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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVI (1981 / Heft 178 und 179)

holz von Eiben und Eichen-i beschriebenen 
erstticksi. Die Akten verzeichnen In den 
sten Jahren verschiedentlich Lehrlinge in 
albrinks Werkstatt"; doch erfolgte bereits 
i. August 1819 die Gewerbsheimsagung". 
rich Hasselbrink - einer der zahlreichen in 
tätigen Tischler ohne prominenten Namen" 
ferte für einen Großteil der Rosenau-Raume 
ztcnt anspruchslos gehaltene Grundausstat- 
an Schränken und Tischen, an Sitz- und 
iöbeln": 95 Stück, die sämtlich in schwarz 
ztem und schwarz poliertem Holz, unter ge- 
' Verwendung von vergoldeten Hoiz- und 
Leapplikationen, gearbeitet und nur mit einfa- 
Bezügen" versehen waren; da zudem die 
en Vorhänge der Schloßräume durchwegs 
waren, kam vor allem den in gotischem Stil 
"ientai bemalten Wänden stärkere Farbigkeit 
arade wegen des weitgehenden Verzichts auf 
erhoiz konnte Ernst l. mit recht geringen 
n" ein Einrichtungsensemble erwerben, das 
Iharakter des vfürstlichen Glanz mit ländli- 
Einfachheitrß" verbindenden Sommerschlus- 
ngemessen zu sein schien; ähnliches fand 
.uch in österreichischen Landsitzen und Klö- 
ll. Wie Hasselbrink in einem an Ernst I. ge- 
ten Schreiben vom April 1816 darlegt, hatte 
Raum "die schönsten bronzenen Meubel ..., ein 
schönes blaues und amaranthes (d.h. dunkelro- 
tes) Kanapeew". Auf der aquarellierten Darstel- 
lung des vormaligen Wohnzimmers Luises (Abb. ll) 
findet sich ein zur Formbeschreibung passendes 
Kanapee, dessen Stoff iedoch grün-weiß gestreift 
ist. Gewiß erhielten die Möbel in den folgenden 
Jahrzehnten z. T. andere Bezüge, wurden auch in- 
nerhalb der Räume der Flosenau versetzt und in 
andere Schlösser transferiert. Allein das für das 
Schlafzimmer Ernsts l. bestimmte "Bett mit Jagd- 
attributenu ist auf dem entsprechenden Aquarell 
deutlich wiedergegeben (Abb. 7). In den Beschrei- 
bungen der Lieferungen Hasselbrinks fällt zudem 
eine "mit gothischer Verzierungu versehene Sitz- 
garnitur auf, die aus einem Diwan, zwei Fauteuils 
und vier Stühlen besteht. Das heute nicht mehr 
nachzuweisende Ensemble, das blaue Bezüge be- 
saß, kann kaum mit den ehemals im Marmorsaal 
des Erdgeschosses befindlichen Sitzmöbeln iden- 
tisch sein, die in größerer Zahl vorhanden und zu- 
dem rot bezogen waren; nach Aussage des Aqua- 
rells der Jahrhundertmitte (Abb. 5) wiesen die 
schwarzen, nur sparsam vergoldeten Möbel im 
Winkel zwischen Zarge und geschwungenen Bei- 
nen maßwerkähnliche Ornamente auf". 
Die genannten Möbel zählen zu den wenigen Bei- 
spielen gotisierender Formgebung in der Ausstat- 
tung des Flosenau-Schlößchens, das doch in Ar- 
chitektur und Ausmaiung fast ausschließlich 
durch Motive der Neugotik bestimmt ist. Ein dem 
Mittelalter verpflichtetes Formenrepertoire vertre- 
ten auch einige bemerkenswerte Einrichtungsge- 
genstände, die ebenfalls in Wien gefertigt wurden, 
jedoch nicht von Friedrich Hasseibrink, sondern 
- als aufwendige Einzelstücke - in der Fabrik 
Josef Danhausers. Zu den ungewöhnlichsten Ob- 
jekten der Rosenau gehören die aus gotisieren- 
dem Maßwerk gebildeten Holzbronze-Lüster des 
erwähnten Marmorsaaies (Abb. 5). Die drei Leuch- 
terkronen des Mitteischiffs" (Abb. 6) - sechs- 
eckig und mit 24 Lichtern sowie zahlreichen Glas- 
steinen geschmückt - tragen die sächsischen Ti- 
tuiarwappen, die auch die Schiußsteine des Saa- 
les einnehmen und somit wohl auf den einst aus- 
gedehnten Herrschaftsbereich des wettinischen 
Gesamthauses zur Zeit des in der Rosenau gleich- 
sam festgehaltenen Mittelalters anspielen. Die 
beiden Seitenschiffe schmücken insgesamt acht 
kleinere fünfeckige Lüster von ähnlichem Ent- 
wurf". - Der Korrespondenz ist zu entnehmen, 
daB Ernst I. der Frage der Lüster außerordentliche 
Bedeutung zumaß. Zunächst erbat er Lüster mit 
Hirschgeweihen, die wohl ebenfalls für die auch 
 
