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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXX (1985 / Heft 198 und 199)

intren Deutschlands. wie Dresden, Wien oder 
ünchen und sogar in Stockholm? 
achdem 1634 die Stadt Suhl im Verlaufdes 30jährigen 
iegesdurch einen Brand fast völlig vernichtet worden 
ar, entschloß sich ein Johann Paul Klett. wir kennen 
sher nicht seine verwandtschaftlichen Verhältnisse 
iden anderen FamilienmitgliederndieserZeit, zusam- 
en mit seiner Familie seine Vaterstadt zu verlassen. 
eser Entschluß wurde ihm insofern erleichtert, als er 
ifTl Salzburger Erzbischof Paris Graf von Lodron(1619 
s 1657) eine interessante Arbeit in Aussicht gestellt 
ikam. 
eser Erzbischof hatte bei einem Konkursverfahren 
igen die reiche Salzburger Familie Steinhauser u.a. 
Iren Messinghandlung übernommen. Da man sich im 
ijährigen Krieg befand und der Nachschub von Waf- 
n immer schwieriger geworden war (siehe die Ver- 
chtung von Suhl !). beabsichtigte Paris Lodron ausdie- 
ir Konkursmasse ein Messingwerk und einen Eisen- 
immer, der ihm ohne Einschränkung zur Verfügung 
and, in Ebenau, nur wenige Kilometer von Salzburg 
itfernt, zu errichten. 
s Leiter dieser Fabrik erkor er sich 1635 Johann Paul 
ett. nichtsdestotrotz daß dieser dem "neuen Glauben 
ihiflgü, und er überließ sie ihm mit vollständigem 
!Sl3l'ld zu einem jährlichen Zins von 36 fl., wobei die 
iterhaltskosten für die Gebäude und das Werkzeug 
e Salzburger Hofkammer aufzubringen hatte} Er trat 
136 in Ebenau mit seinen Söhnen Cornelius, Sigmund 
id Johann Paul (il) ein. Ob auch seine Frau Barbara 
ib. Bär mit ins Salzburgische gekommen ist, ist nicht 
klärt. Er muß schon vor seiner Salzburger Zeit ein 
ideutender Büchsenmacher gewesen sein, denn er 
rd als "Senatorü bezeichnet, und es wird ihm zu 
zdenken in seinem Todesjahr 1663 in seiner Vater- 
adt, die er vor 28 Jahren (!) verlassen hatte, eine 
itenmesse gelesen. 
zben ihm arbeitete ab etwa 1640 auch sein ca. 1624 
borener Sohn Johann Paul (II). Über einen Zeitraum 
n mehr als 20 Jahren waren also zwei Büchsenma- 
er desselben Namens am selben Ort tätig. ohne daß 
rirgendwelcheHinweisebezüglicheinerbestimmten 
arke oder Signatur, die nur einer der beiden verwen- 
thätte. besitzen. Ein Neffe von Johann Paul (II), eben- 
falls mit Namen Johann Paul (III), wurde erst 1663 frei- 
gesprochen und scheint allem Anschein nach keine 
besondere Ftolle gespielt oder bedeutende Arbeiten 
geliefert zu haben. Er scheidet also mit Sicherheit als 
Hersteller dieser Waffen aus. 
Es bleibt aberals Faktum, daß nach dem heutigen Stand 
unseres Wissens nicht zwischen Waffen von Johann 
Paul (I) und solchen von Johann Paul (II) unterschieden 
werden kann. Man kann ganzallgemein sagen. daß eine 
auffallende Ähnlichkeit innerhalb des Schaffens der 
Klettzu bemerken ist,wobeidieZuschreibungeinzelner 
Waffen nuraufgrundeinerMarkeoderSignaturmöglich 
ist. 
Johann Paul (II) heiratete 1669 eine Christina Ziegler. 
nachdem er kurz vorher zum katholischen Glauben 
übergelreten warf Die konfessionellen Schranken 
scheinen sich doch langsam als hinderlich herausge- 
stellt zu haben. 
