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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVI (1981 / Heft 177)

chen Arbeiten zu spüren, wie z. B. mit den Schran- 
kenplatten im Dom zu Aqullela." Dieses Zurück- 
greifen auf die östliche Kunst, vor allem auf die 
byzantinische, findet sich im frühen Mittelalter 
häufig, ebenso wie das Zurückgreifen auf die Anti- 
ke." Erst in der karoiingischen Epoche wird das 
Tier durch das zurückgreifen auf die Antike in rea- 
listischer Form dargestellt. Nun finden wir das 
Tier des öfteren mit dem Kopf en face und dem 
Körper in Seitenansicht. Diese Tierdarsteilungen 
sind in der Zeit Karls des Großen klar ausgebildet. 
Man findet sie in dieser Form auf Riemenzungen, 
wie in Drente (Holland), heute im Musem Leiden." 
Bei solchen nordischen Beispielen denkt Arb- 
mann an Vorbilder aus dem orientalischen Kultur- 
kreis. Hier können auch importierte östliche Sei- 
denstoffe eingewirkt haben. Bei einem Vergleich 
mit verwandten Darstellungen ist immer zu beach- 
ten, daß die Bronzereliefs der Pyxis nicht von 
Künstlern, sondern in einer handwerklichen Werk- 
statt gearbeitet wurden. Zu den Werken erstklas- 
siger Goldschmiede müssen sie in einem gewis- 
sen Abstand gesehen werden. Zum Vergleich 
dient um 1100 der Löwe von Roger von Helmers- 
hausen auf dem Evangeliar von Trier, Dom- 
schatzJS So wird man in dieser Zeit am besten die 
Bronzen der Mainzer Pyxis setzen. In dieser Zeit 
finden sich vor allem in dekorativen Güssen zahl- 
reiche verwandte Darstellungen. Von solchen nen- 
ne ich hier nur den Gießlowen in London, Victoria 
and Albert Museum," die Figuren am Rauchfaß 
des Reiners von Huy" oder die Tiere an seinem 
Taufbecken in Lüttich um 1117-18". Verwandte 
Figuren zeigen auch die Bronzeieuchter am Fuß in 
Hildesheim, Magdaienenkirche." ln der Schule 
von Hildesheim kann man verwandte Bronzefigu- 
 
ren sogar bis in das 13. Jahrhundert verfolgen. 
Schwieriger ist festzustellen, nach welchen Vor- 
bildern der Künstler die Köpfe oder Masken 
(Abb. 4) angefertigt hat. Mir scheint, daB er sich 
hier antike Münzen als Vorbild nahm. So kann 
man dabel an östliche Goldmünzen denken, wie 
solche von Romuald ll., Herzog von Benevent (703 
bis 729)", oder Leo iV. (775-780)1'. Wie beliebt 
solche Verzierung mit östlichen Münzen war, zeigt 
auch die Münze auf dem Egbert-Reiiquiar in Trier 
(977-993), in dem als Schmuck die Münze Justi- 
nian ll. (685-695)" eingelassen ist. 
Wichtig für eine annähernde Datierung ist auch 
die Verzierung mit den kleinen Rosetten. Auf Reli- 
quiaren sind solche selten zu finden. Nur ein Bei- 
spiel konnte man anführen, wie die Verzierung auf 
einem Reliquiar in Hausform im Diözesanmuseum 
von Münster," wo Rosetten mit Köpfen abwech- 
seln. Nahe verwandte Beschläge finden sich aber 
vor allem auf Gürtelbeschlägen, wie die vierpaß- 
ähnlichen Rosetten auf einer Gürtelgarnitur 
im historischen Museum von Stockholm" aus der 
Mitte des 14. Jahrhunderts, in London, British Mu- 
seum," und in Paris, Cluny Museum". Leider sind 
die Werkstätten, wo diese Beschläge gearbeitet 
wurden, bisher unbekannt. Ebensowenig kennt 
man die Fundorte. Meist liegen sie in Frankreich 
oder den Niederlanden, was jedoch nicht aus- 
schließt, daß auch in westdeutschen Städten ähn- 
liche Beschläge wie solche für Gürteiverzierungen 
gearbeitet wurden. 
Wenn auch zunächst eine genauere Lokalisierung 
der Pyxis nicht möglich war, so ist doch zu hoffen, 
daß bei einem weiteren Aufarbeiten der Bestände 
im westlichen Raum eine solche genauere Festle- 
gung auf eine Schule möglich sein wird. 
 
12 
 
2 Elnes von den neun Bronzerellefs mlt einer Tie 
lung am äußeren Ring der Pyxis 
3 Anslcht des Deckels der Pyxis mit Tierdarsn 
und Masken. Durchmesser 102 mm 
4 Detail mit Maske aus dem Deckel der Pyxis. 
Höhe 25 mm, Breite 13 mrn 
5 Detail der Stoffbekleidung der Pyxis mit Schrift. 
Seidendamast, 11.112. Jahrhunderl 
Anmerkungen 12 - 26 
" Flllill, 9.3.0., S. 43, Abb. 25, 27. 
" Fllllil, H., Das Mittelalter ropylaen Kunslg. 139 
M Byzantlne An - Athen 196a - xv. Conqräs inlem. wä 
zanlines, Athen 1976. 
" Alhmann, H., Schweden und das karolinqlscne Reich, 
48, 2. 
" Falke, 0. von, und Meyer. E., Romanische Leuchter un1 
1935, Taf. 172. 
" Falke, o. von, und Meyer, E.. 110., Abb. 45. b. 
" Fillilz, H., Das Mittelalter, Tev. au. 
" Falke, o. von, und Meyer, 2., e.e.o.. Abb. 218, m, b. 
I" Galaaso, 5., oreucerie Medloavale In Campanla, 1969 
1' Norrisson, 0., cznalogue des Monnales syzamlnes de 
meque Nationale Paris, 1970, s. 455. 
n Redemacher, in: Trlerer Zeitschrift 193a. S. 144. 
" Flngerllng, 3.8.0 S. 236, Anm. 335. 
M Flngerllng, a.a.0., Nr. 469, Abb. 422. 
1' Fingerling, 21.2.0" Nr. 200, Abb. 245. 
1' Flngerling, a.a.O., Nr. 359, Abb. 497. 
 
	        
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