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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVI (1981 / Heft 177)

5 Bartholomäus Spranger, "Jupiter und Anhopen 
bis 1600. OllLemwand, 120 x B9 cm. Wien, Kunst? 
sches Museum. lrw. Nr. 5752. Aus der Kunstkamn 
dolfs ll. 
Die Weisheit, die sich der Liebe beugt, in der Ge- 
stalt Mercurios, des Hermes Trismegistos, fügt 
sich hervorragend ein in Sprangers Prager Werk. 
Merkur in Verbindung mit Venus erblicken wir in 
einer ganzen Reihe von Gemälden und Zeichnun- 
gen Sprangers." Ihre Gestalten beherrschen sei- 
nen großen mythologischen Bilderzyklus, sein 
Hauptwerk. 
Auch der morphologische Vergleich mit anderen 
Gemälden Sprangers zeigt viele Übereinstimmun- 
gen. Die spezifische Modellierung des weiblichen 
Körpers, der Hände und Füße, die Bildung der 
Haare und der Falten, die Führung von Licht und 
Schatten, die eigentümliche Pinselführung, die 
nPennelatau sprechen dieselbe Sprache. 
Diese Nähe ist natürlich nie Wiederholung, stets 
aber wesensnahe. Als Beispiel diene (Abb. 6 und 
7) der Kopf des Amor mit seinen kraftvoll-frechen 
Zügen im Vergleich mit dem Amor aus dem Ge- 
mälde "Venus und Adonisu im Kunsthistorischen 
Museum in Wien. - Auch das Haupt der Venus 
tritt uns in verschiedenen Stellungen wesensver- 
wandt entgegen, wie beispielsweise im Profil irn 
Gemälde "Venus und Merkuru, ebenso im Kunsthi- 
storischen Museum. 
Als Datierung des Gemäldes sei die Zeitspanne 
zwischen 1802 und 1605 vorgeschlagen. In dieser 
Zeit ist durch das Eintreffen des großen Bild- 
1 
hauers Adrian de Vries (1601) in Prag erneut eine 
betonte Hinwendung zur Florentiner Spätrenais- 
sance eines Giovanni da Bologna erfolgt." Der 
Körper des Merkur in seiner eindrucksvollen pla- 
stischen Gestaltung zählt zu den schönsten Göt- 
tergestaiten in Sprangers Werk. Das Standbild 
des Merkur im Hintergrund bedeutet schlechthin 
eine Huldigung für Gianbologna, für seine Bronze- 
statue. 
Die Farbenskala des Bildes ist eher zurückhal- 
tend. Es herrscht das lnkarnat der Leiber vor. Wir 
erleben es in drei Stufen, dem lockenden lichten 
Ton der Venus, dem eher rosigen lnkarnat Amors 
und dem bräunlichen Fleischton Merkurs. Als 
ganz besondere Farbakzente leuchten der lilafar- 
bene, goldbeschlagene Köcher Merkurs, das gel- 
be Tuch, auf dem Venus sitzt, und das scharlach- 
rote Gewand der Priesterin im Hintergrund auf. 
Die sparsame Akzentuierung der Farben zeigt gro- 
ßen Geschmack. 
Diese Faktoren eines zurückhaltenden Koloris- 
mus zugunsten einer deutlichen räumlichen Pla- 
stizität lassen an eine Entstehung des Gemäldes 
in den ersten fünf Jahren des siebzehnten Jahr- 
hunderts denken. Oberhuber" setzte den Stich 
mit guten Gründen noch später an, zum Ende des 
Qeuvres Sprangers, also wohl gegen 1610. Der Ver- 
gleich mit dem nunmehr aufgetauchten Ölbild, 
5 Detail aus B, Sprangers "Fesselung Merkursii (ß 
der Kopf Amors 
Anmerkungen 12 - 15 
" i-Merkur... tritt in den rudolfinischen Werken nicht 
Schützer der Künste, sondern auch als Freund der Tut 
als Partner und Mentor der Venus und als Verteidiger di 
sehen gegen die Ungunst des Schicksals aul." Jarom 
mann 11.5., wie Anm. 2, s. m4. 
" Oherhulaer, wie Anm. 1051811. 
6 

	        
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