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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVI (1981 / Heft 174 und 175)

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umarmt: . - 
 
3 Giovanni Battista della Porta (Napolitano), Porträt des 
Autors und Künstlers 
Anmerkungen 7 - 17 
' Ober Giov. Bat. della Porta vergleiche: Die Physiognomie des 
Menschen, Uberselzung von Walter Flink, Fladebeui 1929. 
' Die bekannteste zoologische Physiognomik wurde von Aristote- 
les veriaßi. M, Schneidewin, Die aristotelische Physicgnomik, 
Heidelberg 1529. 
- wie Anmk. 7, p. 4. 
" Wie Anmk. 7. D. 98. 
" wie Arlmk. 7, p. 70. 
w wie Anmk. 7, p. 11. 
" GIOV. Bat. della Porta. Delle Fisonomia deiVt-luomo Llbri sei, Pe- 
dova 1527, p. 36. 
" ders. e. a.O.. p. 37 und D. 9B. 
" Donald Posner, Anriibaie Carraccl a Study In the Reform 01 ita- 
llSfl Pülntlrlg armund 1590, 1971. 
Agostino Cerracci, geb. 1557 - gest. 1602 
" wie Anm. 13. p. 6G. 
YBKIST SCHIIEDEH lVdllll. Uüllli Uvuuulcu uuuu cum: 
jeder Teil des Gesichts etwas Bestimmtes. Davon 
muß ausgegangen werden, wenn man versucht, 
das Auftreten des Phänomens der Physiognomik 
verstehen zu wollen. 
Anhand von zwei Traktaten soll nun die Vorgangs- 
weise der Physiognomiker vorgestellt werden, de- 
ren Publikationen - beide illustriert - nachhalti- 
ge Auswirkungen auf die Kunst hatten. 
1586 veröffentlicht Giov. Bat. della Porta (Abb. 3) 
sein Werk "De humana Physiognomie-J. Zuerst la- 
teinisch verfaßt, findet es jedoch bald Überset- 
zung in die italienische Sprache und erscheint in 
immer wieder neuen Auflagen das ganze 17. Jahr- 
hundert hindurch. Es ist das neuzeitiich grundie- 
gende Werk der zoologischen Physiognomikß und 
beeinfiußt jede weitere erscheinende Literatur, die 
sich mit diesem Thema auseinandersetzt. Die zu 
zeigenden Holzschnitte sind einer Ausgabe von 
1627, einem italienischen Exemplar, das in Padua 
gedruckt wurde, entnommen. Die verschiedenen 
Ausgaben zeigen aber keine Veränderungen in der 
Ausführung der Druckgraphik. 
Deiia Porta wurde 1545 in Neapel geboren. Umfas- 
sende Studien und Reisen innerhalb Italiens so- 
wie nach Frankreich und Spanien ermöglichten 
ihm, Erfahrungswerte hinsichtlich der Gestalten- 
kunde zu sammeln. Zudem betrieb er auch prakti- 
sche Studien der Physiognomik, indem er in sei- 
nem Haus Sprechstunden abhieit, um so Kennt- 
nisse über die menschliche Gestalt und ihren Cha- 
rakter zu erwerben. 
Letztlich wurde er der Zauberei und Magie be- 
schuidlgt, kam vor Gericht, konnte sich aber so 
gut verteidigen, daß er freigesprochen wurde. Spä- 
ter wurde er sogar Lehrer der Mathematik, Physik 
und Natunivissenschaft in einer 1603 in Neapel ge- 
gründeten Akademie. Bemerkenswert ist vielleicht 
noch die Tatsache, daß sich Kaiser Rudolf ii. ei- 
nen von della Porta autorisierten Vertreter an den 
Hof kommen ließ." 
Della Porta versucht aller zweifelhaften Wissen- 
schaften zu entgehen. Seine Lehrmeinung ist 
durch Zitate der antiken Physlognomiker gestützt; 
dort, wo sich einander widersprechende Meinun- 
gen zeigen, versucht er autorltatsgiaubig die Feh- 
ler auf vermeintlich falsche Übersetzungen zu 
schieben. Dennoch fehlt es ihm nicht an Persön- 
lichkeit, sich gegen Plato auszusprechen, der ei- 
nen ganz einheitlichen Vergleich von Mensch und 
entsprechendem Tier durchführt. Deiia Porta will 
dagegen nur einzelne Charaktereigenschaften 
den Tieren verglichen haben. So soll sich der 
Mensch aus einer Summe von Einzeieigenschaf- 
ten zusammensetzen, die den verschiedensten 
Tieren entsprechen. Der menschliche Charakter 
wird in additiver Weise gesehen. 
Die Holzschnitte haben ambivalenten Charakter; 
einerseits sollen sie den Text erläutern und sind 
somit wissenschaftliche Behelfe, um zu einer grö- 
ßeren Klarheit des Textes vorzudringen, anderer- 
