10 David schont Saul. Stickereibezug auf einem Hocker,
Wien, 1730- 40. Wien, Schottenstift
11 David schont Saul Caspar LuykenIChr. Weigei, Histo-
riae veteris testamenti iconibus rappresentatae, Nürn-
berg, 1708
12 Rücklehne des Thronsesseis, Wien 1730-40. Wien.
Schottenstift
13 Abraham bewirtet die drei Engel. Melchior Füßli I I.G.
Pinz, Kupferbibel historischer Vorstellungen, Augs-
burg, o.J.
14 Auffindung des Mosesknaben, Stickereibezug auf ei-
nem Hocker, 1730- 40. Wien, Schottenstift
15 Auffindung des Mosesknaben, J.U. Kraus, Historische
Bilderbibel, Augsburg, 1702
Anmerkungen 4 -13 (Anm. 4 -5 s. Text S. 24, 25)
' Oeterr. Kunsttophographie XXIII St. Stephan, S. 507; Meisterwer-
ke barocker Texlilkunst, wien 1972, Nr. a.
- Katalog der Ausstellung Kunstschiitze aus dem Kloster der
Heimsuchung Marine, wlen 11267, Nr. a, Österr. Kunsttopogra-
phie XLI, Wien, lll. Bezirk, Kirchen, S. 266.
I Österr. Kunsttopogrephie xxlll, s. 507.
' Schottenarchiv Scrin. 46 Nr. Zi-Zd. lCh danke P. Dr. Cölestln
Roman Flapf ganz besonders dafür, daß er mir diese wichtigen
historischen Belege zugänglich gemacht hat.
' Meisterwerke barocker Textilkunst, a. a.O., Nr. 41.
' Osterr. Kunsilopographie lll. Stift Melk, S. 193, Meisterwerke ba-
rocker Textilkunst, a.a.0., Nr. 22. r
" Meisterwerke barocker Textiikunet, a
iopographle xu. s. zsa n.
" P. Friedrich Fiedler, Admonter Kunststickereien und der Sticker
Johann Siegmund Köck, Festbellege Zum GrazerVolksblatt,1.1.
1927, s. m.
" Für die Bedeutung von Bibellllustratiorlen als Stickerelvorlagen
vgl. vor allem Georg Garde, Danske Silkehroderede Laerredsdu-
ge fra 15 Og 17 Arkunderede, Kopenhagen 1961.
" Alessandro Paganirlo, ii Burato, Llbro prirno de Rechami etc.
1527; Betty Kurth, Die europäische Biidstickerei im Mittelalter,
CIBA-Rundschau 1941, s. 177a; Garde, a.a.0., kau. XVIII. Die
zahlreichen dort behandelten Stickereien nach Bibellliustralio-
nen und graphischen Serien sind gegenüber den Vorlagen nicht
aeitenverkehrt.
Nr. 34, Österr. Kunst-
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Feinde die Oberhand. Da schoben Aaron und Nur
Moses einen Stein unter, damit er sitzen könne,
und stützten seine Arme, bis die Sonne unterging
und Josua einen vollständigen Sieg errungen hat-
te.
Besonders stark mußte das Bild mit Moses und
der ehernen Schlange umgeändert werden. Die
Hauptfigur wurde viel weiter nach vorne gerückt,
dafür die im Schatten liegende Gruppe vorne bis
auf eine Figur weggelassen. Der von einer Schlan-
ge umwundene Jüngling steht damit für das gan-
ze Volk, das durch den Anblick der ehernen
Schlange von den Bissen der feurigen Schlangen
geheilt wird. Die Vorlage ist zwar in der Stickerei
eindeutig wiederzuerkennen, doch ist durch die
Verschiebung der Figuren die räumliche Disposi-
tion unklarer geworden. Ähnlich ist durch die sei-
tenverkehrte Wiedergabe in der Szene mit Joseph
und seinen Brüdern der Knabe Joseph, statt
rechts vorne wie im Stich, nun links im Hinter-
l grund zu sehen, obwohl er natürlich die Hauptper-
son der Szene Ist.
