ina Egger
e Frage nach dem Inventor
s Bildprogramms von
ft Altenburg und die
mographie der Sakristei
Zusammenhang mit der Betrachtung des
ist komplizierten, aber doch sehr einheitli-
I Programmes der bildlichen Ausstattung des
es Altenburg drängen sich zwei Fragen auf.
zrste richtet sich nach dem "Inventor", also je-
Manne, der das Gesamtprogramm ausgear-
at hat, der von Anfang an Anweisung gab, wei-
Zyklen, welche Allegorien in den jeweiligen
ten und Räumen dargestellt werden sollten.
1 daß eine solche Konzeption bestand, erwei-
die in allen Trakten und Räumen des Klosters
rer Bedeutung harmonisch ineinander überge-
len Fresken. Stucchi und Plastiken. Die zwei-
age gilt dem Inhalt und der daraus sich erge-
Ien Bedeutung der Dekorationen - im einzel-
und im ganzen.
erlei Urkunden, Briefe oder sonstiges schrift-
ES Material geben über den, der sich alles er-
ite, Auskunft; außer einer sicherlich panegyri-
in, lobrednerischen, aber doch auf Wahrhei-
beruhenden Trauerrede auf Abt Placidus
h aus der Feder des Klosterneuburger Kanoni-
Gregorio Grueber! Heißt es doch dort, daß
Abt Placidus Much die Tugenden der Gerech-
lit, Weisheit, Mäßigung und Stärke, die in der
e ihre Vollendung finden, zum Grundsatz sei-
.ebenswandels und seines Denkens gemacht
Dieses ausführend, erwähnt der Redner, daß
Abtes Grundsatz von der Gerechtigkeit unter
fung auf das Testament in dem Satz gipfelte
Gott, was Gottes ist, dem Kaiser, was des
ers Ist-l, jenem Satz also, der im Gleichnis
Zinsgroschen eigentliche Aussage ist (Matth.
. Gerade im ersten Nebenkuppelfresko der Bi-
hek des Stiftes zu selten der Kirchenvater,
Indung schaffend zur Darstellung des Gleich-
es vorn Zinsgroschen, ist der Bienenkorb aus
Wappen des Abtes dargestellt. Aber nicht in
en und Gleichnissen allein bestand die Ge-
tigkeit des Abtes Placidus, sondern in den
ten, denn "selbige waren wie das Feuer, nicht
"iell leichtend, sondern auch sehr würkendii,
at ihm in all seinen Verrichtungen geleuchtet,
i! mit Klugheit und Vorsicht durchführte?
ar erfüllt von Weisheit - und der Lcbredner
it dazu, "wenn blindes Heldentum noch zu
arer' Zeit regierte, würde Placidus der Weis-
einen Tempel erbaut haben, gleich Augustus
er Egeria. Doch da er dies nicht konnte, errich-
er eine Bibliothek, ,welche mehr ein Tempel
NeisheitW ist als ein Ort für die Aufbewah-
von Büchern Gelehrter.
iheit führt zur Mäßigkeit, die Placidus in sei-
_ebenshaltung bewies und die ihn zur Spar-
(eit führte, die ihm verhalf, sein "Himmli-
s Jerusalem-r zu gestalten! Die vierte seiner
inden war, folgen wir weiter den Ausführun-
ier Traueransprache, seine Stärke, unter dern
lpYUCh Fortia agere, die zur Liebe führte, de-
iöchste Stufe die Gottesliebe ist. "Was zeigen
nit Marmor überzogenen Mauern der Kirche,
1 der Kuppel und den Altären kostbarsten Ge-
le übereinstimmend mit dem so häuffig auf
Nanden schimmernden Golde, diese, aufwei-
ich stehe, kunstreiche Kanzel, das herrlich-
ste Chorgestühl als ein Werk zur größeren Ehre
Gottes, aber wer hat solches ausgeführt? Als
eben Placidusmu Dem Prunk der Kirche, in dern
die Herrlichkeit Gottes auf Erden erwiesen werden
soll, wird entgegengestellt, daß Abt Placidus sich
auch eine seinem Amt gebührende Wohnung er-
richtete, den Prälaturtrakt, ndoch hat er solche
nicht bezogen und sich mit der alten vergnühetli.
