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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVII (1982 / Heft 180 und 181)

Iielfalt höfischer Gärten übernommen, um ihren 
rn wein wohlgegliedertes Vorfeld zu gebenirß. 
die Glanzzeit des Stiftes Admont, welches zur 
'nand Pachlers besonders eng mit St. Peter, sei- 
rtutterkloster, verbunden war. durch eine hohe 
rkultur gekennzeichnet. Unter dern hochgebil- 
Abt Urban Textor (1628-59) wurden weite Klo- 
ünde mit Mauern umgeben und zu prachtvoll ge- 
lckten Gärten verwandelt, zu einem Teil als 
artenii für den Abt und zum anderen für den Kon- 
ngelegt." Nur die Novizen erholten sich im so- 
nten Apothekergarten innerhalb des Kloster- 
exes. Die Ganenlust von Admont wirkte sich 
Jeispielhaft auf St. Lambrecht (Steiermark) aus, 
it Benedikt Pierin sich vom Admcnter Stiftsgärt- 
ans Strudl 1643I44 einen Garten anlegen ließ. 
en Belegen nach zu schließen, den damaligen 
hen Garten kaum nachstand. In den Spezifika- 
dazu taucht denn auch ein cbligatorisches Gar- 
"satzstück auf. das als typisches Erbteil manieri- 
er Gartenkunst immer wieder in Barockgarten 
ommen wurde: das chthonische Element der 
i. Daher darf man sich gewiß auch die Grotte 
. Benedikt im Kreuzgang von St. Peter ähnlich 
ert vorstellen. wenn im Admonter Kontrakt vorn 
ezember 1642 bei der Zurichtung der iigrotten 
idern sprizwerchu im Garten neben Perlmuttmu- 
r und Meerschnecken angegeben werden: iiauch 
iy farben von glast. als grien. blab. gelb, rot und 
zu der zier der grotten. Mer 8 pilder. die kinen 
linsidler oder andere püldern." Solche eremiti- 
Figuren von naturalistischem Aussehen bildeten 
auch am Hellbrunner Hügel über dem Garten 
zeitgenössischen Beschreibungen szenische 
allungen klausnerischer Abgeschiedenheit. Die- 
azirk anachoretischer Wildnisandacht stand den 
zenden mythologischen Kurzweiligkeiten des 
artens gegenüber, so wie es sich andeutungs- 
noch im Klostergarten von St. Peter fand. 
lds deutlich wird diese grundsätzliche stilisti- 
Wesensverwandtschaft dann in Petersbrunn. 
außerhalb der Stadtmauern gelegenen Lustort 
t. Peter. Dieser Ansitz wurde 1635 von Abt Albert 
in enrvorben, weil er als wein sehr annehmlicher 
Jeraus geeignet zur Recreation des Conventesu 
1." Als eine der ersten Ausgaben für Peters- 
(2. Dezember 1635) werden dem Bildhauer Mur- 
ivfür etlich geschnitne Thier, so in der Crota zu 
s Brun gebraucht wordenir 12 fl. bezahlt." wäh- 
im nächsten Jahr als Figurine eines offensicht- 
ustikal-bacchantisch gestimmten Wasserwerks 
(hindlein mit einer Khandten (Kanne) und wein 
enii nebst einem iivogelgsangir beglichen wird. 
ie Gartengestaltung ä Ia mode spricht dann vor 
die 1638 erfolgte Pflanzung von 130 Tulpen - 
iener prachtvollen Spekulationsblume, die bis 
iTulpenkrachv von 1637 in Holland zu immer un- 
lioherer Farb- und Formenbizarrerie zu ebenso 
'en Preisen leidenschaftlich gezüchtet worden 
Zillner berichtet beim wPetersbrunnerwerkri nicht 
an Grotten und Figuren (darunter dem Bacchus 
iinem Bachmännlein), sondern inventarisiert. ei- 
deinen Hellbrunn gleich. ein höchst kurioses Ge- 
l von beweglichen Darstellungen mit plötzlichen 
erstrahlen: zwei Hunde. eine Thetis, eine Spritz- 
iin ausspeiendes Maul. einen Vogelgesang mit 
JCk, iidie Traube, der Pfeil, das Faßchen, Leier- 
ichen, zwei Bauerntänze. ein ,Gejaid'. eine Wa- 
'in. ein Strohschneiderii". Zwei Ansichten (im Ar- 
ron St. Peter) von der westlich gelegenen Garten- 
aus lassen sich höchstwahrscheinlich als Be- 
isaufnahme und Entwurf mit der Nachricht von 
1 neu erbauten Saal vzwischen dem Schlos und 
Jlerey gepeyw von 1678 in Verbindung bringen." 
