18 Landshut. Heilig-Gelst-Kirche, Gewölbe des Chorschlusses
19 Landshut. Helllg-Geist-Klrche. Wandvorlage der Ostjoche
und des Chorumgangs. Baldachin
20 Landshut, Hellig-Gelst-Klrche. Wandvorlege der West-
joche. Baldachln
welchen Etappen der Bau errichtet wurde und welche
Abschnitte die einzelnen Etappen umfassen. Zensie-
rend wurde der Bautypus im Vergleich mit der Choran-
lage bei HI. Geist in Landshut und bei der Stadtpfarr-
kirche in Salzburg als konservativ bezeichnet, anderer-
seits eingeräumt. hier in Straubing sei schwäbische Art
und Weise eines Hallenchors mit Umgang nach Altbay-
ern übertragen. Die Form des Binnenchors wird auf die
des seit 1356 oder 1357 in Bau befindlichen Ostchors
des Augsburger Domes zurückgeführt. Begonnen wur-
de der Straubinger Bau vor 1415; im Jahr 1418 waren
zwei der am Chorumgang gelegenen, wie bei St. Martin
in Landshutzwischen die Strebepleiler eingefügten Ka-
pellen benutzbar, 1423 der Chorumgang, kurz vor 1430
der Chor (Abb. 21 , doch: wie weit nach Westen reichte
damals der Bau und in welcher Höhe stand er?)
Bei dem vor Straubing aufdem Epitaph genannten ßvcze
otingu handelt es sich um Neu-Ötting, dessen Kirche
St. Nikolaus in der Gesamtdisposition St. Martin in
Landshut folgt, mit Ausnahme des Turms, der an der
Nordseite des Chores steht und an den das nördliche
Seitenschiff des Langhauses anschließt (Abb. 23). Der
Anteil, der durch Hanns von Burghausen zur Ausfüh-
rung kam, ist nur klein: Chor und Turm. Ersterer wurde
141 O begonnen, letzterer 1429 vollendet - der einzige
authentische Turrn des Hanns von Burghausen. da nur
er zu Lebzeiten des Baumeisters begonnen und vollen-
det wurde. Eine bauliche Besonderheit sind die Binder-
steine des Mauerwerks, diez. T. schwarz gebrannt sind;
am Chor sind sie unregelmäßig verwendet, am Lang-
haus durchgehend im Wechsel mit roten Läufersteinen
verbaut. Die Gewolbefiguration des Chores ist in der
Verschmelzung von Dlagcnalrippen mit einem soge-
nannten vierteiligen Rautenstern auffällig; eine gleiche
Ausformung zeigen die Langhausjoche von St. Jakob in
Wasserburg, dem letzten der auf dem Epitaph an
St. Martin aufgeführten Kirchenbauten des Meisters.
In Wasserburg war es 1410 zu einem Neubaubeschluß
fürdieerst1391 - 1392 neu eingedeckte Kirchegekom-
men. Ein Abschlußdatum des durch Hanns von Burg-
hausen errichteten Langhauses (Abb. 22) ist nicht
19
bekannt. 1423 wariedenfalls eine der Kapellen fertigge-
stellt, die - wenn auch in ganz anderer Proportionie-
rung als beim Langhaus von St. Martin in Landshut-
doch mitdenen der letztgenannten Kirche vergleichbar
sind und in verwandter Weise das dreijochige Hallen-
langhaus bis in halbe Höhe begleiten, das auch wesent-
lich anders proportioniert ist als das von St. Martin. Vor
1437 muß das Langhaus jedenfalls vollendet gewesen
sein. Daß Chor und Westturm mit begleitenden Kapel-
len seit 1445 durch einen anderen Baumeister errichtet
wurden, nämlich durch Stephan Krumenauer, stand
stets fest; den Turrn vollendete Wolfgang Wiser um
1478. Stephan Krumenauer hatte geplant, im Zusam-
menhang mit seinem Chorbau das Langhaus dahin
umzubauen, daß erdie Seitenkapellen auf die Höhe der
Chorkapelle bringen wollte, die, gleich denen der
Stadtpfarrkirche in Salzburg, die Höhe des Hauptrau-
mes haben, dessen Wölbung kurviert geführte Rippen
aufweisen.
Was die Leistung anbetrifft, die Hanns von Burghausen
mit seinen Bauten vollbracht hat, so wurden in der Lite-
ratur der letzten Jahrzehnte mehrere Details erörtert.
Das Gewölbe der Sakristei von HI, Geist, in der Nach-
folge derWölbung derWenzelskapelle am Dom in Prag
zu sehen und dem ersten Bauabschnittder Kirche zuzu-
rechnen, zeigt im Scheitel ku rviert geführte Rippen; es
ist (odersoll es sein)das erstemitsolchen Rippen konzi-
pierte Gewölbe in der Architektur der späten Gctik. Die
Portalbaldachine von St. Martin, die bald auf Wiener
Anregungen (St, Maria am Gestade), bald aufwestliche
VorbilderinderGrabmalarchitekturzurückgeführtwer-
den, haben noch am Straßburger Münster Schule ge-
macht. HI. Geist in Landshut und die Stadtpfarrkirche in
Salzburg gelten als die Schöpfungsbauten des angeb-
lich richtungslos flutenden spätgotischen Einheits-
raumes.
Aufdie familiären Verhältnisse der letzten Lebensiahre
des Hanns von Burghausen ist durch Urkundenfunde
etwas Licht gefallen. Danach warder Baumeisterzwei-
mal verheiratet, aus erster Ehe hatte er einen Sohn Ste-
phan, und dessentwillen sollen abschließend, gleich-
20