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liturgischen Geräten, welche die Bruderschaft ge-
spendet hatte, entsprechend wiederkehrte - bei
Altarbildern, Figuren, bis zu den kleinformatigen
Darstellungen etwa auf den Kelchen der Bruder-
schaft oder auf den Anhängern, welche die Mit-
glieder trugen". Die Confraternitas in Konstanz
hat in einem großen Kupferstich die Bruder-
schaftskapelle bzw. deren silbergeschmückten Al-
tar mit der Büste des JvN stechen lassen und ver-
teilt.
Eine Besonderheit bildet die Reihe der uns be-
kannten neun Radierungen nach Vorlagen von
Franz Anton Maulpertsch, die als Neujahrsblätter
für die Nepomuk-Bruderschaft an der Piaristenkir-
che Maria Treu in Wien aufgelegt wurden. Zu zwei
Darstellungen, nämlich der Gefangennahme und
der Folterung des JvN, kennen wir inzwischen
auch die kürzlich restaurierten Ölbilder im Besitz
der Österreichischen Galerie im Belvedere (Kat.
11, Abb. a9 - 92).
V. Thesenblatter
ln der Ausstellung 1971 war das in seinen Aus-
messungen riesenhafte Thesenblatt von 1724 des
Johann Baptist Franz Grafen von Thurn zum Ab-
schluß seines Studiums an der Ettaler Ritter-
Akademie ein Anziehungspunkt besonderer Art15.
2,19 x 1,48 Meter (!) miBt die Darstellung des JvN,
der im Auftrag Christi, unterstützt von der göttli-
chen Vorsehung, Kaiser Karl VI. und seiner Ge-
mahlin die Weltherrschaft verleiht, indem er dem
Paar den Globus reicht. Auch andere Thesenblät-
ter stellen Johannes von Nepomuk in den Mittel-
punkt, darunter wohl eines der frühesten, das sich
auch im Text mit der frommen Verehrung dieses
damals noch gar nicht Heiliggesprochenen be-
faßt, nämlich die These des Schlesiers Karl Ullrich
aus Liebau, die 1699 sicher in einer Prager Werk-
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statt gestochen wurde. Damals befand sich zwar
die Bronzefigur des Heiligen bereits seit 16Jahren
auf der Brücke. Wir finden sie aber in der detailrei-
chen Ansicht des Hradschin, der Moldau und der
Brücke nicht eingezeichnet, dafür an der Stelle
seines Todes Sterne im Wasser; dieses Blatt ist in
einem Werk über Prager Thesenblatter enthalten,
das erst 1969 in Prag erschienen ist's.
Die damals von den Jesuiten geführte Prager Uni-
versität hat diese Form der Ankündigung etwa seit
der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts gepflegt, und
die Prager Sammlung von 524 Thesenblattern
stellt einen kostbaren Schatz dar, der nicht nur für
die Geschichte der Universität, sondern auch für
die der Druckgraphik von größtem Interesse ist.
Das Thema JvN kommt häufig vor, die Vorlagen
werden in Prag bis 1713, später ausschließlich in
Augsburg verlegt. Eine typisch böhmische Kom-
position ist das Mezzotinto "Die Patrone des Köni-
greichs Böhmenrr in großem ovalem Rahmen, JvN
in der Mitte. 1707 wählte Wenzeslaus Pubetz aus
Klattau dieses Blatt, das Joh. Jakob Thummer
(1644 bis 1726), angeregt von den gleichzeitigen
mächtigen Schnitzrahmen, etwa in St. Nikolaus in
Laun (1708) schufV. JvN im Mittelpunkt der hll.
Landespatrone Wenzel, Adalbert, Ludmila, Pro-
kop, lwan, Sigismund, Norbert und Veit - ein
Vierteljahrhundert vor der Kanonisierung! - mit
dem seltenen Schweigegestus.
Das umfangreichste Kapitel bilden die vielen in
den vorhergehenden Abschnitten nicht einzuord-
nenden kleinen und kleinstlormatigen Blätter, die
nicht nur im genannten Klebeband, sondern in vie-
len Sammlungen religiöser Graphik den Hauptan-
teil bilden. Die Fülle des Materials kann eigentlich
nur insofern bewältigt werden, als die angegebe-
nen Verlagsorte hier genannt werden sollen, frei-
lich ohne den geringsten Anspruch auf Vollstän-
digkeit: An der Spitze liegt rein statistisch Augs-
burg. Es folgt Prag. Weitere Städte, in denen das
nepomucenische Thema gestochen und verlegt
wurde, sind: München, Nürnberg, Wien, Breslau,
Brünn, Ensdorf, Linz, Stuttgart, Einsiedeln, Aa-
chen, Regensburg. Ich beziehe mich hier nur auf
die deutsch - gelegentlich lateinisch - beschrif-
teten Blätter. Es gibt schon im 18. Jahrhundert, zu-
nehmend im 19. Jahrhundert, zahlreiche tschechi-
sche und polnische Drucke.
Im Katalog 1971 ist auch eine Reihe von Künstlern
und Stechern aufgezählt wordenlß. Der Versuch,
irgendeiner Vollständigkeit ist auch hier ausge-
schlossen. Wie wir uns den Vertrieb oder die Ver-
teilung vorstellen sollen, darüber gibt es bisher
keine Unterlagen. Wir zitieren den aus den Akten
der Erzdiözese Salzburg im Katalog 1979 abge-
druckten, sehr aufschlußreichen Bericht, den
Adolf Hahnl bearbeitet hat. So schreibt der Pfarrer
von Kundl auf die Anfrage des Salzburger Konsi-
storiums folgendes:
n... daß in meinen Gotteshäusern nur ein einzi-
ger, aber anseenlich schener großer Kupfer(stich)
auf Papier, das Bildnuß Johannes von Nepo-
muk mit dem gewöhnlichen Schein der Heiligen
(vorstellend) etwa bey 10 Jahren vorhanden
(sei)... Ybrigens habe (ich) noch anfigen sollen,
daß durch die herumb gehende Crämer sehr
ausführliche Lebensbeschreybung sambt dessen
Officio und anderen Gebetter wir auch dessen
Biltnus so wohl auf Papier und Pergament gemah-
len, als auch auf Glas, Holz, Mössing und Silber
elaboriert in ziemlicher Qualität verkauft wer-
den, wie ich dann mehrere Zuneigung zu die-
sem Seeligen auch unter dem gemeinen Volckh
bereits zu waxen beginnt." Der Pfarrer von Stumm
berichtete, daß ab und zu seine Pfarrkinder kleine
Bilder des Johannes von Nepomuk besäßen").