lbrdlich gelegene iwSchlosti öffnet sich im ersten 
: als Aussichtsloggla zum Garten, darunter klafft 
dgeschoß eine wüste Grottenhöhle, in der ein sit- 
er Orpheus mit Geige zu sehen ist. im südlich ge- 
ien Trakt zeigt sich als Pendant dazu die Einsied- 
lergrotte. deren Inneres von einer Art Bogenapsis ab- 
geschlossen wird. darüber steht eine Schrifttafel, da- 
vor ein Tisch (Bank).'" Ein Bild von Petersbrunn aus 
dem Jahr 1759" mit der Hauptansicht von Osten läßt 
auch die offensichtlich schon früh geschätzte land- 
schaftliche Situierung am Hellbrunner Bach erkennen 
(worauf auch die Loggia im Nebengebäude hinweist). 
Auch die Berge dürften ein schätzenswerfer Pointde- 
vue für den Garten gewesen sein, dessen Parterre 
nebst Mittelpavilldn auf dem Bild gerade noch sicht- 
bar ist. Die ganze Art des Schlbßchens erinnert an die 
Lustschlösser mit Garten, wie sie damals in der nAr- 
chitectura Recreationisit von Joseph Furttenbach 
(Augsburg 1640) vorgeführt wurden." Dessen projek- 
tierte Lustorte lagen, den geharnischten Zeitläuften 
entsprechend. hinter überaus trutzigen Bollwerken. 
so daß er einmal sogar befürchtet, es werde "durch 
solchen weith umbschweiftenden einschluß der Forti- 
fication den Pallast I wie auch den Lustgärtten nit al- 
lein das holdseelige außsehen I sonder auch der liebli- 
chen vTi sehr nutzlichen SoFrenschein benomen I vnd 
alßdann gemeinschafft mit dem Melancholischen Sa- 
turno erlangenw". In übertragener Weise findet sich 
darin auch der Ursprung Hellbrunns, dieser iiFestung 
des Zeitvertreibsii. wie es 1670 genannt wurde." wo 
Markus Sittikus den Schatten des auf der Festung ge- 
fangenen Wolf Dietrich floh; doch aus nicht minder 
konkreten Gründen mochte der in seinen letzten Le- 
bensiahren immer melancholischer werdende Abt Ai- 
bert" aus dem Schatten seines Klosters unter der 
Festung treten. um zu Petersbrunn im wGarten Pallast- 
linii. wie es bei Furttenbach heißt, zu weilen, iidarinnen 
bißweilen der Herr  in dern grünen die sanffte Ruhe 
und Ergötzlichkeit haben kan I allda er dann auff der 
einen Seiten das liebliche Vogelgesang zuhören I auff 
der andern Seiten in dem Lust: und Blumengarten zu 
sehen I  I erwünschte Gelegenheit hatu". Aber 
auch mit Petersbrunn hatte sich St. Peter keineswegs 
ein irdisches Paradies erworben. Es war stets von 
Überschwemmungen bedroht, wenn auch die Fluten 
nicht immer so hoch stiegen wie 1661. als Abt Amand 
am 17. August im Diarium die vschreckliche Sintflutir 
vermerkt. bei der man in Petersbrunn mit dem Kahn 
über die Umfassungsmauer fahren könne. was sich 
seit 1598 nicht mehr ereignet habe. Und es muß den 
Abt bitter angekommen sein. als er (nachdem er den 
Garten 1662 mit viel Unkosten wieder angelegt hatte) 
am 31. Juli 1663 notieren mußte: vBereits zum dritten- 
mal in diesem Jahr steht unser Petersbrunn in Wasser 
und Überschwemmungen, wodurch der ganze Garten 
verwüstet worden istn Damals begann das Regenwet- 
ter am 6. Mai und hörte laut Tagebuch erst am 10. Au- 
gust wieder auf. 
