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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVI (1981 / Heft 176)

ISO VEIGFIIIDIISCFI 
Bildhauer Philibert 
abello und die steirische 
ulkralplastik um 1600 
.ungen 1 -18 
sgende Beitrag laBt einige Tellergebnlsss der vom Verfas- 
aelteten Sammlung der mittelalterlichen und frühneuzeit- 
schritten der Steiermark (Leitung Univ.-Pro1. Dr. H. Baltl) 
Bn. Für verschiedene Hilfen habe ich Herrn UnilL-DOZ. 
zhwaigert (Universität Gril) zu danken. Besonderen Dank 
Ich Herrn Unlv.-Prot. Dr. K. Woisetschleger für die Uber- 
mehrerer Aufnahmen. 
iezu H. Veientlnltsch, Die steirische Grabpiastik und die 
nlung der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschrif- 
ärustelerrnark, In: Stsirrsche Berichte 1977, Heft 314, S. 411. 
i Uberblick über die Sepulkralplastik in Österreich im is. 
rühen 17. Jahrhundert geben B. Ulm, Die Kunst Oberöster- 
a im koniessionellen Zeitalter. in: Katalog der Ausstellung 
aberoslerrelchische Bauernkrieg1626-, Linz 1978, S. 5111.; 
hütz, Stllgeschlchta der Grabplasiik, in: Renaissance in 
reich. Katalog des Nladerdstsrrsichischen Landesmu- 
s N.F. 57, Wien" 1974, S. 55511.; F.L. Mannhart, Das Bild- 
dsr Tiroler Grabplastik. SchIern-Schriften 187, Innsbruck 
E. Egg, Kunst in Tirol. Baukunst und Plastik. Innsbruck- 
München 1970; G. H. Neckheim, Studien zur Plastik des 
ihrhunderts in Kärnten, in: Caririthia l 155, 1965, 5.40911; 
ilesi, Romanische und ritterliche Grabplasllk Kärntens, 
reihe des Landesmuseums für Kärnten 14, Klagenfurt 
und derselbe, Barock und Klassizismus in dar Grabplastik 
ens. Buchreihe des Landesmuseums für Kärnten 18, Kle- 
irt 1965. Speziell für die Steiermark vgl. die umfangreiche 
ndlung von W. Steinbock, Kunstwerke der Helormations- 
l dersislennark, ln: Johannes Kepler 1571 - 1971. Gedenk- 
1 der Universität Graz, Graz 1975, S. 40711., und M. Auer, 
sche Grebdenkmaier vom Beginn der Renaissance bis 
phil. Diss. imascriin.) Graz 1983. 
lenti 56h, Die Grabmäler der Familie Saurau In Großlob- 
in: Zeitschrift d. Hislcr. Ver. 1. Stmin. 71. 1980, S, 6711. 
590 datierte Grabmal wurde von Jeremias Franck mit vol- 
iamen signiert. Vgl. dazu R, Kohlbach, Steirischs Bild- 
, G132 1955. S. B0; K. WolsstschiagerIP. Krenn, Alte steiri- 
Herriichkelten, Graz-Wlen-Koln 1968, S. 57; M. Auer, 
1., S. 13 und 51 sowie W. Steinbock, a.a.0.. S. 46361. 
Erebmal des Siegmllnd Friedrich von Trautmannsdor" sie 
Kohlbach, a. a. 0., S. 109. 
azu J. Wastier, Das Kunstiehen am Hote zu Graz unlerderi 
igsn von Steiermark, den Erznerzogen Karl und Ferdinand, 
1897. 
Neckheim, Der Bildhauer Martin Pacobello, in: Carinthla I 
i957. S 59411.; J. Wastler, a.a.O., S. 17111. und F1. Kohl- 
 
 
tler in der Steiermark, 20. und 21. Lieferung, Hied im Inn- 
191a, s. 133. und J. Wastier, a. 0., s. 16911. 
irauscnek, Leben und Zelt, ln: K. Wolsetschlager (Hrsg), 
inerdsterreichische Holkünstler Giovannl Pietro de Pümis 
bis 1533, Joannea 4, Graz-Wien-Köln 1974, S. 9B. 
zhweigert, Graz, Demo-Handbuch. Die Kunstdenkmaler 
rsichs, Wien 1919, s. es, und n. Eller, Das Paulustor von 
und sein Wappen, phil. Diss. (handschriftl), Graz 1933. 
hweigerl, a.a.0., s. a1, 61 und 190. _ 
lsller, a.a.0., s. 110; L. v. Beckh-Widmanstelter, Alters 
Denkmale in der Steiermark, Wien 1892. S. 4011., und 
ier. 8.3 O S 58. 
hlbach. . 331. 
zrtuller, P Pocabello in Trautmannsdorf, in: Zeit- 
1 des Hist. Ver. 1. Sirrik. 72, 1981 (im Druck). 
Neckhelm, 8.3.0., S. 617. Das für Propst Martin Sani 
s) In St. Andrä i. L. errichtete Grabmal wird von G. H. Neck- 
ebenfalls mit der Bildhsuerramilie Focabeilo IV) Verbin- 
 
