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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVIII (1983 / Heft 190 und 191)

5 Franz Anton Maulbertsch: Detail aus einer iiAllegorle der 
Eccleslari, Skizze für die Karthause Konigsteld bei Brünn 
(1769). ehem. Lemberg, Lubomirski-Museum, Slg. Kühnl 
6 Widmungsblatt von Franz Anton Maulbertsch für Kardinal 
Migazzi: xMaximus in Sanctis est parvulus ille Puellustr, 
Radierung von Johann Beheim (1762). Wien. Albertina 
7 Vac, Kathedrale, Hauptansicht des Kuppelfreskos: HI. Drei- 
faltigkeit mit Maria und Heiligen. Franz Anton Maulbertsch. 
t77OI71 
Anmerkungen 19 - 31 (Anm. 29 - 31 s. Text S. 20) 
" Pierre-Francois-Leonard Fontaine lehnt sich auch bei der malerischen 
Uchlluhrung des Himmels in aulreißenden Strahlenschsuern an Boul- 
läe an(KateIog wie Anm.1B,Abb.147, zumVergleich Bdullee Abb. 17, 
5). 
3' überprüfbar ist diese bewußte lUberhöriungl des Bogens durch die 
entschieden unklassische Proportinnierung zugunsten der Hdhenent- 
Wicklung bei völligem Absehen von tieienräumlicher Wirkung, Die Pro 
portiert beträgt biS zum Zahnschnitt des Gebalks 1 I1 . gemäß dem von 
BlDndel d, Ä. als ldeslmaß der Einfachheit bei antiken Triumphbogen 
festgestellten und angestrebten Zahlenverhalmistvglltnm. 14). daser 
auch imAulriB seiner Fone SL-Denis anwandte: etwa 23 x 23 rn beige- 
ringerTieleßtopleLwieAnm. 2, S. 54und47). Doch ragt somttdieAtti- 
ka gleichsam viel zu weit empor und zieht die lichte Hohe der Torbfr- 
nungsozusagen zu sich mithinaul. Diese-Erhabenheitu derAitika laßt 
alsoden Bogen selbst als rtTrägera erscheinen. weswegen auch die In- 
schritten der Attika. llankiert von den Prufilmedaillotis der Herrscher- 
familie. denkmalhaft den in Ewigkeit beglaubigten historischen Zeit- 
punkl würdigen. 
" Vgl. dazu auch H, Sedlmsyrs Ausführungen (wie Anm. 9, S. 224-227). 
u Stopfel (wie Anm. 2). S. 49. Zitate nach Blondel d. . 
1' Hans Sedlmeyr, Johann Bernhard Fischer von Erlscn, Wien, München 
'1956, S. 130 Im Resumee seines Vortrages wcanevale ln Ungarn- 
(abgedruckt in. Mitteilungen derGesellsch. t vergl. Kunstlorschung in 
Wien. Jg. 25, April 1913, s. a4) geht Miklus Moizer auf Canevales (un- 
ausgsiührte) Plane von 1761 ftrr den Wiederaulbau der neuen Kathe- 
drale in Esztergnm unter Fürstprimas Berkoczy ein. Ein erhalten ge- 
Dllebenes Holzmodell Zeigt, dsßnin Oanevales neuer Baueinheii . ro- 
manische, gotische und Renaissance-Elemente auftreten: - das 
Ganze hätte eine Art nl-lisiorische Architektur-r dargestellt. deren Kon- 
zeption xderKullssenkunst entstammte. Bedeutsam ist vor allem aber. 
daB der Baukomplex mit Residenz. Seminar und Domherrenhausern 
als ivnavis Ecclesiee- geplant war. 
1' Die Statuen werden Josef Bechert zugeschrieben, der auch türdte Ar- 
beit an den Saulenkapitelleh entlohnt wird. Uber Bestand und Details 
der Bauausliihrung. soweit sie durch Rechnungen und andere Zeug- 
nisse zu erschließen sind, gibt die ausführliche Ensssung In der Unga- 
rischen Kunsitopographie Auskunft" Magyarorszag Muemlekl Topo- 
grätlala, Pest Megye Müerrilakei ll, Budapest 1958 (mit einschlägigen 
Angaben der Primarquellen und bisheriger Sekundarliteratur, worun- 
ier besonders zu nennen ist' Emma Bönls Wallnn. Vac muveszele a 
XVIII. slaladban [Waitzens Kunst lrn 1B. JrLl. Budapest 1938). Neben 
der jeweils angeluhrten Literatur sowie selbständigen vom Verfasser 
durchgeführten ikonographischen Recherchen folgt der Aufsatz Ins- 
besondereden dortgegebenen DatenAußerderschonerwahnten. all- 
gemelnerden Klassizismus in Ungarn eröiternden Literatur (mlt wet- 
terführenden Angaben zu Waiizen blw. Canevale) geben eine infor- 
mierende Zusammenfassung zum Waitzerier Dorn Miklös Moizer. 
