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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVIII (1983 / Heft 189)

 
essen. Die Deformation ist ebenso wenig probates Aus- 
ksmittel wie der schrille Appell an die Sinne. Der Schrei als 
essionistischerGiplel istfur ihnschonwiederabhanden ge- 
hen. sein Weg zur Ergründung der Existenz ist kursiver. be- 
amer. analytischer 
an dem Theatralischen ist das zweite für Lens Ästhetik be- 
same Prinzip das Mechanische Wir haben schon festge- 
.daß bis in die unmittelbare Produktionsweise hinein die 
irlichkeit des Zutalis, beim Entstehen einer Monotypie et- 
iine unbesetzbare Freistelle tür das eigentliche Gefühl aus- 
t. in der unberechenbaren formalen Komponente ein Äqui- 
it des unberechenbar hervcrbrechenden Weltschicksals 
1 anderen materiellen Bereichen ist es die Mechanik des 
alls. der substantiellen Veränderung der Materie selbst. die 
JlotorderBiiddialektikantreibt. EineSerie von Handbolaroi- 
inter dem Titel wSpurensuche-Gedenkstatten der Malerei 
KX. Jh.sii stützt sich unmittelbar auf die Chemie als Aus- 
ksträger. Die Veränderung von Material selbst wird zum 
die Geschichte selbst ist im Bild anwesend und schaltet 
aktiv in den Prozeß um die ldentitatswerdung Lens mit sei- 
Sehnsüchten. seinen Zielen ein. Len befand sich 1980 auf 
ruche nach Venuandten im Geiste. nach direkten Vorfahren 
iigenen leidenden Verfassung. Der Zyklus ist eine immer 
erbeschworeneVermahlungsszene mitbriiderlichen Figu- 
us dergroßen Kunstgeschichte. Zeugenschatt des Augen- 
s der Trauung etwamit van Gogh gibt die Fotografie, die die 
ihattung eines Ziegels aus des Künstlers Haus. von Reliqui- 
Iohn- undGrabstätten durch die Person Lens als mythische 
ibungsszene festhält. Len aber traut dieser Dokument- 
ft selber nicht ganz. Ihre Objektivität, die das wahre Gefühl 
ieren und damit beengen und verkleinern wurde, rnuB da- 
1 den dialektischen Prozeß mit einer anderen Objektivität 
zspannt werden, nämlich mit der Geschichte per se. Die 
xiung des chemischen Folomaterials, eine ebenso große 
ritat wie das direkte Abbild der Wirklichkeit, wird zum nega- 
Fiegulativ einer emotionalen Substanz, die weder abge- 
zi noch direkt dargestellt werden kann. Hier wiederum be- 
tsich Lens Skeptizismus. Der Gegenstand von Lens Dar- 
ing wird niemals manifest. wird niemals direkt angerufen. 
 
über Ems! Len 
erscheint soeben lrVl Verlag der Galerie Akademie lSalzburger Residenz) 
elrie austuhrliclie. reicii bebilderte Monographie mit Beitragen von Peter 
Baum und Otto Breicha 
weil er durch Darstellung nicht eingeholt und definiert w 
kann. Das wahre, objektive Gefuhl bleibt in der Folge rei 
Automatik, Mechanik der geschichtlichen Veranderung 
die persönliche Sehnsucht nach Wahrheit der Existenz I 
gemeinen Herrschaft. 
Eine erstaunlich entpersonirierte. kühle Methodik irn Ang 
der so radikal individualislisch erhitzten Personlichke 
Künstlers. 
Len bleibt aber bei all den durchgehenden Doppelgesich 
ten ein Romantiker, derdie expressiven Eksaltiertheiten i 
ristischer Nabelschau. sentimentalen Utopien und kai 
phalen Visionen zu einem Bild zusammenzuhalten imstan 
das durch sein ästhetisches Schauspiel die Emotioi 
peitscht. Seine iErdmalerr, ein Zyklus von Landschaften a 
Provence, aber auch die erst jüngst entstandene iiScr 
lichtii-Serie iibertoskanische Gefilde. zeigen die Erde als 
Leib. der innerlich in Aufruhr geraten ist. Es gibtzwar nocl 
mel. Berg. Tal und Baurn, aber sie stülpen ihre QGOIOQISCN 
tühle nach außen. werden durchsichtig, zeigen ihr verg 
des Nervensystem. Traditionelle Landscharten des heite 
gossenen Lichtes sindfür Len Provokationen eines düster 
mentos. Van Gogh setzte dieselben Orte in den Zunge 
Brand einer kosmischen Vitalität. Len hingegen überflle 
seinen atomaren Endzeitbildern auch noch die Lebhaf 
des Verbrennens. Das immer mehr in Erregung versetzte 
um der Landschaft wird in den extremsten Ergüsser 
schwarzen danse macabre des Lebendigen. zum letzte 
zucken geschichtlicher Energien im bereits abgestort: 
eingeascherten Leib. Bezeichnenderweiseinspirieren Li 
Landstriche der permanenten Überformung und Ausscl 
tung zu solcher Mystik des trostlosen Jüngsten Gerichte: 
Schuldbuch der Gesteine. der Architekturen wird aufge 
gen in Flom.Salzburg oderSüdlrankreichwoAntike. derli 
und die Kunst seit uralter Zeit sich eingegraben haben Li 
dieselben farbigen Kreiderninen ausgebeutet und buchst. 
ins Bild gebracht. in denen schon die alten Römer wuhltei 
Vergessen und Stummheit langt iiEsii laut und vernehmli 
zu reden. In einer gewaltigen Sprache ohne Vokabeln. 

	        
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