Varia
Anton Cihlar 80 Jahre!
Fachleute der Mdbelbranche kennen und schätzen ihn hMli
herzlicher DankbarkeilseiderzahlreichenwertvollenHinweise
gedacht, die mir Herr Oberschulrat Anton Cihlar . aus dem
Schatz seiner reichert Erlahrung in allen handwerklichen Belan-
gengabit.schreibtderbedeutende Mobelhistorikerundlangjah-
rige Kusios der Mobelsammlung des Österreichischen Mu-
seumslurangewandteKunsLDr FranzWindisch-Graetz,insei-
ner i-Geschichte des europäischen Mobelsit Ihr erster Band
enthalt auch: iiDie wichtigen vom Tischler verwendeten Holz-
verbindungen, gezeichnet von Anton Cihlar ii
Praktiker selbst respektieren Anton Cihlars umtassendes Kön-
nen Der gerichtlich beendete Sachverständige grundet seine
Urteile über Echtheit alter Möbelstücke maßgeblich aul Erlan-
rungen in lebenslanger. praxisnaher Ausübung in allen Berei-
chen des Tischlerhandwerks. Kunstliebhabern istA Cihlar eine
bekannte Erscheinung bei Kunstausstellungen, Antiquitäten-
messen oder sonstigen einschlägigen Veranstaltungen Vielen
erscheint es nicht so, als ob er in seiner Frische dieses Alter
erreicht hatte. Er ist jung geblieben. lührt das aul seine Freude
am Handwerk und am Lehrenzuruck. Sein Leben ist ein arbeits-
reiches. ausgeliilltes 1918. mit 14 Jahren. Tisohlerlehrling in
der Werkstatt des Vaters. Denn das Tischlergewerbe war Fami-
lienlradilion DieWerkstattCihlarwar in Fachkreisendurchihre
gediegenen Leistungen bekannt Nach dem t. Weltkrieg tuhrte
sie Aulirage tur die bekannte Mobellabrik Portois S. Fix aus
Anspruchsvolle Mobel in Spitzenqualitat, die wiederholt in Aus-
stellungendesdamaligenOsterreichischenMuseumslürKunst
und Industrie - heute Österreichisches Museum lur ange-
wandte Kunst w gezeigt wurden.
Anton Cihlar lernt in der Werkstattdes Vaters besonders die sel-
tenen Arbeils- und Dekorationstec hniken, die anderswo kaum
mehr geubt wurden Seine äußerst gediegene Ausbildung war
der Grundstein lur seine spatere umlassende Beschalligung
mit Holz und allen Techniken der Mobelherstellung Nach dem
Tod des Vaters leitete er die Werkstatt bis 1950, stets in Praxis
mit aktuellen Problemen des Tischlerhandwerks konlrontiert
Der Schwerpunkt seiner Tatigkeit verlagerte sich mehr und
mehr aul pädagogisches Gebiet, seine Funktion im Berutschul-
rat in Wien
Während des 2 Weltkrieges Lehrer der Holzabteilung an der
iiFachschule lur TECHNIK", entwickelte er eine Arbeitstherapie
tur schwerkriegsgeschadigte Soldaten, die er turGesellen- und
Meisterprutungen vorbereitete
Nach Kriegsende wurde der Jubilar Leiter der zentralen Lehr-
werkstatten lur holzverarbeitende Berule an der Berutsschule
in Wien. Zur Unterstützung des Fachunterrichtes vertaßte er
das i-Lehrbuch lur Tischler-t (Bohmann-Verlag, Wien-Heidel-
berg 1961.6 Autlage erschienen). In Zusammenarbeit mit der
Staatlichen Lichtbildstelle schut er den Lehrlilm iiVom Stamm
zum Furnierblattti A. Cihlar leitete Fachkurse lür Tischler im
WtFl der Handelskammer Wien. Über seine Initiative landen
Werkmeisterkurse statt. die noch immer lauten. Und in allen
jenen Firmen. in denen heute noch traditionell gutes Handwerk
gelertigt wird. wo Möbel lachgerecht restauriert werden, wir-
ken seine Schuler, Furdiese veröllentlichteer auch in der Fach-
zeitschrilt iiDer junge Tischlerii ein Tischlerlexikon sowie ver-
schiedene Publikationen über Mobelkonstruktion und -verzie-
rung sowie über die Entwicklung von Möbeltypen.
