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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXX (1985 / Heft 203)

apar Johann Fiebich r-Taute Christin. Ausschnitt aus der 
kizzelürdasFreskoinderHeiliggeistkapelledes Domher- 
holes in Graz. um 1770I71. München, Bayerisches Natio 
1luseumlSamrnlung Fleuschel 
nz Martin Kuen. Stehender Kavalier in Ftückenansicht. 
ailentwurt lür das Chorlresko in der ehemaligen Zister- 
iserinnenkirche Baindt, 1763. Welßenhorn, Heimat- 
seum 
rkungen 7 - 12 
Sundersheimer lvgl. Anm s), s. 49. 
mann Bauer. Die Deckenbllder Matthäus Günthers in Roll am lnn, 
v. Blrkmalr (vgl. Anm. 4), s. 11a ll., Abb. 52. Farbtaleln 20 e 2a. 
nhard P. Woeckel, in wilhelrn Reuschel. Die Sammlung Wilhelm 
lschel, München 1962, s es rl., Nr. 29. i Ausstellungskatalog" 
bcksklzzen. Bayerisches Nationalmuseum Murlchen, Bildführerä. 
nchen 197a, s. 20. 
Jhald Spahr. Oberschwtibische Barockstraße I, Waldbad-Baienlurt 
v. s. 127, Abb. 72. 
Sundershelmer (vgl Anm. s). s. 49, Abb 71, 7a 
ßtellungskatalog uer barocke Himmel, Stuttgart-Augsburg 
was, s. 3a, Nr. a7 mit Abb 
 
6 
Unterarm auf einen Steinpteiler. Diese Haltung wirkt so 
natürlich und locker. daß man sich fragt, ob nicht auch 
Günthers Stutzer ein Zitat darstellt, wobei der Stein- 
pfeiler weggelassen wurde. Tatsächlich läßt der Weie 
ßenhorner Freskant Franz Martin Kuen1763aulseinem 
Estherlresko im Chor der ehemaligen Zisterzienserin- 
nenkirche Baindt bei Ravensburg" einen Hötling als 
Fiückfigur mit Stock auftreten, der sich bei ähnlicher 
Schritlslellung auf ein Treppengeländer aufstützt. Eine 
vorbereitende Bleistittzeichnung im Heimatmuseum 
WeiBenhorn (Abb. 7) lührt noch näher an Günther und 
FiebichheramdennhierwendetderKavalienseitenver- 
kehrt dargestellt, ebenfalls den Kopf zur Seite und trägt 
ein kesses Barell mit Feder statt des Helms auf dem 
Fresko. Andere, scheinbar bedeutungslose Detailsteilt 
er mit Fiebichs Stutzer allein, so den geschwungenen 
Stockgritt. den Fransensaum des kurzen Rocks und die 
Sandalen, deren linke über die Steinstule hinausragt. 
Haben also weder Günther noch Kuen oder Fiebich ihre 
Fiückenligur selbst erfunden, sondern nach einem i 
bislang nicht nachweisbaren - gemeinsamen Vorbild 
kopiert? Kuen. der in Augsburg gelernt hatte. war zwi- 
schen 1745 und 1747 in ltalien gewesen undschmückte 
sich nach der Ftückkehrbesonders gern mit Tiepolozita- 
ten. Günther wiederum machte in Flott besonders rei- 
chen Gebrauch von Holzers lnventionen, Fiebich hielt 
sich an Maulbertsch. Warum sollten sie sich bei dem 
Stutzer anders verhalten haben. gehörte solches Ent- 
lehnen damals doch zu den anerkannten Spielregeln 
der Kunst? 
Die Antwort fällt deshalb nicht leicht, weil Gü 
schon 1754 in dem Judithlresko der Wiltener Pfe 
che. aus dem er auch sonst einige Motive für Ftotta 
abwandelte, die Rückenfigur eines Zuschauers a 
ten läßt. die durch die Schrillstellung. Armhal 
Gewandziplelung und dem obligaten Stock im Fti. 
deutlich an den Stutzer gemahnt." Allerdings teh 
ser Gestalt die Körpertorsion, die den anderen Be 
len gemeinsam war und die auch Günther bei an 
Gelegenheit gebraucht. Die lokale Tradition will ir 
Mann mit dem zurückgelegten Kopt ein Selbstb 
Güntherserblicken. jedenfalls erhälter im Bild eine 
lich exponierte Funktion wie der Stutzer. Günther 
aber auch diese Figur schon in einem früheren Fi 
vorbereitet. Bei der "Taufe des hl, Augustinusu ir 
tenbuch. wofür die Stuttgarter Staatsgalerie die 
Zeichnung besitzt", stellt er 1742 rechts außen r 
vornehmen Mann im Gespräch mit seinem Nach 
mit ähnlicher Haltung und emporgerichtetem B! 
Position wie in Wilten, so daß sich eine stete Ent 
lung des Motivs über 17 Jahre hinweg ergibt. 
Man soll Lösungen nicht erzwingen, solange sie 
nicht reif sind. Vielleicht bringt allein schon die F 
stellung eine plötzliche Antwort. Unabhängig c 
bleibt es ein Meisterstreich, wie Güntherseinen St 
in die Skizze hineinkomponiert hat. einem Pai 
schlag in derOuverturegleich. Das ausgeführte Fi 
hat ihn nicht nur gedämpft. sondern an unaulfä 
Stelle in das Stück vom Martyrium des hl. Marinuse 
gliedert.
	        
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