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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIX (1984 / Heft 194)

Anmerkungen zur Entstehungsgeschichte der 
ode. 
ade ist ein von den Portugiesen aus dem Malayi- 
in übernommenes Wort. dessen Etymologie nicht 
zgeklärt ist. Wahrscheinlich handeltes sich um eine 
athesis aus dem singhalesischen iidagobau (was im 
skrit vdhartu-garbhuit, in Pali irdhatu-gabbhai : 
imutterschoß. Reliquienbehälter heißt). Nach Tho- 
Thilo (Klassische chinesische Baukunst - Wien 
V, p. 137) kommt der Terminus Pagode vom Sans- 
usdruck für Herrin (bhagavati) oder Herr (bhaga- 
. mit dem Gottheiten angesprochen wurden. Die 
esische Bezeichnung für Pagode (T'a) geht ebenso 
die iapanische (l'o) und koreanische (l"ap) auf die 
rierte Transkription von Pud-kutagara (: Buddha- 
i) - phonetisch wiedergegeben lautet das chine- 
h iiShuai-tu-pbir und japanisch wsotobali (toba) - 
ck. Auch architekturgeschichtlich verweisen die 
zeln derPagodeaufdenindischenStüpannEuropa 
iichnete man fälschlich auch die im Zuge der Chi- 
eriewellen des 17. und 18. Jahrhunderts importier- 
zhinesischen Porzellanfigürchen mit beweglichen 
len wPagodenii.) 
zSiddhärta Gautama aus dem nepalesischen Für- 
geschlecht der Säkyas (556 - 476 vor Christus) - 
tistorische Buddha - soll nicht nur die Errichtung 
Stüpas empfohlen, sondern der Legende nach 
ar die Form erfunden haben, indem er seine umge- 
te Bettelschale (pätra) auf das als Basis fungie- 
le zusammengelegte Gewand stellte. Die Idee der 
kugelig aufgeschütteten Grabstätte (bis heute in 
ieren Dimensionen im Fernen Osten gebräuchlich) 
lmtjedoch schon aus vorbuddhistischer vedischer 
Der Buddhismus ging dann aber dazu über, inner- 
eines durch einen Zaun (Vedika) mit ein bis vier 
ngen (dvara) und vorgesetzten Toren (Torana) 
alisierten Gevierts den ursprünglich aus Schutt, 
ioder Geröll massiv errichteten Tumulus (anda : 
enei. garbha : Mutterschoß)aus Steinen oderZie- 
zu konstruieren, ihn auf eine (später mehrere) 
e. (später auch polygonale oder viereckige) über 
in den Hauptweltrichtungen gelegenen Treppen 
ana) erreichbare Plattform (medhi) zu stellen. ihn 
einem würteltörmigen Aufbau (harmikä. deva 
va)und eineraus Holz. Metall oderStein gefertigten 
re (yashti) mit sieben bis dreizehn Ehrenschirmen 
ttra, chattravali, hti) zu bekrönen. Ursprünglich 
le der Stüpa lediglich der Beisetzung der shärira 
nilchweiße, rote oder schwarze bohnengroße kri- 
ine Kremationsrückstände. deren Anzahl den Grad 
teiligkeit des Verstorbenen dokumentiert). zumeist 
rrlharmikägenanntenAufsatz(woschonbeimvedi- 
ll1 Fürstengrab die Bestattung stattfand), aber auch 
r der Bodenplatte des Mastes oder sogar abseits 
Mittelachse und sollte bloß das spirituelle Wesen. 