Werke deutscher Künstler in UngarmTl. t Architektur, Baden-Baden, 
Strasbourg 1562, S. 37t., sowie Pal Vdit. Der Barock in Ungarn, Buda- 
pest 1971,S.95f. und 115 und vom selben Autor das Kapitel "Vacoi in 
seiner Pilgram-Monographie (wie Anm. 2a) mil neuester Literatur zur 
Forschung. 
ß Das Elngangskupfer zu Johann Ftokas Geschlchiswerk mit und Neu 
Waitzenrr (Preßburg. Kaschau 1777) mll der Frontansicht der Kathe- 
drale zeigt den kleinen Zahnschniti überdie Wandteile seitllch der Ein- 
garigshallenin fortgesetzt; durch diesesschetnbargeringlugige Detail 
wird die Fassade in einer ganz anderen Logik zusammengebunden. 
Aufdemstich istauchoielnschrirtaulderAtiikadesPortlkuserweitert, 
ebenso stimmt die lkonographie der Statuen darauf nicht rnlt dem tat- 
sachlichen Bestand überein. 
1- Die jüngst erschienene Monographie von Pal Voit rFranz Anton Pil- 
grama (Budapest 1982) schildert ausführlich die Wallzener Baupläne 
PilgramsunterAufarbeitungder einschlägigen LileraturfmitAbbildun- 
gen der Plane). 
I1 Zur Biographie von Karl Esterhazy vgl. Constant v. Wurzbach. Biogra- 
phisches Lexikon des Kaiserthumes Oesterrelch, Bd. 4, Wien 1855. 
S, 10t l. Karl Esierhäzy ravorisiene später in Eger den rrromtschen 
Stilu. wie er ihn selbst nannte, als einen besonders rational durchge- 
klärten Klassizismus (vgl P. Voit 7 wie Anm. 24 7 5.961). 
7' P VOit (wie Anm. 26), S. 2G. 
2' Zu den Stilmüglichkeiten Canevales vgl. M. Moizer (wie Anm, 24). der 
zum Modell der EsztergomervArchltekturbühne- bemerkt, sie scheine 
einen rdie Vergangenheit ratlonalistisch betrachtenden Kirchenvor- 
stand vorauszusetzen. der hinter schmucklosen Wänden und Toren 
Ohne Rahmung sein Erzbistum regiertx. MigaZZis Verhältnis zur rbmi- 
sehen Vergangenheit warallerdingsgeradezu humanistisch gestimmt 
(vgl. Anm. a2). 
l" Die öffentliche Einweihung land am 15. August 1772 statt, also ent- 
sprechend der an der Attika der Saulenvorhalle angebrachten Dedlka- 
ilon Iin Honorem Assumtae In Coelum Virginis Et S. Michaelrs Arenen- 
geli- am Fesl Mariae Himmellahri, wobei das Michaels-Patrozinium 
der alten Kirche mit übernommen wurde. Die lHomilial bildet den Ab- 
schluß der Fesioktav. als Migazzi leierlich die hohe Geistlichkeit in den 
Domluhrte Seine rreindringlicheHomili ,die abgedrucktwurde. stellt 
dahereinetn makellosem Latein abgelaßteGrundsatzerklärung lurdie 
theologisch Gebildeten dar (vgl. Ceelestin Wolfsgruber. Christoph An- 
ton Migazzi, Saulgau 1890. S, 63), Eine gedanklich eng mit der vHOrni- 
ltau verbundene Gedenkmunze zur Dornweihe (von Krafft rnedallllert) 
druckt nachdnicklich die Legitimierung des Ia lundamentisr freuen 
Klrchengrundes durch den erwahlten Gründer Migazzi als Werkzeug 
Gottes aus. Sie zeigt im Avers Migazzis Brusibild, im Hevers den Dom 
mit der Umschrift. die dem Bericht der salumonischen Tempelwelne 
bei ErscheinenJahwes entnommen isl (2. Chronik 7, 12): r-Elegt locum 
istum mihi in domurn sacriticir-r Der Vorarbeiten seines Vorgängers 
Eslerhazy gedenkt er in der nHDmiIiavi nur auf eben ungelahre Weise: 
dieser habe dem Herrn ein großes und Weites Haus errichten wollen. 
wobei es ihm nur an Zeit, nicht an Willen gebrach. (Ein Exemplar des 
seltenen Druckes befindet sich in der Bibliothek des Schotteristtites 
Wien.) 