Für das Bild des Hohenpriesters könnte ebenfalls
ein Stich der Biblia Ectypa das Vorbild gewesen
sein, und zwar die Illustration zu Exodus XL r-Ap-
paret gioria Domini super tabernaculumu, doch
müßte hier die Veränderung tiefer greifend als bei
den anderen angenommen werden. Vor allem ist
statt des inneren der Stiftshütte eine Landschaft
als Ambiente gegeben. Das wäre denkbar, um das
Bild den anderen, die alle einen Landschaftshin-
tergrund haben, anzugleichen. Tatsächlich wirkt
die Darstellung des Priesters mit dem Weihrauch-
gefäß und dem Tisch mit den Schaubroten in einer
freien Landschaft mit dem Ausblick auf eine ent-
fernt liegende Stadt etwas unorganisch.
Die letzte Szene der Folge, der Prophet Jonas, ist
dem entsprechenden Bild aus den Bibeiiiiustratio-
nen von Matthäus Merian vlcones Biblicaerr, die
1630 in Straßburg erschienen, entnommen, greift
also auf eine wesentlich ältere Vorlage zurück.
Abgesehen davon, daß Jonas in der Stickerei voll
bekleidet erscheint, stimmt die Hauptgruppe in al-
len wesentlichen Motiven überein, wie den Mu-
schein im Vordergrund, der Haltung des Wales, in
dessen Flachen eine große Zunge sichtbar wird,
und den an gefiederte Blätter erinnernden Meeres-
wogen im Vordergrund. Was den Charakter der
Stickerei gegenüber der Erfindung Merians we-
sentlich verändert, ist nicht so sehr der verein-
fachte Hintergrund als die Umzeichnung des Wa-
les, dessen Schwanzflosse wie ein Blattbüschel
wirkt. Gegenüber der kontrastreichen Zeichnung
des Vorbildes sind in der Stickerei der Mantel des
Propheten und die Zunge des Wales nicht gut zu
unterscheiden und vor allem durch die eigenartig
streitige Behandlung des Tierkopfes die räumli-
che Disposition des Wales, dessen Rücken vom
Meer überspült wird, während Kopf und Schwanz
auftauchen, unklarlgeworden.
Für die beiden letzten Szenen der Daimatiken,
Isaak tragt das Holz für das Brandopfer und den
gefesselten Samson, sind die Vorlagen z. Z. nicht
zu nennen. Nur so viel kann gesagt werden, daß
sie in den beliebten und sehr verbreiteten Bibeiii-
lustrationen des 17. und frühen 18. Jh.s nicht ent-
halten sind. Die Darstellung des gefangenen Sam-
son kommt in diesen überhaupt nicht vor, da sie
nicht zu den mehr oder minder feststehenden illu-
strationen, die alle die außerordentliche Kraft des
Helden zum Thema haben, gehört. Daß diese un-
gewöhnliche Szene hier gewählt wurde, erklärt
sich daraus, daß Samson in mehrfacher Hinsicht
als Vorbild Christi gilt, hier für die Bildabfolge
aber die Gefangennahme, nicht eine der üblichen
Szenen, notwendig war. Der Autor des ikonogra-
phischen Programms, das keine chronologische
Erzählung, sondern typologische Bilder zur Pas-
sion umfaßt, stellte daher Vorlagen verschiedener
Herkunft zusammen.
Eine Auswahl verschiedener Stichvorlagen liegt
auch einem zweiten Ensemble von Bildstickereien
zugrunde, das sich ebenfalls im Besitz der Wiener
Schottenklrche befindet. Ein Thronsessel und 8
Hocker tragen Stickereibezüge, die wiederum Sze-
nen aus dem Alten Testament zur Darstellung
bringen. Geschweifte und gebrochene Bänder,
von denen Blätter abzweigen, umrahmen die Bil-
der. lhrer Verwendung für Sitzmöbei entsprechend
sind hier keine Metailfaden verwendet, sondern ist
alles in Seide gearbeitet, die Mlttelstücke in sehr
feiner Petitpointstickerei, die Umrahmungen mit
etwas stärkeren Fäden und doppelt großen Sti-
chen. Über Entstehungszeit und Herkunft dieser
Stücke sind leider keine historischen Belege vor-
handen. Die einzige Nachricht, die sich auf sie be-
zieht, ist ein Nachtrag im Sakristeiinventar von
1738 1110 Stück genähte Stocksessel welche
von Pi. Tlt. Flno. Dno. Benone Abbate ao. 1771 ein-
geschaffet wordenrr. Ihrem Stil nach gehören sie
aber keinesfalls in die Zeit um 1770, sondern sind
wesentlich früher anzusetzen. Sprache der Erwer-
bungsvermerk nicht dagegen, so könnte man sie
als unmittelbar zum Benedictusornat gehörend
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