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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXX (1985 / Heft 198 und 199)

stlerprofile Erwin Reiter 
 
Erwin Reiterwurde 1933 in Julbach im Muhlviertel geboren, wo 
er ietzt wieder sein Hauptquartier unterhält Er besuchte die 
Fachschule lür Holzbildhauerei in Hallstatt, wurde Schüler 
Wotrubas an der Wiener Kunstakademie, arbeitete als rreier 
Bildhauenbeschickte zahlreiche Ausstellungen im ln-undAusr 
land (u. a. 1973 die Biennale von Sao Paulo), wurde ott preisgee 
kront und übernahm 1973 die Leitung derMeisterklassetur Bilde 
hauerei an der Hochschule lur Gestaltung in Linz 
Erwin Fieiler hat innerhalb des Kreises der ehemaligen 
Wotruba-Schuler sehrklar seine Position bezogen, seine Eigene 
artausgetormtundauchötlentlich zurWirkunggebracht. Erhat 
die Absicht seines Lehrers, die (menschliche) Figur in Block- 
form zu konzentrieren, zunächst auch für sich akzeptiert und 
sich dann 7 nicht zuletzt im Kontakt mit Andreas Urteil 7 
davon wieder distanziert, indem er Leben 7 oder schlicht 
gesagt Bewegung 7 in seine Blocke einbrachte. Erwurde zum 
Schopler der Lamelleriliguren, die sein Markenzeichen bilden, 
denen erinnerhalbderMoglichkeiten derStatikimmerstarkere 
Bewegung einlormt und denen er erst nach einer langen Pro- 
duktion lur kurze Zeit untreu wurde, als er aus Abtallen seiner 
Stahtplastiken wieder neue Skulpturen zusammensetze ganz 
locker, wie es sich eben ergab, Was sich zu ergeben hatte, 
bestimmte allerdings auch hier nicht der Zutall, sondern der 
suchende Blick auf den Schrotthauten 
Fieiter hat sich lruh zur großen Form, zum großen Wurt, entr 
schlossen Die Basis dalur gibt äußerlich das solide handwerkli- 
che Konnen irnTieleniedoch die Selbstsicherheit. dieaus einer 
inneren Fre.heit lließt. Es ist kein Wagnis. Erwin Reiterals Erben 
Fritz Notruoas zu kennzeichnen Seine Persönlichkeit triti uns 
unverkennbar in seinen großen Skulpturen aus Chromnickel- 
stahl entgegen 7 im "Forum Meiallii am Linzer Donauuler oder 
in der Figur iiAulbruchii in Wien, in der Grcißteldsiedlung Sie llflr 
del sich ebenso stark in seinen menschengroßen Werken wie in 
seinen kleinlormatigen Stucken, die er vielleicht als Multiples 
aurlegl Seine Personlichkeil erleidet auch keinen Bruch, wenn 
er seine Vorstellungen in Tuschezeichnungen, in Pastelltaleln 
oder in der Druckgraphik außert Keine kleinliche Pinselei ist 
hier zu linden, sondern derselbeWille zurgroßen Form, dersich 
in der Bildhauerei so augenscheinlich manitestiert 
Außerlich sind die Wellenbander Erwin Reiters Markenzeichen 
geworden Dieses Element laßt sich so vielrältig anwenden, daß 
der Kuristler gar nicht in die Getahr gerät, es als iiMascherr 
anwenden zu mussen. um eine ldee zu multiplizieren, Ein Blick 
in seine Skizzenbucher zeigt, daß allein schon dieses Stilmerk- 
mal die Basis lur ein sehr reiches iiLebenswerkii bilden kann. 
