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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVIII (1973 / Heft 130 und 131)

. Österreichisches Museum für angewandte Kunst 
Bundesministerium 
für Wissenschaft und Forschung 
26. Oktober - der große Tag der Museen 
Zum dritten Male veranstalteten das Bundesmini- 
sterium für Wissenschaft und Forschung und die 
Direktionen der Bundesmuseen am Nationalfeiertag 
- 26. Oktober 1973 - einen „Tag der offenen Türen", 
d. h. also freier Eintritt, geöffnet überall von 
9 bis 16 Uhr, eine Fülle von Sonderführungen, Zu- 
satzveranstaltungen, Extraeröffnungen, die Mög- 
lichkeit, auch in die Werkstätten zu schauen, Filme 
zu sehen, Auskünfte einzuholen usw. Fast iedes der 
Museen hatte etwas Besonderes zu bieten. 
„Attraktionen" also genug und „daneben" eben all 
iene Exponate, die immer zu sehen sind, die 
speziell'den Ruf und Ruhm des Hauses ausma- 
chen . . . 
Frau Bundesminister Dr. Firnberg lieB es sich nicht 
nehmen, in einer Art von „Fitmarsch" einige ihrer 
Museen an diesem Tage zu besuchen - sie konnte 
sich von den gewaltigen Besuchermassen etwa im 
Naturhistorischen Museum überzeugen (um die 
Mittagszeit wurde dort mit einer Bücherspende der 
5000. Besucher an diesem Tag geehrt], im Kunsthisto- 
rischen Museum galt das besondere Interesse der 
Ressortcl1efin dem soeben erworbenen „Lamberger 
Portraitbuc " und Besprechungen über eine beson- 
dere Repräsentation der weltberühmten Ephesos- 
Sammlung. In der Neuen Burg, in der Waffen- 
sammlung, registrierte man an diesem Tage 2350 
Besucher, und in der „Albertina" feierte man am 
frühen Nachmittag den 300l1sten. in der soeben 
eröffneten schönen Ausstellung über das Jahr- 
hundert des Aquarells (bei der Schlußzählung 
gab's dann einen unerhofften, stolzen Besucher- 
rekordll. Überhaupt, die Besucherzahlen dieses 
Tages: hier hatte man zunächst arge Befürchtungen, 
denn es war ein strahlend schöner Herbsttag, es 
waren drei freie Tage hintereinander, ein Anreiz 
also für größere Ausflüge - und dann noch die 
Rekordzahlen des Jahres 1972: 27.512 Besucher! 
Nun, um 16 Uhr stand es dann fest (und wurde froh 
an APA und Fernsehen durchgegeben): 29.667 waren 
es diesmal, neuer, unerwarteter Rekord! - Und: man 
könnte 1974 noch ein bisserl mehr machen, bei 
einigen Museen bestehen noch „Hoffnungsmöglich- 
keiten". 
Die Propagandamittel waren gut genutzt worden - 
die Museen hatten selbst für eigene Prospekte und 
Vorankündigungen gesorgt, im Rundfunk sprach 
man in der so populären Sendung „Autofahrer 
unterwegs", das Fernsehen brachte in „Kultur 
aktuell" einen Spezialbericht, und wiederum warb 
ein orangefarbenes Plakat für diesen neuen „26"er. 
1974 soll es dann doch wieder ein besonderer „Tag 
der offenen Türen" werden ...! F. L. 
90 
Ernst Haas, New York 
Kadachrome-Zyklus „Die Schöpfung" 
Altes Haus, Saal I 
Wien 1, Stubenring 5 
5. Juli bis 5. August 1973 
Fast alle Welt fotografiert heute. Und wir alle 
gehen bisweilen mit „Fotografenaugen" vor alle 
Wunder und Hößlichkeiten dieser Welt. Gestehen 
uns selbst einige bildschöpferische Qualitäten zu. 