Bei derartigen Widerwartigkeiten mag man dann über 
der Ansicht des Klosters von 1699 (Kupferstich, Ge- 
org Joseph Sigmund del.) seine eigenen topo-ikono- 
graphischen Betrachtungen hinsichtlich der Garten- 
lust von St. Peter anstellen. 1636 zeigte ein Exlibris 
unter dem sanktpetrlschen Wappen den Abt als sinn- 
bildlichen Gärtner - zu Ende des Jahrhunderts wird 
nun ein Klostergarten vor Augen gestellt, dessen 
Hauptzierde das Sfifts- und Ablswappen ist und sozu- 
sagen ein nExhortisii des Klosters bildet. Damals wur- 
den unter Abt Edmund Sinnhuber die Schlüssel Pelri 
und ein Vogel Strauß. das Wappentier des Abtes, ver- 
mutlich mit buntem Kies und Glasschlacke inmitten 
der teppichgieich ausgebreiteten Broderie aufge- 
streut (Abb. 4). Abt Edmund wird sich der emblemati- 
schen Signifikanz seines Wappentiers mit einem Hu- 
feisen im Schnabel sehr wohl bewußt gewesen sein 
- versah er doch die Grabtafel seines Vorgängers 
Paohler mit dessen totem Wappenschwan und ge- 
brauchte ihn als Argument einer auf die Geistesrein- 
heit alludierenden Inschrift." Wenn auch die Zeitläuf- 
te seiner Regierung (1671-1702) nicht ein derart ho- 
hes Maß an geduldigem Ertragen von Widrigkeiten 
wie bei seinen beiden Vorgängern erforderten, so mag 
sein Vogel Strauß in Allianz mit dem Stiftswappen der 
barocken Reflexion eine Sinnandeutung für das Erge- 
4 Ansicht von St. Peter - Georg Joseph Sigmund del 
Detail 
5 Detailansicht der Edmundsburg auf dem Mbnchsb 
der Klosteransicht von 1699, Kupferstich, Georg 
Sigmund del. 
Anmerkungen 33-45 
1' Vgl. Wolfgang Braurrfels. Abendlandische Klosterbauku 
'197G.S.249.Wi8 dominant SOhließiiCh im SDätDirDCk 11911 
genüber dem Kiostergebttude werden konnte. zeigt sich ir 
ren. WO unter Abt Rupert II. (171440) der neue Kiosterba 
Hof- und Ablsgartan hinorientiert wurde (ebd. S 255i.) 
V 1660 hatte Admorit auf Bitten von St. P9161 zur HiifB bei 1d 
ren gebeu lastsix 400011. zirisios geliehen (OKT ad. 12, s. 
Der 1659 verstorbene Abt Urban wurde von Amand Pachler 
nel. der Nachfolger Abt Urbans. Abt Raimund Freiherr ' 
(rssevs) aus der in Goldenstein ansässigen Saizburge 
brachte mit seiner Großmut und Prachtliebe Admont zwar 
ein. aber auch Bin mit Fresken geschmucktes LuSthBlI 
7000 fl.!) im Kunvenlsgarlen. der von hbfischem Zuschnitt 
1565 den schonen Neplunbrunnen aus Salzburger Marrnai 
im Pralatenhof (dazu P Jakob Vinchner. Geschichte des Der 
StiftSS Admont. G131 1880. Bd. 4, S ZHJ-SDQ). Vgl. zur Sitl 
Admorrt den Stich von Georg Matthäus Visclrer, der in ursp 
Dedikation 1674 Abt Raimund gewidmet war (Rllddil LiSI 
mont. FS zur QOO-Jahr-Feier. Riodilnnkreis 1974. Abb. 14) 
nenderweise gehörte es dann zu den Bedingungen des Ki 
dem auf Raimund folgenden Abt, daß er für alle Bauvcrheb 
stimmurrg des Konvents einholen mußle. 
