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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVI (1981 / Heft 176)

Elisabeth Schmuttermeier 
Franz Anton Palko - 
Zwei Repräsentationsbild 
der Habsburger 
Anläßlich der Vorbereitungen zur niederösterreichr 
Landesausstellung 1980 im Stilt Melk "Österreich z 
Kaiser Josephs ll.u wurde das Mitarbeiterteam a 
Bild aufmerksam gemacht, das die Einsetzung Ja 
als Mitregent seiner Mutter Maria Theresia darslelt 
Gemälde soll sich in SchloB Feldsberg (Valtlce) bet 
Über die Maße könne nichts Genaues gesagt werd 
Es gehört zu den unerwarteten Veränderungen eine 
stellungskunzeptes, wenn aus einem Bild letztlici 
werden, noch dazu von der stattlichen Grüßt 
455 x 236 cm. Dies konnte jedoch erst bei einer Be 
gung in Feldsberg in situ festgestellt werden. Es 
fast unglaublich an, daB zwei Gemälde, die rein qut 
mäßig eine Aufstellung erlordern, In Vergessenhei 
ten können. Eine Nichtbeachtung ist schon der Au.- 
wegen unwahrscheinlich. 
Erklärbar wäre diese Tatsache nur dadurch, daB der 
Franz Antun Palko im 18. und 19. Jahrhundert in V 
senheit geraten ist und erst wiederentdeckt werde: 
Bestrebungen dazu sind bereits angelaufen." 1 
Franz Anton Palko gehörte einer Malerfamilie an. 
Er wurde als ältester Sohn des Malers Anton Pal- 
ko 1717 in Breslau geboren, wo sein Vater in der 
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts tätig war. Das 
Oeuvre Franz Antons wird sehr häufig mit den Ar- 
beiten seines jüngeren Bruders Franz Xaver Karl, 
der 1724 ebenfalls in Breslau zur Welt kam, ver- 
mischt und verwechselt. Die Tatsache, daß beider 
Künstler Vorname mit Franz beginnt, führte zu vie- 
len Mißvervständnissen und gestaltete die Schei- 
dung der Werke als sehr schwierig, zumal die bei- 
den Palko der Vergessenheit anheimgefailen sind. 
Dies führte dazu, daß Thieme-Becker in ihrem All- 
gemeinen Lexikon der bildenden Künstler} nur 
zwei Maler namens Palko, nämlich den Vater An- 
ton und Frank Karl, anführen, wobei bei der Be- 
schreibung der Werke des letzteren die seines 
Bruders Franz Anton dazugezählt werden. So wird 
Franz Xaver Karl als Schöpfer der beiden hier be- 
sprochenen Bilder genannt! 
Klara Garas versuchte in ihrem Aufsatz über die 
Malerfamilie Palkoä eine Trennung der Arbeiten 
der beiden künstlerisch veranlagten Brüder aufzu- 
zeigen, womit das Auseinanderhalten von deren 
Tätigkeiten ermöglicht werden soll. 
Da nicht nur das Oeuvre der beiden Palko verwech- 
seit wurde, sondern auch deren Aufenthaltsorte, 
kann man in den wenigen vorhandenen Publikatio- 
nen die unterschiedlichsten Lebensbeschreibun- 
gen finden! 
Als gesichert kann angenommen werden, daß 
Franz Anton - mit einer Brünnerin, der Witwe des 
Bildhauers Georg Schauberger, verheiratet - län- 
gere Zeit In Mähren tätig war, bevor er zu Beginn 
der 60er Jahre des 18. Jahrhunderts nach Wien 
kam. Er malte Altarbiider] errang aber erst als 
Bildnismaler größeres Ansehen. 
So nannte ihn Josef von Sonnenfels in einer Rede 
vVon dem Verdienste eines Porträtmalersu" in ei- 
nem Atemzug mit Porträtisten wie Ftigaud, Nattier, 
2 
Greuze usw. Dies zeigt, wie bekannt und geachtet 
Palko knapp nach seinem Tod - er starb am 
19. November 1768 in Wien - war. Wurzbach be- 
richtet, daB man in Palkos Arbeiten "vornehmlich 
das herrliche Colorit rühmte. Sein Pinsel war aus- 
nehmend weich, saftig und nicht Farbe, sondern 
wirkliches Fleisch. Sein hypochondrisches Tem- 
perament ließ ihn jedoch die Gesellschaft meiden, 
so daß er, ungeachtet er ein großer Künstler war, 
dennoch fast unbekannt blieb, denn seine Colle- 
gen thaten nichts, um seinen Ruhm zu verbreiten, 
sondern benützten vielmehr seine Sonderlingsna- 
tur, um sich selbst vorzudrängenu." 
Palkos Arbeiten lassen ihn uns als bedeutungsvol- 
len Repräsentanten des höflschen Barockporträts 
erscheinen, zumal es sehr wenige gute Biidnisma- 
ler in dieser Zeit in der Residenzstadt Wien gab. 
Der Stil des damals dominierenden Hofporträti- 
sten Martin van Meytens galt bereits als veraltet. 
Diese Tendenz erklärt auch den Erfolg Jean- 
Etienne Liotards beim Herrscherhaus wie auch 
beim Adel. Von beiden Gruppen bekam er be- 
kanntlich zahlreiche Aufträge. 
Ein weiterer Künstler, der in dieser Zeit bei den 
Habsburgern und beim Hofadel zu Ansehen kam, 
war Franz Anton Palko. So erhielt er beispielswei- 
se den Auftrag, ein Bildnis Kaiser Franz" I. Ste- 
phan anzufertigen, dem eines von Maria Theresia 
folgte." 
Weiters malte er 1766 ein iebensgroßes Gemälde 
Kaiser Josephs il., das für die Galerie europä- 
ischer Herrscher in Schloß Christianborg be- 
stimmt war. Heute hängt es in Kopenhagen im 
Schloß Amalienborg. Für diesen Auftrag wurde er 
dem dänischen Gesandten in Wien, Graf von Ba- 
choff von Echt, vom Staatskanzler Fürst Kaunitz 
vorgeschlagen. Aus einem Stich von J.E. Mans- 
feld nach einer Zeichnung von Johann Christoph 
Fleinsperger, die dieser von einem Gemälde Franz 
Anton Palkos gemacht hat, ist uns eine Darstel- 
 
1 Martin van Meyiens, wfamllie des Grafen 
laus Vill. Palffy-Erdödu. OllLeinwand. Wien, O: 
chische Galerie, Barockmuseum 
2 Jakob Schmutzer, Kupferstich nach einem G: 
von Louis Tocque, ßWencel Anton Grat von K 
Rietbergn, 1764 
3 Franz Anton Palko, Leopold il., Sohn Maria The 
links ober ihm die Büste Franz Stephans von L 
gen (Ausschnitt Abb. u) 
4 Franz Anton Palko, Maria Theresia mit dem 10 
Sohn Maximilian 
5 Franz Anton Palko, Marie Theresia mit ihren 
Ferdinand, hinter beiden Staatskanzler Wencei 
Fürst Kaunitz-Rietberg (Abb. 4, 5 Ausschnitte i 
(Amerkungen 1-12 s. S. 5)
	        
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