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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVII (1982 / Heft 180 und 181)

(ung auf diese Gruppe als lnspirationsquelle 
Wende zum reinen Quadrat etwas einseitig. Si- 
1 fand das Gastspiel der Mackintosh-Gruppe in 
ir die Wiener Stilkunst wichtigen Phase statt. 
nn sie als Katalysator in einem Prozeß sehen, 
Zeit ihrer Präsentation in Wien schon in vollem 
rvar, wofür die Entwicklungsgeschichte des 
ts ein Beispiel ist. 
er Zeit könnten aber auch andere Quellen her- 
gen worden sein; bekanntlich ist das Quadrat 
ir Grundformen der Ornamentik älterer, meist 
ler nahostlicher Kulturen, aber auch der Roma- 
Protorenaissance. In dem 1856 von Owen Jo- 
ausgegebenen, eine große Auswahl an Stilepo- 
ehandelnden Mappenwerk rtThe Grammar of 
entu, auf dessen Bedeutung für die Wiener Flä- 
nst schon hingewiesen wurde, scheint das 
t - oft als Schachbrettmuster - mehrmals 
1 seinem berühmten Buch ivLine 8. Forma (Lon- 
00) führt Walter Crane das Quadrat als typi- 
usterform an, In diesem Zusammenhang muB 
-m die für die Wiener Künstler so wichtige Or- 
:ik der Japaner erwähnt werden. Daß die Se- 
listen im Rahmen ihrer zunehmenden Neigung 
trchaiisierenu und in ihrem wachsenden Inter- 
r die wTempelkunst-i (man denke an die "Beet- 
usstellungu) zum Quadrat als einer Urform der 
antik gelangt sein konnten, ist naheliegend; sie 
den um 1900 aber auch ihre eigene nmoderne 
genheitu im einfachen und strengen Design 
tpire und des frühen Biedermeier." 
l besonderen den von Moser ausgeführten, aus 
ten bestehenden vtypographischen Schmuck-r 
tgt, gibt es eine bisher unbeachtet gebliebene 
e in den Niederlanden. Hier setzten sich schon 
iang der neunziger Jahre Architekten und bil- 
(ünstler sowohl theoretisch als auch praktisch 
n vBuch als Neue Kunstri auseinander. Wichti- 
zgungen aus England wurden kritisch verarbei- 
in einer durchaus eigenständigen Weise wei- 
rickelt. Aus jüngsten Forschungen geht hervor, 
daB bereits seit 1892 ein Unterschied zwischen einer 
zunächst noch dominierenden, vom Symbolismus ge- 
prägten, im Zeichen einer floralen und animalen For- 
mensprache stehenden i-Boekvercieringr (Buch- 
schmuck) und andererseits rein von der Typographie 
bestimmten Versuchen festzustellen ist." Die allge- 
meine Wende der Avantgarde zur Mathematik als 
Grundlage neuer Gestaltungsprinzipien spielte sich 
um 1895 ab. Für die Buchkunst hatte dies zur Folge, 
daß in der ganzen Ausstattung die wArchitekturu des 
Buches zum Ausdruck kommen sollte. Während diese 
neue Orientierung bei einem Architekten wie 
H. P. Berlage auf einer eher neutralen Basis beruhte. 
spielten bei seinen Kollegen J.L.M. Lauweriks und 
K.P.C. De Bazel theosophische Ideen eine wichtige 
Rolle. Diese beiden Baukünstler trennten sich 1895 
von dem einflußreichen Architekten P.J. H. Cuypers. 
in dessen Atelier sie gearbeitet hatten; im selben Jahr 
gründeten sie ihre bald auch international anerkannte 
Werkstätte für vArchitektur, Kunstgewerbe und deko- 
rative Kunstu. Bei Lauweriks und De Bazel stand die 
Suche nach einem neuen Kanon aufgrund unverän- 
derter, kosmisch bestimmter Naturgesetze, deren 
vollendetste Realisierung in den alten Kulturen von In- 
dien, Ägypten, in der griechischen Archaik und der eu- 
ropäischen Romanik anzutreffen sei, im Vordergrund. 
Die i-Geheimnisse der harmonischen Proportionen 
und des ägyptischen Dreiecksw wurden erforscht, wo- 
bei auch die schon für Cuypers wichtigen Theorien 
und auf der Kunst der Gotik basierenden Proportions- 
studiert Viollet-le-Ducs eine Rolle spielten! Lauwe- 
riks und De Bazel forderten eine aus strukturbeding- 
ten Liniensysternen hervorwachsende, zu neuem Le- 
ben erweckte Ornamentik, bei der auf überflüssige, 
nicht zum Hauptgedanken gehörende Motive verzich- 
tet werden sollte. Aus solchen Bestrebungen heraus 
setzte De Bazel als erster im Bereich der Buchkunst 
den Schritt zur reinen geometrischen Form als Basis- 
ornament. In dem in Holzschnitt ausgeführten Um- 
schlag für das Widmungsheft für P. J. H. Cuypers der 
Zeitschrift Architectura (17. Mai 1897) haben das ge- 
druckte Wort und das schwarze Quadrat eine 
wertige Funktion in einem durch die Horizonte 
die Vertikale bestimmten dekorativen Systerr 
sich auch der einfache, blockhafte Buchstabe 
fügt (Abb. 18)." Die Verwandtschaft dieser Um: 
seite von De Bazel mit - um zum Ausgangspu 
rückzukommen - dem von Kolo Moser vier 
später gestalteten Titelblatt für die Arni 
Fragmente ist auffallend und reicht sogar bis 
Konstellationen von zwei bzw. vier eng zusamr 
rückten Quadraten. 
