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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVIII (1983 / Heft 190 und 191)

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in HONOREM nsst mit: H ANHU. _ X, 
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tut gewesen sein. wie sie damals in den grandio- 
"itichserien Piranesis als eigener Bildwert vorge- 
wurde (Vedute diRoma1748; Le Magnificenze di 
1175i; Le Antichitä romane 1756). Mit Recht sieht 
Zadors - wenn auch mit allzu ausschließlicher 
iung v für den Waitzener Triumphbogen die ent- 
dende Anregung in den iiAntichita romaneii Pira- 
. deren Titelblatt einen antiken Triumphbogen 
Diese Anregung ist insbesondere ideeli-program- 
lcher Natur gewesen, während die ganze Formu- 
ig des Triumphtcres deutlich auf die französische 
tion des Barockklassizismus in der Reguiarität 
leis d.Ä, weist." Vor allem aber erkennt A. Za'dor, 
Ianevaies Art eine "zwischen Gestern und Morgen 
lebende Auffassungii ist.' Tatsächlich ist die 
tierische Eigenart Canevales in Waitzen nur so 
uat zu charakterisieren. 
:hieden ist hervorzuheben, daß Canevale in Wait- 
ius örtlichen und zeitlichen Gründen keinesfalls in 
ter Abhängigkeit von den später hervortretenden 
äsentanten des itRevolutionskiassizismusit steht." 
lehr hat er damals virulente Ideen in eigener Um- 
ing verarbeitet. Die Verbindung bzw. Ähnlichkeit 
itrukturen des riRevolutionsklassizismusri wirken 
2h zunächst derart frappierend, daß man sich ent- 
iungsgeschichtlich kaum konsequent bewußt 
1te.dali und worin Canevaies Stiieigenart eine Pa- 
entwickiung zu dem in Frankreich anhebenden 
nbruch darstellt. Diese mehr die irrevolutionäreii 
rirkung als die Vorgegebenheiten sondierende Be- 
itung hatfreilich ihrenGrund darin. daßman beider 
nierten Sichtung des iiRevoiutionsklassizismusir 
iliem die iiZertrürrlmerung des barocken Verban- 
im Auge hatte." Mehr am Rande nahm man wahr, 
- unter Berufung auf die Antike - entscheidende 
idieser Revolution erst im Prozeß einer strukturel- 
ien Entbindung durch besonders festgefügt-unumstöß- 
licheArchitektureiementeund-prinzipienzujenerabso- 
luten Freisetzung gelangen konnten, deren umwäizen- 
de Eigen-Mächtigkeit dann zu unerhorter Formenauto- 
nomie erwuchs. Gewisse Grundansätze enthielt para- 
doxerweise bereits der französische Barockkiassizis- 
rnus strenger Prägung rnit seinem Prinzipiengiauben an 
dieewiggültige BestimmbarkeitabsoiuterSchonheit im 
Ordnungsgefüge; es ist sozusagen eine allumfassende 
prästabiiisierte Harmonie. die in und mit der Einfachheit 
der Formen waitet - ein ideal abstrakt-rationaler Ge- 
setzmaßigkeit,dasfreiiichdasvollkommenenieinauto- 
nomer Verfügbarkeit. sondern nur als Ableitungen aus 
einem absoluten Prinzip in hierarchischer Strukturie- 
rung begriff. 
Die Summe einer derartig rational-normativen Ästhetik 
reprasentiertder iiCoursd'Architectureii Francois Blon- 
deis d. Ä. (1675176), vmehr eine Dogmatik als eine Prak- 
tik des Bauensiim, Biondei, seit 1671 Direktor derAca- 
demie d'Architecture, will darin mit mathematischer 
Exaktheit durch Absoiutsetzung der Proportionen von 
annähernd reinen Formen jene Schönheit gewinnen. 
die die wesentliche. sozusagen die iiinnere Größen zum 
Ausdruck bringt. Anstelle der iifantaisies du baroqueil 
trachtet er danach, durch die Formreduktion der iitra- 
mes geometriques . .. d'enfermer Fimagination dans 
ies iimites fixees par la raison mathematiquell". Umso 
mehr setzt dies die mögliche Beslimmbarkeit des End- 
Güitigen zu unmittelbarer Wirkung voraus. Fundament 
dieser Ästhetik war das itErmessenil römisch-antiker 
GrößeaisMaßstabeinerabsolut-regulären Einfachheit. 