" Das reprasentativln Foliogedruckte Elogium aufMigazzi tragilneinem 
Exemplar des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum in Innsbruck 
(Sammelband Dip. 1370, Bl. 55) den alten handschriftlichen Vermerk 
rComposuit D. CianiTridenlinus, Gen. Vacnt Die herangezogene Stelle 
lautetl. . .tngenllpaludeexslccatalbtdem ettemplodtoecesls prtncipe 
ad rornanam maiestatem axstructol. Laut itallenlschem Nachsetz 
durfte das Eioglurn fureine Eronzetafsl in Aranyos-Maroth, der ßrgng- 
rra- Migazzis, bestimmt gewesen sem. Das Zitat nach Korabinsky 
stemmt aus seinem Geographisch-Hlstorlschen und Produkten Lexi- 
kon von Ungarrw (Preßburg 1756, S. B19). 
 
lenpaaren getragenen0rgelempore)aus reinen, nurge- 
rüsthaft gegliederten Wandflächen sich ein geradezu 
transparent durchlichteter Raumteil weitet - aus den 
Ansätzen derQuertonnen schwingen sogarornamental 
betonte wlndschiefe Gewölbebögen! - sammelt sich 
der Prospekt im Kuppelraum durch die Gliederung der 
Saulenvorlagen mit kräftigem verkröpftem Gebälk und 
wird sodann durch perspektivische Verdichtung der 
Halbsäulen im ianggestreckten Chorraum gesteigert. 
Dort sind auch die korlnthischen Kapitelle der stein- 
grauen Säulen vergoldet. 
Es ist nicht nur von baugeschichtlichem Belang. son- 
dern ldeengeschichtlich-künstlerisch höchst sinnfällig, 
daß der Dom von Waitzen auf den Fundamenten ruht, 
die Franz Anton Pilgram 1760 vor seinem Tod (29. Okto- 
ber 1761) in seinen Entwürfen für Bischof Esterhäzy 
festlegte." 1759 wurde der 34jahrige Karl Graf Ester- 
hazy Nachfolger des verstorbenen Bischofs Graf For- 
gäch. der nur für zwei Jahre nach Migazzis erster Walt- 
zenerAmtszeit(1756l57) regiert hatte. nachdem dieser 
als Erzbischof nach Wien berufen worden war. Maria 
Theresia ernannte dann aber Esterhäzy mit Dekret vom 
10. November 1761 zum Blschofvon Eger (Erlau), wo er 
am 2B. Juni 1762 einzog. Mittlerweile hatte Esterhazy 
mit größter Energie den Dombau betrieben; noch am 
24. Mal 1762Iegte erzu Ehren der hLJungfrau Marlafei- 
erlich denGrundstein-unddies. obschon nach kaiser- 
licher Entschließung vom 15. November 1761 ndiE Ver- 
waltung des verwaisten Bistums Waitzen auf immer- 
währendeZeiten dem Kardinal Migazzltt anvertrautwor- 
den war. Karl Esterhäzy hatte für die Kathedrale einen 
völlig neuen Platz zwischen der äußeren und inneren al- 
ten Burg bestimmt, den er offensichtlich ganz im Hin- 
blick auf städtebaulich repräsentative Ausbreitung ge- 
wählt hatte. Bereits im Februar 1760 begann man mit 
dem Aushub für die Grundmauern, wobei sich die 
Schwierigkeitdes Terrains zeigte: Tag und Nachtmußte 
man an den Pumpen arbeiten, um das henrorbrechende 
Grundwasser abzusaugen. Die von F. A. Pilgram ausge- 
arbeiteten Pläne zeigen, daß Esterhäzy keinen geringe- 
ren Vorsatz hatte, als die Platzgestaltung von St. Peter 
in Rom für Vac zu assimilieren." Esferhazy hatte schon 
während seines Theologiestudlums in Rom die Ein- 
drücke sammeln können, die für ihn bestimmend wur- 
den. Seinen in der Barccktradition Hildebrandfs stehen- 
den Baumeister Pilgram schätzte er 1761 , während der 
Waitzener Bauvorbereitungen. ausdrücklich als rrden 
mit den Gebäuden der Römer aus eigener Erfahrung 
vertrauten Architektenri". Nicht im architektonischen 
Detail. sondern in der Gesamtdisposilion einander zu-
	        
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