1961 erhielt der Jubilar als Krönung seiner pädagogischen
Tätigkeit einen Lehrauftrag an der Hochschule lür angewandte
Kunst inWien. Diesem lolgte ergetreu seinen lachlichen Prinzi-
pien mit großem Einsatz durch bald 10 Jahre Praxisbezogen
lertigte er selbst, um geltende Holztechniken. die vergessen
schienen, wieder aulzutrischen, lur seine Studenten Modell-
stücke an. Sein langjahriges Anliegen, Arbeitstechniken der
Vergangenheit und Gegenwart in der Zukunlt zu erhalten. tand
Ausdruck in einer Serie von Farblilmen zu diesen Themen. Sie
sind lur die Geschichte des Tischlerhandwerkes wie auch lur
die restauratorischePraxisvongrundlegenderBedeutungSein
letztes Buch iiHoiz - gewachsen, gelormt, gebaute (Wien,
1984, Verlag Ch Brandstätter, Edition Langthaler) schut er lür
Kenner und Fachkreise, aber auch lur jene, die Holz - das
lebendige Material und dessen schöne Arbeit e lieben, Fur
A. Cihlar ist das Technische wie das Ästhetische gleich wichtig
und Handwerk und Kunst untrennbar. Ein Produkt ist lür ihn
schon. wenn es die Verbindung zwischen Matereie und Geist
risichibar-t macht. Eine Ausstellung im Österreichischen
Museum lur angewandte Kunst iimobilia phantasticaii 1971172
war richtungweisend lur diese Verbindung, Entwürle nach sei-
nen Anregungen von bildenden Künstlern. wie E. Brauer, H. Flo-
rian, E. Fuchs, W. Hutter. K Mikula und P. Proksch, bewiesen,
daß Kunst von Hand auch heute noch Geltung hat Viellach aus-
gezeichnet, empling der Jubilar lur seine außergewohnlichen
Leistungen 1969 das silberne Ehrenkreuz turVerdienste um die
Republik Österreich. den goldenen Ehrenring der Tischler-
lrtrtung. zu diesem. seinen so Geburtstag. roigtd die große sil-
berne Medaille lur ungewöhnliche Leistungen im Dienste der
osterreichischen Wirtschalt.
Wir wunschen Anton Cihlar viel Frische lur die Zukuntt und hot-
len, einige Beiträge aus seinem reichen Erlahrungsschatz
publiziert zu sehen. Vera Behal
78
Frau Bundesminister lurwissehschaltund Forschung Dr Hertha Firnoerg
beiderErollnungderAusstellungiirrtobilia phantastioait.SiebegrußlArtlort
Cihlar irn österreichischen Museum lur angewandte Kunst rnii derri Leiter
der Mbbelsamrrtlung Dr F windisdri-Graetz und Holrat DDr. G Egger
Kolo Moser, Elnbärtderllwuriztl neddnriei, Paul, Les cnarisoris eterrietles
Paris, rasa 4' Velliimrnt Monogr i u "K M '1 AusluhrungKarlKortegon.
Wien
Besonders lruhes Beispiel einer Einbartdgeslallung von koio Moser
OMAK K I 14 312
lnnsbrucklLandesmuseum Ferdinandeum a Dietiroli-
sche Nation 1790 - 1820
Anläßlich des Tiroler Gedenkjahres konnte diese außerordent-
lich umlangreiche. die verschiedensten Bereiche menschli-
chen Lebens demonstrierende Ausstellung ein gutes Bildjener
Zeit geben. Der erste Abschnitt ist der tirolischen Gesellschalt
gewidmet. Hier werden Porträts, Stiche. aber auch Schritten
uber verschiedene Gesellschaltsschichten gezeigt. Die Dar-
stellung desGebirgslandes und seiner Erschließung. das Leben
des Volkes und der Volksreligiositat lolgen. Darlegungen der
wirtschaltlichen Probleme in der Notzeit der Kriege und Beset-
zungen schließen diesen Teil ab, Hier sind die vielen Wiederga-
ben der Volksbräuche und trachten ebensowie dievielen Land-
schallsdarstellungen besonders zu nennen. w Der zweite Teil
gedachte der Franzosenkriege. Hier waren es hauptsächlich
Dokumente, Erinnerungsstücke und Schlachtenwiedergaben.