13 
nenberg sogar zunächst einen Kostenvoran- 
g für Möbel vOhFlE alle Verzierung" und nein- 
r Arttt angefordert; "denn es ist nicht noth- 
g, für ein Jagd Schloß verzierte Möbel zu 
am. Jedoch bestimmte der Herzog selbst, 
Jie Möbel schön verziert und geschmack- 
earbeitettt werden solltenßl; dies wurde in 
eiligen Schreiben, das von Szymborski am 
aril 1816 an von Blumenberg richtete, aus- 
lich bestätigt". Aufgrund der ausführlichen 
spondenz zwischen Wien und Coburg, der 
nvoranschlage und Rechnungen des Tisch- 
iasselbrink" und des Tapezierers Georg 
ppe", der Listen der drei Transporte" und 
otokolle der Eröffnung der Kisten in der Ro- 
" lassen sich Hassetbrinks Lieferungen 
Art und Umfang präzis erfassen. Freilich 
uf den etwa um 1850", somit erst nach dem 
rnsts l., von Ferdinand Rothbart gefertigten 
raum-Aquarellen der Flosenau", die nur ei- 
eil der Zimmer wiedergeben, die aus Wien 
enen Möbel nicht Stück für Stück zu identifi- 
,zumal sie sich offenbar sehr ähnelten. Eine 
ifwendigsten Garnituren, r-Kornblumenblau 
armoisin rothem Sitzrt, deren Diwan "reich 
ildhauer- und Vergolderarbeitu verziert war, 
ursprünglich wohl im Wohnzimmer der Her- 
So erwähnt Luise selbst 1817 in diesem 
 
