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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXX (1985 / Heft 203)

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5 Nlccolö dl Segna. Kruzifix. Gesamtansicht. 
Siena. Pinacoteca Nazlonale 
6 Niccolb dl Segna, Madonnenfragment. Hel- 
sinki Sinebrycho" An Museum 
7 Niccolö di Segna. Hl. Margaretha aus den 
Drei heiligen Jungfrauen (Abb. 1) 
8 Niccolü dl Segna. Hl. Catarina. Siena. Plna- 
coteca Nazionale 
9 Niccolö dl Segna. Hl. Katharinaausden Dral 
heiligen Jungfrauen (Abb. 1). Staatsgalerie 
Stuttgart 
madonna angeregt (Abb. 4), findet seit Pietros Karmeli- 
terpala immermehrein otfenbarxflorentinisches-r Motiv 
Eingang in die sienesische Malerei, wo es sich über 
einen beträchtlich langen Zeitraum verfolgen läßtf 
War Duccio die maßgebliche künstlerische Autorität in 
Siena und sein Formenkanon tür keinen anderen seiner 
Schüler wie Segna di Bonaventura nahezu verbind- 
lich", so atmet das Stuttgarter Tafelchen den Geist 
einer neuen Generation, welche sich zunehmend an 
den Werken Simone Martinis und der Lorenzettibrüder 
zu orientieren beginnt. 
Niccolö di Segna war während der väterlichen Ausbil- 
dung auch künstlerisch ein folgsamer Sohn, gehört aber 
zweifellos seit 1331, als er - wohl nach dem Tode Se- 
gnas - e e eigeneWerkstatt zu führen beginnt, zu den 
Malern, die sich den neuen Einflüssen nicht langer ver- 
schließen." Nur zwei sichere Werke von der Hand Nic- 
colbs sind bekannt: eine Madonna mit Kind von 1336, 
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welche sich ehemals in der Pieve di San Galgano in 
Monte Siepi befand" und ein heute in der Pinacoteca 
Nazionaie von Siena autbewahrtes, signiertesund 1 345 
datienes Kruzifix (Abb, 5)." Anders als bei Segna kann 
sich eine Neuzuschreibung an Niccolo, wie sie für das 
Stuttgarter Täfelchen vorgenommen werden soll, auf 
nurwenige gesicherte Anhaltspunkte stützen. Ein Fest- 
halten an der Autorschaft Segnas läßt sich iedoch 
schon im Vergleich mit der relativ höheren Zahl seiner 
für ihn gesicherten Werke, die den Vater Niccolos als 
einen konservativen und stärker noch der Ducciotradi- 
tion verpflichteten Künstlerausweisen, nicht langerauf- 
rechterhalten, Das Sieneser Kruzifix, das einzige si- 
gnierte und 1345 datierte Werk Niccolos. markiert in 
dem ihm sonst üblicherweise zugewiesenen Oeuvre 
einen Entwicklungspunkt, an dem sich der Künstler 
augenscheinlich unterdem EinflußSimone Martinis und 
Pietro Lorenzettis am weitesten von Duccios Formen- 
kanon entfernt hat." im Vergleich mit den von starkem 
seelischen, beim Betrachter Mitleid evozierenden Aus- 
druck geprägten Kruzifixfiguren kennzeichnet eher 
eine vornehme Verhaltenheit die drei heiligen Jung- 
frauen des Stuttgarter Talelchens. 
Dennoch lassen sich sichtbare Bezüge aufzeigen, wel- 
che weniger im Figurenstil als vielmehr in vergleichba- 
ren Motiven der Ornamentlk die Handschrift Niccolös 
zu verraten scheinen. Auf den beiden seitlichen Orna- 
mentteldern neben dem Christuskorpus (Abb. 6) findet 
sich ein Dekorationssystem, welches aus einem regel- 
mäßigen Wechsel von untereinanderverknüpften acht- 
zackigen Sternen- und Vierpaßmustern besteht. Helle 
vegetabile Btattfcrmsn haben sich im Kontrast von den 
schwarzen lnnenflächen der Vierpasse und Sterne ab. 
Ein Niccolü zugeschriebenes Madonnenfragment 
(Abb. 7), das sich im Sinebrychotf Art Museum in 
Helsinki"; befindet, zeigt ein durchaus vergleichbares
	        
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