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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXX (1985 / Heft 201 und 202)

2 B. Denner - J. van Schuppen - F de P. Ferg -__F. W. Tamm 
(Neuzuschreibung) nFamilienbild-n, vor 1725. OllLeinwand, 
1265x1425 cm. Augsburg, Deulsche Barockgalerie - 
lnv. Nr. 12170 
3 B. Denner - J. van Schuppen - Fde P. Ferg - F. W. Tamm, 
wDrei Kinder des Ratsherm Banhold Heinrich Brockesu, vor 
1725. ÖlILeinwand, 110x172 cm. Hamburg. Kunsthalle - 
lnv. Nr. 36 
Putto. ein Motiv, das auf einen 1594 datierten H.- 
Goltzius-Stichzurückgehnsich andererseitsbisweitins 
1B. Jahrhunderthineinverfolgen läßt, zeigt ein Stilieben 
als Mementori mori (Augsburg. Deutsche Barockgaie- 
rie; lnv. Nr. L707; Kat. S. 23f..Abb.41 ;Slgn. 1). Eswurde 
von dem böhmischen Maler Johann Adalbert Anger- 
meyer (1674-1740) geschaffen. 
Eine in jeder Hinsicht andersartige Konstellation zeigt 
sich, wenn wir als zweites Augsburger Gemälde eine 
querformatige Komposition mit dem Kurztitel nFami- 
llenbiidu betrachten (Augsburg. Deutsche Barockgale- 
rie; lnv. Nr. 12.170; ÖlILw.; 126,5 : 142,5 cm; Kat. S. 189 
Abb. 56 als rNorddeutsch ? um 1730-1) (Abb. 2). Um mit 
dem diesem Gemälde zugrundeliegenden Bildpro 
gramm zu beginnen, istdarauf hinzuweisen, daß dieser 
Biidtypus seit dem Ende der Barockmaierei nicht mehr 
bekannt ist. Daßerim 18.Jahrhunderldes öfteren nach- 
weisbar ist, zeigt ein Blick auf ein um 1780181 von 
Johann NepomukdellaCroceU 736 -1819)ausgeführ- 
tes Gemälde (Salzburg, Mozartmuseum). Es ist das 
bekannte Mozart-Famiiienblldnis. Während Vater Leo- 
pold Mozart dem berühmten Geschwisterpaar zuhört, 
18 
das vierhändig musiziert, erscheint über der Familien- 
szene im Louis-SeIze-Rahmen das Bildnis der verstor- 
benen Frau, die Mutter der Kinder. im Gegensatz zu 
dem Mozart-Familienbildnis, wo als dunkler Hinter- 
grund ein schlichter Innenraum erscheint. wurde als 
Ambiente auf dem Augsburger Gruppenporträt eine 
üppige Parklandschaft dargestellt. Man kann mit 
Sicherheit davon ausgehen. daß dieses Motiv vom 
betont großbürgerlichen Auftraggeber gewählt wurde. 
Erst in zweiter Linie, wenn überhaupt. scheinen ikono- 
graphisch die Feigen vSymboi der Fruchtbarkeit. deren 
sichtbarer Ausdruck die Kinderschar ist . . ß im Zusam- 
menhang mit den Weintrauben auf die Bibelsteile des 
Alten Testaments (Prophet Micha 4,4) vorn friedlichen, 
gottbehüteten Leben anzuspieienz. 
Von der Schar ihrer Kinder umgeben, ist auf dem Augs- 
burger Familienbiid als Hauptfigur eine noch jüngere 
WitweausoffensichtiichsehrbegütertemHausedarge- 
stellt. Sie dürfte einer großbürgerlichen Ratsherren- 
oder Partrizierfamilie angehört haben. Die Dame ist von 
ihren vier Kindern, drei Mädchen und einem blondiocki- 
gen Knaben, dem Stammhalter. umgeben. Währenddie 
älteste Tochter rechts sich in der Fiolle einer jungen 
Pomoria gefällt, sind die beiden jüngsten Kinder damit 
beschäftigt. dem Betrachter das von einer Draperie 
umgebene Hochoval-Portrat des verstorbenen Vaters 
als ßBild im Bilden zu präsentieren. Einige sich auf meh- 
rere Details stützenden Einzeibeobachtungen machen 
es äußerst wahrscheinlich, daß als Ausführungson des 
Gemäldes in erster Linie die Hansestadt Hamburg in 
Betracht kommt. Übersehen wurde bisher, daß bei 
intensiver Betrachtung des Augsburger Familienbiid- 
nisses Stiielemente zu beobachten sind. die sich auidie 
holländische Feinmaierei (Adriaen van der Werff oder 
eines Gerrlt Dou) zurückführen lassen. Andererseits ist 
angesichts einer solchen Figurenkomposition eine 
intensive Berührung mitderenglischen Malerei voraus- 
zusetzen. insbesondere mit der von William Hogarth 
gepflegten Gattung der nconversation pleceu. Gruppen- 
bildern, die "zwischen dem Repräsentations- und dem 
Genrebild stehenu (G. Gerkens). Wieder andere Details 
weisen mit aller Deutlichkeit stilistisch darauf hin. daß 
es sich bei dern Augsburger Familienbiid keineswegs 
um die Erfindung eines einzelnen, sondern in Wirklich-
	        
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