Essenz der Weisheit und Güte Buddhas (dharma- 
.) symbolisieren. Zugleich war er lokales Symbol" 
(usinagara, wo Buddha sein irdisches Leben mit 
wiedergeburtlosen völligen Eingang ins Nirväna- 
erhofften Ziel aller Gläubigen - tauschte. wie der 
s Sinnbild für Buddhas Geburt im Lumbini-Park bei 
lavastu. der Bodhibaum für Buddhas Erleuchtung 
lCih Gayä (um 521) und das Rad der Lehre für seine 
a Predigt im Gazellenpark bei Benares. 
erlauf der Ausbreitung und Entwicklung des Bud- 
'nus kam es zu zahlreichen Legendenbildungen 
der Identifizierung des durch Buddhas Reliquien 
apotropäisch-magische Kräfte verfügenden Stü- 
mit dem Leib des Religionsgründers selbst? Stü- 
dienten dann nicht nur der pietätvoilen Aufbewah- 
von Reliquien Buddhas oder eines Nachfolgers. 
lern ebenso zur Markierung eines durch ein dol1 
gefundenes Ereignis aus Buddhas Leben bzw. sei- 
legendären Praexistenzen (jätakas) oder durch 
dersame Erscheinung geheiligten Ortes (udde- 
i, zur Erinnerung an einen Stifter (etwa den ersten 
en Förderer Asoka, 273 bis 232 vor Christus). als 
scher Medidationsort oder Symbol für den univer- 
sellen Herrscher (cakravartin). Der Stüpa wurde auch 
als ein verkleinertes Abbild des Universums angese- 
hen, bei dem die Basis den vierfach gestuften. alternie- 
rend von konzentrischen Ringmeeren und Ringgebir- 
gen umgebenen Weltenberg Meru, der Hügel den von 
den vierHimmeIskönigen(devaräja)oderWeltenhütern 
(iokapälas) beschützten Götterhimmel und den Mast 
den Lebensbaum. die kosmische Achse der Welt dar- 
stellend. 
Obwohl von Buddha nach der Einäscherung 84.000 
unverbrannte Teile seines sterblichen Leibes übrig 
geblieben sein sollen und als Reliquien verteilt wurden. 
genügten sie doch nicht um das Bedürfnis nach körper- 
lichen Beigaben (shäriraka) bei jedem Stüpa (jeder 
Pagode)zu befriedigen und machten auch die Einbezie- 
hung materieller (etwa Gebrauchsgegenstände wie die 
Almosenschale) (paribhogika) oder geistiger Reliquien 
(dharmashärire) in Form von Sütra-Texten mit Buddhas 
Wort notwendig. Da shäriras im Buddhismus bedeutsa- 
mer sind alsjegliche Buddhaikone. erklärt sich auchdie 
besondere Verehrung des Stüpa bzw. der Grund. 
warum es sich dabei um den ältesten buddhistischen 
Kultbau handelt. da den Mönchen anfangs Höhlen oder 
 
I Wien. 25. September 1953 - Festliche Eröffnungszeremo 
nie zur Einweihung des Wiener Friedensstüpas. Buddhisti- 
sche Mönche des Ordens Nipponzan Myohoji beten für den 
Frieden. Der Stüpa trägt zum Anlaß schmückende Fahnen. 
Bänder und Papierblumen. Zur Feier versammelte sich eine 
internationale Gemeinschaft dieser Weltreligion aus allen 
Ländern der Welt (siehe Frontispiz S. 8 unten) 
1 Der leuchtend weiße Friedensstüpa. der in seiner symboli- 
schen Einfachheit die vier Elemente vereint. erhebt sich 
nach seiner Vollendung aus niedergebrochenen Bautrüm- 
mern des Brachlandes am Donauufer 
2 Buddhistische Nonne in der Gebetshandlung. Die heilige 
Anrufung Mantra iwNa-mu-myo-ho-ren Gekyoc( : iiEhredem 
Juwel In der Lotosblütea) - gemäß der Lotos-Sutra 
3 Der verantwortliche Mönch Yoshida bei der Stärkung 
Anmerkungen 1 - 5 
l Eln Stüpa sollte über der Kreuzung von vier Straßen errichtet werden. 