Doch bei Sprengung der immanenten hierarchischen 
Strukturbindungen konnte eine Verselbstandigung der 
Teile eintreten. deren Verfügbarkeit iiUnermeßlichesti 
zeitigte. Anstelle der maßverpflichteten Ratio setzte ein 
Teil der Enkelgeneration Blondeis d.Ä. (zu der sowohl 
2 VaclWaitzemUngarn). Kathedrale. begonnen 1 760,gewt 
1772. Erste Vorplanungen von Franz Anton Pilgram unter 
schof Karl Esterhazy, endgültige Piangestallung von lsidi 
Canevaie unter Kardinal Mlgazzi 
3 Ansicht der Kathedrale von Vac. Titelkupfer zum l 
schichtswerk nAit und Neu Waitzenir von Johann Roka(17 
mit erweiterter Attikainschrift 
4 Portraitkupfer Kardinal Migazzis mit Ansicht von St. Pete 
Rorrl und der Kathedrale in Waitzen (nach dem Stich Abb 
Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum 
Anmerkungen 8 ff. - 13lAnm 5 - Es. S. 15) 
ruht letztlich aul einer konsequenten Fortentwickiung sbezilisch t 
zosischer Architekturgedanken. wie sie seit dem ausgehenden 17 
bis zur Mittedes te Jh. auch die spater nevoiutionarek Form des r 
sizismusrriitvcrbereiteterr VolsichlabwägerldiuhrlR wagner-Rii 
im Autsatz iiDie Anfange klassizistischer Architektur in wienii (M1 
Gestvergl Kunsllorschurlglnwten, 1:1 Jg.,Sept lesmaus-dat 
Schöpter dieses Bauesl : Kathedrale in waitzen) ein Mann war 
in enger verbindung mitdem architektonischen Geschehen in Fr 
reich stand und daruber hinaus auch mit den neu sich abzeichner 
ldeen selbständig schbplertsch zu arbeiten vermochte - Das zu 
lende liegt wohl in Annaherung dieser Einstulung zu der Anna za 
(wie Anm s, s 152). wonach Canevales aauten in wartzen r-eher 
Vorahnung denn bewußlen Anschluß an die lranzosische Hevbluti 
architektur bedeuten, haben 1a auch die bedeutendsten Vertreter 
ser Gruppe. wie eouiiee. Peyre, LGGGHX usw erst um und nach ' 
diesenwegbetreten Dies, beweist ,dieliele Verwurzelung di 
Bauaullassung im architektonischen schalten dieser Periode ii 
' verstandlichenireise gerade durch Emil Kaufmanns bedeute 
scharl abgrenzende Darstellung dieses Stils als antibarockern Ph 
men: riVon Ledoux bis Le Corbusler. Ursprung und Entwicklung de 
tonomen Architektufr (wien 193a, Zitat S so). zwar bemerkt r 
rnann bei Leduux den Wandel von der iiheteronomenii. klassi 
barocken Gesamtlorm zur antlbarocken Autonomie der Forrrlerl 
wurl zu iiRetour de chasser. S 15 l ). aber er klart nicht den inn 
Slrukturwarldei in dieser Revolution, die ia Insbesondere asrhetir 
Dimensionen hat. Später ist bei der Planredaktion LEGOUJC zur s. 
von Chaux aul den ursprunglichen barocken GQSBFNKOHVIEX vei 
senworden. Doch wirddas Phancnien des Revolutiorrsklassizism 
erster Linie vondertreilich entscheidend neuen eausymbblik neri 
pretiert, wobei diese einem steril gewordenen. akademisch erstai 
earockklassrzisrnus gegenübergestellt wird, was zwar die Erkta 
grundsätzlich vereinfacht. aber beispielsweise bei lsidore Canr 
kaum greilt vgl. allgemein dazu, mit der ergiebigen Zielsetzung 
Molivtraditien des Revoiutionsklassizisrrius auch historisch aulz 
gen, die Problemstellung der Arbeit von werneroechsiin i-Pyran 
et Spheres- (in: Gazette des aeauii-Arle, Eo 77. 1971) mit ausli 
cher Literaturangabe und zusammentassendem rEtat decuestioi 
einigen Passagen der hPropyläen kunstgeschichtei- (Hrsg. Hi 
Keiler. Die Kunst des 1a Jahrhunderts, Berlin l971)wird auldie ir 
Jahrhundert erneuerte llVEffli-lülilgöw wertschatzung der THEO!!! 
den ldeaiproportionen im lrarizdsischen Earockklassizisrnus h 
wiesen (Artikel von Michel Galiet. s lsa lt.) und das zwiespältige 
biem der Eerulung aul die wahre Antike bei den uriterschiedtii 
Richtungen angedeutet Die verschiedenartigen weserrsasbekts 
schen barock-rekonstruierenden Ansatzen und deren Ubernahrr 
sbaterr 1d Jh werden analysiert im Kapitel hCVllfTläilSChe Archite 
inder Neuaullagevon Hans Sedirnayrs iiJ E Fischervon Erlachiiy 
119m, s. 223-225 (unter Hinweis aut oechslins Fnrschurlgsel 
nisse). 
"l Albert Erich Brlrlckmanrl. Die Baukunst des 17 und ta Jahrhuni 
in den romanischen Landern (Handbuch der Kunstwisserischafti. 
lin 19155229. Dort sind aul S 2277238dlE theoretischen Grun 
ze der Proponionsasthetik in der Architektur des lranzdsischei 
rcckklassizisrnus immer noch am oragnantesten und - abges 
von einigen zeitbedingten Wertungen - beiscietriart zusarrimr 
laßt Gerade sie geben einen Begrill davon, wie ihr asthetischer l 
rnatisrnus in der Generation der Revolutionsarchilekteri - gerad 
ter moralischen ldeaigedanken - mutieren konnte und sich aus 
alten stilgeloge verabsolutierre. Die Proborlionsthebrien dresei 
bei Brinckmarin S 286-290 
1' Louis Hautecoeur (wie Anm e). Bd, 2. s 518 
11 Die terminologische Schwierigkeit der stileinordnungen bzw. 
zelchnungendes Klassizismus urn l77o konstatiert RenaleGoebl 
rern Aulsatz iiArchitekturii im Aussteiiungskataiog iiKlassizism 
wierri, Historisches Museum Wien 197a Daher wird auch cane 
slellung (s. 37 f.) nicht revolutibnsarchitektonisch plakatiert, sor 
innerhatbder neuen ethischen Kategorien des Klassizismus gesr 
in dledieäisthetischen Kategorien derlrsnzosischen Kiasslkausli 
l! vgl. Stopfei (wie Anm 2). S. 55 
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