Angesichts unserer „Produktionen" aus meist hoch- 
gezüchteten Kameras befällt uns dann aber doch 
vor den Ergebnissen Resignation. Knöpfchen 
drücken allein ist eben nicht alles. Bewunderung 
kommt in uns hoch, begegnen wir dem wirklichen 
fotografischen Meisterwerk. Dem von Ernst Haas 
z. B. Vielleicht mußte der gebürtige Wiener New 
Yorker werden, um letztlich in diese Vollendung zu 
reifen? Vielleicht brauchte er diese gigantisch 
brodelnde Super-Stadtlandschaft am Hudson mit 
ihren Uberdimensionen. Dieses Konglomerat aus 
Skyline, Straßenpassagen, vergitterten Häuser- 
fronten, dem „dreaming Colar" eines Central- 
parks, um sein Auge im permanenten Prozeß 
einzustellen und zu schärfen. Um sich aber dann 
loszulösen von aller Zivilisationsbedrückung und 
hinauszugehen in die verlassenen Sandregionen 
Utahs, die Wüste Arizonas, die heißen Udstriche 
Nevadas. Denn dort eröffnete sich Ernst Haas das 
Wunder der Schöpfung am stärksten. Die Ausstel- 
lung legt Zeugnis ab für die Meisterschaft von 
Werk und Schöpfer. Man rätselt dem Geheimnis der 
Faszination ieden Bildes nach! Ein gewaltiger 
Gesamtakkord der Elemente entzündet die Phanta- 
sie und läßt Visionen einer neuen, der Wirklichkeit 
entnommenen Welt erstehen. Schäumende Gewässer 
in iungfräulichen Landschaften, bizarre Wolken- 
ballungen vor unendlichen tiefen Himmeln über 
spiegelglatten Meeren, Tierzüge, in schemenhafter 
Bewegungsornamentik vom Wasser reflektiert. 
Man taucht als ganzer ein in diese wunderbare 
Welt, registriert feingeästelte Erdaufbrüche und 
Sträucher, macht Tiefblicke in pflanzliche Organis- 
men, und folgt dem Wunder der Schöpfung bis in 
den Knospenmund einer Rose. lst über die Maßen 
beglückt, daß einer diese Wunder so sah, daß er 
uns diese „Schäpfung" schuf. Wie sagt er u. a.  
„sie („die Schöpfung") will nichts anderes sein 
als . . . der Versuch, diese Erde durch visuelle 
Preisung zu schützen". Welch ein großes Wort 
spricht da ein Begnadeter sicherlich gar nicht so 
gelassen aus! Das Österreichische Museum für 
angewandte Kunst, der Fotografie stets verpflichtet, 
wollte mit dieser Exhibitian eine Tradition fort- 
führen, wie Hofrat Prof. Dr. Wilhelm Mrazek 
meinte, und der weiter ausführte: „Denn auch wir 
sind der Überzeugung, daß die wissenschaftlichen 
und künstlerischen Möglichkeiten der Fotografie 
noch nicht an ein Ende gekommen sind. Das, was 
man am Beginn ihrer Entwicklung prophezeite, 
daß die Fotografie ,Das Ende der Kunst' bedeuten 
könnte, ist nicht eingetreten. Es hat sich vielmehr im 
Rahmen der Fotografie eine Entwicklung vollzogen, 
die als eine ,Fortführung der Kunst mit neuen 
Mitteln' bezeichnet werden kann. ,Die Schöpfun- 
gen' des Wieners Ernst Haas legen hierfür ein 
beredtes Zeugnis ab. . ." 
Ernst Haas hat mit der Präsentation seines 
Kodachrome-Zvklus „Die Schöpfung" seiner Heimat- 
stadt Wien echte Freude gebracht. Vielleicht spornt 
das den erfolggewahnten, doch sensiblen Bild- 
künstler, der in der Welt des „Life", „Look", 
„Holyday" und des „Museum of modern Art" zu 
Hause ist, an, vielleicht einmal „Austria" in neuen 
Bildschäpfungen zu entdecken. Das Ergebnis 
könnte überwältigend sein! (Abb. 1, 2). 
