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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVIII (1983 / Heft 189)

hen Eigenheiten seiner Arbeit zu verzichten. Aus 
erhaltenen Stücken kann man schließen, daß sich 
er auf die Herstellung von Altargerät und sakralen 
enständen spezialisiert hatte. Seine Aufträge ka- 
demnach aus den Klöstern und Stiften, von Bischö- 
lfld Pfarrern; besonders eng scheint die Beziehung 
äocielas JESU gewesen zu sein. Wir wissen von 
eichen Bestellungen fürdie JesuitenkircheAm Hof 
en, aber auch für fast alle großen ungarischen Kol- 
in der Gesellschaft. (Die Aufarbeitung der Archive 
hte wahrscheinlich weitere Quellen zutage, die 
t ein genaueres Bild der Aultraggebersituatlon er- 
lichten.) Der auffallende Rückgang der Moser- 
tn Produktion in den 70er Jahren mag demnach 
tnurdie Folge seines Alters gewesen sein, sondern 
auchausderAuthebungdesJesuitenordensU773) 
der Schließung vieler Klöster erklären. 
er überstand nur ein kleiner Teil des Altargerätes, 
einst die barocken Sakristeien üppig ausstattete 
die Meßfeier zu einem glänzenden Schauspiel 
hte. die Wirren der Zeit. Die schwersten Schläge 
H1 die beiden Ablieferungstermine 1806109 und 
Il1O den Beständen an Vasa Sacra zu; um die wah- 
der Napoleonischen Kriege verschuldete Staats- 
e zu sanieren, mußten alle silbernen und silberver- 
aten Gegenstände zum Einschmelzen an der Börse 
igeben werden. Man konnte sie nur durch Zahlung 
' extrem hohen iißefreiungslaxea davor bewahren, 
durch die eingeschlagene vFiepunZerr erkennbar 
' Es ist leicht vorstellbar. daß sich viele Besitzer 
rdiesen Bedingungen von ihren Schätzen trennen 
ten und damit der Großteil der Gold- und Silber- 
wilungen verloren ging. Eine letzte Möglichkeit zur 
Jng bestand in derAusfuhr nach Ungarn, wodie Ab- 
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lieferungsgesetze offenbar nicht kontrolliert wurden. 
Der Wiener Kapuzinerorden. einer der bedeutendsten 
Auftraggeber von Joseph Moser, machte von diesem 
Ausweg Gebrauch und konnte so die schönsten Stücke 
seiner Schatzkammer retten. darunter auch viele kost- 
bare Arbeiten von Moser. Auf Grund der ungefährdeten 
Situation haben sich in Ungarn unverhältnismäßig viele 
Stücke von seiner Hand erhalten. die den falschen Ein- 
druck erwecken. als ob Moser vor allem für ungarische 
Auftraggeber gearbeitet hätte. Tatsächlich muß man 
dochdasSchwergewichtseinerAufgabeninÖsterreich 
und natürlich besonders in Wien vermuten. 
Joseph Moser wurde am 13. März 1715 in Brünn als 
Sohn des bürgerlichen iiKlemperersa Johann Balthasar 
Moserund seiner Frau Theresia geboren, Diefolgenden 
drei Jahrzehnteseines Lebens liegen leiderim Dunkeln; 
bedauerlicherweise bleibt damit auch die entscheiden- 
de Frage nach seiner Lehrzeit ungeklärt. Die nächste 
urkundliche Eintragung findetsich erstwiederam Pfarr- 
amt St. Stephan in Wien. wo er am 8. Mai 1745 die 
Goldschmiedewitwe Maria Clara Thomsin heiratete. 
Durch diese Verehelichung kam er in den Genuß von 
zwei Vergünstigungen, die sehr wichtig für einen zuge- 
wanderten Handwerksgesellen waren: Er erhielt be- 
reits nach kurzerZeitdas Bürgerrecht. das eine Voraus- 
setzung für den Erwerb eines Meistertitels bildete, und 
konnte sofort die verwaiste Werkstatt übernehmen, die 
er bis zur Ernennung zum Meister im Namen des Vor- 
gängers weiterführen durfte? 
