rnen (Schmuckvasen dienen z. B als Kelchnodus). Aus
Mosers anfänglicher Neigung zu tektonischen Details
lassen sich auch die ungewöhnlichen henkelartigen
Spangen erklären. Daneben kannte Moser aber auch
schondasRocailleornament.wennauch nurinderstark
veranderten Fassung süddeutscher Stiche aus Augse
burg und Munchen. Unbekumrriert setzte er sie als rei-
nes Flachenrnuster in die Felder an Kuppa und Basis,
ohne die Kelchstruktur im Sinn des Rokoko zu veran-
dem
lrn Laufe der 50er Jahre des 18 Jahrhunderts richtete
sich Mosers Bemühung immer stärker auf die Vereine
heitlichungvon Aufbau und Dekoration. Die Klarheitder
Gesamtform der Gefäße blieb erhellen, doch gewann
das Ornament an Bedeutung Großformige Einzelmoti-
ve ubernahrnen die Flachengliederung und gaben den
Objekten einen einheitlichen Duktus Diese Entwick-
lung zu schwungvoller Linienführung gipfelt im Kelch
von Detk (Wiener Beschau 1760) (Abb. 15). Er stellt ei-
nen Markstein in Mosers Oeuvredar. derden Stilwandel
zum Rckoko bezeichnet. Erstmals ist die strenge Sym-
metrie der Gliederung zugunsten des rokokohaften
Schwunges aufgegeben; elegante Wulstschwünge
durchziehen die Oberfläche. deren stark plastisches
Reliefauch die Strukturdes Kelcheserfaßt. Zum ersten
Malbilden RocailleornamentundGefäßarchitektureine
untrennbare Einheit?
DerStilwechsel,dernichtbeiallengleichzeitigenArbei-
ten Mosers zu beobachten ist, erfolgte durch die Be-
schäftigung mit französischen Stichvorlagen, die M0-
ser ab 1760 in verstärktem Maß anzuregen schienen.
StellvertretendfuralleVorlageblatter.dieEinflußaufihn
lch, Silber vergoldet. Wiener Beschau 1747, Meistermar-
IM H : 26,5 cm. Koszeg (Ungarn), Jakobskirche
ich: Silber vergoldet, Brillanten, Emailbilder: Wiener Be-
nau1760, MeisterrnarkelM: H : 30 cm: Detktungarn),
arrkirche
1x
16
ausübten, steht ein Ornamentstich von Pierre Gerrnain
d. J. (1748). von dern Moser vor allem die großzügigen
Schwünge mit den wiederholten Begleitlinien und den
saumenden Blättchen übernahm (Abb. 16).
DieserKelchwurdegleichzeitigrnitsechsweiterenvon
denen sich leider keiner erhalten hat. vom Jesuitenkol-
legiumin Egerbestellt.NachderAufhebungdesOrdens
wurde er versteigert und 1801 in die kleine Kirche von
Detk bei Eger gestiftet?
Im gleichen Jahr wie der vorherige Kelch entstand der
zierliche Rokokokelch. den Bischo1Graf Zichyvon Gybr
fürseine Patronatskirche Mosonszentmiklos stiftete. Er
ist eine einfachere Variation des reichen Detker Kel-
ches, derjedoch den Mangel an Edelsteinen und Email-
bildern durch den vielfältigen Blumenschmuck wett-
macht (Abb. 17).
Das Wiener Beschauzeichen datiert das reizvolle Meß-
kännchen aus dem Besitz von Prof. Rossacher in das
Jahr 1761 (Abb. 18). Wie die beiden Kelche vertritt es
ähnlich beispielhaft Mosers persönliche Auffassung
des Ftokokostils. Die klar gegliederte, leicht geschweit-
te Grundform verschmilzt mit dein malerischen Orna-
ment; über ondolierenden Schwüngen schmiegen sich
weiche Blattmotive an das Gefäß. Die untere Partie er-
hält durch das Aut- und Abschwellen der Godronierung
eine stabile, plastische Note.
Durch die immer intensiver werdenden Auseinander-
setzungen mit Pariser Stichen scheint Moser einer der
ersten WienerGoldschmiedegewesen zu seindertran-
zösische und nicht süddeutsche Vorlagen umsetzte,
16 Ornarnentstich von Pierre Gerrnain d,.l aus den iiEle
d'Orlevrerieti, Paris 1748
17 Kelch. Silber vergoldet: Wiener Beschau 1760, Meist:
kelM, H : 26 cm. Mosonszentmiklos(Ungarn), Plarr
19 Kelch. Silber vergoldet. Brillanten. Granaten, Wien-
schau 17 007707), Meisterrnarke IM; H : 26.5 crn"
Micnaelerkirche