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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVIII (1983 / Heft 189)

 
rnen (Schmuckvasen dienen z. B als Kelchnodus). Aus 
Mosers anfänglicher Neigung zu tektonischen Details 
lassen sich auch die ungewöhnlichen henkelartigen 
Spangen erklären. Daneben kannte Moser aber auch 
schondasRocailleornament.wennauch nurinderstark 
veranderten Fassung süddeutscher Stiche aus Augse 
burg und Munchen. Unbekumrriert setzte er sie als rei- 
nes Flachenrnuster in die Felder an Kuppa und Basis, 
ohne die Kelchstruktur im Sinn des Rokoko zu veran- 
dem 
lrn Laufe der 50er Jahre des 18 Jahrhunderts richtete 
sich Mosers Bemühung immer stärker auf die Vereine 
heitlichungvon Aufbau und Dekoration. Die Klarheitder 
Gesamtform der Gefäße blieb erhellen, doch gewann 
das Ornament an Bedeutung Großformige Einzelmoti- 
ve ubernahrnen die Flachengliederung und gaben den 
Objekten einen einheitlichen Duktus Diese Entwick- 
lung zu schwungvoller Linienführung gipfelt im Kelch 
von Detk (Wiener Beschau 1760) (Abb. 15). Er stellt ei- 
nen Markstein in Mosers Oeuvredar. derden Stilwandel 
zum Rckoko bezeichnet. Erstmals ist die strenge Sym- 
metrie der Gliederung zugunsten des rokokohaften 
Schwunges aufgegeben; elegante Wulstschwünge 
durchziehen die Oberfläche. deren stark plastisches 
Reliefauch die Strukturdes Kelcheserfaßt. Zum ersten 
Malbilden RocailleornamentundGefäßarchitektureine 
untrennbare Einheit? 
DerStilwechsel,dernichtbeiallengleichzeitigenArbei- 
ten Mosers zu beobachten ist, erfolgte durch die Be- 
schäftigung mit französischen Stichvorlagen, die M0- 
ser ab 1760 in verstärktem Maß anzuregen schienen. 
StellvertretendfuralleVorlageblatter.dieEinflußaufihn 
 
lch, Silber vergoldet. Wiener Beschau 1747, Meistermar- 
IM H : 26,5 cm. Koszeg (Ungarn), Jakobskirche 
ich: Silber vergoldet, Brillanten, Emailbilder: Wiener Be- 
nau1760, MeisterrnarkelM: H : 30 cm: Detktungarn), 
arrkirche 
 
1x 
 
16 
ausübten, steht ein Ornamentstich von Pierre Gerrnain 
d. J. (1748). von dern Moser vor allem die großzügigen 
Schwünge mit den wiederholten Begleitlinien und den 
saumenden Blättchen übernahm (Abb. 16). 
DieserKelchwurdegleichzeitigrnitsechsweiterenvon 
denen sich leider keiner erhalten hat. vom Jesuitenkol- 
legiumin Egerbestellt.NachderAufhebungdesOrdens 
wurde er versteigert und 1801 in die kleine Kirche von 
Detk bei Eger gestiftet? 
Im gleichen Jahr wie der vorherige Kelch entstand der 
zierliche Rokokokelch. den Bischo1Graf Zichyvon Gybr 
fürseine Patronatskirche Mosonszentmiklos stiftete. Er 
ist eine einfachere Variation des reichen Detker Kel- 
ches, derjedoch den Mangel an Edelsteinen und Email- 
bildern durch den vielfältigen Blumenschmuck wett- 
macht (Abb. 17). 
Das Wiener Beschauzeichen datiert das reizvolle Meß- 
kännchen aus dem Besitz von Prof. Rossacher in das 
Jahr 1761 (Abb. 18). Wie die beiden Kelche vertritt es 
ähnlich beispielhaft Mosers persönliche Auffassung 
des Ftokokostils. Die klar gegliederte, leicht geschweit- 
te Grundform verschmilzt mit dein malerischen Orna- 
ment; über ondolierenden Schwüngen schmiegen sich 
weiche Blattmotive an das Gefäß. Die untere Partie er- 
hält durch das Aut- und Abschwellen der Godronierung 
eine stabile, plastische Note. 
Durch die immer intensiver werdenden Auseinander- 
setzungen mit Pariser Stichen scheint Moser einer der 
ersten WienerGoldschmiedegewesen zu seindertran- 
zösische und nicht süddeutsche Vorlagen umsetzte, 
16 Ornarnentstich von Pierre Gerrnain d,.l aus den iiEle 
d'Orlevrerieti, Paris 1748 
17 Kelch. Silber vergoldet: Wiener Beschau 1760, Meist: 
kelM, H : 26 cm. Mosonszentmiklos(Ungarn), Plarr 
19 Kelch. Silber vergoldet. Brillanten. Granaten, Wien- 
schau 17 007707), Meisterrnarke IM; H : 26.5 crn" 
Micnaelerkirche 

	        
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