Der Kunstler selbst laßt die Vermutung gelten, seine Abstamr 
mung aus dem welligen Muhlviertet habe ihm die Allinital zu 
Wellenclementen mitgegeben Entscheidend wurde aber die 
Entdeckung der Herzdiagrarnme in einer Ordination ilch habe 
erkannt. daß die Welle imstande ist. alle unsere psychischen 
Zustande 7 soweit wir sie als Graduierung von Erregung ver- 
stehen - sichtbar zu machen Der Entschluß, die Welle als 
Gestaliungsrnitlel zu erforschen, hat lortan mein Werk 
bestimmt lteule bin ich uberzeugt. da?) die bewußt verwendete 
Welle rnein Werk von dem aller anderen zeitgenossischen 
Arbeiten abhebt und es unverwechselbargepragt hat, Pur mich 
ist es ein gesichertes Wissen. daß das Wellenelernent Jenes 
Ausdrucksmittel. Jenes Sprachmittel ist, das kosmische Gultig- 
keii hat v 
KosrniscneGulligkeitqlmWerkeErwin Reitersbeganndie Form 
den lr-liall zu pragen Aus den Wellen entstanden nicht nur "Sta- 
tuenii, sie wurden immer lebendiger und eines Tages stand ein 
iiFlugwcsoiiii da. Reiter hatte nicht den irrealen Ehrgeiz. die 
Schweikralt zu uberwinden, auch nicht den, besonders ralli- 
nierie neuartige Mobiles anzuteriigen Er wollte die Bewegung 
des Menschen.seineGestenurrdGebarden. ineinehdhereWelt 
iransconiert 7 und allmahlich beland er sich in einer transzen- 
dentcnWeltvolleiGeistwesen Flugweseri.ErigeLAslronaulen. 
Bot inrn die Welle alle tormalen Moglichkeiten, so ermoglichen 
ihm die lliegenden Wesen jede denkbare inhaltliche Kombina- 
tion Neben statischen Monokraten linden wirbewegt tandende 
Engel. neben monologisierenden Einzelliguren verbunden 
Paare und verknotete Gruppen tn Zeichnungen und Graphik- 
zyklen werden die Themen durcnubertegt. variiert Jahrelange 
Arbeit hat er in seinen Plan lur den i-Saal der toten Astronautenii 
investiert ebensolurdie rlMeflSChflellSlamllleli,dielüldle Plaza 
der UNO City gedacht war Es ware schon, wenn diese Kon- 
zepte eiiiirial realisiert werden konnten. 
Reiter ist voll und ganz Bildhauer Dennoch ist er ebenso als 
Zeichner anerkannt Betrachtet man seine Zeichnungen. lallt 
zunachst auch hier die Kontinuilat aut. In Tierdarstellungen 
wollte der Jungling wohl auch die Umwelt bewältigen, ehe er 
sich aul sich selbst bezog. Parallel zu seinem Lebens- und 
Selbstgeluhl begann er, die Einzelliguren darzustellen. Paare, 
dann Figiirengruppen. die als "Familienri gesehen werden 
konnen schließlich die großdimensidnterteh außerirdischen 
Wesen Die Dominanz der Plastik kann nicht in Frage gestellt 
werden Dennoch uberließ Reiter der Zeichnung eine souver 
rane Position, die seine Bildhauerei nicht nur begleitet. sondern 
mancheSignalelurspatereSkulpturenvorausschickt. Er schur 
sehr wenige irBildhauerzeichnungenii, um sich uber die Drei} 
dirnenslorialilat Klarheitzuverschatten oder um einem Auftrage 
geber seinen Vorschlag zu verdeutlichen 7 obwohl es einige 
solcher Beispiele gibt Fieiter zeichnet drauf los 7 und spater 
erkennt rnan. daß sich in Blattern ankundigte, was dann auch in 
der Skulptur in Erscheinung trat (Eine Monographie uber seine 
Zeichnungen erscheint im Marz im Verlag Widricn in Salzburg) 
Hans Widricn 
ilMondkircheir, 1983. Chromnickelstahl 
iiDragoriri. 1983. Chrumritckelstahl 
Erwin Heiter vor seinem Freilichtatelier In Julbach 
Ateliervolplatl des Künstlers in Jubach 
riHODO-PflSSl-r. 1934. Chromnickelstahl 
graute; 
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