25 Hemz Leinlellner, Puma!
vH. E. Apostel", 1970.
Bronze, Höhe 32 cm
27 Auguste Rodm, Porlrät
"Guslav Mahler-l, 1909
25 Hemz Leiniellnev.
Hweiblichä BüSlerx, 1971.
Gebrannte! Gips. bunt
bemalt, Hdhe 42 cm
andere Möglichkeit. einer Vollplastik reltef- bis flächen-
mäßigen Charakter zu geben. Besonders anschaulich
sind in dieser Hinsichtdie zwei Büsten Therese Schütz-
Leinfellners aus dem Jahre 1959. "' Beiden Büsten ist
eines gemeinsam: die plastischen Einzelkörper. aus
denen sie sich aufbauen. entwickeln sich ausnahmslos
in einer Bildebene und sind nach vorne orientiert. Das
Gesicht ist fast scheibentormig. der Hals in die Breite
gezogen und durch eine Langsfurche geteilt, um die
vollplastische Wölbung nach vorne zu durchbrechen.
Besonders auttallig ist auch die Form der in Brusthohe
abgeschnittenen Büste. Dieser sockelarlige. breitgela-
gerte Aufbau tür den Kopf betont extrem die flächen-
hatte Wirkung und steht im Gegensatz zu den aus dem
Halsansatz unmittelbar aufragenden vollplastischen
Kopien früherer Jahre.
Die letzte Konsequenz in dieser Flichtungzieht Leinfell-
ner im Porträt U. Baumgartner (Abb. 20) aus dem Jahre
1960 ' Er wendet hier die Technik des Reliefs an -
keine Linienritzung. sondern ein halbreliefartiger Profil-
kopf. Das Gesicht ist nicht kubisch aufgebaut. sondern
malerisch weich 7 mehr Bild als Plastik
In diesem weich gezeichneten Reliefkopf läuft aber
auch schon die Phase des Experiments aus. Leinfellner
besinnt sich auf seine ursprünglichen, plastischen
Werte. die er ja in den Ganzfiguren nie vernachlässigt
hat. Die Rückkehr zum vollplastischen Aufbau doku-
mentiert das Porträt Ftesi (Abb. 21)von 1962. "Weiche.
schwellende Formen dominieren. auch in der Behand-
lung der Oberfläche sind deutlich neue Qualitäten zu
sehen; die Herbheitderfrüheren Büsten ist verschwun-
den. Weiche Wangen kleines rundes Kinn, sinnliche
Lippen und mandelförmige Augen charakterisieren
einen sehr weiblichen Kopf, frei von selbstquälerischen
Auseinandersetzungen mit Problemen des plastischen
Gestaltens. Die Persönlichkeit der Dargestellten
scheint unmittelbar in die Plastik umgesetzt.
Eine ähnliche. direkte Ausdrucksmöglichkeit findet
Leinfellner im Portrat M. B. (Abb. 22) aus 1964 Hier
ist es nicht sosehrdas Weiche.Ansprechendealswie-
der das Dämonische. das den Betrachter berührt. Der
groß geformte Schädel erinnert an primitive Totem-
Kopfe Schwarzafrikas mit seinen weil aufgerissenen
Augen und der herben Verschlossenheit der Gesichts-
züge Die einzelnen Teile sind hart. kantig. unfertig
geformt. die ganze Oberfläche ist von Schmissen und
Schlagen durchfurcht Trotzdem ist der einheitliche
Aufbau gewahrt; nur schwerlich kann man sich den
52
Kopf als ireine in sich geschlossene, von einander sich
durchdringenden Körpern gestaltete Forma" vorstel-
len. Man hat vielmehr ein ganzheitlich gesehenes Volu-
men vor sich. an dessen Oberfläche sich schwer faß-
bare Emotionen abspielen. vorgetragen mit Dynamik
und fast malerisch zu nennenden Mitteln.
In den frühen 60er Jahren setzt sich der Einfluß des
EngländersHenryMooreimWerk Leinfellnersdurch.Er
selbst läßi in seinem Berliner Vortrag" diese Bezie-
25
Anmerkungen 55- 74
ß inir Nr 6.Ziegelterra. H46 Cm. lnv Nr aarerraeotia. H45 cm
1' lnv. Nr. 12a. Gips patiniert. 42 x 32
w Auch in den sariziiguren dieser zeit laßt SlCh eine Tendenz zum in die
Flache-Kippen erkennen Vgl z a Versionen der i-weiieniorrnigenii,
u a lflv Nr 80.gebr Lehm. L54 Cm. um tQGD
ß- inir Nr t7.Bronze. H 45cm
5' Ihv. Nr. i2. sionze. H 30cm
"- Leinlellrier selbst sagte, es sei Ilm zorn enisiandenr (lt. rretiridiierierri
Hinweis von Frau V. Leirifellrrer)
H w Skrelrier im Trigon-kai op cil
ß geinreiiner, Prinzipien odcti .s i72. v
M uoerArbeititnd MethodikH Moores MoorelJames. unerdie Plaslikcp
Clt
H inir Nr. vs. Gips rot oatiniart. L27 cm in dieser Serie giotes noch zwei
etwas groeere Versionen. Nr 79. Nr au. eine große Liegende. Bronze
L iss cm. aus l9G2. und eine unikaie Hollskulptur. undatiert. L i i2 cm
ß Zu dieser Tneniaiik Vgl Wilhelm Pinder. Das Problem der Generation
München 19er Besonders ss 56.96
ß lnv Nr -Z2.Gipsrotbemalt.H 39 cm
I1 inv Nr ssoipsouniitemait. H42cm EinbemaltelSaridsleinkopl aus
1943 oerrndei SiCh irn Kulluramt der siadi wien (lnv Nr 1555) und war
dem Autor nicht zugänglich.