Aus all den in der Rede des Kanonikers Gregorio
Grueber zusammengefaßten Eigenschaften und
Denkungsarten des Abtes Placidus kann - unter
Einbeziehung zweier erhaltener Urkunden, nam-
lich jener, in der Abt Placidus Paul Troger den Auf-
trag gibt, ihm an der Decke über der Feststiege
das schon im Stift Seitenstetten einmal gemalte
Fresko zu wiederholen, und jener, in der er sagt
"H. Schlederer verspricht mir eine Statuam sambt
Schwan unter mein Stieg mit einer Muschel seiner
Kunst gemäß zu verförtigenuß - vermutet werden,
daß er der Inventor des Gesamtprogramms war,
daß er von Anfang an wissend und bestimmend al-
les lenkte und daß es seine, des Abtes Placidus
Much, Idee war, den Gesamtkomplex des Stiftes
mit Ausnahme von im Vergleich zum Ganzen weni-
gen, nutzbaren Räumen zu einer Folge von Zen-
tren der Meditation, der Einkehr und Besinnung in
Hinblick auf den alles umfassenden Kosmos wer-
.1. ovciile-t
den zu lassen. Die Zahl vier, wohl zurückgenend
auf eine barocke Idee der Wiedererrichtung des
Tempels Salomonis, prägt die Gesamtkonzeption
des Stiftes.
Zunächst sind es die vier Elemente, die die Raum-
konzeption der Gesamtanlage und ihrer Trakte be-
stimmen. Das Element des Wassers ist in der Sala
terrena faßbar gemacht. Die Erde ist im Marmor-
und Kaisertrakt zu erfassen, die Luft in der Biblio-
thek, das Feuer im Festsaal in der Prälatur. Die in-
nere Gliederung der einzelnen Räume folgt dann
der Idee der Darstellung der belebten Welt nach
Jahreszeiten, Erdteilen, Temperamenten und Fa-
kultäten, alle auf der Vierzahl basierend. Darüber
steht die christliche Interpretation des Lichtes
und seiner Erscheinungsformen. Das Lumen natu-
ralis wird als das natürliche Licht der Sonne in der
Prälatur dargestellt, wobei das Bild der Sonne am
Himmel den himmlischen Ruhm, das Wissen um
die göttlichen Dinge und den Glauben an Christus
sowie die Schönheit der guten Sitten bedeutete
Das Lumen fidei et sapientiae, das Licht des Glau-
bens und menschlicher Erkenntnis, leuchtet über
der Feststiege des Marmortraktes, das Lumen veri-
tatis, Licht der Wahrheit, im Vorraum zur Biblio-
thek, hinführend zum Lumen sapientiae divinae,
Licht göttlicher Weisheit, in der Bibliothek.
Der Sieg des alles umfassenden göttlichen Lich-
tes, der letzten Wahrheit, aber wird in der Kirche
im Triumph Mariens dargestellt, die in Gestalt des
apokalyptischen Weibes als lmmakulata über die
Mächte der Finsternis sich triumphierend erhebt.
Dieses das ganze Kloster umfassende Programm
ist dargestellt inmitten der Schöpfung. Denn am
ersten Tag fand die Scheidung von Licht und Fin-
sternis, die Ordnung im Chaos statt. Dies findet in
der Gesamtanlage seinen Ausdruck, die den Ab-
grund in der Krypta ebenso sichtbar macht wie die
obere Welt In den übrigen Räumen mit Elementen,
Erdteilen, Jahreszeiten und Lebewesen. Am zwei-
ten Tag schuf Gott das Firmament "in medio
aquarumii, inmitten der Wasser, ausgedrückt
durch die Lage der Kirche zwischen Sala terrena
und Krypta, die die Erscheinungsformen des Was-
sers vor Augen führen. Zeigt doch die Sala terrena
das Wasser als Quelle des Lebens, die Krypta das
Wasser des Abgrundes, das Wasser als Quelle
des Todes. Am dritten Tag entstand die sichtbare
Welt, das Meer und das Land, die innere Ordnung.