Wer immer dort Girlanden anbringt, Wohlgerüche verwendet, sich grü- 
ßend verbeugt oder ruhig im Herzen wird. dem mbge dies Iurn persönli- 
chen Wohl und Segen gereichen. Auch wer solches Erinnerungsmal ver- 
dient, wird festgehalten: 
nEin vollendeter, Heiliger. völlig Erleuchteter isteines Grabmals würdig. 
ein nicht universeller Buddha ist eines Grabmals würdig, ein Schüler des 
Vollendeten ist eines Grabmals würdig und ein weltbeherrschender 
Kdnlg ist eines Gramals würdig.- 
(Mahaparanlbbana Sütte) 
in dem seine letzte Lebenszeit schllderrtden Parinlbbhana Sütta erklärt 
Buddheselnem Llebllngslünger auchdie vier verehrungswürdigen Walt- 
fehrtsstdtterl: wo der Tathägata (: Vollendete) geboren, wo er die 
untlbertreltllch vollkommene Erleuchtung erlangte, wo er das unüber- 
treftliche Rad der Lehre itt BQWGQUHQ gesetzt. wo S! zu dem rnii Aullö- 
sung der Elemente des Seins verbundenen völligen Nirväna eingegan- 
gen ist. (Mahapalinibbana Siülta V. 16-20) 
' lnvnrchrlslllchen Jahrhunderten war es nochnlcht üblich Buddha figural 
dallustellenAui StOpatolrelletselschlenernurdurch Stüpa. Lotus, Fei- 
genbaum oder achtspelchtges Flad symbolisiert. 
' Die Basis alt als Unterleib. der Tumulus als Oberkörper und die Spitle 
als Kopi. nlichü Vorstellungen finden sich auch bei chinesischen 
BuddhatempeimwoderEingang den Unielleib.die Haupthalle das Herz, 
dl9 Lesehaile dasGehirn urtddle Nebengebäude Arme und Beine (sotern 
nicht UIGÄDIEQG als Gesicht, Mund, Nase. Augen.0hren . . . interpretiert 
wurde) darstellen sollten. 
' DleseArtderSockeiwandgllederung konnte in Verbindung mitderallge- 
meinen Weltenbelgvorstellung zur Ausbildung von rninuliösen Stock- 
werklesseden mit Balkonen und Blendfensterrl führen, die die von gött- 
lichen Wesen bewohnten himmlischen Palssle repräsentieren sollten. 
Späte Ausläufer dieses Gedankens sind die koreanische zehnstockige 
Marmorpagode des ehemaligen kydngetidn-saoieutu Kyongbok Palast- 
gerten, SQOUI) (i 348) und die ebenfalls zehnstöckige ähnliche des ehe 
rnallgen wongak-se (: heutiger Pagoda Park. Se0ul)(vor 1468). 
' Die Chaltyaßanskrlt: Heiligtum. Adlektivbedeutung von Gita : Schei- 
ierhautenyHalle hat sich vom holzernen Freibau zu einer in die Felsen 
geschlagenen Ablolge von Räumen entwickelt (Z. B3 Ajants 2..Ih,vor bis 
7 JrLnach. Kerll 2.Jn. nach). Mogllchenlvelse nannte man inältesterZeit 
auch einen Stüpa Chaltya. 
einfache Hütten als Unterkunft genügten und 
Tempeihallen mit Bildschmuck erst später folgte 
Tantristische Vorstellungen des 6. bis 8. Jahrhur 
glaubten allein durch den Bau eines Stüpa beso 
Zauberkräfte (väjra) erringen zu können und entvt 
ten ausgedehnte Verehrungsriten (püjä) bzw. 
geometrisch-stereometrischen Stüpa. Letztlich i 
Stüpa auch reliefiertes Attribut in der Krone des D 
(: Meditations-)Bodhisattva Maitreya bzw. Wl 
(odereine Pagode) in Miniaturform vom Weltenwä 
des Nordens vaishiavana (Japanisch: bishamo 
koreanisch: sa munjon)in der Linken gehalten unc 
in stark abstrahierterForm derjapanischen Darsti 
des Dhyäni-Buddha Vairocana (Dainichi) beigeg 
sein. 