ßl NeberiJ. M. Hauerundviktoräoknlciwskyll94B. inir Nrn 2.3)dasdritte
Porirat eines Zwolftonmusikers'
ß Bronze. ieos. Museum des 20. Jahrhunderts.
"I Katalog Plastik 20 JahrhunderLop eit . s r
11 eine ganz anniieiia Entwicklung kann man bei oiaeornetii verfolgen
11 lriv Nr 23.Glpsrotbemalt.H30cm.lnv Nr ttßrorizeJ-lßßcrri lr1v
Nr 14a. GIDS rot bemalt. H as ein alle aus dem Jahre 197i
H z Beirie-Liegendenulnv Nr .SCHWSYZQIKIJHSISISIILLlEQCm,V571
H Ubersetzt aus. eeinaid Dorival. Les Beaux Aits. in Revue de la iaoie
roride. 3150. Paris lQSO
hunganklingen.DerSchwungderLinie.derAufbau aus
organischen Bausteinen. die vielen Naturstudien -
sieheBerlinerVortragisind Dinge.die Leinlellnerviel-
leicht nicht unmittelbar von Moore ubernimmt, aber
doch ziemlich direkt nachempfindet z Da sich dies in
derPortratplastiknichtsodeutlichmanifestiert.sollhier
eine Ganzligur zum Vergleich herangezogen werden.
EinTypusder Liegenden (Abb. 23). von LeinfellnertiWel-
lenformigei genannt. nähert sich am meisten der
Mooreschen Formensprache. Eine kleine Version von
1960 verwirklicht die fdee der Körperlandschaft in
weich modulierter Form." ' Der Körper erstreckt sich in
wellenformigen Schichten in den Tietenraum. Die vor-
dere Ebene bilden Hand. Becken. Unterschenkel und
dasvorgeschobenezweiteKnie;diezweiteSchichtsind
Brust und Bauchpartie Die letzte iiWelleii besteht aus
Kopf und zweitem Arm Die wellenformige Tielener-
Streckung wird unterstütztdurch Aushohlungen und oft
fast kreisförmige Durchlocherungen. Der stetige Fluß
der Formen. das Ausgeschwemmte in den Korperhoh-
lungeri vermitteln wirklich den Eindruck von Wasser-
spielen, Ebbe und Flut. von sich stetig wandelnder flus-
siger Substanz.
Um 1940 entwickelt Henry Moore seine großen. breit in
die Landschaft hingelagerten Frauenfiguren (Abb. 24).
Seine erste Skulpturmrr wesentlicher Durchhohlung ist
eine Liegende aus grünem Hornton-Stein in der Tate
Gallery. 1938 entstanden. Sie wurde bezeichnender-
weise für einen Park in Sussex geschaffen. und sie
nimmt in ihren Formen den Rhythmus der Berge und
Täler auf Bemerkenswert ist die Freilegung ganzer
Körperpartien. wodurch wesentliche Aushohlungen
geschaffen werden. Wie Moore höhlt auch Leinfellner
seine Plastik aus. Bei ihm ist esjedoch nicht sosehrdas
Freilegen einer Einzellorm. sondern bildhafte Umset-
zung der aushohlenden Kraft des Wassers. So ist die
Liegende zugleich Wasser und vom Wasser zersetzte
Substanz. Ein neues Element ist auch die Einbeziehung
des Leerraumes in die Tektonik der Plastik Durch das
Aushohlen setzt Leinfellner- wie Moore - Plastik und
Zwischenraum gleich. wertet beides als skulpturales
Material. Diese neueFtaumidee ruckt ihn nahe an Henry
Moore heran. mit dem er auch in der Themenwahl kon-
form geht
Die Unterschiede zu Mooreschen Plastiken sind vor
allemaulzweiGebieten deutlich Zum ersten inder Vor-
siellung der Slairk: bei Moore sind die Skulpturen
schwerlastend underdverbunden.Siestehenpraktisch