Ausgedrückt wird dies durch die Thematik der Sa-
la terrena und in den Bildern der Raume des
Marmor- und Kaisertraktes. Am vierten Tag ent-
stand die Iichtbringende Sonne, dargestellt im
Festsaal der Pralatur, im Sieg des Lichtes über die
Finsternis, und in der Bibliothek, die das Licht
göttlicher Weisheit erkennen läßt. Der fünfte und
sechste Tag brachte die Belebung der Welt: Fi-
sche und Vögel in den unteren und oberen Rau-
men und schließlich den Menschen, der alles be-
herrscht und die innere Ordnung setzen soll: Die
Erdteile mit ihren Verschiedenheiten, die Tempe-
ramente und Fakultäten als Ausdruck höchster
menschlicher Fähigkeiten unter der Herrschaft
der Sapientia humana. Die höchste Spannung in-
nerhalb der menschlichen Ordnung liegt zwischen
der Herrschaft des Kaisers und der kirchlichen,
vertreten durch den Abt. Sie findet im Kaisertrakt
und in der Prälatur ihren Ausdruck. In den Räumen
des Marmortraktes und in der Sakristei, die später
zu besprechen sein wird, wird die ideale Vereini-
gung der beiden Ordnungsprinzipien dargestellt.
Der siebente Tag aber, an dem Gott ruhte "et be-
nedixitu, ist durch den kontemplativen Bereich
des Konventes repräsentiert, der außerhalb des
großen Konzeptes liegt und dem monastischen
Leben und Gebet gewidmet ist.
Ein letztes Mal zusammengefaßt werden all die
Trakte und Räume durch die Liebe. Zeichen der ir-
dischen Liebe ist die Figur der Leda an der Basis
der Stiege im Marmortrakt, sichtbares Zeichen der
himmlischen die Figur der Caritas unter der Präla-
tur. Die geistige Liebe ist in der Verbindung von
Religion und Wissenschaft dargestellt. im großen
Festsaal der Prälatur aber, der dem Feuer und
dem Licht gewidmet ist, erfüllt die Liebesthematik
den Raum; es ist das brennende Feuer der Liebe,
das den Bauherrn Abt Placidus Much auszeichne-
te, das ihn In seiner Gottesliebe veranlaßte, dem
Schöpfer der Welt eine würdiges Haus auf Erden
zu errichten.
In der Kirche, im Fresko der großen Kuppel mit der
Darstellung des apokalyptischen Weibes, trium-
phiert die Jungfrau Maria, die durch die unter dem
ovalen Sims der Kuppel in den sich ergebenden
acht Eckzwickeln angebrachten Stuckemblemata
mit dem Triumph der Ecclesia vereint wird. Denn
es bedeuten diese Emblemata acht Stufen der
kirchlichen Hierarchie, das Lectorat mit Buch,
Stola und Vortragekreuz, den Exorcist mit Altar-
kreuz, Weihwasserkessel und Buch, den Akoluth
mit Altargerät, den Diakon mit Lavabo und Pontifi-
kalhandschuhen, den Priester mit Monstranz, das
Bischofsamt mit Stab, Mitra und Weihrauchgefäß,
die Erwählung zum Kardinal mit Kardinalshut und
Der Seiner Leich-Besingnus. Gedruckt zu R611 bey Chrlsioph JO-
seph Hueth.
Es wurde zum Teil im zum besserer Vevständllchkell wegen In
"klingen 1 - 6 eine moderne Sprachlorm (ranskrlplen.
J Gruebev, Grsgorlo, Ehren und Trauerrade dem Weyland ' Vgl. dazu meln elnleitendes Kapilel zu x-Die Eilderwelt des S1"-
l PISOIGO .. . Ab! und Fralaten Im Jahra1756 den 13, Sepiem- (es Altenburgu in: Hanne Egger- Gsrhart E999! - G189!!!
Sohwelqnoler-Gerhurd Seshach. Still Allenhurg und seine
Kunstschätze, sa. Pbltenbwlan 1951. s. am.
ß ÖKT v, s. 261 sowie am Im Kat. Schatzkammer m der Prälatur
von e. Schwelghofer s. so". publlzisrlen Regeslen.
- Maszenlus 1., Spaculum lmaglnum verltatls occullae. Köln 1ae1,
P. 7 .
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