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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVI (1981 / Heft 176)

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V ' rÄvr "Mahnmal- 
"Feieriichen Leichenbestattung der Universaimo- 
narchieu (Abb. 3). Dem in Querfolio publizierten 
Stich war ein Textblatt beigelegt, weiches - 
wenn auch nicht von Hoffmanns Hand stammend 
- so doch zumindest auf seine Angaben zurück- 
gehen dürfte." 
Soldaten tragen die nUniversal Monarchie I geb. d. 
18. May 1804 I gest. d. 19. Oct. 1813a zu Grabe. Die 
inschrift, weiche die Frontseite des Sarges ziert, 
wird von einem gekrönten Totenschädel irge- 
schmückt-t. Hinter dem Sarg folgt der zusammen- 
brechende Napoleon - der vVater der Universal- 
monarchieu -; er kann gerade noch von einem 
sich hinter ihm befindlichen Marschall aufgefan- 
gen und gestützt werden. Ein anderer Begleiter 
reicht ihm MM! peu de sein. Dies steht wohl damit 
in Zusammenhang, daß sich Napoleon selbst auf 
der Flucht durch die Leipziger Straßen eines 
Riechfläschchens bediente." Dieser das Salz an- 
bietende Begieiter fallt einerseits durch seinen 
Backenbart auf, andererseits stellt er sich als ein- 
ziger der Richtung des Trauerzuges von links nach 
rechts entgegen und ist im linken Profil zu sehen. 
Schon Friedrich Schnapp sah darin ein Selbstpor- 
trät E.T.A. Hoffmanns." Man vergleiche dazu et- 
wa Hoffmanns Selbstporträt (Abb. 7) in seinem 
Brief an den Sänger und Schauspieler August Kel- 
ler vorn 24. Jänner 1814!" 
Über Napoleon wird ein Schirm gehalten, der die 
Inschrift tragt: nFriede Ferdinand Vll IAufhebung 
des droits reunis I Aufhebung der Conscription." 
Der Schirm, mit einem Trauerflor bestückt, soll 
den Niedersinkenden vor dem just auf ihn fallen- 
den Regen schützen. Er hat jedoch ein Loch und 
tut daher seinen Dienst nur schlecht. 
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ß-n-wrvßv ' 
3 E.T.A. Hoffmann: uFeierliohe Leichenbestattung der 
UniversalmonarchielThe Exequies cf the Universal Mo- 
narchy." -19.- 27. März 1814, Leipzig. (Sonstige Anga- 
ben wie zu Abb. 1 und 2) 
Am Ende des Zuges folgt ein kleiner, schmächti- 
ger Mann, der ein Riechlläschchen mit der Auf- 
schrift "a quatre voieursw an seine Nase hält. Er 
bemerkt gar nicht, daß ihm ein hinter ihm nach- 
kommender Jude auch noch das Schnupftuch aus 
der Hosentasche stiehlt! 
Rechts im Hintergrund werden vier Totengräber 
sichtbar, die das Grab bereits ausheben. 
Das Blatt zeichnet gegenüber den beiden zuvor 
besprochenen Zeichnungen eine überaus starke 
Belebung aus. Alle Figuren des Trauerzuges sind 
in einer Bewegung begriffen. Auch der rechts vom 
Bildrand beschnittene Standartentrager tragt da- 
zu bei. Die Bedeutung des Geschehens wird durch 
die Veränderung der Himmelszone deutlich cha- 
rakterisiert: links über dem Trauerzug die dunklen, 
tief hängenden, drohenden Wolken, aus denen es 
bereits regnet, und in der rechten Bildhäifte der 
klare, wolkenfreie Himmel, der die Sonnenstrah- 
len schon ahnen iaßt. 
in der dem Sarg folgenden Figurengruppe wich 
Hoffmann von den bei seinen antinapoleonischen 
Karikaturen bisher beibehaitenen ausdruckslosen 
Gesichtstypen ab und zeichnete rein karikierte, 
z. T. porträthaft anmutende Züge. Er ließ dabei ge- 
wiß seiner Phantasie freien Lauf, da er die einzei- 
nen dargesteiiten Personen von Angesicht kaum 
genauer kannte. Er hatte lediglich einmal Napo- 
leon, umgeben von seinen Marschäilen, in Dres- 
den an der Elbbrücke langer beobachten können: 
:-26. August 1813: ,... um 11 Uhr kam der Kaiser 
Nap(oleon) mit ei(nem) Theli der Garden - ich sah 
ihn lange an der Eibbrücke umgeben von sei(nen) 
Marsch(ällen) halten wie er Befehle austheilte 
ppußuiß 
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Möglich, daß sich Hoffmann bei dieser Ge 
heit einzelne physiognomische Charakter 
eingeprägt hatte. 
in der linken Personengruppe iäßt sich Hoff 
als Urheber dieser Zeichnung erkennen; seir 
katurstii bricht hier hervor! 
Eine Portratähniichkeit war in der politi 
Karikatur dieser Zeit eigentlich nicht ange 
worden. Die Gestalter solcher Darsteliungt 
schränkten sich für die einzelnen Persone 
charakteristische Attribute, sei das ein Kleic 
stück (z.B. für Napoleon der typische Zwei: 
oder eine bestimmte Bart- bzw. Haartrachf 
der Schnauzbart des Fürsten Biücherli. S 
Vertreter einer Nation dargestellt werden, s: 
den die bezeichnenden Merkmale noch allg 
ner: der Russe erhielt sein Bärenfeli, der Ei 
der war der große Seeheld in Admiralsun 
eventuell noch mit einem Segelschiff untern 
oder es diente die Uniform einer Nation als 
kennungsmerkmai. 
Unter Karikatur wird oft eine ironisierende V1 
lichung und Verzerrung im Gegensatz zu ide 
render Schönheit verstanden. Dem entspri 
Hoffmanns soeben besprochene drei Blätti 
in einer Ausnahme: die Figuren links in der ll 
lichen Leichenbestattung der Universain 
chiett. Ansonsten findet eher eine ldealisi 
statt! Die Dame Gallia erscheint als große, si 
und junge Frau; ihre Kleidung ist hübsch ur 
damaligen Mode entsprechend. 
Das nBöse-r, der Feind, erscheint nur im Bial 
Exorcistentt als lächerlich kleiner Teufel 
Ieon, der davonfliegt und niemandem mehr g 
iich wird.
	        
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