Nachdem MoserimJahre1747das Meisterrechterwor- 
ben hatte. begann rasch sein Aufstieg innerhalb der 
Goldschmiedezunft. Er bekleidete schon wenige Jahre 
danach verschiedene Ehrenämter in der lnnung, die die 
Wertschätzung seiner Kollegen dokumentieren? 
Ein weiteres Zeichen des meisterhaften-t Rufes. den er 
als Goldschmied genoß. sind die Aufträge, die er gleich 
zu Beginn seiner Tätigkeit vom Kaiserhaus erhielt. Er 
führte in nahezu ununterbrochener Reihenfolge Bestel- 
lungen verschiedenster Art für den Hof aus. so daß er 
nicht zu Unrecht als nGoldschmied der Kaiserin Maria 
Theresian bezeichnet werden könnte. Tatsächlich be- 
kam erjedochnieeinenTitel,derdasAuftragsverhaltnis 
zwischen Hof und Joseph Moser offiziell bestätigt 
hätte? 
Bei den Lieferungenfürden Hof handelte es sich teilwei- 
se um kleinere Objekte für die private Andacht oder um 
Geschenke und Andenken. teilweise um wertvolles Al- 
targeschirr zum Schmuck der Hofburgkapelle, in eini- 
gen Fällen wählte man Moser. um große, repräsentative 
Werke zu schaffen. die als Votivgaben vom Kaiserpaar 
gestiftet wurden. 1756 schmiedete er gemeinsam mit 
seinem Kollegen Joh.Jos. Würth das Silbergitter von 
Mariazell. das anläßlich der 600-Jahr-Feier der Wall- 
fahrtskirche als kaiserliches Geschenk neu errichtet 
wurde (Abb. 1)." Moser übernahm die Ausführung der 
oberen Zone. die aufGrund des reichen Ornaments. der 
exakt dargestellten Kronen und der Widmungs- und 
Wappenkartuschen wesentlich schwierigerzu arbeiten 
war. Den Entwurf zeichnete der k. k. iiTheatralinge- 
nieurit Andrea Altomonte", der das strahlende Madon- 
nenheiligtum mit einer Triumphbogenarchitektur um- 
rahmte und der Gnadenkapelle so einen bühnenhaftge- 
steigerten Eflekt verlieh. 
Die Silberampel. die Moser 1 765 für die Jakobskirche in 
Innsbruck gestaltete. ist eine kaiserliche Stiftung anläß- 
lichder Hochzeitvon Erzherzog Leopoldmitder lnfantin 
Ludovica (Abb. 2). Die ursprüngliche Komposition mit 
drei Putten. die zwei flammende Herzen emporhalten. 
bezog sich deutlich auf den Anlaß der Schenkung. Das 
goldene Doppelherz wurde jedoch schon im 18. Jahr- 
hundertentferntundspäterdurcheineinfaches Herzer- 
setzt. wodurch der vielsagende Hinweis auf die Liebe 
des Hochzeitspaares verloren ging, Lediglich die ln- 
schrittkartuschen aufderan zierlichen Blattranken hän- 
genden Votivampel weisen noch auf das feierliche Er- 
eignis. 
Schon das erste uns bekannte Werk von Moser war für 
den Hof bestimmt (Abb. 3). Die Monstranz (Wiener Be- 
schau 1746. Meistermarke ,Wiener Schatzkam- 
mer) trägtjedoch noch das Meisterzeichen von Conrad 
Joseph Thomsin. des ersten Mannes von Mosers Frau 
und Vorbesitzer der Werkstatt im wSeitzerhof Nr. 230. 
Untern Tuchlaubenu; demnach ist sie noch vor Mosers 
Aufnahme in die Innung im Witwenbetrieb der Olara 
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