seits wollen sie doch auch einem künstlerischen 
Anspruch gerecht werden. 
Der illustrative Charakter herrscht vor; sofort weiß 
man, worum es Porta geht. Die entsprechenden 
Merkmale, die zu erläutern Porta beabsichtigt, 
sind stark herausgearbeitet. Es ist notwendig, vor- 
erst auch den Text eines solchen physiognomi- 
schen Traktates kennenzuiernen, erst dadurch 
lassen sich die Zeichnungen entsprechend nach- 
vollziehen, so wie es der Autor geplant hat. 
Hier ein Beispiel zur Aussage der Stirnform über 
den Charakter: "Die viereckige Stirn (Abb. 4): Sie 
halt gleichsam die Mitte zwischen den anderen 
Stirnfcrmen. Nach Aristoteles ist eine viereckige, 
t... Hau-ballen}- ....... ßnniluh. rvuihlnlnrnnß cum u... 
uuei um. OUIII glvue... "s,"  
anderem folgende Aussage (Abb. 5): wich l 
die großköpfigen Menschen den Eseln 
chen, die albern sind, dumm, furchtsam l 
mein, ferner den Nachtvögein und dem U 
sehr große Köpfe haben und ungeschickt 
ren Füßen laufen, als ob ihnen ihr Kopf zu 
sein" Und weiter: vDer Kaiser Viteiiius hati 
nen riesigen Kopf, wie man aus der Marmo 
sieht, und er war sehr ungeschickt und um 
digßiz 
Dazu wird ein Holzschnitt mit der Darstel 
nes Uhus und des Kaisers gezeigt. Die Übe 
lautet: "in der untenstehenden Tafel wird I 
ße Kopf des Uhus gezeigt, wie wir ihn von c 
morstatue gezeichnet haben, die im Muse 
Hadriano Spatafcra aufbewahrt wird, ein 
Gelehrten und interessierten bezügiit 
Antiken" 
Hier ist also die Beziehung zur Kunstges 
ebenfalls vorhanden, wenn zur wissen: 
chen Beweisführung eine Statue herang 
wird. Das gilt auch für weitere Vergieichr 
zeigen wir den Kopf eines Spürhundes n 
Kopf Platos (Abb. 6), den wir gezeichnet 
nach der Marmorstatue, die im Museum r 
cenzo della Porta, meines Bruders, eines l 
lehrten und umsichtigen Konservators der 
Kunstß (...) "Die lange Stirn: Nach Polen 
Adamantius haben geiehrsame Leute mi 
Sinnen eine der Länge nach ausgedehnt 
Aibertus deutet aus ihr starke und gelehr 
ne. Unter Länge ist die Ausdehnung vor 
Ohr bis zum anderen zu verstehen, die oft 
lich als Breite bezeichnet wird. Plutarch : 
dem Plato eine solche Stirn zu, und untl 
fung auf Diogenes meint Neanthes, er s 
dem Aussehen seiner Stirn Plato genannt 
in neuerer Zeit hatte Dante Alighieri 
siiffi.u_i' 
Bei der Beschreibung der Hakennase Vl 
Porta die Großmut, den Adlern gleich, gert 
bringt Vergleiche aus der Geschieht und 
sich in das Anekdotische. Die Adiernase l 
die Porta zeigt, wird von Donald Posner" 
bindung zu Agostino Carracci gebracht ( 
Dürfte nicht unbedingt eine direkte Abhä 
nachweisbar sein, so ist doch bemerkensv 
auch in der Kunst diese zoologische Ph} 
mik ihren Niederschlag findet. Ebenso ke 
aus einer Zeichnung eines Satyrkopfes se 
eine Transfiguration von menschlichen u 
schen Formen vor sich geht (Abb. 9 und 1 
der Vergleich von einem Hirsch und eine 
nung Sokrates, nach einer Marmorsta 
dem Museum von Vincenzo della Porta, 
wieder die künstlerische Ausführung in 
senschaftliche Studie mit ein" (Abb. 11). II 
voraus, daB der Bildhauer die genaue i 
mung des Kopfes von Sokrates wieder; 
hat, woraus della Porta seine Schlüsse t 
Charakter des Philosophen zieht. Aber r 
della Porta auch schon die Grenzen der 
gnomik bewußt geworden, wenn er das b 
Beispiel anführt: n... daß Sokrates den Zr 
der sich erboten hatte, eines jeden Chara 
seiner Gestalt zu deuten, und der ihm o 
viele Laster angehängt hatte, gegen das 
ter der anderen, die diesen Fehler bei 5 
nicht kannten, in Schutz nahm, indem er 
handensein seiner Anlage zu diesem L2 
gab, die er lediglich durch seine Willens 
gung überwunden haben" 
Nun die zu dem Bild Sokrates und Hirsch i 
den Bemerkungen della Portas: wGroße 
fnrrntn ÄIIHAH hält Arietntnlns für enhr mit
	        
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