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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXX (1985 / Heft 198 und 199)

mutung sprichtdieTatsache, daß wirviele Klettläute mit 
einer iiPu-Marke kennen, wobei das wPrr sicherlich für 
nProbeu steht. 
Die blanken Schlösser und die Hähne sind mit gravier- 
ten Blüten verziert. 
Die gebogenen Kirschholzkolben sind ganz schwarz, 
auf Ebenholzart gebeizt. Die Kupfermontierung ist ver- 
goldet und ebenfalls mit Blüten graviert. wobei die Kola 
benkappeauseinem starkgewölbten Kupferstückgear- 
beitet ist und zum Füllen des Pulvermagazins abge- 
nommen werden kann. 
Die sehrtein gezeichneten Blüten und Ranken, wie aul 
diesen drei Pistolen (vgl, Abb. 4), finden wirauch aulden 
meisten anderen Walten der Familie Kiett und damit 
auch desJohann Krach. Man kanndiese Dekorationsart 
fast als identilikationsmittel für Klett-Produkte anse- 
hen. da wir sie in dieser ganz speziellen Weise der 
scharfen Abgrenzung gegen die immer hochpolierte 
Oberfläche mit einer ganz ieinen Binnenzeichnung auf 
keinen anderen Walten bisher kennen. 
Als Vergleich in der selben Zeit eignen sich sehr gut die 
1661 gestochenen Blätter von Johannes Thünkel (s. 
Abb. 5). Auch hier linden sich die akkurat gezeichneten 
Blüten mit sehr leiner Binnenzeichnung. Sowohl diese 
Blätter wie auch die Dekorationen der Klett scheinen 
ihre Wurzeln in den Früchtebouquets des Johann Sib- 
macher (s. Abb. 6) zu haben, die zwischen 1600 und 
1605 entstanden. Über die genauen Stichvorlagen. die 
sich von diesen ableiten und die die Klett verwendeten. 
läßt sich nichts genaueres mehr sagen. 
Über den Mechanismus dieser Pistolen wurde schon 
etwas gesagt, doch wollen wir hier den genauen Ablauf 
 
 
der Tätigkeiten und Funktionsweisen bei der Hand- 
habung aufzeigen. 
Im Vorderschatt links befindet sich das Kugelmagazin 
lür iO bis 12 Kugeln, das man von links lüllen kann und 
dasdurch einen einfachen Hebel, der mittels eines Dor- 
nes die Kugeln im Magazin hält, verschlossen wird (s. 
Abb. i. rechts), im Kolbendas Pulvermagazin. Schwingt 
man nun den Abzugbügel, deran seinem vorderen Ende 
mit einer Schraube drehbar befestigt ist (System Kalt- 
hoff) (s. Abb. 4), nach rechts, nachdem man mit einem 
Druckknopf hinter dem Abzug eine Arretierung gelöst 
hat, so werden gleichzeitig der Hahn gespannt, der 
Pfannendeckel mit der Schlagfläche auf die Pfanne 
gedrückt und zwei Zylinder gedreht. 
Diese Zylinder befinden sich in der Verlängerung des 
Laufes (s. Abb, 7) bei der Kammer und besitzen eine 
horizontale Bohrung. Der vordere Zylinder wird so 
gedreht. daß er in diese Bohrung eine Kugel aus dem 
Magazin aufnehmen kann. Dafür muß man den Ver- 
schlußhebel des Magazins - mit seinem Haltedorn - 
anheben und mit ihm durch einen leichten Druck die 
Kugel in den Zylinder befördern. 
DerhintereZylinderwirdsogedreht,daßseine Bohrung 
erlaubtdaßdas Pulver,dasübrigenssehrfeinseinmuß, 
ausdem MagazinindieKammerrinnen kann. Dazurnuß 
die Pistole nach unten gehalten werden und obendrein 
eine Flügelschraube aus Horn am Halsrucken. es han- 
deltsichdabeiohneZweifel um eineAnspielung auf das 
Material der herkömmlichen Pulver-"Hörnerir, gedreht 
werden, damit das Pulver überhaupt erst rinnen kann. 
Ist die Kammer geiüllt, rieselt etwas Pulver aus einem 
kleinen Loch hinter dem Zylinder, worauf die Flügel- 
schraube wiedergeschlossen wird. Nun schwenktman 
den Abzugbügel in seine Ausgangsstellung zurück, der 
wieder in seineArretierung einrastet. Dabei werden die 
zwei Zylinder wieder zurückgedreht. und zwar so, daß 
der hintere die Kammer hermetisch verschließtund als 
Kammerboden (Stoßboden) dient. und der vordere so 
gestellt wird, daß die Kugel genau zwischen die Kam- 
mer, in der sich ja das Pulver befindet, und dem Laufzu 
liegen kommt. 
Wir kennen eine ganze Fieihe von diesen Magazinwal- 
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fen, Gewehre und Pistolen, lnvielen Sammlungen Euro- 
pas von allen Mitgliedern der Familie Klett, doch zwei 
Punkte sindandenSalzburger Pistolen auffällig: Essind 
die einzigen Walten, die wir kennen, die eine Flügel- 
schraube als besondere zweite Pulversperre am Hals 
besitzen, und bei denen das Kugelmagazin nur Ge- 
schossebiszu einem Kalibervon9mm zuläßt, während 
der Laul ein solches von 12 mm mißt. 
Zusammen mit der Tatsache, daß die Holzteile, aber 
v.a.gewisseMetallteile,iastpapierdünn undnichtstark 
belastbar sind, konnte man vermuten, daß es sich bei 
diesen Pistolen um Prototypen handeln könnte. Um 
dalür Gewißheit zu erlangen, müßte man die anderen 
bekannten, typengleichen Waffen auf diesen Gesichts- 
punkt hin untersuchen. 
 
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