7 G.Chr. Eimmarlyl J.u.rKrausr,rMcses und die eherne
Schlange, Biblia Ectypa. Augsburg, 1695
ken entstammen alle dem Alten Testament: 1. Der
Hohepriester mit Weihrauchgefäß neben dem
Tisch mit den Schaubroten - Der Prophet Jonas
wird vorn Walfisch an Land gespien (Jonas II),
2. Das Gebet des Moses während der Schlacht ge-
gen die Amalekiter (Exod. XVII) - Moses und die
eherne Schlange (Num. XXI), 3. Samson wird ge
fesselt in das Gefängnis von Gaza geführt (Jud.
XVI) - Josef wird von seinen Brüdern verkauft
(Gen. XXXVII), 4. Abraham und Isaak auf dem Weg
zum Opfer - Die Opferung Isaaks (Gen. XXl). Die-
se Szenen ergeben als vorbildhafte Hinweise auf
das Neue Testament eine Typoiogie der Passion:
Das hohepriesterliche Gebet Jesu, repräsentiert
durch den Hohenpriester, das Gebet Jesu am Öl-
berg durch das Gebet des Moses; für den Verrat
des Judas um 30 Siiberstücke steht der Verkauf
des Josef durch seine Brüder, für die Gefangen-
nahme Jesu die des Samson. Es folgt als Vorbild
der Kreuztragung Isaak, der das Holz für das Op-
fer auf der Schulter trägt, und für die Kreuzigung
die Aufrichtung der ehernen Schlange. Die häufig
verwendeten Szenen der Opferung Isaaks für den
Kreuzestod und des Jonas, der am dritten Tag
vom Walfisch ausgespien wird, für die Auferste-
hung vollenden den Bildzyklus. Die beiden Vesper-
mäntel führen das Programm im Neuen Testa-
ment mit dem Bild des guten Hirten (auf der Cap-
pa des einen) und den vier Evangelisten (auf dem
Besatz des anderen) fort. Die beiden in der Zeich-
nung gleichen Kaseln bilden den Abschluß: auf
der Vorderseite erscheint in Wolken das von
Strahlen umgebene Aue Gottes mit zwei anbe-
tenden Engeln, im Stab der Rückseite das Agnus
Dei mit der Kreuzesfahne. Es steht hier zugleich
für den auferstandenen Christus wie für die Liebe
als höchster derdrei theologischen Tugenden. An-
betend knien unten die Personifikationen von Fi-
des (mit Kreuz und Kelch) und Spes (mit Anker).
Dem Ornat liegt also ein theologisches Programm
zugrunde, das nicht nur durch seinen Bilderreich-
tum, sondern vor allem durch die typologischen
Darstellungen zur Passion im 18. Jahrhundert
durchaus ungewöhnlich ist. Zweifellos ist es spe-
ziell für dieses Werk zusammengestellt. Der
Wunsch des Abtes Carl Fetzer als Auftraggeber
dürfte dafür wohl ausschlaggebend gewesen sein.
Es verwundert allerdings, daß bei dem Ornat, der
von Anfang an als Benedictusornat bezeichnet ist,
in der Thematik keinerlei Beziehung zu dem Or-
densvater der Schottenmönche zu finden ist - es
8 Der Prophet Jonas wird vom Walfisch an Land ge-
spien. Detail aus einer Dalmatica des Benedictusor-
nates
9 Der Prophet Jonas wird vom Walfisch an Land ge-
spien. Matthäus Merian, Icones Biblicae, Straßburg,
1630
Anmerkungen 1- 3 (Anm. 4-8 s. S. 27)
' Ich danke dem Hw. Herrn Abt des Schottenstiftes, P. Dr. Bonifaz
Seiiinger, sehr herzlich dafür, daß er mlr gestaltet hat, diese
Stücke zu untersuchen und zu publizieren. Die photographi-
scher: Aufnahmen hat il'l dankenswerter Weise Fr, Christoph
Merth gemacht und mir zur Verfügung gestellt.
1 P. Heinrich Ferenczy, Das Schottenstift und seine Kunstwerke,
Wien 1980. Dort eine der Kaseln farbig abgebildet.
1 wDeS hochlöblich und Uhr-alten GONES Haus unser lieben Frau-
en zum Schotten in Wienn Wie auch der Sakrlstey alda gemei-
nes Prctccollum In sich haltend Andertens das lnventarium
alwo des Gottes Haus Schätz, Kostbarkeiten und aller Kirchen
Zierath samt der Wasch zu finden." Dieses unter Abt Carl Fetzar
anneir-IJIQP Inventar ist das fflr den hmltinnn namsnn winhtinsln
sei denn, diese wäre durch die Bilder der Antepen-
dien, von denen das Inventar von 1738 ein großes
und zwei kleine verzeichnet, die aber nicht mehr
vorhanden sind, gegeben gewesen. Man wird wohl
nicht fehigehen, die Auswahl der Szenen, die so
seltene Darstellungen wie die des gefangenen
Samson enthalten, einem der Patres des Stiftes
zuzuschreiben.
Lassen sich darüber nur Vermutungen anstellen,
so kann die Ausführun der Stickereien mit Si-
cherheit bestimmt werden. Vier im Archiv des Stif-
tes aufbewahrte Quittungen aus den Jahren 1725
bis 1730 beziehen sich auf den Ornat. "Maria Bar-
bara Kayserin verwittlbte Burg(er)i(lche) bildhaue-
rinw erhielt 1725, wMaria Barbara Schwaigerin Kay.
Hofcontralors ambts Prothocollistinu in den fol-
genden Jahren jährlich ein l-Solariumw von 200
Gulden für die Arbeit an der Stickerei! Daß sich
diese Zahlungen zweifellos auf die Ausführung
dieses Ornates beziehen, geht aus dern Vermerk
auf der ersten Quittung "Quittung für 200 fl. als
ein jährliches Solarium für die Nad(er)in des ge-
stickten Benedicti Ornatsu, wie auch aus dem
Text der beiden anderen hervor, in dem es heißt
"vor meine jährlich Arbeith zum Ornat von klein
Perlstich sambt dem Goldtanlegentt.
Interessant ist nicht nur, daß damit die Ausfüh-
rung dieses bedeutenden Stickwerkes der Anony-
mität entrissen und mit den Namen zweier Wiener
Frauen verbunden werden kann, sondern die Tat-
sache, daü eben sie diesen Auftrag erhielten. Es
wäre in einer Stadt wie Wien doch naheliegend ge-
wesen, ihn an einen der Berufssticker zu verge-
ben, die in ausreichender Zahl zur Verfügung stan-
den. Viele von ihnen wohnten zudem im Gebiet der
Pfarre St. Ulrich, die seit dem 14. Jh. zum Schot-
tenstift gehörte. Offensichtlich waren die beiden
Frauen nicht handwerklich ausgebildet, sonst hät-
ten sie nicht den Beruf ihres Mannes dem Namen
beigefügt, sondern sich als bürgerliche Stickerin-
nen bezeichnet, wie dies z. B. Maria Susanna
Lindtner in ihrem 1742 mit dem Prior des Schot-
tenstiftes geschlossenen Vertrag getan hat! Das
naheiiegendste Argument für die Wahl des Abtes