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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVI (1981 / Heft 178 und 179)

Zum Geleit 
 
Nach der gelungenen Premiere des Vorjah- 
res ist die Messe in der Neuen Hofburg in 
diesem Jahr ohne große Organisationspro- 
bleme. Spannung wird es natürlich darüber 
geben, wieweit es dem Kunsthandel dieses 
Mal wieder gelingt, niveauvolle Objekte an- 
zubieten, ebenso darüber, wieweit Privat- 
sammler und Museen als Käufer das Ange- 
bot honorieren werden. Spannung bleibt; 
auf daß sie sich glücklich löse, unsere be- 
sten Wünsche, Auguri! 
Hinweis: Zum Messeproblem verweisen 
wir auf den grundsätzlichen Artikel von 
Herbert Giese auf Seite 59. 
Ion den Hängen des Kunstkenners 
)as Trüffelschwein 
Is gibt Kenner der Künste. die mit Erfolg ohne Buch ihre Tätigkeit 
usüben. Einige von ihnen können angeblich nicht einmal lesen. 
lie erreichen vieles durch ihr besonders trainiertes überdimensionales 
liechorgan. 
'on solchen Leuten sagt man zu gerne, sie haben eine vgute Nases. 
während man Individuen, die solches nur vortäuschen, "Pappnasem nennt. 
A" die berühmten, in Frankreich gezüchteten Trüffelschweine denkend 
diese holen bekanntlich aus dem Waldboden mit dem Flüsse! suchend 
lie köstlichen Trüffel -, gibt man nun international 
len allerbesten unter den "Nasentt den ehrenden Titel 
Trüffelschwein. 
iie picken auf allen Märkten und Messen die Trüffel heraus. 
iie sind Meister des Mezieh, des ersehnten Gelegenheitskaufs, sie 
ind erprobt in allen den Listen erfolgreicher Verhandlung, 
iroße Könner der gespaltenen Zunge. des miesmachenden Lobes usf. 
lur reicht selbst die Nase des Trüffelschweines nur an die Grenze 
les Kunstgewerbes. In der Kunst, bei Gemälden oder Skulpturen, 
ind sie oft fähig, den Rang zu erkennen, Qualität zu erfassen. 
loch der Kampf um die Bestimmung bleibt jenen überlassen, die zur Nase 
uch über Gehirn verfügen. Sowohl als auch. 
licht aber jenen, die nur das Hirn, aber keine Nase und Augen besitzen. 
lieser Spezies ist das Trüffelschwein weit überlegen, denn 
trst Nase und Auge. lautet die Regel, dann folge das Hirn. 
renn die ersten fehlen, bleibt nur mehr die Frustration. 
lrum pflegt Eure Nasen, dann fühlt mit dem Gaumen. dann tastet die Hand. nun 
lffnet die Augen in strahlendem Glanze, 
ind wenn alle Sinne es euch gebieten, 
erst dann betätigt notfalls das Hirn. 
.aßt ihr letzteres sein. 
lann verdient ihr noch immer den ehrenden Namen: 
las Trüffelschwein. 
lUS dem Manuskript des Buches ß-Der Mandarin, Wege zum Kennertum alter Kunst-t. 
Schönheit und Wandel 
Metamorphose, Sunset Boulevard 367 
1968 in Los Angeles. Wir sind geladen zu Mrs. D., der großen Dame in den Tru- 
stees des Museums, der Universität und der Gesellschaft der Stadt. Ihr Haus ist 
berühmt. 
Der Sunset Boulevard, Beverly Hills. Straße der Häuser der Hollywoodstars. 
Geschichte Kaliforniens, im Licht der pazifischen Sonne. 
Tamariskensträucher, schwarzlackierte Türe, Messingbeschlag, eine Neger- 
marnmy öffnet, sorgsam gewandet in der Südstaatenmode 
des neunzehnten Jahrhunderts, rosa Kleid mit blauen Blümchen. 
Ein lichter Patio mit Fliesen von Henry Matisse, gemalt für den Vater der Dame. 
Über dem schwarzen Flügel ein großer, sehr strenger 
Braque. lm Eßzimmer der Clown von Chagall. Picasso. Und weitere Gemälde 
französischer lmpressionisten. In Kaliforniens Sonne leuchten sie besonders 
schön. - Doch kein Bild zuviel. - Eine Treppe aus Kork. - Wir plaudern, wirtrin- 
ken Tee. 
Harmonie und Geschmack, 
Verzicht auf Dekoration. 
Das schönste Haus, das ich jemals sah. 
Zehn Jahre später. Ich lese in der Heimat den Katalog einer New Yorker Auktion. 
Erschrecken. Alle Kunstwerke aus Sunset Boulevard 367 werden angeboten. - 
Wochen später lese ich dann die erzielten Resultate in Zahlen. 
Metamorphose, dauernder Wandel- 
Schönheit, 
vom Schicksal 
verweht. KR 
ca
	        
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