 
 
gen-wir. 
1er, a. 10., S. 551.; W. Steinbock, 5.10., S. 4671., und J. 
er. a.a.O.. S. 1701. Nach R. Kohlbach, a.a.0., S. 196, 
e auch Äntdniü Vasolio als Bildhauer in Frage kommen. 
ihlbach, a.a.0.. S. 106, und derselbe, Die gotischen Kir- 
von Graz. Graz 1950. S. B711. 
II'1 der ZWGIIEFI riairte DES lD. UHU 111 Geil 6151911 Del- 
den Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts erreichte in 
der Steiermark die im wesentlichen vom Adel do- 
minierte Sepulkralplastik sowohl qualitativ als 
auch quantitativ einen Höhepunkt) Die Ursachen 
dafür liegen einerseits in einem gesteigerten 
Selbstbewußtsein und Repräsentationsbedürfnis 
des auf seine politische Macht und seinen gesell- 
schaftlichen Status pochenden Adels und ande- 
rerseits in den Auswirkungen der Reformation und 
Gegenreformation, die gerade in der Grabmalpla- 
stik ihre künstlerischen und theologischen An- 
sprüche zum Ausdruck brachten! Diese verschie- 
denen Komponenten trugen dazu bei, daß die füh- 
renden steirischen Adelsfamilien bei der Errich- 
tung monumentaler Grabmäier miteinander wett- 
eiferten, ja sich geradezu zu überbieten suchten. 
Hingegen spielte das in seiner wirtschaftlichen 
Kraft geschwächte einheimische Bürgertum als 
Auftraggeber für die Sepuikralplastik nur mehr ei- 
ne untergeordnete Ftoiie. 
Die Grabmäler des in seiner Mehrheit protestan- 
tisch gesinnten innerösterreichischen Adels do- 
kumentieren mit ihrer Biidsprache und den in ih- 
ren lnschriften enthaltenen religiösen Vorstellun- 
gen den Gegensatz zum katholischen Landesfür- 
sten. Sie erhalten dadurch eine politische Bedeu- 
tung, auf die wir in einer anderen Untersuchung 
bereits hingewiesen haben! Unter den steirischen 
Adeisgrabmäiern aus der Zeit der Gegenreforma- 
tion markieren die Epitaphien des evangelischen 
Gallus von Racknitz (11588? in Pernegg und des 
zum katholischen Glauben übergetretenen Sieg- 
mund Friedrich von Trautmannsdorff (t1631)5 im 
Grazer Dom sowohl künstlerisch als auch mit ihrer 
eindeutigen und übersteigerten religiösen Pro- 
grammatik jeweils einen Wendepunkt. Während 
die protestantische Sepuikraiplastik mit dem in 
vieler Hinsicht noch der Renaissance verhafteten 
Epitaph des Ftacknitzers ihren Höhepunkt er- 
reicht, steht das frühbarocke Denkmal des Sieg- 
mund Friedrich von Trautmannsdorff bereits ganz 
im Dienst der vom Landesfürsten und den Jesui- 
ten getragenen Gegenreformation. 
Durch die habsburgische Länderteilung von 1564 
und die Errichtung des Grazer Hofes entstand hier 
ein Kunstzentrum, in dem vor allem italienische 
Künstler und Handwerker tätig warenß Die durch- 
wegs katholischen Italiener arbeiteten vorwie- 
gend für den Grazer Hof, aber auch für einzelne 
Angehörige des protestantischen Adels, wodurch 
ihre Werke einen besonderen Reiz erhielten. in 
den letzten Jahren des 16. und in den ersten drei 
Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts nahmen die 
Brüder Martin und Philibert Pocabello in der Grab- 
malplastik der innerosterreichischen Länder eine 
führende Stellung ein. Die Biidhauerfamilie Poca- 
bello (auch Pacobello) stammte vielleicht wie viele 
andere zur selben Zeit in lnnerösterreich tätigen 
italienischen Künstler und Handwerker aus der 
Umgebung von Como oder Bergamo, doch ließ 
sich bis jetzt für diese Vermutung in den wenigen 
vorhandenen archivaiischen Quellen kein Nach- 
weis erbringen. Der künstlerisch begabtere der 
beiden Brüder war zweifellos Martin Pocabello. Er 
trat 1606 als Polier und Bildhauer in den Dienst 
der Kärntner Landschaft und heiratete in eine in 
St. Veit an der Glan ansässige Bürgerfamilie ein! 
Martin Pocabelio war hauptsächlich in Kärnten tä- 
tig und schuf hier für mehrere Kärntner Präiaten, 
Adelige und reiche Bürger zum Teil mit seinem Na- 
men signierte Grabmäler. Der Biograph Martin Po- 
cabeilos, Günther H. Neckheim, führt unter seinen 
Arbeiten insgesamt 21 Grabsteine und Wappenta- 
fein an." Davon entfallen drei Grabmäler auf die 
Steiermark, von denen eines, und zwar das des 