die an jene Zeit erinnerten. ä Der dritte Teil war der Kunst um
1800 vorbehalten. An erster Stelle müssen hier die Werke des
Bildhauers Franz Anton Zauner und des Malers Joseph Anton
Koch genannt werden. Von ersterem seien der iiGenius Bornliii
und die Büste iiJosel Ritter von Sonnenlelsri besonders hervor-
gehoben. von Koch die otlenen, klaren Landschalten mit ihren
Tieren und weiten Sichten. Mit Anton Psenner und Joseph
Caratlonara wird bereits der Klassizismus vorri Nazarenertum
abgelöst, Es waren aber auch noch beachtliche Werke Tiroler
Künstlerjener Zeit zu sehen. Anschließend lolgten Entwurte zu
einem Andreas-Hoter-Denkrrial. Arctiitekturwiedergaben,
Grabdenkmäler sowie Gerätschaften und Möbel jener Zeit run-
deten die Schau ab.
Ein 540 Seiten umlassender Katalog. gestaltet von Gert
Ammann. mit vielen schwarzweißen und larbigen Wiedergaben
der ausgestellten Objekte. mit zahlreichen wissenschaftlichen
Texten. Einleitungen und Zusammenfassungen begleitete die
Ausstellung und ist schon lür sich eine dokumentarische und
editorische Leistung. die gewürdigt zuwerden verdient. (6. 6. bis
14 10. 1984)
Das Schönste aus den Sammlungen des Museums
In drei Räumen des Erdgeschosses sind Meisterwerke der alt-
deutschen Malerei. der Tiroler Gotik und der niederländischen
Malerei ausgestellt. Die altdeutsche Kunst ist mit hervorragen-
den Gemälden von Lukas Cranach, Hans Baldung Grien und
Hans Schaulelein vertreten. Im Raum derGotik istderAltarvon
Schlot! Tirol Höhepunkt. Michael und Friedrich Pacher. Hans
Klocker und Hans Multscher ergänzen den Querschnitt. unter
den Niederländern ragen die Werke von Pieter Brueghel. Jan
van Goyen, Ter Borch, Fabritius und Rembrandt besonders her-
vor. (6. 6. - 14. 10. 1984) A. Vogel
Zur Entwicklung des industriellen
Bucheinbandes
Die Firma Wilh Raunegger stellt in der Zeit vom 4 lt) 1984 bis
5. l 1985 in der Bibliothek und Kunstblattersarrtrrtlung des
Osterr Museums lur angewandte Kunst Bucheinbande und
Materialien des 19 und 20 Jahrhunderts anlaßlich ihres
t25jahrigen Firmenjubilaums aus Zum besseren Verständnis
sei hier ein kurzer Abriß der Geschichte des industriellen
Bucheinbandes gegeben
Die industrielle Herstellung von Bucheinbanden setzt in den
20er Jahren des 19 Jahrhunderts ein Die ersten Einbande
waren aus glattem textilen Material ohne Ornamentierung Die
Ertindung von Prage- und Stempelmaschinen machte erst den
ornamentalen Dekor moglich. zuerst in Blindpragung Die Erlin-
dung von Buchbiriderleinwand in England mit einer Appretur,
die esermoglichtmitGoldundFarbenzudrucken,gabden Indu-
striebänden großen Aulschwung, die nun als Massenware her-
gestellt wurden. Ein bestimmtes Muster wurde lur die Heraus-
gabe eines bestimmten Buches gelunden Die Muster
stammten zuerst von den Plattenschneidern, wurden spater
aber mit von den Buchillustratoren entworten. So kam es auch
dazu, daß mitunter Farblilhos aul Einbanddecken auitauchen
im 19. Jahrhundert war die Nachahmung alter Stile das Haupt-
merkmal des Kunsteinbandes aller Lander, was auch in dem
dem industriellem Aulschwung lolgenden Verlagseinband zu
sehen ist
lnteressantistdie EntwicklungdeskunstlerischenVerlegerban-
des aus einer mechanischen Nachahmung alter Stile rnit
untauglichem Material zu einem eigenen. materialgerechten
von Buchkunsllern geschallenen Stil in Verbindung milder Ver-
vollkommnung derTechnik turden Masseneinband. der auch in
der Bibliothek des verwohnten Bücherlreundes einen Platz
beanspruchen darl Bei maschineller Einbandherstellung
erlolgt die Herstellung der Decke vollig getrennt von der Bear-
beitung des Buchblocks bis zum Einhängen
Dem Buchbinder stehen zum Bedrucken Präge- und Vergolder-
pressen und der Tiegel zur Vertugung, mit denen lolgende Pra-
gegange ausgeluhrt werden können: Blindpragung, Relietprä-
gung. Farbprägung, Foliepragung, Goldpragung.
