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sendung, der Aufstellung u. s. w., alle speciellen Auskünfte und Aufklärungen enheilrwer-
den, welche sie wünschen sollten.
Der Einsendungstermin beginnt am x. Februar 1873 und endet arn 15. April des
genannten Jahres.
Bezüglich dieser, so wie anderer Bestimmungen verweisen wir übrigens noch auf
den Inhalt des allgemeinen Reglements. -
Wien, 15. Januar 187:.
Gründung neuer Gewerbeschulen in Elhogon und Graz.
Wie wir vernehmen, ist von Seite des h. Handelsministeriums die
Gründung zweier neuer Gewerbeschulen im Zuge. Das Oesterr. Museum
hat vom Anbeginne an dem Grundsatze festgehalten, dass jede eigenartige
Industrie, welche an einzelnen Orten ihre Stätte und ihren Wirkungskreis
hat, auch an denselben gepflegt und gefördert werden müsse. Auf dem
Boden, in welchem diese Pflanze seit Jahrhunderten gewurzelt hat oder
erst neu gezogen wurde, da muss sie bleiben, da soll ihr die nöthige
Wartung und Cultur zu Theil werden. Aus diesem Grunde führte die
Direction des Museums die Ausstellungen seiner Sammlungsgegenstände
an Provinzorten ein, wo dieselben dazu dienen konnten, die dortigen
Gewerbtreibenden mit vorzüglichen Mustern ihrer Richtung und Fabri-
cation bekannt zu machen; aus diesem Grunde auch befürwortete dieselbe
die Gründungen von Specialschulen in solchen Gegenden, wo in der Be-
völkerung eine eigenthümliche, eine ganz locale Kunstthätigkeit vorhanden
war und der Veredlung wartete, wie unter den Holzschnilzern des Grödner
Thales und Halleins, in Böhmen bei den Glasarbeitcrn etc.
Dieselbe Gesinnung bringt das Oesterr. Museum den beiden neuen
Gewerbeschulen entgegen, von denen die eine in Steiermark, die andere
in Deutschböhmen soeben in's Leben gerufen werden. Die erstere, in
Graz, hat einen allgemeinen Charakter. Nebst einer allgemeinen, vor-
bereitenden Classe sind drei Fachschulen projectirt: eine für Holz-
arbeiter, eine für Metallarbeiter, eine für das Baugewerbe;
ausserdern wird eine Abtheilungl gemeinschaftliche Gegenstände,
bestehen, in welcher unter Anderem auch einfache Buchhaltung gelehrt
wird. Die allgemeine Classe umfasst das Freihandzeichnen, lineares und
geometrisches Zeichnen, Projectionslehre und Modelliren. ln der Holz-
arbeiterschule werden berechnende Geometrie, Gewerbs-, Materialien- und
Maschinenkunde, Musterzeichnen und Grundlehren der Mechanik; in der
Schule für Metallarbeiter und in jener des Baugewerbes dieselben Gegen-
stände und ausserdem in der letzteren auch Baurechnen, Constructions-
lehre, Architektur, Styl, Bauzeichnen und Entwerfen gelehrt. Als Vor-
kenntnisse werden zur Aufnahme gefordert: Lesen, Schreiben, die vier
Rechnungsarten und einige Fertigkeit im Zeichnen, indem der Schulunter-
richt völlig von dem Elementaren ausgehen will. Die Anregungen zur
Verwirklichung dieser längst gehegten Gründungspläne, denen nun Steier-
mark eine selbstständige Kunstgewerbeschule verdankt, gingen von dem