Diese neue Art der Typographie wird im erster 
gang der von Lauweriks und De Bazel redigiertl 
grammatischen Zeitschrift nBouw- en Sier 
(1898) weiter variiert (Abb. 15, 16, 17, 20, 24). II 
schwarzen Quadraten und Rauten unterschiedl 
sammengesetzten Textumrahmungen, die dr 
gen und rautenförmigen Akzente im Text sov 
regelmäßig über textlose Seiten verteilten l 
schwarzen Quadrate stammen sehr wahrsch 
ebenfalls von De Bazel." Die letztgenannte l 
findet in Wien zum Beispiel ein Gegenstück in 
pographischen Seitengestaltungen des Katalog 
die 17. Ausstellung der Secession im Jahre 
(Abb. 25). In den dekorativen Textumrahmung 
Bazels herrscht eine weitgehende Übereinstir 
mit Kolo Mosers wtypographischem Schmuckk 
Arno-Holz-Fragmente und für die Seiten des 
Textes, in denen einander ebenfalls Quadra 
Rauten abwechseln; es gibt aber auch deutlicl 
bare Unterschiede: Während die streng linear 
faßten Vierecke in wBouw- en Sierkunstu dem G 
bild der Seiten einen asketischen Charakter ver 
sind die ebenfalls den Satzspiegel markierende 
frei stehenden Gebilde Mosers ein viel ausgei 
res Kompositionselement; an textlosen Stelle 
zentrieren sich seine Quadrate sogar zu ganze 
werken (Abb. 22). Diese bei Moser so selbstver: 
che Leichtigkeit und dekorative Phantasie - 
der Gegenüberstellung mit dem niederländisch 
spiel besonders auffällt - hängt zweifellos rn 
I xvu. AUSSTELLUNG I 
man vmuamxcuuc 
BILDENDER KÜNSE 
um ÜSTERREXCHS 
SQCESSION wxsu 
MARZZMAI was 
PlBlS o0 HELLER 
24 K. P. G. De Bazel, Seitengesialtung, 1897198 
25 Ausstellungskatalog. Secession, 1903 
26-30 Künstlermonogramme, 
1901-02 
31-34 Künstlermonogramme, 
1901-02 
35-37: Kolo Moser zugeschL, 
Initialen, 1901-02 
38 Kolo Moser, Bucheinband 
(Deiaii), 1901102 
39-44 Kolo Moser zugeschn, 
Künstlermonogramme, 
1901-02 
45-50 Kolo Moser zugsschL, 
Künsltermonogramme. 
1901-02 
51 Kolo Moser. Bucheinband 
(Detail). 1901-02 
52-54. Josef Hoffmann, Vignet- 
ten, 1901 
55 Lewis F. Day, Alphabel. vor 
1900 
Anmerkungen 27-39 
IY Siehe Horsl-Herberl Kossaiz, Ornamenlaie Plakatkunsl, 
197115. 15. 16. 
1' Siehe den Ausslellungskalalog rModerrie Vergengenhe 
1981, Künstlerhaus. 
" Ernst Braches, Hai Eeek als Nieuwa Kunst. Utrecht 1974, 
"' ld., S, 113. 
" Braches. Kai. Nr. 970 516. Die Frage, inwieiern hier die: 
Anordnung der vier Ouadreis des Design der Giasgowßru; 
Vlußl hat, wäre noch zu klären. Li. Vergo und BiliclrHe (s Anr 
diese Form bei Charles Mackiniosh Ende 1898 zum erster 
I1 reouw- an Slerkunslc. Fievue bimesirielie de l'An Antique 
ne, Kielnmanrr 5.00.. Heerlem. I (1898), S. 2. 3, 5. 10. 
" Bruches. S. 247. 
V Meilen Bieenl-Frekken, Guslav Kiimi und die Siilkunsl Jan 
gl: bglsllzllungen der Österreichischen Galerie 197B!9 (Kiimi 
, i . 
" Siehe A.W. Relnlnk. K. FC. De Eezei - Archiiect. Lek 
s. 37, und GIB Kommeniare zu nßouw- en Sierkuneh In .1: 
Kunst: rr (189589). S. es um 1:41. 
" Siehe u. a. nur: Sonderheli über die Niederlande in meursr 
und Dekorsrion- ll (189889). 12, und den anonymen Ar! 
neue Ornnmam - Die iurrgen Holländer! in nDekcrraiive 
(IBQBIQQ). S. 1 11.. in dem vor allem der Fläcnenkunsl Auime 
geschenkt wird. 
" Erstmals pihiizleri In: Marian Bisanz-Prakken (siehe Anm. 3 
1' Siehe Anm. 43. 
" MlYlBll BisanzPrakken. Zum Gemälde Pallas Aüiene v0 
Kliml, Alle und moderne Kunsl 21 (1976), 147, S. 9. 10.
	        
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