Nach dem Wegzug seines BrudersSigmund mit dessen 
Schwiegersohn Johann Krach (ca. 1664) scheint er mit 
der Witwe seines Bruders Cornelius und dessen Sohn 
Johann Paul (III) die Werkstatt geleitet zu haben. Da er 
sich aber mit seiner Schwägerin nicht verstand, ver- 
suchte er, allerdings vergeblich. 1688 in Ofen (Buda- 
pest) eine Stellung im kaiserlichen Zeughaus zu erhal- 
ten. Schon ein Jahr später kehrte er krank und völlig 
verarmt nach Ebenau zurück. wo er 1692 starbÜ 
Die Familie Klett gehörte zu den wichtigsten Konstruk- 
teuren und Erfindern aufdem Gebietderdamals moder- 
nen Waffentechnik. So führten sie wohl noch vor der 
Mitte des 1 7. Jh.s in Österreich das Steinschloß ein, das 
sie sicherlich in Suhl kennengelernt hatten", und sie 
produzierten zwei-unddreischüssigewaffenmiteinem 
Lauf mit verbesserten lsolierungstechniken? Letztere 
waren sowohlfürJagdzweckedamitman einvertehltes 
oderverletzteswildbeiderFluchtoderbeimdrohenden 
Angriff erlegen konnte, oder im Kriegsfall, weil ein Geg- 
ner nicht mit der Möglichkeit eines weiteren Schusses 
rechnete. von oft entscheidender Bedeutung. 
Sigmund Klett kann als der Erfinder von Gewehren mit 
Einstecklaufen 7 ein zweiter Lauf mit kleinerem Kali- 
ber kann in den normalen Gewehrlauf mittels Führungs- 
nockenentlang derZügegedrehtwerden-angesehen 
werden. Obzwar sich hier die Möglichkeit ergibt. zwei 
verschieden große Geschosse abzufeuern, scheint es 
sichdabeidochmehrumeinetechnische, höchst kunst- 
fertige Spielerei zu handeln. Wir kennen jedenfalls von 
Sigmund das früheste signierte und 1652 datierte Bei- 
spiel dieser Gattung (Schloß Windsor, L 309). Auch das 
Salzburger Museum CA besitzt so ein Gewehr von Sig- 
mund Klett. datiert 1653 (W 3001). 
Schließlich kennen wir eine Reihe von Wenderwaffen, 
die in der Mitte des 17. Jh.s allerdings von verschiede- 
nen Büchsenmachern hergestellt wurden und - nur 
mit Erzeugnissen der Familie Kalthoff und deren Nach- 
folgern vergleichbar. aber erheblich abgewandelt und 
verbessert - Hinterlader-Magazinwaffen.'" 
Die vierläufige Steinschloß-Wenderpistole (W 3009) 
(Abb. 2) besitzt eine Gesamtlänge von 52 cm. während 
die runden Läufe 32 cm lang sind, bei einem Kalibervon 
9 mm. Die Läufe sind nur mit wenigen gravierten Blu- 
men an der Kammer verziert. Das blanke Schloß, wie 
auch der Hahn, ist ebenfalls mit fein gravierten Blumen 
dekoriert und Jean Paul l Clett signiert. Es besitzt nur 
einen Hahn und eine Batterie (Schlagfläche und Pfanne). 
Der gebogene Kirschholzkolben ist ganz schwarz, auf 
Ebenholzart gebeizt. Um die Knaufkappe ist ein mit Blu- 
men graviertes, vergoldetes Eisenband gelegt. Auch 
der Abzugbügel war ehemals vergoldet. 
Um die Läufe drehen zu können. muß man den Vorder- 
teil des Abzugbügels nach hinten drücken. wodurch die 
Arretierung der Laufe freigegeben wird. Befindet sich 
der nächste Lauf in schußbereiter Stellung, schnappt 
die Arretierung wieder ein. Die Pistole verfügt nur über 
eine Batterie. von der ein Kanal zur Kammerdesjeweils 
obenliegenden Laufes führt. 
Über das identische System verfügt ein Steinschloß- 
Wendergewehr von Cornelius Klett im Kunsthistori- 
schen Museum in der Neuen Burg in Wien (D 374), zum 
Unterschied wird bei diesem die Arretierung der Läufe 
aber durch einen vor dem Abzugbügel befindlichen 
Hebel gelöst. Ebenfalls Hebel besitzen die zweiläufigen 
SteinschIoß-Wendergewehre in Wien der Familie Klett 
(G 61 9) und von Johann Paul Klett(D 363), die allerdings 
über jeweils eine Pfanne pro Lauf verfügen. sowie ein 
Paar vierläufiger Steinschloß-Wenderpistolen von Cor- 
nelius Klett in Coburg (V 85. 66), ein vierlaufiges 
Steinschloß-Wendergewehr von Cornelius Klett in 
Vlerläuilge SlemschloB-Wender- 
Pistoie, Salzburger Museum Caro- 
Hno Augusteum, lnv. Nr. W 3009, 
signiert wJean Paul (DEIN. 
SalzburgrEbenau, zwischen 1650 
und 1560 
Schloßgegenselte von Abbildung 2 
 
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