iig Anhaltspunkte und man schwankt in seiner Beur-
ing wiederum zwischen Leyden und Antwerpen.
ierlich weist der Stil der Zeichnungen nicht zur
audo-Blesir-Gruppe hin, es sind hier die ikonographi-
en Beziehungen zum Wiener Tüchlein, die an den
iverpener Kunstbereich denken lassen. Ähnliches
üreineweitereZeichnung,die aufgrund ihrerik0no-
mischen Verwandtschaften ebenfalls in Zusam-
ihang zu dem WienerTüchlein zu stellen ist. Dieses
ondon" aufbewahrte Blatt bildet fragmentarisch
Jerum die weissagende Sibylle mit ihrer Damenbe-
tung vor einer architektonischen Hintergrundlolie
Die Hilfslinien durch die Mitte der Darstellung wei-
das BlattalsFragmenteinesGlasfenster-Entwurfes
Hier ergibt sich in Hinsicht auf das Wiener "Sibyl-
üchlein-i die folgende Konstellation, daß zwar die
ppe der vier Damen des Gefolges bis in die Kopfhal-
ider einzelnen Figuren gleichlautend gestaltet wor-
ist, wogegen die Haltung der Sibylle abweicht; sie
st hier mit dem linken Arm nach oben, während sie
ihrem rechten, der vom Blattrand überschnitten
l, wohl auf den vor ihr knienden Kaiser gedeutet hat;
ihn weist im vorliegenden Auschnitt nur mehr die
ie zu Füßen der Sibylle. interessant istein Detail am
de: Die Flahmung des Portals, das sich in der Zeich-
g direkt hinter der Seherin öffnet, zeigt die gleichen
elemente wie das Wiener Pendant - ein kurzer Bo-
iries, Krabben auf dem äußeren Portalgewände.
Londoner Blatt wird nun dem nordniederländi-
an Kunstkreis des ersten Viertels des 16. Jahrhun-
s zugewiesen; der penible, sachlich notierende Stil
Zeichnung, die keine Antwerpener Stllmerkmale
t, legt dies nahe." Hierbei ist allerdings zu beden-
daß es sich um einen Glasfensterentwurf - mögli-
'weise um eine Kopie nach einem solchen - han-
dessen Ausführung viel stärkerdie Details der Dar-
ung notiert.
i Berliner Zeichnung führt wieder zurück in den Stil-
s des nPSEUGO-BIOSM-MGiSIGTS. Die Assistenzfigu-
iruppe derTiburtinischen Sibylle, wie sie das Londo-
Blatt und das Wiener Akademietüchlein zeigen, ist
in das Szenarium der Enthauptung Johannes des
iers versetzt worden, rechts in den Hintergrund der
ie." Diese Zeichnung steht in ikonographischem
stilistischem Zusammenhang mitder Tafel gleicher
stellung in Berlin, die als typische Arbeit des
iudo-Blesu-Meisters vorgestellt wurde. Auch der
henstil des Berliner Blattes schließt sich mit sei-
nervösen Linienduktus dieser Werkgruppe an. Ka-
3. Boon gibt bei dieser Zeichnung allerdings zu
enken", ob es sich nicht um einen holländischen
ator des aus Antwerpen stammenden Stils handelt,
iewisser Nähe zum ldiom der Leidener Schule. Wir
ien wenig Anlaß für diese Vermutung sehen, da die
zichriete Fassung derJohannes-Enthauptung in der
rengestaltung, in der Wiedergabe der gleichen bi-
en Torsionen und spindeligen Einzelformen durch-
jenen Stilduktus wie die gemalte Fassung zeigt.
sind damit wieder auf dem glatten Parkett der Zu-
eibungsfragen gelandet. Die Berliner Zeichnung
ieBt eine lndizienkette ab, mit der wir zeigen woll-
daß stilistisch ziemlich divergente Werke stets ein
iandtes Vorbild, erstaunlicherweise daraus nur ein
lll, variieren. lmTemperabild derWlenerAkademie
man demnach mit allervorsicht wohl auch nur eine
aung einer weitverbreiteten Komposition sehen
sen. die Existenz einer zweiten Tüchleinfassung
er Darstellung legt dies nahe. Vieles spricht dafür.
alle Kompositionen beziehungsweise Motivauszü-
erSibyllen-Darstellung aufeinen in derZeitsehrbe-
iten Urtypus zurückgehen.
