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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVI (1981 / Heft 176)

lung Josephs II. und seines Bruders Leopold II. be- 
kannt. 
1765 oder 1766 dürften die Gegenstücke "Jo- 
seph II. mit Gemahlin Josephatt (Abb. I) und "Maria 
Theresia und ihre Söhnert (Abb. II) entstanden 
sein. 
1765 trifft Maria Thersia mit dem unerwarteten 
Tod ihres Mannes Kaiser Franz I. Stephan ein 
schwerer Schicksalsschlag. Mit der Königskrö- 
nung des ältesten Sohnes, Joseph ll., in Frankfurt 
im Jahr 1764 war der erste Schritt zur Nachfolge 
seines Vaters Franz I. als römisch-deutscher Kai- 
ser und Mitregent seiner Mutter Maria Theresia 
getan. Niemand dachte jedoch, daß dieses Ereig- 
nis so bald eintreten könnte." 
Das Verhältnis Josephs zu seiner Mutter Maria 
Theresia gestaltete sich immer schwieriger auf- 
grund seiner Vorstellungen vom Mitregenten. In 
dieser Stellung sah er sich nicht wie sein Vater 
bloß in einer beratenden, eher passiven Funktion. 
Er wollte Mitspracherecht bei allen Entscheidun- 
gen." Da ihm seine Mutter dies selten gewährte. 
bat er sie des öfteren, ihn von seinem Posten zu 
suspendieren. Die beiden hier zu besprechenden 
Gemälde entstanden zu Beginn dieser mühevol- 
len, fünfzehn Jahre dauernden Periode, die von 
ständigen Streitigkeiten zwischen Mutter und 
Sohn überschattet wurde. 
Das eine Bild zeigt Maria Theresia unter einem 
Baldachin thronend. Umgeben wird sie von ihren 
Söhnen Leopold ll., Ferdinand und Maximilian. 
Hinter ihr steht, fast bildlich gesprochen, die 
"graue Eminenz-t, Wenzel Anton Fürst Kaunitz- 
Rietberg. Zu Füßen der sich auf einem Podium be- 
findlichen Familie sind ein Mitglied der deutschen 
Nobelgarde und ein Edelknabe zu sehen. Im Hin- 
tergrund ist der Gesichtsausschnitt eines Mannes 
sichtbar, der den Baldachin etwas zusammen- 
rafft. Es dürfte sich dabei um ein Porträt des Ma- 
Iers Franz Anton Palko handeln. 
Das Pendant zeigt Kaiser Joseph II. und seine 
zweite Frau, Maria Josepha von Bayern, auf zwei 
Armlehnstühien sitzend. Hinter ihnen sind von 
links nach rechts stehend Fürst Joseph Wenzel 
Liechtenstein, ein Offizier der ersten Arcieren- 
Leibgarde und die beiden unverheirateten Schwe- 
stern Josephs ll., Maria Elisabeth und Maria Anna, 
zu sehen. Am rechten Bildrand wurden Fürst 
Franz Esterhazy und, von diesem fast ganz ver- 
deckt, Fürst Carl Joseph Batthyany dargestellt. 
Beide Darstellungen entsprechen den zeitgenös- 
sischen Vorstellungen von Repräsentationsbil- 
dern. Die abgebildeten Figuren sind ihrer Stellung 
entsprechend kostbar gekleidet, ein Stoff wird auf 
kunstvolle Art zu einem Baldachin drapiert, der 
den würdigen Hintergrund für die Hauptpersonen 
abgeben und sie noch verstärkt hervorheben soll. 
Während auf dem Maria Theresia betreffenden 
hineingestellt. Anhand der bereits klassizisti- 
schen Hindergrundarchitektur - deren Stilmerk- 
male sich auch im Podest im Vordergrund wieder- 
finden lassen - ist es nicht möglich festzustel- 
len, ob die Szene in einen Innenraum oder in eine 
Landschaft gestellt ist. Es wird damit eine zeitlose 
Atmosphäre erzeugt. 
Die Gruppe um Joseph II. scheint in einen gegen 
eine Landschaft geöffneten Raum hineinkompo- 
niert zu sein. Hinter den Figuren ist eine Balustra- 
 
de mit angrenzender Parklandschait angedeutet. 
Analog dem Pendant sind auch auf diesem Ge- 
malde die handelnden Personen erhöht auf einem 
Stufenpodest angeordnet. 
Im linken oberen Bildteil des Gemäldes, das Maria 
Theresia und ihre Söhne zeigt, hat der Maler Franz 
Stephan von Lothringen in einer Büste verewigt 
(Abb. 3). Der Geist des toten Kaisers soll in dieser 
Szene gegenwärtig sein. Über die goldene Skulp- 
tur hält ein weiblicher Genius mit der linken Hand 

	        
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