talen Schmuck auf die Rahmung des Hostienfensters.
Eine Variante dieses Kcmpositionsschemas zeigt die
Prachtmonstranz im Art Institute von Chicago (Wiener
Beschau 1762. Meistermarke IM) (Abb. 118)." Sie ist ei-
nesderschönsten undinteressantestenWerkederWie-
ner Goldschmiedekunst und nimmt sowohl in stilisti-
scher, als auch in ikonographischer Hinsicht eine Son-
derstellung ein.
Die Schauflache folgt dem traditionellen Schema in be-
sonders monumentaler Form; der mächtige Gottvater
thront hoch über dem Wolkenkranz und blickt auf das
Sühneopler seines Sohnes herab, der auf dieser Dar-
stellung doppelt präsent ist: sowohl in der Hostie. als
auch in Gestalt des Opferlammes. Die Stichflammen
unddie Rauchsäule bilden dieVerbindung zwischen der
Dreifaltigkeit in der Strahlenglorie und der nüchternen
irdischen Szene, Gleichzeitig stehen sich auf der Platt-
form Altes und Neues Testament gegenüber. symboli-
siert durch das Geschirr für das Blutopfer (AT) und die
Trauben und Ähren (NT); zwischen sie tritt Christus und
hebt die Gegensätze durch sein Erlösungsdpfer auf.
Die Gegenüberstellung verschiedener Ebenen und
Sinngehalte wird zusätzlich mit stilistischen Mitteln un-
terstrichen. Der malerische, weich fließende Rokok0-
rahmen, in dem die schonen Engel aus der Donner-
Nachfolge knien, steht im stärksten Kontrastzu der radi-
kalen Nüchternheit, in der die Opferszene an der Basis
dargestellt ist.
Die betont strenge Form und der extreme Realismus,
der einer demonstrativen Abkehr vorn Barock gleich-
kommt und bereits Stilmerkmale des Klassizismus vor-
wegnimmt, weisen auf die Einwirkung reformtheologi-
schert Gedankengutes hin." Auch die Wahl des The-
masbeidemdas BußopferimMittelpunktsteht,beziaht
sich auf die neue religiöse Lehre, die sich vehement ge-
gen den Barcckkatholizismus richtete und die Kirche
von allem Überfluß säubern und zu den christli
Grundwahrheiten zurückführen wollte. Als religior
litischer Faktor wurde diese Reformbewegung je
erslunterJosephll.(1765 -1790)wirksam.Ausdir
Grund erstaunt der frühe Zeitpunkt der Entstehun
Monstranz. Offenbar ersann einer der führender
treterderReformbewegungdas Programm fürdie
stranz. daserganz der neuen Lehre widmete. Mos
füllte die Aufgabe der Umsetzung in kongenialerAr
Weise, indem er den Zeilslil verließ und so eine üt
schend fortschrittliche, unikate Lösung schuf.
Der Rückblick auf ältere Vorbilder. ein wesentl
Charakterzug der ersten Schaffensjahre, kennzeir
aucheine Fleihevon Silberbüsten, die sich inderW
Schatzkammer befinden (Abb. 9)." Obwohl sie ur
ziertsind,sprichtdochdiegroße Ähnlichkeitzu der
Moser signierten Reliquiar des hl. Eligius (Wiene
schau 1764, als Leihgabe der Landesinnung fürl
16