Japan auf der Wiener Weltausstellung 1873 
Altes Haus, Säulenhof 
Wien 1, Stubenring 5 
26. Juli bis 30. August 1973 
(verlängert bis 30. September 1973) 
Der Säulenhof wurde bis in den letzten Winkel 
einbezogen. So dicht und umfangreich boten sich die 
Obiekte unter dem Thema der Schau an. Nicht 
immer glücklich - wie sich hier herausstellte - 
waren die Gestalter darüber und über die Eng- 
stellung des Präsentationsmaterials. Jedoch t 
trächtige Spantanschau, noch dazu so billigst 
dem Hausetat, mit Unterstützung der Osterre 
Japanischen Gesellschaft natürlich, ließ derlei 
Schwierigkeiten übersehen. Was war in dieser 
Wien des Jahre 1873 doch alles los. Alles war 
Fluß, was die Stadt baulich weiterbrachte, Grt 
steinlegungen, Rathaus, Universität, Eröffnung 
ersten Hochquellenwasserleitung, sonstige gla 
Jubiläen, u. a. des Kaiserhauses, Eröffnung di 
ersten und vorläufig letzten Wiener Weltaus- 
stellung 1873. Ganze Generationen zehren hei 
noch vom Bild und Sinnbild einer Rotunde, ln' 
nation derselben. Ein Völkerspektakel sonder 
gleichen! Und darin ein Novum, Japans erste 
nahme an einer Weltausstellung. Der Europär 
kennt und schätzt die Disziplin und Anpassui 
Bienenfleiß, die Akribie des Japaners als de 
Grundeigenschaften. 1873 in Wien wurde die 
erstmals damit konfrontiert. Und damit auch 
der einmalige Aufstieg Japans zu einem Gig 
der lndustriegroßmächte, der, wie wir heute t 
in seiner volltechnisierten Überzüchtung umwe 
drohliche Aspekte in düsteren Visionen ersteh 
läßt. Doch zur Ausstellung. Man stellt sich vor 
das faszinierend-exotisch Neue damals auf d 
Besucherwelt von 1873 in seinem Reiz des Unl: 
kannten gewirkt haben mag. Und es heute no 
und wieder tut. Das Ausstellungsgut stammt l'1 
aus dem Besitz des Museums, und der stets h 
hergerissene Leiter der Ostasiensammlung, Dr 
bert Fux, und sein Co. Dr. Peter Pantzer stellt 
kongenialer Akribie dasselbe wissenschaftlich 
zusammen. Eine würdige Hundertiahrfeier - a 
war der Anlaß - dieses Ereignisses des ETSfOl 
der Japaner in Europa 1873. Da waren der er: 
Staatsvertrag zwischen Japan und Österreich- 
Ungarn, allerlei Dokumente, Ansichten der ia 
schen Generalprobe der Weltausstellung 1871 
Seido in Holzschnitten zu sehen, Fotografien r 
Fotoalben vom Weltausstellungsgelände, der 
Rotunde. Situationspläne, Zeichnungen von k 
lichen Visiten etc. etc. Ferner scherzhafte Dar- 
stellungen des Aufeinanderkommens iapaniscl 
und europäischer Utensilien und Technologie. 
über diese Anfänge und Dokumentation der T 
nahme Japans an der ersten Wiener Weltaus- 
stellung 1873 gelangte man schon mitten in 
Vielfalt der Obiekte. Textilkunst mit hervorra 
Beispielen kunstvoll verarbeiteter Seide, Must 
bücher, Gewänder im spezifisch iapanischen r 
Kolorit, Keramiken, Leder-, Metall- und Email- 
arbeiten. Eine Fülle, die einen rundum sozusat 
einengte. Zarte Fächer- und Papierarbeiten, Fr 
schablonen in typischen Dekoren fernöstlicher 
Prägung. Wie gesagt, der Säulenhof war restl 
ausgenützt, und man kann fast nur mehr auf 
was übrigblieb, so: prächtige Lackarbeiten, 
Kämme, Puppen, Stroh- und Korbflechtereien, 
Musikinstrumente, geschnitzte Gitterreliefs. Ei 
wenig Malerei, fast düster drohend eine feins 
ziselierte und gearbeitete Rüstung mit Schwer 
und... Eine zeremanielle Eröffnung mit iapa 
Hostessen ließ den Blick über die Arkaden de: 
Säulenhofes aus den 1870er Jahren schweifen 
die Atmosphäre von 1873 vollends erstehen. 
Mittendurch eine musikuntermalte lkebana-De 
stration (Blumensteckkunstl und ausführlichste 
Führungen. Die vielen Japaner, die mehr unt 
im Stadtbild Wiens sichtbar werden, kamen Ul 
staunten ebenso wie das zahlreiche Wiener 
Publikum (Abb. 3-5). 
Die Maler Max und Henriette Florian 
Neues Haus, Ausstellungshalle 
Wien 1, Weiskirchner Straße 3 
10. August bis 16. September 1973 
Ein doch eher seltenes Ereignis. Vater und Tor 
als ausstellende Künstler in einer Veranstaltur 
Man kommt beim Betrachten des gemeinsame 
Werkes „Die Geburt der Eva" ins Sinnieren. 
Denkt da zwangsläufig an vierhändiges KJUVil 
soiel. Denkt an Führungshand, Begleitung, V1. 
Wie ist das beim Malen? Man trägt absichtl 
Künstler nicht wie und ob sie gleichzeitig oder
	        
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