:hdieTatsache,daßdasweiblicheGefolgederWie-
Sibylle in jener Zeichnung in Berlin aus nächster sti-
icher Nähe zum wPseudo-Blesii-Oeuvre auftritt, er-
auch der hier geäußerte Zuschreibungsvorschlag
Wiener iiSibyllentüchleinsk weitere Unterstützung.
sich sowohl stilistische wie ikonographische Ge-
"isamkeiten irn künstlerischen Umfeld der "Pseudo-
Blesii-Gruppe und desiungen Jan de Beeransiedeln las-
sen. Wichtig war uns auch zu zeigen, daß das Wiener
iiSibyllentüchleinii nicht isoliert in der heute überblick-
baren Entwicklung steht, sondern eine im damaligen
künstlerischen Umkreis anscheinend gut bekannte
Komposition überliefert. Diesen hypothetischen Urty-
pus ikonographisch etwas näher zu fassen und vor al-
lem Anhaltspunkte dafür zu suchen, wie weit er sich zu-
rückverfolgen laßt, soll anhand einiger weiterer Beob-
achtungen versucht werden.
Kursorisch wollen wir nurwenige relevante Stationen in
der ikonographischen Entwicklung der Darstellung des
nAra-Coeliii-Wunders anmerken. Wie eingangs schon
erwähnt, liegt einederbildlichen Quellen fürdie Illustra-
tion dieses Themas in den Bildfolgen der Biblia Paupe-
rum und des Speculum humanae salvationis." Im Spe-
culum hat die Vision der Tiburtinischen Sibylle im Kapi-
tel acht ihren Platz, sie gehört zur Typologie der Geburt
Christi in eine Reihe mit dem Bild des Traumes des
Pharao-Schenken und des blühenden Aaronstabs. Die
Illustration der Visionsszene beschränkt sich dort auf
das Figurenminimum und zeigt keinerlei Ansätze zu
einer narrativen Ausweitung: Die Sibylle und Augustus
stehen parallel zueinander oder einander gegenüber,
der Madonnenerscheinung in der Mandorla über ihnen
zugewandt; der Kaiser hat die Krone nicht abgelegt.
Diese älteste Bildtradition reflektiert noch die Illustra-
tion dieser Begebenheit in den nTres Riches Heuresii
der Brüder Limburg", und zwar in getrennte Komparti-
mente entsprechend dem Schmucksystem der Buch-
seite gefaßt beten die Sibylle und Augustus das über ih-
nen befindliche Madonnenmedaillon an.
Hinsichtlich des altriiederländischen Kunstkreises laßt
sich bemerken, daß auch im Werk Jan van Eycks dieses
Themagestaltetwordenist;die DarstellungderWeissa-
gung der Tiburtinischen Sybille befindet sich auf den
Flügelaußenseiten des Maelbeke-Aliares, die aller-
dings nicht mehr von Jan van Eyck eigenhändig ausge-
führt worden sind." Zusammen gesehen mit den Flü-
gelinnenseiten ist die Wurzel des gesamten Bildpro-
gramms und damit auch dervisionsszene in den typolo-
glschen Bildfolgen des Speculum noch deutlich zu er-
kennen, wobei die Gestaltung der iAra-Coeliii-Szene
noch ganz der Lösung der Brüder Limburg folgt. Die
Szene selbst ist auf die beiden Außenflügel verteilt. bei-
de Protagonisten erscheinen als Nischenfiguren, die
das Madonnenmedaillon im oberen Register überAugu-
stus anbeten beziehungsweise darauf zeigen.
Jene Eyckische Lösung hat für die Entwicklung des er-
zählerisch ausgeweiteten Darstellungstypus wenig bei-
getragen, viel ehergilt dies für Rogiervan derweydens
Konzeption. Rogiers Fassung des Themas findet sich
auf dem linken Flügel des Bladelin-Altaresß; als Pen-
dantsteht ihraufdem rechten Flügel die Darstellung der
Drei Weisen aus dem Morgenland gegenüber, wie sie
den Stern Bethlehems erblicken; die Mitteltafel des
Triptychons stellt die Geburt Christi dar.
In Ftogiers Bildfassung der Weissagung wird eine ge-
treue lllustration des Textes der Legenda Aurea gege-
ben, worin erstmals die verschiedenen älteren Quellen,
zumeist aus der patristischen Literatur, zusammenge-
faßt worden sind. Im Kapitel iiVon der Geburt des Her-
renir wird berichtet, wie der gottgleich verehrte Kaiser
Augustus die wahrsagende Sybille von Tibur befragen
läßt,objeein MenschaufErdengeboren werdenwürde.
der größer sei als er; am Tag der Geburt des Herrn er-
blickte die Seherin in der Kammer des Kaisers um die
Mittagszeit einen iigüldenen Kreis-i um die Sonne und in
diesem die Jungfrau. die über einem Altarstand und ein
Kind aufdem Schoß hielt. Sie wiesdie Erscheinung dem
Kaiser, der eine Stimme vernahm, die sprach: iihaec est
ara coeliii, worauf die Sybille erklärte, dies sei das Kind,
das größer sei als er und welches er anbeten solle. Dar-
auf ließ sich Augustus nicht mehr als göttlich verehren,
weihte die Kammer und spendete Weihrauch. Soweit
die Erzählung der Legenda Aurea."