14 
12 Fauteuil aus der Rosenau, Wien, um 1816. Holz, 
schwarz gebeizt und poliert, Bezug erneuert. Coburg, 
Schloß Ehrenburg, lnv. Nr. Ft ll 12 
13 Stuhl aus Niederlüllbach, Wien, um 1816. Holz, 
schwarz gebeizt und poliert, Bezug erneuert. Coburg, 
Kunstsammlungen der Veste Coburg. lnv. Nr. a.S. 
1832h 
14 Stuhl aus Niederlüllbach, Wien, um 1816. Holz, 
schwarz gebeizt und poliert, Bezug erneuert. Coburg, 
Kunstsammlungen der Veste Coburg. lnv. Nr. aS. 
1B32d 
15 Stuhl aus der Rosenau, Wien, um 1816. Holz, schwarz 
geheizt und poliert, Bezug erneuert. Coburg, Schloß 
Ehrenburg, lnv. Nr. R ll 29 
Anmerkungen 74 - 81 (Anm. B2 s. S. B) 
7' StACO, LA A I 2Bb16 E V, Nr. 2, tOl. 19 und 21 (28. Februar und 
11. März 1816). Herzog Ernst l. war senr verwundert, daB es - 
nach Auskunft der Niederlage In der Slngerslraße 7 in Wien an- 
geblich keine Hirschgeweihe gebe; eventuell sollten sie In Horn 
gearbeitet und au! Hirschgewethart gefallt werden. Grundsatz- 
liCtt war Ernst I. mit den Wiener Preisen tLlr Lüste! nicht einver- 
standen: in Paris seien sie In Bronze lür denselben Preis schöner 
lu haben (ebd. Nr. 2, YOI. 49, 22 April 1516). ln die Suche nach ei- 
nem lür die Anfertigung von Lüstern geeigneten Mann wurde 
auch Karl V0n Moreau eingeschaltet lebd, Nr. 2, VDI. 37, 3. Aoril 
1815). 
i, Ebd. Nr. 2, fOl. 96. 
7' Ebd. Nr. 2, tOl. 137 (13. Mal 1B17l;s1ehe auch ebd. Nr. 2, tOI. 143 
(20. Mai 1817: Uberscnlag Danhausers für die Lüster wgolhischer 
Bauart"). 
n Ebd. N 2, lol. 154. 
" Vgl. die im Charakter recht ähnlichen, um 1800 ausgeführten 
Schniizarbeileri in Laxenburg lHlmmelheber 1973, wie Anm, 71, 
S. 137, Abb. SSWSS); einen gotisierenden Lüsler zeigt auch das 
lilnographierte Blatt 11b der Entwürfe von Alexander Popo im Hi- 
storischen Museum der Stadt Wien (für Pdpp siehe Hartwig Fi- 
schel: Mobelentwürfe der Emplre- und Bledarmeierzeit. In: Kunst 
und Kunsthandwerk 23, 1920, s. 111112). 
1' Vgl. v. Keeß Bd. 212. 1823lw1e Anm. 59) s. 147145. 
I" Franz Windisch-Graell in AussL-Kat Vienna in the Age of Schu- 
bert. London 19715117. 
" StACo, LA A l 28b 16 E V. Nr. 2, 101.96. 
 
 
15 
als Jagdschloß dienende Ftosenau bestimmt wa- 
ren; doch kam es zu keiner Bestellung". Zumin- 
dest trafen mit der umfangreichen Wiener Liefe- 
rung am 30. April 1816 in der Ftosenau auch v2 Lu- 
sires mit 16 Armen von Holzbroncen ein", die heu- 
te nicht mehr nachzuweisen sind. Im Mai 1817 be- 
stellte Ernst I. bei Josef Danhauser die Lüster des 
Marmorsaals, die nach einer aus Coburg über- 
sandten Zeichnung anzufertigen waren"; doch er- 
reichten sie wegen eines Versehens der Spedition 
Coburg nicht rechtzeitig zum vorgesehenen Ter- 
min, der Hochzeit von Ernst und Luise. Bei der Öff- 
nung der Kisten stellte man fest: "sie sind in der 
Arbeit nicht besonders gut ausgefallen und man- 
ches fand sich daran zerbrochen-t". Die Danhau- 
sersche Firma, die solche gotisierenden Lüster" 
nicht in ihrem Lieferungsprogramm führte, erhielt 
den Auftrag wohl wegen der langjährigen Erfah- 
rung auf dem Gebiet der Holzbronzearbeiten", zu- 
mal Josef Danhauser selbst als Bildhauer ausge- 
bildet war"'. So fertigte das Unternehmen auch v2 
vollständige Candelabres in Rittergeschmack von 
Holzbronce, jeder aus 3 Stücken zusammenge- 
schraubtrt" (Abb. B), die Herzog Ernst l. wohl wah- 
rend seines Wiener Aufenthalts im Janner 1816 
persönlich bestellt hatte"; am 30. August des Jah- 
res trafen sie auf der Ftosenau ein. Als Schaftfi- 
gur elnes jeden Kandelabers dient ein geharnisch- 
-r
	        
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