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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 203)

in der deutschen Kunst einen angesehenen Platz eingenommen hatte, ver- 
waist. Es gab, als Jakoby. nach Wien kam, nur Einen Drucker, der 
überdies noch über Geschäftslosigkeit klagte; die einzigen Kunstdrucke 
waren die Landschaften von Post und die Schabblätter Christ. Mayer's, 
eines Schülers und Freundes von Karl Rahl. Aber diese Blätter waren 
nicht hinreichend, eine Kupferdruckpresse dauernd zu beschäftigen. Das 
Publicum war theilnahmslos; ein Verleger war nicht vorhanden, um durch 
Thätigkeit und Intelligenz Interesse für das Fach des Kupferstiches zu 
wecken. Die Aufgabe Jakoby's war daher beim Beginne seiner Laufbahn 
in Wien eine schwierige. Es gehörte ein warmes Interesse für die Lehr- 
thätigkeit und eine große Beweglichkeit des Geistes dazu, um die erlahmte 
Theilnahme im Publicum zu wecken und geeignete Kräfte für dieses Fach 
heranzuziehen. 
Nicht allein in Wien, auch in kunstgebildeten Kreisen gab es Viele, 
welche die Kunst des Grabstichels als eine im Absterben begriHene betrach- 
teten und die Ansicht aussprachen, der Kupferstich sei gegenüber den 
zahlreichen neu auftauchenden Techniken der vervielfältigenden Künste 
nicht mehr zu halten. Besonders diejenigen, welche nicht geneigt waren, 
tür den Kupferstich und seine Jünger etwas zu thun, entschuldigten ihre 
geistige und commercielle Trägheit mit der sogenannten öffentlichen Mei- 
nung, welche ja die Grabsticheltechnik bereits aufgegeben habe. Von 
allen österreichischen Kunstverlegern war es Herr Kaes er allein, der den 
Muth hatte, kleinere Grabstichelblätter österreichischer Künstler zu verlegen. 
Von entschiedenem Nachtheile ist es, dass der Oesterreichische 
Kunstverein es fast ganz aufgegeben hat, seine Nietenblätter durch Vater- 
ländische Künstler, welche sich dem Kupferstich oder der Radirung zu- 
wenden, anfertigen zu lassen. Diejenigen Männer hingegen, welche das 
verwaiste Fach erfolgreich unterstützten, waren Graf Franz Crenneville 
und J. R. v. Wieser. Ueber Antrag des Oberstkämmerers, eines hervor- 
ragenden Gönners der zeichnenden Künste, wurde Professor Jakoby der 
Auftrag, die Porträte des Kaisers und der Kaiserin nach den Gemälden 
Winterhaltefs in großem Formate zu stechen. Diese beiden Porträtstiche 
boten die Möglichkeit, Kupferstecher an das akademische Atelier Jakoby's 
heranzuziehen. 
Sectionschef v. Wieser hat im Vereine mit Jakoby die "Ges ell- 
schaft der vervielfältigenden Künsten gegründet, durch welche 
es möglich wurde, die bereits todtgesagte Kunsttechnik zu beleben und 
sozusagen ein Verlagsinstitut im künstlerischen Geiste zu gründen, welches 
Kupferstechern des Inlandes und des Auslandes die Gelegenheit bot, ihr 
Talent zu verwerthen. Wie erfolgreich Wieser arbeitete, zeigt die That- 
sache, dass diese Gesellschaft ihren letzten Jahresabschluss mit 88.000 H. 
beziffern konnte. 
Von den Kupferstichen, welche Jakoby während seiner Amtsthätig- 
keit arbeitete, wollen wir nur die trefflichen Porträtstiche Brücke's und
	        
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