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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVII (1982 / Heft 184 und 185)

ielm Messerer 
itdarstellungen in der Kunst 
r Barockzeit 
tkünsteii und irFlaumkünsterr sind. wie man weiß, 
t scharf zu trennen; ein Bildwerk oder Gemälde ist 
Zerstörung, Restaurierung, Veränderung abgese- 
ohne Bezug zu Zeitlichem, aber nur als Ding, nicht 
er als Darstellung. Zeitdarstellung gibt es m. E. in 
lacher Weise: als Zeit des gegenständlich Darge- 
ten (nobjektive Zeitu), als Darstellung durch die 
tbare Gestaltung (vForm, Farbe und Lichtir), als 
symbolik]. Nichtimmerantwortetein Kunstwerk auf 
irage nach seinerZeit; im Barock(ca.1590bis1780) 
:hieht es besonders oft. Manches wurde in den letz- 
Jahren darüber geschrieben? Bei der Behandlung 
avaggios haben wir'unsmöglichstandieZeitlichkeit 
Gegenstände gehalten. Das ist für den reifen und 
Ien Barock nicht möglich: zeitlich Lebendiges und 
Leben, das ihr künstlerische Gestaltung gibt, sollen 
1mmen,vorallem anhandvon Zeitsymbolen, behan- 
werden. Eine Skizze der Epoche muß manches Be- 
tte in ihrem Kontext sagen. 
Zeitsymbolik und Zeitdarstellung einigermaßen 
nen und dadurch in ein Verhältnis zueinander brin- 
zu können, wie das für die Barockzeit nötig scheint, 
asen wir den Begriff des Symbols hier einschränken 
l damit wohl auch etwas banalisieren), denn im wel- 
n Sinn kann jede Darstellung, die also nicht nur ab- 
et. sondern aus dem Begreifen einer Sache heraus 
lE in neuerGestalt hlnstellt, darstellt, ein Symbol ge- 
ntwerden - so auch iedes Kunstwerk in seiner end- 
igen Durchführung. Wirverstehen unterZeitsymbol 
iesem Aufsatz Sichtbares, als Wesen, Handlung, 
sammensein,daseinengewußten,iioognitivenrrHin- 
s auf Zeit, auf Vergehen und Werden, auf Aulschei- 
und Wandel enthält. (Dabei unterscheiden wir hier 
it zwischen Allegorie, Emblem, Metapher, Symbol- 
talt, Allusion etc.) Solche Zeitsymbole gibt es in der 
ist der Barockzeit viele. wohl mehr als irgendwann 
st: da ist Chronos selbst, bekanntlich zugleich der 
riechische Kronos, der seine Kinder trißt, also ver- 
lingt, was er selbst hervorgebracht hat, in eins ge- 
zt mit dem hinlälligen beflügelten Greis mit der 
iSGE, Symbol istauchwasertut, z. Bdaßereinenver- 
benen oder die Wahrheit auf- oder zudeckt oder 
i er, bei Hogarth, ein Bild mit dem Galerieton be- 
maucht oder, unter der Überschrift Finis, daß die 
t selbst dahinsinkts Zeitsymbole sind die vergang- 
en Blumen und die Seifenblasen, ein Spiel der gera- 
arblühten kleinen Kinder, Uhren, die mit Zeithinwei- 
geschmückt oder sogar, lrn Grabmal des Bischofs 
Christian von Plettenberg, 1708, von Joh. Mauritz 
ininger, im Dom zu Münster, als wirkliche Uhr in die 
ibmaldarstellung einbezogen sein können, so daß 
Verstorbene vdie Zeit wahrnimrntrr - sei nun sein 
rensende oder die Auferstehung gemeint. Hinzu 
wmen die vielen Vanitas-Stilleben, wie sie seit dem 
Jahrhundert auttretenÄ und die seit langem überlie- 
e Gestalt des Todes. Mit vEt in Arcadia egori mahnt 
1 der Tod mitten im sorglosen Glück der Hirten an 
ercino, Poussin)"; elegisches wGedenkenri ist bei 
issin u. a. häufig. Andere alte Zeitsymbole, wie die 
ius-Schemata mit ihren Teilzeiten, Tag und Nacht, 
Jahreszeiten, Monate. oder das Rad der Fortuna auch 
an großen Rundfenstern oderdie Monatsbilder um Chri- 
stus, z, B. an Portalen, kommen kaum noch vor, Bilder 
also, in denen Zeit in sich zurückkehrt, ihre Abschnitte 
zu einerGestaltgestaltdes Wandelbaren sich fügen und 
dieses damit wieder auffangen. Freilich, Zyklisches wie 
die Tages- und Jahreszeiten bleibt oder wird neu, über 
den Barock hinaus, zum Thema. Jetzt tritt der Wandel 
selber in den Vordergrund, wenn auch meist ohne die 
Zentralgestalt, die die Zeit bewegt, wie Annus, Fortuna 
oder Christus. insofern solche Symbolbilder Bedeu- 
tungszusammenhänge wikonologischrr gestalten, sind 
sie im Ansatz schon DarstellungThiersoIl unterDarstel- 
lung die volle anschauliche Realisierung verstanden 
werden. 
Wieso erscheint in Vanitas oder Tod nur in bestimmter 
Weise dieZeit? Es liegtander Darstellung. Wirersparen 
uns hier eine Vorweg-Definition von Zeit als solcher; 
selbst Augustinus hat sich da eigentlich entschuldigt, 
und Schopenhauer nennt sie i-gewissermaßen das Toll- 
ste im Lebenii. DieSymbolgestaItdes Todes oderderTo- 
ten zeigt häulg, nicht immer, einen zeitlichen Wandel. In 
Totentanzen des 15. Jahrhunderts, etwa dem v 
Notke in Reval um 1463(St. Nicolai), wo dieTotei 
agiler sind als die Todverfallenen, im klappernr 
reitenden Tod auf Dürers Zeichnung von 1505 
wegte Gestalt, aber kein Wandel, und der - 
wegs mittelalterliche, sondern gerade die Neu 
kündigende - halbvertallene Leichnam (vorn ifl 
Allegorie sonst bekanntlich oft schwer zu trenr 
so vielen Grabmälern seit dem späten 14. J. 
den"), z. B. auf Masaccios Grabgemalde nach 
S. Maria Novella zu Florenz",verharrtebensoin 
Zustand wie die testen Beter darüber. 
Dagegen in einer Epoche, wo die eindeutige S1 
gur des Todes der Zahl nach wohl zurückgeht 
Gianlorenzo Bernini neue Bedeutsamkeit, net 
benu gegeben im Grabmal Papst Urbans Vlll. (vr 
bis 1647 in St. Peter zu Rom), wo sie iwgeradeu 
ment die Worte der Grabschrift zu Ende führt. L 
selbe Bernini läßt im Grabmal Aiexande 
(1627 - 7B, ebendort) das Gerippe halb sichtb: 
dergroßen Draperie zu Füßen des Papstes plötz 
tauchen, die Sanduhr hochhaltend, anschauli
	        
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