1' Zum Garten von St. Lembrecht: P. Othmar Wonisch, Die K 
mäler des Benediktinerslifies St. Lambrecht (I OKT Bd. 
1951, S. G31 144-1451 2U3, Nr. 237. 
u ArChiV St. Peter H5 A 45. Hi. 113. Zur Geschichte G98 Besitz 
lersbrunn S. Lorenz Hühner (Anm. 15) S. 421 1. und Adüif 
tersbrurln - verschwurioenes Schiuß. vergessene Wassi 
der Broschüre 118i Landes-Hypotnekenanstalt Salzburg rMi 
durch das Nonntail. Salzburg o. .1. 
" ÖKT Bd. 12. S. LIX. Don steht in Anmerkung: rZwel Stelnblk 
zum Ganenportai im Aigihdf und 1903 nach SCHIOB Hoher 
" Franz Valdntin Zillner, Geschichte der Stadt Salzburg, Salz 
bis 1590, VI. Vorstddte. Vororte, S. 114. Die Angaben Zillne 
der ohne inverrtamechweis. in den Rechnungsbeiegen vor 
tauchen bis Anfang des 1B. Jhs immer wieder Reparalure 
ien und Statuen bzw. Umbauten in Petersbrunn auf (vgl. Ö 
Baugeschicrile). 1794 wurde das verfallende Lusigebäude: 
abgerissen und an dBSSEn Steile der scnün proportionierre 
SChS Zweckbau nach Plänen Wolfgang Hagenauers errlch 
3' OKT Bd. 12. S. Cii; Archiv St. Peter 32OI355 und 3201356. 
" Manche Einzelheiten dieser Grotte Sind nicht mit Gdwißhi 
zierbar. Hanrrl (Petersbrunn - Anm. 36)vermutel hier dlei 
grotte mit einem kunstvollen Wasserspeier, bei der ande 
nimmt er einen offenen sarkdering vor Orpheus an. 
4' Vori Franz Xaver Koeriig, im Besitz des Erzstiftes, abgi 
Hahnl, Petersbrunn (Anm. 36). Uber den neuen Rundbogi 
im Piano nobile des Haupigebäudes stehen Steinbüslen 
scheri; die Rahmung dieser und der Mezzenirifenster weil 
crlend den Eckkerlteri des BBUBS das kräftige Motiv einer U 
derung auf. 
11 Ein Exemplar dieser iiArctiiieclura Recreationlsl geritirt zu 
bliotheksbestand von St. Peter: man darf als sicher annehrr 
aus den großen Bucheinkaufen Abt Alberts stammt 
t" Joseph Furltenbach, Archiiectura Recreationis. Augsb 
S. 41 f. 
" Domerlico Ghisberll. li vraggio dell'AA. SS EE. di Baviera 
gd. Muncrian 1570. erier uber Hellbrunn 
" Das uNdvisslmurrl Ohronicon- (Anm. 11)bericr1ret auf S. 55 
rururig auf die elograpriie Abt Alberts. die von Amand Pecr 
wurde (Ms i. das Albert, dem zeitlebens die vielen Unglück 
rend seiner Regierung immer rneiir das Gemüt bedruckten 
nSBhr betrübt und melancholisch wurde-i, schließlich abd 
sich in sein Heimstkloster Ottobeuren zurückziehen wollte. 
kungsschreiben (ddt. 1. September 1653, im itChrdnlcbnl 
tiert) will er sich iideri besseren Teil erwaliism und bis zu s 
eine vita conlemplativa führen. Bei der Sezierurig seiner L 
man als den organischen Sitz seiner Traurigkeit seine von ii 
lico humorec zerfressene Milz.
	        
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