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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVIII (1983 / Heft 188)

1a Särmäny 
Xmund Moiret, ein Bildhauer 
Wschen Wien und Budapest 
 
1 Edmund Molrel. Porträtbuste Frau Dv Ursmy geborener 
ret,1913 Gips 
2 Edmund Moirel. Porlräumakette IIHGYKBHYI. Schulz-Edeß. 
1905 Gwps 
3 Edmund Mowret, Hakens "Ledau, 1909 Gwps 
4 Edmund Mouet, Porträtmakette "PH. Gramberw (SCÜWI 
1912. Bronze. Budapest, Museum der schönen Künste 
en letzten Jahren hat die Forschung zur Wiener 
st um die Jahrhundertwende einen großen Auf- 
rvung genommen. Gründliche wissenschaftliche 
andlungen erschienen über Gustav Klimt', Adolf 
sy, Josef Hoffmanns, und man begann das kunst- 
erbiiche Materiai' aufzuarbeiten. Eine Reihe von 
:elstudien behandelt außerdem die wichtigsten stili- 
:hen und ästhetischen Fragen der Wiener 
essions, und immer öfter begegnet man dem Ver- 
n. die Leistungen des auch in der bildenden Kunst 
retenen österreichischen Symbolismus neu zu 
rteilen und ihnen größere internationale Bedeutung 
ischreibens 
oll irn folgenden ein türden ungarischen Kunsthisto- 
r wesentlicher Fragenkomplex herausgestellt wer- 
. der bisher - so scheint es - auch in den besten 
rbeitungen fehlt, nämlich die Ausstrahlung der Lei- 
igen der Wiener Secession innerhalb des Reichsge- 
es der Monarchie. 
ungarischer Seite haben bisher in der Geschichts- 
ienschaft und in geringerem Maße in der Literatur- 
aenschaft als bedeutend zu bezeichnende verglei- 
nde Forschungen begonnen. in der Kunsthistorie 
il man abererstjetzt an,die BedeutungdesThemas. 
Nirkung Wiens, zu erkennen. 
oll hier nun versuchtwerden, diesen bisherigen kon- 
iativen, traditionell abweisenden nationalen Stand- 
(t zu revidieren, der lange den Einfluß der Wiener 
ession, genauer gesagt des Kreises um Klimt und 
Nlener Werkstätte, auf die zeitgenössische ungari- 
e Kunst leugnete oder doch verschwieg. 
Aktualität des Themas wird dadurch gesteigert, daß 
erseits derVersuch eines Vergleichs sich bereits auf 
sehr gut dokumentierte und tiefschürfende Wiener For- 
schungen stützen kann und daß anderseits in den letz- 
ten Jahren auch in Ungarn einige lange fällige. größere 
Monographien' sowie eine handbuchartige Zusam- 
menfassung enzyklopädischerArt erschienen sind, die 
einen so reichen neuen. bisher unbekannten, hier ver- 
gessenen Schatz an Kunstgegenständen und Tatsa- 
chenmaterial, an Dokumenten, ans Licht gebracht ha- 
ben. daß die ungarischen Fachieutegezwungen waren, 
die vorherrschenden früheren negativen Wertungen 
und Vorurteile zu revidieren. 
Wien und Budapest: die hartnäckige Vorstellung von 
den disparaten Beziehungen zwischen den nzwei Nach- 
barburgenrr ist nur teilweise richtig: diese Auffassung 
kannte nur eine wirklich bestehende ungarische natio- 
nalistische Kulturpoiitik und vernachlässigte vieles, 
weiches das Gegenteil bewies. 
Der Rahmen der Monarchie bot der Verbreitung von 
Ideen, Geistesrichtungen und Stilen und ihren gegen- 
seitigen Einwirkungen eine solche Bewegungsfreiheit, 
wie sie seither in diesem Raum nicht mehr erreichtwer- 
den konnte. Die vielen persönlichen Beziehungen, die 
Möglichkeit, Ausstellungen jederzeit zu besuchen. die 
geringe Entfernung Wien - Budapest, eine Eisenbahn- 
fahrt von vier Stunden, zu weichem künstlerischen Er- 
eignis auch immer, man konnte reinen Sprung nach 
Wiener machen. Diese Leichtigkeit Wien zu erreichen, 
die den Charakter eines alltäglichen Geschehens trug, 
machten die Beziehungen so natürlich, daß es oft nicht 
einmal der Mühe wert gefunden wurde, sich darauf zu 
berufen. Anderseits gab es eine Art starken ungari- 
schen Minoritätskornplexes, ja Neides. Gerade in den 
ersten Jahren des Jahrhunderts entwickelte der erstar- 
3 
kende ungarische Nationalismus eine Tendenz, sici 
allen Bereichen. so auch in der Kunst, möglichst g: 
von Österreich zu trennen. Die Kuiturszene Wiens u 
de mit steigender Eifersucht betrachtet. und nur sei 
und nur wenige Künstler brachten Verständnis für 
Avantgardebestrebungen von Wiener Künstlern z 
Vertraten diese doch eine so spezifische, esoteri: 
verfeinerte elitäre Kunstanschauung, daß sie der 
ders kontextierten, meist mit anders gearteten Prol 
men ringenden und politisch übersättigten ungariscl 
Kunst fremd waren. in Ungarn durchdrang das Bewt 
sein der nationalen Identität sämtliche Schichten 
Bevölkerung, so auch das frisch assimilierte deutsr 
und jüdische Bürgertum. ihr Mäzenatentum - im i 
gensatz zu dem des Wiener Großbürgertums, das 
Avantgarde bevorzugte - und ihre Geschmacksku 
richtete sich nach den, den ungarischen Nationalgi 
pflegenden historisierenden Bestrebungen der Ari: 
kratie, während von 1900 an bereits einzelne Vertre 
eine ungarisch geartete Sezession patronisierten 
Ungarn fehlte jene vermögende bürgerliche Intel 
tueiienschicht, eine Elite. welche in Wien mit voll 
Herzen und voller Kasse die jüngsten künstierisci 
Bestrebungen des Kreises um Klimt und die Wie 
Werkstätte unterstützte. Unter dem Druck der dffei 
chen Meinung war es damals verpönt, in den Spal 
der Budapester künstlerischen Zeitschriften von i 
Erfolgen des Nachbarn zu schreiben. - Deshalb 
scheint es im ersten Augenblick so. als ob es zwiscl 
dem Budapester und dem Wiener Sezessionsstil ka 
Parallelen gäbe, anders als in der Ringstraßenepoc 
deren künstlerische. hauptsächlich architektonisi 
und kunstgewerbiiche Formensprache so einheit 

	        
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