Vom Entwurt des Graphikers wird eine Prägeplatte angetertigt
Am besten eignet sich eine tiel gearbeitete Messinggravur, da
sie auch bei hoher Autlagezahl einen scharren Druck ermog-
licht
Die Blindprägung ertolgt manuell aul der gebeizten Prage-
presse oder aul der Schnellpresse
Die Farbpragung erlolgt an der Kniehebel-Handoresse, der
Schnellprägepresse oder am Tiegel.
Beim Foliendruck verbindet sich durchdie Hitze die von der Pra-
geplalle angedruckte Foliedurch ein ihr anhaltendes Bindemit-
telmitdemzubedruckenden Material.ManverwendetPragepa-
pier. bei dem die Folie aul einer Pergaminschicht aulgetragen
ist.
Verwendet werden Bronze, Talmigold und Talmisilbertarben,
Golddruck von Blattgold nur bei wertvollen Büchern
Bezugsiolte in Roh- und Mattleinen sind Baumwoll- oder Zell-
wollgewebe. in Leinenbindung mit Appreiur an der Unterseite
Ballonleinen ist ein leinladiges Gewebe aus Baum- oder Zell-
wolle. Seide wird lur bibliophile Einbände verwendet Kunst-
leder ist ein Gewebe. an dessen Oberseite eine dunne. gelarble
Plastschicht aulgetragen wurde Kunststolle (PVC) sind von
minderer Oualitat
DerEntwurlzurEinbandgestaltung muttvomlnhaltdeswerkes
ausgehen und die literarische Gattung erkennen lassen. Seit
dem Aufkommen des Umschlages, dem vor altern in England
bereits große kunsthistorische Aulmerksamkeit entgegenge-
bracht wird. wird der Einband immer einlacher und zuruckhal-
tender gestaltet.
Eine Erneuerungsbewegung des Handeinbandes geht von Eng-
land aus. von William Morris und Douglas Cockerel In Öster-
reich hal Koloman Moser und die Wiener Werkstätte wesent-
lichen Anteil In Deutschland dagegen geht die kunstlerische
Erneuerungsbestrebung primär vom industriellen Einband aus,
der bedeutende Graphiker zur Gestaltung heranzieht wie etwa
Otto Eckmann lür Hermann Sudermanns Tragodie Johannes.
erstmals erschienen bei Cotta. Stuttgart-Berlin 1898. in
Schwarz und Rot Die in ihrer Einbandgestaltung bahnbre-
chende Neuausgabe von 1906 zeigt die von einer Dornenranke
umgebene Lilie in Goldprägung. den Schleier rot aul dunkel-
grunem Kaliko Hanna Egger
Abbildungen Österreichisches Museum tvon oben nach untenl i
Ausstellung HESSEN + Trinkerin i lur Kinder und Erwachsene
Werbaplakat lur i-Johann Stowasser, Restaurateurir - Lttlt Haulller.
Schmutterer 6 Co , Wien ill
Ausstellung HWVSVIGI weiksiaiie 4 Die Moden
Dagobert Peche, rote Moden der Wterter Werkstätten. Plakat
Ausstellung irWiener werksiaiie 7 Avantgarde, Art Deco. lridustrial
Design
Daguberi Peche. um isieiie. Uberlangglais rnii sonniit. PrlVEtbBSllZ.
Wlert
Josetl-tollrrtanri. Brosche, tsos Silber. Halbedelsteine.PrtvatheSttZ,Wien
Ausstellung Reine iiosieireiotiisdnes Kunsthandwerk der Gegenwart:
Rosemarle Benedikt, Porzellan- und Steinzeugobjekte
Ausstellung Raine IOSlerlBlChlSChES Kunsthandwerk der Gegenwartii"
Peter Gangl, Service UrllkBlrFOrZEllart und Steinzeug