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An der Hügelreihe jenseits des Alt liegt eine Gruppe von drei dem Ober-Albenser
Comitat entnommenen Dörfern; das eine, Oläh-Ujfalu, ist mit Fogaras die einzige
Gemeinde des Comitats, wo eine reformirte Kirche besteht. Diesen Dörfern gegenüber,
diesseits des Alt, liegt der sächsische, in Rumänisirung begriffene Ort Kerz, mit Trauben-
und besonders viel Pflaumenzncht. Die Ruine der einstigen Cistercienserabtei und -Kirche
(Bild auf Seite 56 dieses Bandes) gehört zu den ältesten und interessantesten Baudenk
mälern Siebenbürgens. Sie steht im Dorfe selbst, auf dem Grundstück der evangelischen
Kirche; an ihrem Eingänge erhebt sich eine ungeheuere uralte Linde, die für ebenso alt
gehalten wird, als die sechshnndertjährigen Mauern, jetzt aber einzugehen beginnt. Das
wohlerhaltene Chor der alten Kirche ist durch neuere Mauern ergänzt und dient als
evangelische Kirche; das jetzige schlichte Pfarrhaus ist von den malerischen Ruinen des
Abteigebäudes umgeben. Südlich, in der Richtung des Negoigipfels, liegt die Doppel
gemeinde Klein- und Ober-Kerz (Opra- und Strezsa-Kerczesora). Sie wurde einst durch
Michael Teleki mit Szeklern besiedelt, deren Nachkommen aber meist rumünisirt sind. Auf
dem alten Teleki'schen Hofe ist ein staatliches Forsthaüs erbaut; das Kellerloch des Teleki-
schen Schlosses wird noch gezeigt, desgleichen der alte Rüsterbaum, in dessen Schatten
Teleki mit den deutschen Generalen über die kaiserlichen Besatzungen für die siebenbürgischen
Burgen verhandelte. Am Fuße der Alpe bestand eine Papiermühle und eine Glashütte.
Auch in Felsö-Porumbäk war eine herrschaftliche Glashütte, die 1899 einging; ihre
Erzeugnisse hatten im XVII. Jahrhundert einen guten Ruf. Die deutschen Einwohner des
Dorfes waren, wie die von Kerczesora, Glashüttenarbeiter. Also-Porumbak war der
Lieblingsaufenthalt des Fürsten Apaffy, der hier mitunter auch Berathungen in Landes
angelegenheiten abhielt; jetzt ist es von wohlhabenden Rumänen bewohnt. Hier wird
hübscher gebaut und der Ackerbau mit mehr Sorgfalt und Erfolg betrieben, als sonst im
Comitat. Weiterhin beginnt dann schon das Hermannstädter Comitat.
Die Rumänen.
Ursprung und Vergangenheit. — Nach historischen und ethnographischen Zeug
nissen hat sich das Rumänenthum auf der Balkanhalbinsel gebildet. In Ungarn ist es
zuerst 1223 in einer Urkunde Andreas' II. erwähnt, wo Michelsberg (Kis-Dißnöd) dem
Geistlichen Gocelin verliehen wird; die zweite Erwähnung geschieht im berühmten Andre-
anum von 1224. Nach diesen Daten ist die Gegend von Fogaras der einzige Punkt, fin
den der Aufenthalt von Rumänen im Lande vor dem Tatareneinfall mit voller Sicherheit
festzustellen ist. Der Tatarenstnrm brachte dann für Siebenbürgen große ethnographische
Veränderungen. Nun beginnt das rumänische Element in der östlichen Reichshälfte