Ferdinand Graf von Ortenburg (T1616) in Murau, 
heute nicht mehr erhalten ist. Von den beiden an- 
deren Grabmälern befindet sich die Grabplatte der 
Anna urafin scnwarzenberg, geborene Neumann 
von Wasserleonburg (T1623), in Murau und der 
Wappengrabstein für Gottfried Freiherr von Stadl 
(T1627) im Grazer Dom. 1619 verlieh der Magistrat 
der Stadt Klagenfurt Martin Pocabello das Bürger- 
recht. Ein Streit wegen der ihm übertragenen Um- 
gestaltung des Hochaltars im Dorn zu Gurk veran- 
laßte ihn jedoch um 1623, seinen Wohnsitz von 
Kärnten nach Graz zu verlegen, wo er 1630 den 
Folgen eines Fiaufhandels erlag. In die Grazer Zeit 
Martin Pocabelios fällt auch die Errichtung eines 
jetzt an der Südselte des Grazer Doms befindli- 
chen Wappengrabsteins, der weder von G. H. Neck- 
heim noch von Fl. Kohlbach als Werk des Bild- 
hauers genannt wird. Es handelt sich hier um das 
Grabmal für den bereits im Alter von 30 Jahren ver- 
storbenen Juristen Dr. Hans Georg Steritz (120. 4. 
1627). Die Ausführung des schon ganz barocken 
Formen verhafteten Fieliefwappens, die in den 
Zwickeln der Wappentafel elngerltzten Ornamente 
und der durch ein Perlstabmuster verzierte Hah- 
men erinnern so stark an den von Martin Pocabel- 
lo für Hans Joachim Weinzisher (11612) geschaf- 
fenen Wappengrabstein in der Stadtpfarrkirche zu 
Klagenfurt, daB bei der Zuschreibung des für Dr. 
Steritz errichteten Grabmals keine Zweifel beste- 
hen. 
Sein Bruder Philibert Pocabeilo war zwischen 
1599 und 1609 in Judenburg tätig und heiratete 
hier eine Bürgerstochter! Er übersiedelte dann 
nach Graz, wo er vor dem Eisernen Tor eine Werk- 
statt unterhielt und am 3. März 1627 auch begra- 
ben wurde. im gesellschaftlichen Leben der inner- 
österreichischen Fiesidenzstadt spielte Philibert 
Pocabello offenbar keine größere Fiolle, doch fun- 
gierte der bedeutendste Vertreter der in Graz an- 
sässigen italienischen Künstlerkolonle, der Hof- 
maier und Architekt Giovanni Pietro de Pomls, im 
Jahre 1621 als Taufpate seines Sohnes Peter Chri- 
stoph." im Jahre 1606 fertigte Philibert Pocabello 
im Auftrag des Grazer Hofes die heute noch am 
"Äußeren Paulustom befindlichen Wappensteine 
des Erzherzogs Ferdinand und dessen Gemahlin 
Anna Maria von Bayern an." Ebenso werden ihm 
in Graz das an der ehemaligen "Alten Universität-i 
(heute Steiermärkisches Landesarchiv, Bürger- 
gasse 2A) angebrachte farbige Marmorwappen 
des Erzherzogs Ferdinand und seiner ersten Gat- 
tin, ein Sandsteinrelief wMariä Verkündigungu am 
Haus Grenadlergasse Nr. 30 sowie Biidhauerar- 
beiten in der heute profanierten Dominikanerin- 
nenkirche (Bürgergasse Nr. 13) zugeschrieben." 
Seine hauptsächliche Tätigkeit entfaltete Phili- 
bert Pocabello jedoch in der Sepulkralplastik. Un- 
ter den von ihm in der Steiermark geschaffenen 
Grabmälern lassen sich nur die beiden für Offo 
Freiherr von Teuffenbach (125. 12. 1609) in der 
Pfarrkirche zu Teufenbach geschaffenen Epita- 
phien," von denen eines vom Bildhauer signiert 
ist, dann das kleine bemalte Wandgrabmai des 
Pfarrers Matthias Sozius (117. 7. 1608)" in der 
Stadtpfarrkirche zu Radkersburg und schließlich 
durch die Forschungen von Helga Schuiler" das 
Grabmal des Hans Friedrich Trautmannsdorff 
(T 14. 4. 1614) in der Pfarrkirche Trautmannsdorf 
(BH Feidbach) als gesicherte Arbeiten des Bild- 
hauers nachweisen. Das in der Stadtpfarr- und 
ehemaligen Domkirche zu St. Andrä im Lavanttai 
befindliche Grabmal des aus Lugano stammen- 
den Propstes Johann Gambazi (T1662) trägt zwar 
die Inschrift "Philibert Pacobel fecitu, wurde aber 
aus zeitlichen Gründen wohl von einem Sohn des 
Philibert Pocabello angefertigtli Das große Epi- 
taph des Andreas von Stubenberg (r1598)" in der 
Pfarrkirche Frauenburg bei Unzmarkt (BH Juden- 
burg) weist zwar keine Signierung auf, ist aber 
ebenso wie das 1606 in der Grazer Leechkirche für 
Sigmund Freiherr von Egkh Q1604)" errichtete 
Grabmal seinem Stil nach zweifellos eine Arbeit 
1a
	        
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