Rogier stellt textgetreu die kaiserliche Kammer dar und
läßt Augustus darin durch das Fenster die Vision er-
blicken, wobei er das Weihrauchfaß schwingt; g
dem Legendentexterscheintdie Madonnamitder
auf einem Altar thronend, über der mittäglichen
schaff.
Bei Ftogierwird die Beziehung zwischen dem Kais
derSeherinsogeschildert,daßdieSybilIeinderH.
einer Patronatsheiligen den Kaiser dem Madonn
empfiehlt, nachdem derdieKroneabgenommenl
teressantfürdieweitereEntwicklungdesThemas
Rogier der Einbezug einer Gruppe des kaiserliche
folges ins Geschehen, die so zu Zeugen des Wu
werden. Diese Erweiterung der Darstellung geht
auf den Text der Legenda Aurea zurück. Die Syb
zene steht aber immer noch wie die älteren Spec
Illustrationen in typologischem Konnex zur Mittel
mit der Geburt Christi. Zusammen mit dem rechte
gel figuriert die nAra-Coeliii-Szene als Weissagui
Geburt des Herrn im Occident - neben der W
gung im Orient durch die Drei Weisen, die den St:
blicken, wiederum in enger Textanlehnung an d
genda Aurea abgebildet.
Für eine erste narrative Ausweitung der Bilderzä
ist also Ftogier verantwortlich. Die vAra-Coeliid
wird im niederländischen Raum im 15. und 16. Jat
dert auch Thema der dreidimensionalen Skulptt
meist wird hier der Sybillen-Augustus-Gruppe dii
stellung gegenübergestellt, wie Johannes Evang
auf Patmos vorn Engel aufdie Erscheinung derselb
maculata hingewiesen wird, beide Protagonistei
bildlich dasgleicheMadonnenbildverehren, auch
es sich um völlig andere Textgrundlagen handelt
Die allmähliche szenische Bereicherung der D2
lung mag unter Einfluß des spätmittelalterlicheni
rienspiels gestanden haben. Zu einem selbstän
Bildthemaohne typologische Verknüpfung mit an
Darstellungen hat sich das wAra-Coeliii-Wunder i
nördlichen Niederlanden entwickelt, zwei Beispie
der Hand eines Dierc-Bouts-Nachfolgers und vc
Mostaert können genannt werden.
Das Wundergeschehen ist in beiden Kompositioni
einen geräumigen Stadtplatz verlegt worden. Di
mengebende Bild des "Meisters der Tiburtini:
Sybilleirw, tätig im letzten Viertel des 15. Jahrhun
breitet ein Stadtpanorama aus, worin das Wunde
beiläufig zwischen zwei Gruppen disputierender
schen stattfindet. Augustus und die Seherin we
sich einer Erscheinung zu, die am Horizont übt
Landschaft zu sehen ist und von den anwesender
gen gar nicht wahrgenommen wird. Diese Darsti
ist als sehr "holländischer Interpretation aufzufa
Sie subsummiert das eigentliche Bildthema als ei
tiv unter anderen, durchaus gleichwertig behanr
Details wie den sehr sachlich beobachteten Gri
der Begleitfiguren, dem Stadtleben in den angre
den Loggien eines Platzes, dessen architekton
Details minutiös registriert werden. Jegliche drz
sche Elemente der Bilderzählung sind vermiedei
den.
Auch das Jan Mostaert zugeschriebene Bildm rüc
Wunderdarstellung gegenüber dem detailliert ge
derten Ambiente etwas in den Hintergrund. Wir r
ten diesen Stadtplatz-Typus als ausgesprochen h
dische Darstellungsform der Weissagung der Tib
schen Sybille bezeichnen. Wichtig für den ikonog
schen Gesamtzusammenhang ist die Betonung d
zählerischen Details, die Ansiedelung des Geschi
im Freien, konkretisiert in der Architekturkulisse
Stadtlandschaft.
Diesem sogenannten holländischen Typus feh
Dramatisierung der Bilderzählung sowie die kon
tionelleKonzentrationaufdiewundererzählungv
der Antwerpener Typus des Wiener Tüchleins br
Wirkonnten keindemWienerTüchleinvorausgehr
Beispiel eruieren, das einen früheren, spezifisch
schen Typus zeigt, auf dem die szenische Fassun
iiPseudo-Blesu-Kreises basiert. Das heißt: die in
Tüohleirifassungen vorliegende Darstellung des
ders, in Zeichnungen unterschiedlicher stilistii