager Werk- 
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statt gestochen wurde. Damals befand sich zwar 
die Bronzefigur des Heiligen bereits seit 16Jahren 
auf der Brücke. Wir finden sie aber in der detailrei- 
chen Ansicht des Hradschin, der Moldau und der 
Brücke nicht eingezeichnet, dafür an der Stelle 
seines Todes Sterne im Wasser; dieses Blatt ist in 
einem Werk über Prager Thesenblatter enthalten, 
das erst 1969 in Prag erschienen ist's. 
Die damals von den Jesuiten geführte Prager Uni- 
versität hat diese Form der Ankündigung etwa seit 
der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts gepflegt, und 
die Prager Sammlung von 524 Thesenblattern 
stellt einen kostbaren Schatz dar, der nicht nur für 
die Geschichte der Universität, sondern auch für 
die der Druckgraphik von größtem Interesse ist. 
Das Thema JvN kommt häufig vor, die Vorlagen 
werden in Prag bis 1713, später ausschließlich in 
Augsburg verlegt. Eine typisch böhmische Kom- 
position ist das Mezzotinto "Die Patrone des Köni- 
greichs Böhmenrr in großem ovalem Rahmen, JvN 
in der Mitte. 1707 wählte Wenzeslaus Pubetz aus 
Klattau dieses Blatt, das Joh. Jakob Thummer 
(1644 bis 1726), angeregt von den gleichzeitigen 
mächtigen Schnitzrahmen, etwa in St. Nikolaus in 
Laun (1708) schufV. JvN im Mittelpunkt der hll. 
Landespatrone Wenzel, Adalbert, Ludmila, Pro- 
kop, lwan, Sigismund, Norbert und Veit - ein 
Vierteljahrhundert vor der Kanonisierung! - mit 
dem seltenen Schweigegestus. 
Das umfangreichste Kapitel bilden die vielen in 
den vorhergehenden Abschnitten nicht einzuord- 
nenden kleinen und kleinstlormatigen Blätter, die 
nicht nur im genannten Klebeband, sondern in vie- 
len Sammlungen religiöser Graphik den Hauptan- 
teil bilden. Die Fülle des Materials kann eigentlich 
nur insofern bewältigt werden, als die angegebe- 
nen Verlagsorte hier genannt werden sollen, frei- 
lich ohne den geringsten Anspruch auf Vollstän- 
digkeit: An der Spitze liegt rein statistisch Augs- 
burg. Es folgt Prag. Weitere Städte, in denen das 
nepomucenische Thema gestochen und verlegt 
wurde, sind: München, Nürnberg, Wien, Breslau, 
Brünn, Ensdorf, Linz, Stuttgart, Einsiedeln, Aa- 
chen, Regensburg. Ich beziehe mich hier nur auf 
die deutsch - gelegentlich lateinisch - beschrif- 
teten Blätter. Es gibt schon im 18. Jahrhundert, zu- 
nehmend im 19. Jahrhundert, zahlreiche tschechi- 
sche und polnische Drucke. 
Im Katalog 1971 ist auch eine Reihe von Künstlern 
und Stechern aufgezählt wordenlß. Der Versuch, 
irgendeiner Vollständigkeit ist auch hier ausge- 
schlossen. Wie wir uns den Vertrieb oder die Ver- 
teilung vorstellen sollen, darüber gibt es bisher 
keine Unterlagen. Wir zitieren den aus den Akten 
der Erzdiözese Salzburg im Katalog 1979 abge- 
druckten, sehr aufschlußreichen Bericht, den 
Adolf Hahnl bearbeitet hat. So schreibt der Pfarrer 
von Kundl auf die Anfrage des Salzburger Konsi- 
storiums folgendes: 
n... daß in meinen Gotteshäusern nur ein einzi- 
ger, aber anseenlich schener großer Kupfer(stich) 
auf Papier, das Bildnuß  Johannes von Nepo- 
muk mit dem gewöhnlichen Schein der Heiligen 
(vorstellend)  etwa bey 10 Jahren vorhanden 
(sei)... Ybrigens habe (ich) noch anfigen sollen, 
daß durch die herumb gehende Crämer  sehr 
ausführliche Lebensbeschreybung sambt dessen 
Officio und anderen Gebetter wir auch dessen 
Biltnus so wohl auf Papier und Pergament gemah- 
len, als auch auf Glas, Holz, Mössing und Silber 
elaboriert  in ziemlicher Qualität verkauft wer- 
den, wie ich dann mehrere  Zuneigung zu die- 
sem Seeligen auch unter dem gemeinen Volckh 
bereits zu waxen beginnt." Der Pfarrer von Stumm 
berichtete, daß ab und zu seine Pfarrkinder kleine 
Bilder des Johannes von Nepomuk besäßen").
	        
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