3 Adolf Loos, Tisch, ausziehbar, um 1900. Eichenholz massiv. dun-
kelbreun geheizt. Beschläge und Fußmanschetten vsrnlckeltes
Messing, Höhe 74 7 Breite 100 - Lange 13U,5 cm. Ausführung:
Friedrich UNO SChrTiIdt
{S 4
4 Adolf Loos, Sessel, um 1900. Eichehholz massiv, dunkelbraun
gebeizt. Sitz und Lehne mit Stoff bezogen, vorne Fußmanschet-
ten venlckeltes Messing. Ausführung: Friedrich ono Schmidt
So finden wir jenen Teetisch mit der gelappten
Tischplatte sowohl in den lnterieurs von Loos als
auch in solchen von Olbrich. Loos macht daraus
ein eher schwer dlmensioniertes, meist in Eiche
ausgeführtes Stück mit 6 oder B FüBen. Das Pen-
dant von Olbrich hingegen ist leichter, zarter,
meist in Kirsche gefertigt, ohne Messingmontie-
rung der an den Rändern leicht hochgezogenen
Tischplatte.
Beide Tischchen stammen aus der Werkstatt von
F.O. Schmidt und dürften dern Ursprung nach ein
Firmenentwurf sein. Nun soll Loos1ß97 eine Zeit-
lang bei eben dieser Firma gearbeitet haben. ist
dies tatsächlich der Fall gewesen, so werden man-
che seiner Entwürfe In das Repertoire des Herstel-
lers aufgenommen worden seinf
Es könnte der Fall eingetreten sein, daß andere
Architekten ein Schmidt-Modell ihren Entwürfen
anglichen, möglicherweise nicht wissend, daß es
sich um eine Schöpfung eines ihrer schärfsten
Kritiker handelte.
Nur so ist das Verhältnis der beiden Speisezimmer
untereinander zu erklären. Nach neueren Aussa-
gen der Erzeugerfirma sei tatsächlich Loos der
Entwerfer der Möbelstücke gewesen.
Die Beschläge finden wir auch an anderen, nicht
vom gleichen Entwerfer stammenden zeitgleichen
Einrichtungsgegenständen, sie werden wohl aus
der Serienproduktion von F.O. Schmidt stammen,
könnten der Form nach und auch der Ausführung
nach aber ebenso auf Loos zurückgehen, wurden
jedoch auch von Kolo Moser verwendet.
Die Entstehungszeit der Einrichtung ist nur mit ei-
ner relativen Zeitangabe fixierbar.
Vergleiche mit frühen Entwürfen, 1897-98, Eben-
stein, Eugen Stössler, lassen den SchluB zu, daß
unser Speisezimmer danach gefertigt worden sein
muB. Deutlich spürbar ist die Hinwendung zur
geometrisch-klaren Auffassung der Einrichtung
für Dr. Hugo Haberfeld (1900), und viel später dürf-
te auch das Eichenzimmer nicht zu datieren sein.
Unterstützt wird diese zeitliche Einordnung durch
das Datum 1903, als Architekt Wilhelm Schmidt
seine blaue Variante publizierte.
Adolf Loos schuf hier für seinen Auftraggeber ei-
ne bemerkenswerte Einrichtung. Das Material Ei-
che setzte er meist dort ein, wo er "Speisezimmer-i
entwarf.
Für "Speisesalonsu nahm er Kirsche oder Maha-
goni. Diese Differenzierung sagte aber nichts aus
über die Qualität des Produktes, sondern bedeu-
tet ein Sicheinstellen auf den Bauherrn in persön-
licher sowie finanzieller Hinsicht. Überdies kommt
gerade die hier verwendete Holzart ihrem Charak-
ter nach und der von ihr geforderten Verarbei-
tungsweise dem eher intuitiven als intellektuellen
Gestalten von Loos entgegen. Seine Vorliebe für
kräftige Dimensionen, für einfache, traditionelle
Hoizverbindungen sowie für Metallmcntierungen
trifft sich mit den Forderungen, die das Eichen-
hoiz an den Tischler stellt. Oder - richtiger aus-
gedrückt - Loos verwendet dieses Material so,
wie es ihm adäquat Ist.
Hier brachte er es in eine Gestalt, die handwerkli-
ches Verständnis ebenso voraussetzt wie propor-
tions- und harmcniebewußtes Entwurfsempfin-
den. Und über allem spürt man den Wunsch nach
verwendungsgerechter Form. in einer idealen Ver-
bindung wie eben bei einem Möbel von Adolf
Loos.
' so aüriie das von Ludwig Hevesi in seinem Feuilleton wBisder-
meier und KOITIPA (Fremdenblatt. 29. November 1901) erwähnte
SChllfZimrTler es la Loos-. ausgestellt von Friedrich Otto Schmidt
lfl Wien, zu verstehen sein.
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