Während der auf Asoka zurückgehende große S 
von Sänchi trotz reicher plastischer Ausschmül 
noch den ältesten Typus (kreisrunde Basis mit n 
vem weißgekalktenoderpolychromienen abgefia 
Tumulus und quadratischem Steingitter und dri 
chen Ehrenschirmen darauf) repräsentiert. zeig 
ebenfalls auf eine Gründung Asokas zurückzufüh 
DharmaräjikäStüpabeiTaxilabereitseinefürdiei 
zeit in Indien und Indochina nicht unwesentlicheli 
Iung, insofern als zwarnochdie runde Basis beibel 
wurde. aberderden Stüpa umgrenzenden Zaun w 
und die Möglichkeit bot. den Stüpa Mittelpunkt 
sich allmählich um ihn gruppierenden zwang 
Ansammlung von Mönchszellen und kleineren S 
werden zu lassen. 
Nicht nur, daß in weiterer Folge die Basis schr 
durch Vervielfältigung und Einbindung des Zaur 
den Sockel erhöht, die Anzahl der dichfüberelni 
gesetzten, eine konische Diskenbekronung bilde 
Ehrenschirmevermehrtwurde und derTumulusir 
hältnis dazu immer mehr von seiner Dominan. 
büßte, entstand im heiIenistisch-römisch beeinfl 
NordwestindienlPakistanlAfghanistan gegen End 
1. Jahrhunderts nach Christus eine neue Form. C 
Gandhära-Typunterscheidet sich von dem indiesz 
allgemein zum Turm tendierenden Stüpa dadurci 
er unter dem mitTrommeln gestreckten Tumulus 
viereckigen mit Säulen. Pflastern, Nischen. Ädi 
und Gebälk instrumentierten Unterbau setztef 
Daneben gab es auch pyramidal-aufragende St 
die in Verbindung mit einer vieleckigen Kreuzforr 
Grundrisses und der Treppenanlagen richtungwe 
fürdiezukünftigenTempelbauten Südostasienswi 
sollten. 
In Südindien fand der pilastergegliederte. quadrat 
Sockel keine Anwendung. sondern - wie die R 
struktion des ungleich reicher reliefierten Stüpa 
Amarävati (2.13. Jahrhundert nach) zeigt - es v 
die durch Trommelgeschoßeinschub erhöhte l 
mentierte) Halbkugel auf eine runde Terrasse m 
vorgelagerten Plattformen (cäyaka-khamba) mitj 
Ehrenpteilern gelagert. 
In der Region Kistna beispielsweise gab es auc 
Konstruktionsmethode, Ziegelsteine über spei 
radförmigem Grundriß aufzumauern und die c 
schenliegenden Hohlräume mit Erde zu füllen. 
Letztlich muß auch noch die Möglichkeit des i 
Apsis einer basilikalen Chaityahalles stehenden 8' 
erwähntwerden. Abdem S. Jahrhundert wurden (il 
näth) auch kleine Votivstüpas als Tempelopferg 
oder Pilgersouvenirs produziert. Während es in il 
nach der islamischen Zerstörung der von internat 
len Studenten besuchten buddhistischen Unive 
von Nälandä (1 197) zu einem fast völligen Veriös 
der Lehre Buddhas kam, hatte sie aber schon Iän 
Südost- und Ostasien dauerhafte Anhängers 
gefunden. 
Bei den Stüpas (dagoba) von Ceylon (das ab dem 
v. Chr. mit dem Buddhismus vertraut war) wurdi 
südindische Prinzip der runden Basis (trimala) m 
dem 2.13. Jh. nach auftretenden) vier Vorsprü 
(wahaikadas) beibehalten. Der in Ceylon über dre 
rassen liegende halbkugelige Stüpatumulus (gaet
	        
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