stlerprofile Erwin Reiter
Erwin Reiterwurde 1933 in Julbach im Muhlviertel geboren, wo
er ietzt wieder sein Hauptquartier unterhält Er besuchte die
Fachschule lür Holzbildhauerei in Hallstatt, wurde Schüler
Wotrubas an der Wiener Kunstakademie, arbeitete als rreier
Bildhauenbeschickte zahlreiche Ausstellungen im ln-undAusr
land (u. a. 1973 die Biennale von Sao Paulo), wurde ott preisgee
kront und übernahm 1973 die Leitung derMeisterklassetur Bilde
hauerei an der Hochschule lur Gestaltung in Linz
Erwin Fieiler hat innerhalb des Kreises der ehemaligen
Wotruba-Schuler sehrklar seine Position bezogen, seine Eigene
artausgetormtundauchötlentlich zurWirkunggebracht. Erhat
die Absicht seines Lehrers, die (menschliche) Figur in Block-
form zu konzentrieren, zunächst auch für sich akzeptiert und
sich dann 7 nicht zuletzt im Kontakt mit Andreas Urteil 7
davon wieder distanziert, indem er Leben 7 oder schlicht
gesagt Bewegung 7 in seine Blocke einbrachte. Erwurde zum
Schopler der Lamelleriliguren, die sein Markenzeichen bilden,
denen erinnerhalbderMoglichkeiten derStatikimmerstarkere
Bewegung einlormt und denen er erst nach einer langen Pro-
duktion lur kurze Zeit untreu wurde, als er aus Abtallen seiner
Stahtplastiken wieder neue Skulpturen zusammensetze ganz
locker, wie es sich eben ergab, Was sich zu ergeben hatte,
bestimmte allerdings auch hier nicht der Zutall, sondern der
suchende Blick auf den Schrotthauten
Fieiter hat sich lruh zur großen Form, zum großen Wurt, entr
schlossen Die Basis dalur gibt äußerlich das solide handwerkli-
che Konnen irnTieleniedoch die Selbstsicherheit. dieaus einer
inneren Fre.heit lließt. Es ist kein Wagnis. Erwin Reiterals Erben
Fritz Notruoas zu kennzeichnen Seine Persönlichkeit triti uns
unverkennbar in seinen großen Skulpturen aus Chromnickel-
stahl entgegen 7 im "Forum Meiallii am Linzer Donauuler oder
in der Figur iiAulbruchii in Wien, in der Grcißteldsiedlung Sie llflr
del sich ebenso stark in seinen menschengroßen Werken wie in
seinen kleinlormatigen Stucken, die er vielleicht als Multiples
aurlegl Seine Personlichkeil erleidet auch keinen Bruch, wenn
er seine Vorstellungen in Tuschezeichnungen, in Pastelltaleln
oder in der Druckgraphik außert Keine kleinliche Pinselei ist
hier zu linden, sondern derselbeWille zurgroßen Form, dersich
in der Bildhauerei so augenscheinlich manitestiert
Außerlich sind die Wellenbander Erwin Reiters Markenzeichen
geworden Dieses Element laßt sich so vielrältig anwenden, daß
der Kuristler gar nicht in die Getahr gerät, es als iiMascherr
anwenden zu mussen. um eine ldee zu multiplizieren, Ein Blick
in seine Skizzenbucher zeigt, daß allein schon dieses Stilmerk-
mal die Basis lur ein sehr reiches iiLebenswerkii bilden kann.
Der Kunstler selbst laßt die Vermutung gelten, seine Abstamr
mung aus dem welligen Muhlviertet habe ihm die Allinital zu
Wellenclementen mitgegeben Entscheidend wurde aber die
Entdeckung der Herzdiagrarnme in einer Ordination ilch habe
erkannt. daß die Welle imstande ist. alle unsere psychischen
Zustande 7 soweit wir sie als Graduierung von Erregung ver-
stehen - sichtbar zu machen Der Entschluß, die Welle als
Gestaliungsrnitlel zu erforschen, hat lortan mein Werk
bestimmt lteule bin ich uberzeugt. da?) die bewußt verwendete
Welle rnein Werk von dem aller anderen zeitgenossischen
Arbeiten abhebt und es unverwechselbargepragt hat, Pur mich
ist es ein gesichertes Wissen. daß das Wellenelernent Jenes
Ausdrucksmittel. Jenes Sprachmittel ist, das kosmische Gultig-
keii hat v
KosrniscneGulligkeitqlmWerkeErwin Reitersbeganndie Form
den lr-liall zu pragen Aus den Wellen entstanden nicht nur "Sta-
tuenii, sie wurden immer lebendiger und eines Tages stand ein
iiFlugwcsoiiii da. Reiter hatte nicht den irrealen Ehrgeiz. die
Schweikralt zu uberwinden, auch nicht den, besonders ralli-
nierie neuartige Mobiles anzuteriigen Er wollte die Bewegung
des Menschen.seineGestenurrdGebarden. ineinehdhereWelt
iransconiert 7 und allmahlich beland er sich in einer transzen-
dentcnWeltvolleiGeistwesen Flugweseri.ErigeLAslronaulen.
Bot inrn die Welle alle tormalen Moglichkeiten, so ermoglichen
ihm die lliegenden Wesen jede denkbare inhaltliche Kombina-
tion Neben statischen Monokraten linden wirbewegt tandende
Engel. neben monologisierenden Einzelliguren verbunden
Paare und verknotete Gruppen tn Zeichnungen und Graphik-
zyklen werden die Themen durcnubertegt. variiert Jahrelange
Arbeit hat er in seinen Plan lur den i-Saal der toten Astronautenii
investiert ebensolurdie rlMeflSChflellSlamllleli,dielüldle Plaza
der UNO City gedacht war Es ware schon, wenn diese Kon-
zepte eiiiirial realisiert werden konnten.
Reiter ist voll und ganz Bildhauer Dennoch ist er ebenso als
Zeichner anerkannt Betrachtet man seine Zeichnungen. lallt
zunachst auch hier die Kontinuilat aut. In Tierdarstellungen
wollte der Jungling wohl auch die Umwelt bewältigen, ehe er
sich aul sich selbst bezog. Parallel zu seinem Lebens- und
Selbstgeluhl begann er, die Einzelliguren darzustellen. Paare,
dann Figiirengruppen. die als "Familienri gesehen werden
konnen schließlich die großdimensidnterteh außerirdischen
Wesen Die Dominanz der Plastik kann nicht in Frage gestellt
werden Dennoch uberließ Reiter der Zeichnung eine souver
rane Position, die seine Bildhauerei nicht nur begleitet. sondern
mancheSignalelurspatereSkulpturenvorausschickt. Er schur
sehr wenige irBildhauerzeichnungenii, um sich uber die Drei}
dirnenslorialilat Klarheitzuverschatten oder um einem Auftrage
geber seinen Vorschlag zu verdeutlichen 7 obwohl es einige
solcher Beispiele gibt Fieiter zeichnet drauf los 7 und spater
erkennt rnan. daß sich in Blattern ankundigte, was dann auch in
der Skulptur in Erscheinung trat (Eine Monographie uber seine
Zeichnungen erscheint im Marz im Verlag Widricn in Salzburg)
Hans Widricn
ilMondkircheir, 1983. Chromnickelstahl
iiDragoriri. 1983. Chrumritckelstahl
Erwin Heiter vor seinem Freilichtatelier In Julbach
Ateliervolplatl des Künstlers in Jubach
riHODO-PflSSl-r. 1934. Chromnickelstahl
graute;
59